Bewertung zu "Gegenlicht: Romi & Nova" von Patrick Wunsch
Kurzmeinung:
Freiheit – was ist das eigentlich? Wie definiert man Moral? Und welchen Stellenwert hat Freundschaft? Lässt sich das überhaupt bemessen? Und wenn ja, woran? Fragen, die der Roman aufwirft – und auf teils melancholische, oftmals philosophische und immer sehr eigene Art beantwortet.
Die Eckdaten:
Inhalt: „März. Zwei Mädchen, junge Frauen vielleicht – eine aus gutem Hause, doch mit zu großer Freiheitsliebe, die andere aus gewöhnlichen Verhältnissen, doch idealistisch – und ein Mann, der gern Künstler wäre, begeben sich auf eine sorgfältig geplante Reise. Zwischen Aufbruch und Rückkehr liegen persönliche Entwicklungen, die über Kreuz verlaufen. So viel sich einerseits den Idealen abgewinnen lässt, so viel richtet andererseits falscher Mut zur falschen Zeit an. Eine Geschichte, die zeigt, warum die essenziellen Lebenskonzepte keine Geschmackssache sind.“ (Klappentext, © by Patrick Wunsch)
Autor: Patrick Wunsch
Verlag: tredition GmbH
Seiten: 432
Persönliche Meinung:
Drei Fremde, eine Reise. Nicht nur im übertragenen Sinn. Romi, die von einem besseren Leben träumt.
Nova, die nichts lieber will, als die Ketten der High Society zu sprengen, die sie so satthat – Romis Gegenlicht.
Und ein Künstler, mit dem die beiden die beiden so grundverschiedenen Mädchen auf eine Reise gehen, die ihnen Antworten liefern soll, dabei aber auch gleichzeitig eine Menge neuer Fragen aufwirft.
Ein ganz persönlicher Pluspunkt: Die poetischen Beschreibungen der Natur erinnern stellenweise an J. R. R. Tolkiens detailverliebten Ausschmückungen über die Peripherien Mittelerdes oder an die Briefe, die Werther seiner Lotten in Johann Wolfang von Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ schreibt. Die Natur als ein Spiegel dessen, was gerade geschieht.
Man liest Wunschs weitreichende Erfahrungen als Lyriker und Songtextschreiber deutlich heraus, was seinem Schreibstil die selbstbewusste Note gibt, die mir persönlich sehr gefällt.
Fazit:
Wer einfache Lektüre sucht, die sich nicht nur hübsch auf dem Nachtschrank macht, sondern Kapitel für Kapitel mit zuckriger Schläfrigkeit lockt, sollte sich lieber nach einem anderen Roman umsehen. „Gegenlicht“ nimmt den Leser mit auf die Reise zur Selbstfindung, über unwegsame Routen, verschlungene Pfade, gar in die eine oder andere Sackgasse mit komplizierter Wendemöglichkeit. Aber sie lohnt sich, denn nicht nur die Charaktere erlangen manch erstaunliche Erkenntnis auf ihrer Reise – auch mir hat sich beim Lesen so manch neue Ansicht offenbart. Über Moral. Über ideologische Ansätze. Über Selbstfindung. Über Freiheit. Und vor allem über Freundschaft.