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eileen_richie

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Alles, was wir geben mussten (ISBN: 9783442736102)

Bewertung zu "Alles, was wir geben mussten" von Kazuo Ishiguro

Alles, was wir geben mussten
eileen_richievor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine krasse Dystopie, deren Verwirklichung (leider) nicht fern scheint
Tief berührend

Dieses Buch ist so unfassbar gut. Genauso wie der dazugehörige Film!

Aber lest selbst, was mir so gut gefallen hat.

Besucht gern auch meinen Blog: eileensbuecherblog.wordpress.com


Meine Meinung:
„Alles, was wir geben mussten“ war mein erster richtiger Erwachsenenroman. Ich habe festgestellt, dass dieses Buch sehr viel mehr, emotional und intellektuell, von mir gefordert hat als die Jugendbücher, die ich sonst so lese. Und das war sehr schön.
Die Geschichte um Kathy, Ruth und Tommy ging mir durch und durch. Sie war erschreckend und bedauernswert und gleichzeitig so schön.
Bevor ich weiter auf die Charaktere und ihre Beziehungen und Handlungen eingehe, muss ich aber dem Autor danken für diese großartige Geschichte. Die Idee ist so realistisch, dass sie einem Angst machen kann. Ich würde nicht darauf wetten, dass dieses schreckliche Szenario niemals in die Wirklichkeit umgesetzt werden würde. Klone zur Organspende. Eine einfache und effektive Lösung. Und so menschenverachtend und grausam.
Die Geschichte kommt weitestgehend ohne Spannung aus. Aber die braucht sie meiner Meinung nach auch nicht. Kathy in ihrem Leben zu begleiten ist so interessant und die Dinge, die zwischen den Zeilen stehen so bewegend, dass man immer weiter lesen will. Bis zum Ende ist einem nicht klar, was hier eigentlich passiert. Und warum.
Ich war froh, dass ich durch den Film bereits grob wusste, worum es überhaupt geht, denn so konnte ich alles viel besser nachvollziehen und war nicht die ganze Zeit verwirrt oder gelangweilt. Im Buch erfährt man natürlich aber noch viel mehr über das „große Geheimnis“, das hinter allem steckt. Es ist schön, am Ende alles so detailliert zu erfahren.
Zur Erzählweise muss ich sagen, dass sie perfekt war, um sich in Kathy hineinversetzen zu können. Man durchlebt mit ihr gemeinsam noch einmal ihr Leben und als Leser versteht man die Dinge meist auch nur aus dem Blickwinkel und mit dem Wissen, das sie selbst zu dem damaligen Zeitpunkt hatte. Man wächst mit ihr auf. Man lernt mit ihr. Man reift mit ihr. Man lebt mit ihr.
Kathy ist ein ganz besonderer Mensch. Sie ist mir so sehr ans Herz gewachsen. Ich habe auf den 350 Seiten mit ihr gelacht, verstanden, geweint und gelitten. Sie ist nicht besonders selbstbewusst oder mutig oder lustig. Und doch ist sie so besonders. Ich habe das Gefühl, sie sieht die Dinge einigermaßen klar, auch wenn sie nie aufhört, an diese „Welt“, in der sie aufgewachsen ist, zu glauben.
Ruth hingegen hat einen alles andere als klaren Blick. Sie ist gemein und selbstsüchtig. Und Kathy bleibt doch immer ihre Freundin, was man mit Selbstlosigkeit oder Dummheit begründen kann. Ich setze auf ersteres. Sie kann verzeihen. Irgendwie kann ich Ruth auch verstehen, obwohl ich sie die meiste Zeit des Buches hätte schlagen können. Aber wie soll sich ein Kind, das unter solchen Umständen aufwächst, auch zu einem klar denkenden und fairen Menschen entwickeln. Deshalb finde ich es umso bemerkenswerter, dass sie sich am Ende ihres Lebens ihre Fehler eingestehen und über ihren eigenen Schatten springen kann, um Kathy und Tommy die Beziehung zu ermöglichen, die sie immer hätten führen sollen.

„[D]ass ich dich und Tommy voneinander ferngehalten habe. […] Das war das Schlimmste, was ich getan habe. […] Ihr beide hättet zusammengehört.“ ~ Ruth, S. 282

Tommy. Oh Tommy. Er ist menschlich und schwach, emotional und intelligent. Und das macht ihn zum allergrößten Opfer dieses Systems. Er hat eine Seele, eine so gute, dass das System ihm wohl das meiste Leid zufügt. Er ergibt sich seinem Schicksal nicht, nimmt die Dinge nicht ungefragt hin, ist kritisch und so liebenswert zu anderen Menschen, dass er selbst ganz auf der Strecke bleibt. Er ist so selbstlos, dass er sich für Ruth entscheidet, ohne sich je wirklich bewusst geworden zu sein, dass er Kathy liebt. Doch er liebt sie. Und sie liebt ihn. Sie sind füreinander gemacht. Sie können einander stützen, sodass das System sie nicht kaputt kriegt. So wie es Ruth kaputt gemacht hat. Und ich bin Ruth so dankbar für die kurze aber wunderschöne Beziehung, die Tommy und Kathy führen konnten.
Ich kann gar nicht all die Details, schöne und schreckliche zugleich, aufzählen, die ich an diesem Buch so lieben gelernt habe. Abgesehen vom Inhalt ist auch das Cover wunderschön.
Doch eine Sache habe ich ganz fest in mein Herz geschlossen: Never let me go von Judy Bridgewater. Auch wenn das Lied nicht real ist, gibt es den extra für den Film komponierten Song, der sich fast komplett mit den Beschreibungen im Buch deckt. Und ich liebe das Lied. Weil es sehr schön klingt, aber vor allem wegen der Bedeutung, die es für Kathy hat.
Und auch Norfolk ist wie für die Hailshamer auch für mich etwas besonderes geworden. Weil es ein so geheimnisvoller Ort ist, aber vor allem weil Tommy und Kathy gemeinsam, nur zu zweit, ganz friedlich, die Judy Bridgewater Kassette dort gefunden haben.

„Eines Tages gehe ich nach Norfolk und finde sie dort“ ~ Tommy, S. 206

Das Ende des Buches ist so schön, so tiefsinnig und doch holt der letzte Satz einen in die eiskalte, grausame, unaufhaltsame Wirklichkeit zurück. Das Buch lässt einen verzaubert und in seinem Glauben an die Menschheit erschüttert zurück.

…“Wir wussten es und wussten es doch nicht“ ~ S. 104 ……………………………………………………. „Aber für uns ist es unser Leben“ ~ S.323

Fazit:
Ein ruhiger aber doch so gewaltiger Roman, der berührt und gleichzeitig verstört. Ein großartiges Werk.


Cover des Buches Die Legenden der Schattenjäger-Akademie (ISBN: 9783401601472)

Bewertung zu "Die Legenden der Schattenjäger-Akademie" von Cassandra Clare

Die Legenden der Schattenjäger-Akademie
eileen_richievor 7 Jahren
Kurzmeinung: Perfekt für alle Fans. Ein schönes Buch, das einen mal wieder in Cassandra Clares Schattenjägerwelt abtauchen lässt.
Gute Unterhaltung für Fans

Als Fan der "Chroniken der Unterwelt"-Reihe hat mir dieses Buch sehr gut gefallen.

Schaut doch gern auch mal auf meinem Blog vorbei: eileensbuecherblog.wordpress.com


Meine Meinung:
Wie alle Cassandra Clare Bücher hat es mir sehr gefallen. Wenngleich ein paar Unstimmigkeiten enthalten waren.
Aber erst einmal zum positiven: Wir erfahren endlich, wie es mit Simon weitergeht und es ist so schön, endlich wieder von ihm zu lesen. Es war wie nach Hause zu kommen, all die bekannten Charaktere „wiederzutreffen“.
Durch den gewohnt leichten Schreibstil ist man super durch die Geschichte durchgekommen. Manchmal hatte ich etwas Schwierigkeiten, mich wieder mental in die Schattenjägerwelt einzufinden, doch das liegt daran, dass City of Heavenly Fire für mich bereits 2 Jahre zurück liegt.
Der Inhalt ist nicht mega spannend, aber eben einfach interessant. Das spannende war für mich war auch eher, wie sich die Charaktere nach dem Ende von CoHF weiterentwickeln. Und das wurde mir zur Genüge geboten.
Inhaltlich waren für mich ein paar Kleinigkeiten nicht ganz logisch. So ist Simons Sinnenswandel von „Ich liebe Isabelle nicht wirklich, der alte Simon tat das“ zu „Ich will Isabelle unbedingt zurück“ doch recht abrupt und nicht nachvollziehbar.
Was ich teilweise etwas übertrieben fand, waren die Parallelen zwischen allen Handlungssträngen. Zuerst einmal sei gesagt, dass ich die Zeitsprünge sehr geliebt habe! Man hat noch von weiteren altbekannten Charakteren lesen können und neue kennengelernt. Und auch Cassandra Clares Einbindung von realen historischen Ereignissen wie den Morden in London im Jahr 1888 war wieder großartig. Allerdings wiederholen einige Dinge sich auf verschiedenen Zeitebenen. So ist Michael Wayland zum Beispiel in seinen Parabatei Robert Lightwood verliebt. Genauso wie es bei Alec und Jace war. Manchmal hat man einfach das Gefühl, die Dinge schon mal gelesen zu haben.
Was aber eins der Highlights des Buchs war, war ganz klar, dass Alec und Magnus nun ein Kind haben. Und dass sie den Kleinen Max genannt haben, ist so süß. Dass die beiden die Möglichkeit haben, eine Familie zu sein, macht mich einfach so glücklich und ich bin darauf gespannt, in den folgenden Büchern Cassandra Clares mehr von den beiden zu lesen. Ich würde sogar liebend gern ein Buch nur über die beiden (bzw. drei) lesen. Ich wünschte, Alec würde unsterblich werden oder Magnus sterblich. Es soll keiner ohne den anderen sein müssen.
Aber auch der Witz kam wie immer nicht zu kurz. Ich konnte des Öfteren herzhaft lachen. Allein schon wegen Magnus. Simon und George als Duo waren ebenfalls perfekt, immer für eine lustige Situation zu haben. Die Benennung der toten Ratten nach Jon Cartwright war grandios.
Das Ende war perfekt. Cassandra Clare hat uns dieses Mal kein perfektes Happy End gegeben, doch das macht das Buch umso emotionaler und realistischer. Dass George sterben musste, hat mir das Herz gebrochen. Ich konnte es nicht glauben. Der gute, liebe George. Er ist mir so sehr ans Herz gewachsen und ich war schon so traurig, dass Simon und er von jetzt an keine Mitbewohner mehr sein würden. Und dann musste er sterben. Dass Simon seinen Namen angenommen hat, hat mir gleich noch einmal das Herz gebrochen. Doch ich war glücklich, dass George im Londoner Institut von nun an mit dem Geist von Jessamine Lovelace sein kann.
It was heartbreaking.

Hier noch ein paar Zitate, die ich sehr mochte:

„Wir sind alle das, wozu uns unsere Vergangenheit gemacht hat. […] Das Resultat aller Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen. Wir können uns zwar ändern, aber niemals völlig auslöschen, was wir einst gewesen sind.“ ~ Catarina Loss, S. 146

„[Z]wei Menschen, die einander lieben, [werden] zu etwas […], das mehr ist als die Summe ihrer Teile.“ ~ Michael Wayland, S. 395

„Glücklich sind diejenigen, die den Namen ihres Herzens kennen, denn ihre Herzen sind nie wahrhaftig verloren. Sie vermögen, ihr Herz immer zurückzurufen.“ ~ Mark Blackthorn, S. 547

„Clary. […] Wo sie hinging, da würde auch er hingehen. Tot oder lebendig. […] Selbst wenn all seine Bemühungen nur darauf hinausliefen, dass am Ende sein toter Körper neben ihrem trieb, würde ihm das schon genügen.“ ~ Simon, S. 627

„Ave atque vale, George Lovelace, Kind der Nephilim. […] Und in Ewigkeit sei gegrüßt und leb wohl, mein Bruder.“ ~ Simon, S. 834

„Der Sinn bestand nicht darin zu versuchen, ewig zu leben, sondern darin, wirklich und wahrhaftig zu leben und alles dafür zu tun, ein gutes Leben zu führen. Der Sinn bestand in den Entscheidungen, die man traf, und in den Menschen, die man liebte.“ ~ Simon, S. 837

Fazit:
Ein schönes Buch mit allem, was man sich als Fan Cassandra Clares Schattenjägerwelt wünscht.

Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen

Cover des Buches Drei Tage Manhattan – Begleitung gesucht (ISBN: 9783833310416)

Bewertung zu "Drei Tage Manhattan – Begleitung gesucht" von Tasmina Perry

Drei Tage Manhattan – Begleitung gesucht
eileen_richievor 7 Jahren
Kurzmeinung: Tolles Buch für die Winter- und Weihnachtszeit. Vergnügen und Herzschmerz garantiert.
wunderschön


Das Buch hat mir sehr gefallen, mehr erfahrt ihr im Folgenden.
Spoiler sind enthalten!
Schaut gern auch auf meinem Blog vorbei: eileensbuecherblog.wordpress.com


Meine Meinung:
Allem voran fand ich das Setting toll. Die verschiedenen Handlungsorte waren perfekt gewählt. Manchmal ist weniger mehr.
Georgias Wohnung und Wohngegend habe ich mir wunderbar vorgestellt, ebenso Wills kleine Wohnung. Das weihnachtliche New York hörte sich sowieso toll an. Und Georgias London und Umgebung war bezaubernd beschrieben. Wobei ich Stapleford im besonderen erwähnen möchte und natürlich Amys und Wills Hütte des Happy Ends!
Die Geschichte an sich war toll. Es wurde nie langweilig. Auch wenn ich in der Mitte beziehungsweise nach ca. drei Viertel des Buchs das Gefühl hatte, jetzt müsste mal etwas passieren. Aber das tat es dann, indem Georgia und Edward Sally nachgefahren sind und sie dann endlich auch zusammenkamen. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass für Georgia und ihre Mutter alles gut wird. Doch dann zerstörte Clarissa, getrieben von bescheuerter Eifersucht und Neid, ihr Leben. Einfach nur traurig. Und auch wenn es natürlich vollkommen nachvollziehbar war, brach es mir das Herz, dass Georgia ihr ganzes Leben lang nicht mehr wirklich glücklich geworden war. Im Nachhinein bekam die Reise nach New York noch so viel mehr Bedeutung und doch einen bitteren Nachgeschmack.
Die Geschichte Georgias Jugend hat mich in ihren Bann gezogen. Sie hat eine großartige Entwicklung durchgemacht, mit all den Schwierigkeiten die sie in so jungem Alter durchmachen musste. Den Verlust des Vaters und ihres Zuhauses haben auch mich als Leser getroffen, aber wie sich aus ihrem Debütantinnensommer, den sie hauptsächlich aus Pflichtgefühl mitmachte, eine so große Liebe entwickelte, war wunderschön zu lesen. Ihr gemeinsamer letzter Abend mit Edward auf dem Dach und in der Dachkammer waren natürlich der Höhepunkt des ganzen.
Trotzdem ich Georgias Geschichte interessanter als Amys fand, hat mich doch auch der Ausgang ihrer Geschichte interessiert. Dieser Daniel war von Anfang an ein Arsch, obwohl ich zugeben muss, dass auch ich ihm so wie Amy verziehen habe. Ich dachte, er meinte es ernst. Selbst noch als Amy den Blazer in seinem Schrank gefunden hat. Doch letzten Endes bin ich froh, dass sie ihn los ist. Und es freut mich, dass sie wohl eine Zukunft mit Will haben wird. Obwohl ich kurz verwirrt war, weil ich dachte, dieser sei viel älter. Aber ich glaube, er ist sehr gut für sie.
Das Ende war genau richtig. Für Amy habe ich mich natürlich gefreut, dass sich alles zum Guten gewendet hat. Und auch wenn Georgia sterben wird, kann sie das nun mit Gewissheit tun. Die Fragen, die sie über 50 Jahre lang gequält haben, wurden beantwortet. Ich denke, so kann sie ihre letzte Zeit noch gut nutzen.
Und trotzdem ich mit dem Ende zufrieden war, Christophers Besuch und sein Geschenk haben mir dann doch noch ein paar Tränen in die Augen getrieben, blieben doch Fragen offen. Ich hätte nur zu gern gewusst, woran Georgia erkrankt war und wie viel Zeit sie noch haben würde. Und auch ob Clarissa noch Einsicht gezeigt hat, hätte ich gern erfahren.
Doch mit diesen offenen Fragen kann ich leben.
Und auch den Schreibstil der Autorin fand ich gut, eben locker leicht zu lesen.


Meine Bewertung:
4 von 5 Sternen


Fazit:
Ein leichtes, aber schönes Buch mit einer süßen und herzschmerzenden Geschichte. Perfekt für die Feiertage.

Cover des Buches Ein ganzes halbes Jahr (ISBN: 9783499266720)

Bewertung zu "Ein ganzes halbes Jahr" von Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
eileen_richievor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ich liebe dieses Buch!!! Es ist so unaufgeregt und unglaublich und berührend.
Lest es!


Ich liebe dieses Buch!!! Ich möchte gern meine Gedanken und Gefühle dazu teilen.
In der Rezension sind Spoiler enthalten.
Schaut gern auch auf meinem Blog vorbei: eileensbuecherblog.wordpress.com


Meine Meinung:
Bevor ich auf die Geschichte eingehe, die mich emotional so mitgenommen hat, möchte ich zunächst den Schreibstil der Autorin loben! Das Buch ließ sich so flüssig und angenehm leicht lesen. Dabei war es aber keineswegs öde, sondern hat viele Gefühle vermittelt und den Leser in den Bann der Geschichte gezogen.
Alle Nebencharaktere waren perfekt gewählt und mit all ihren unterschiedlichen Problemen waren ihre Art und ihre Taten nachvollziehbar. Auch wenn sie manchmal schwer auszuhalten waren, waren sie doch immer auf die eine oder andere Art gerechtfertigt.
Wills Mutter war oft unausstehlich, doch letztendlich konnte man nur Mitleid mit ihr und Respekt vor ihr haben. Sie ist wohl der Charakter in diesem Buch, der in der schwersten Lebenssituation ist. Ein Mann, der sie betrügt, ein Sohn, der sich umbringen möchte und eine Tochter, die sie für ihre schweren Herzens getroffene Entscheidung, ihren Sohn in dieser Entscheidung zu unterstützen, hasst.
Will war für mich ein sehr starker Charakter, auch wenn Lou das erst ein bisschen aus ihm herauskitzeln musste. Er ist witzig, charmant, hat eine großartige Menschenkenntniss und ist sehr mutig.
Und Lou war einfach toll. So eine einfache und durchschnittliche Person, aber eben auch nicht! Sie ist großzügig, tut so viel für ihre Familie, ist unvoreingenommen anderen Menschen gegenüber und verurteilt sie nicht vorschnell. Will hat es ihr alles andere als leicht gemacht und doch hat sie die Kraft gefunden darüber zu stehen und so viel für ihn zu tun, ob dem er gar nicht wusste, dass er es braucht.
Und Nathan mochte ich sehr gern. Er ist sehr wichtig für Will und im Laufe des Buchs auch für Lou. Und letztendlich trägt er so viel für die Entwicklung zwischen Will und Louisa bei.
Die Beziehung, die die beiden miteinander aufbauen ist so schön. Schwierig, sehr sehr schwierig. Doch die richtigen Menschen haben sich getroffen. Sie brauchten sich. Lou konnte Will einen Teil seiner Lebensqualität zurückgeben und ich glaube wirklich, dass sie ihn glücklich machen konnte. Und Will war der Mensch, der sie erst dazu bringen konnte, aus sich rauszukommen und über das Leben nachzudenken. Ich glaube wirklich, dass er etwas in ihr verändert hat.
Ich fand es so wunderschön, wie sich dieses zarte Band zwischen ihnen entwickelt hat. Aus reiner Arbeit wurde dieses Verhältnis zu Freundschaft und zu Liebe. Und trotzdem diese Liebe Will nicht dazu bringen konnte, weiterzuleben, bin ich doch überzeugt davon, dass er sie empfunden hat. Und etwas besseres konnte ihm nicht geschehen, als so aus dieser Welt zu gehen.
Doch für Louisa war es natürlich umso schwieriger. Endlich hatte sie jemanden gefunden, den sie wirklich liebte und den sie brauchte. Und dieser Jemand war nicht dazu bestimmt, an ihrer Seite bleiben zu können. Für mich war es ebenso hart dies zu akzeptieren und doch konnte ich Will so sehr verstehen. Ich glaube auch, dass seine Entscheidung ihm letztendlich nicht mehr so leicht fiel wie noch 6 Monate zuvor. Und doch mussten Louisa und ich akzeptieren, dass es die einzig mögliche Entscheidung für ihn war. Ein selbstbestimmter Tod. Den hatte er verdient.
Diese Abschlussszene war herzzerreißend und ich musste in diesem Moment an all die Dinge denken, die diese ganz besondere Verbindung zwischen Will und Louisa ausmachten. Wie er sie liebevoll Clark nannte. Wie sie sich erniedrigt fühlte und er nur versuchte, sie wach zu rütteln und zu verhindern, dass sie ‚leidet, weil sie ihn gekannt hat‘. Wie er so ignorant schien und doch so aufmerksam war und ihr zum Geburtstag Ringelstrumpfhosen schenkte. Wie er sie zum Leben anstiftete und sie sich ein Tattoo stechen ließen. Wie er sie enttäuschte obwohl das nie in seiner Absicht lag. Wie sie ihn rasierte und die Behinderung schon nach kurzer Zeit zur Nebensache wurde. Wie eine Nacht im Labyrinth alles veränderte. Und wie sie das Leben des anderen so sehr bereicherten, nur durch ihr Zusammensein.
Diese zarte und doch so gewaltige Liebesgeschichte lehrt den Leser so viel: „Genieße einfach das Leben. Lebe einfach.“ Und manchmal bedeutet Leben eben auch, dass man sich dazu entscheidet, zu sterben. Und die Akzeptanz dessen ist so viel schwerer als der Entschluss selbst.
Und auch wenn ich es teilweise widerwillig tue, weil ich den Gedanken daran von mir wegschieben möchte, sage ich hier noch etwas zu der Fortsetzung „Ein ganz neues Leben“: Ich möchte das nicht lesen. Am Ende von „Ein ganzes halbes Jahr“ war für mich alles perfekt. Will hatte sie nach Paris geschickt und ihr ermöglicht, ihr Studium aufzunehmen. Er hat sie innerlich so verändert, dass sie all das erreichen konnte, was sie wollte und was er sich so für sie gewünscht hatte. Ich konnte all das vor meinem inneren Auge sehen, als sie im Marquis saß und seinen Brief las. Es war das perfekte offene Ende.
Und dann kam die Leseprobe zur Fortsetzung. Und all meine Vorstellungen und Wünsche wurden darin zunichte gemacht. Sie war genau das Gegenteil von dem, was sie hätte werden sollen. Und sie war wütend auf Will. Ich bin mir nach dem Ende des ersten Buchs einfach so sicher, dass sie akzeptiert hat und diese Wut hinter sich lassen konnte. Und sie hat sich in der Fortsetzung sogar von ihrer Familie abgewendet! Ich konnte es kaum glauben.
Und das möchte ich nicht lesen. Ich möchte nicht lesen, wie sich ihr Leben nach Wills Tod in ein schwarzes Loch verwandelt hat. Und auch nicht, wie sich dann „eine Verbindung zu Will auftut, von der niemand geahnt hat“ und dass sie dadurch neue Hoffnung schöpft.
Ich möchte meine Vorstellung behalten, dass sie natürlich sehr traurig ist, aber dass sie ihr Leben lebt und ihre Träume verwirklicht. Denn das hat Will ihr in diesem ganzen halben Jahr beigebracht. Und sie ist stark. Sie kann das.


Meine Bewertung:
5 von 5 Sternen


Fazit:
Ein herzergreifendes Buch, das verstehen lässt und Lebensmut gibt.

Cover des Buches Spinner (ISBN: 9783257243840)

Bewertung zu "Spinner" von Benedict Wells

Spinner
eileen_richievor 7 Jahren
Kurzmeinung: interessant, witzig, schockierend und wachrüttelnd
Ein Buch, das einen versteht, mit einem Protagonisten, der verstanden werden will.


Ich habe zu Weihnachten dieses Buch bekommen, das mich aufgrund des Themas sehr interessiert hat. Ich war mir aber nicht sicher, wie es mir gefallen würde.
Was ich an dem Buch mochte und was nicht, erfahrt ihr im Folgenden.
Spoiler sind enthalten.


Schaut gern auch auf meinem Blog vorbei: eileensbuecherblog.wordpress.com


Meine Meinung:

Wie schon in der Einleitung erwähnt, hat mich das Thema wahnsinnig interessiert. Ich selbst habe letztes Jahr Abitur gemacht und kenne daher diese Phase, in der man keinen Plan hat, was man mit seinem Leben anfangen soll. Deshalb war ich auch so gespannt auf das Buch, ich hatte das Gefühl es könnte 'Leidensgenossen' helfen.
Bevor ich aber auf Charaktere und Geschichte genauer eingehen werde, möchte ich an diese Stelle den tollen Schreibstil des Autors erwähnen! Die 315 Seiten lasen sich super flüssig und angenehm leicht. Durch die direkte Anrede des Lesers („Ich weiß nicht, ob mich jemand versteht.“), die hier und da eingestreut wurde, war man einfach in dem Buch drin und wurde zum Nachdenken und Mitdenken angeregt. Das hat mir sehr gut gefallen und hat viel zum Lesegefühl beigetragen.
Die Charaktere, die Benedikt erschaffen hat, waren toll. Sie waren nicht die typischen Helden, die fehlerlos sind oder einem bestimmten Klischee entsprechen Sie waren echt. Echte Menschen, wie man sie auch in der echten Welt finden kann. Menschliche Charaktere mit all ihren Abgründen.
Mit Jesper hatte ich oft Mitleid, manchmal aber auch nicht. Denn er war an seinem Schicksal auch selbst schuld. Und auch gegenüber seinen Freunden war er ziemlich unfair. Trotzdem mochte ich ihn. Ich konnte seine Unsicherheit nachvollziehen und seine hier und da eingestreuten witzigen Bemerkungen fand ich klasse. Herzlich gelacht habe ich bei dem Bericht, wie seine Katze Whiskey Suizid beging.
Gustav war einfach ein guter Mensch, hier und da hatte er seine Fehler, aber ihr war so froh, dass Jesper ihn als Freund hat. Ohne ihn wäre es wohl schon vor Monaten mit ihm zu ende gegangen.
Frank war natürlich ein ganz anderer Charakter zwischen dem Depressiven und dem Extremen. Das ewige schüchterne Muttersöhnchen, das sich versteckt. Doch ich mochte ihn umso mehr, als er endlich aus sich rauskam und glücklich wurde.
Die Geschichte war auch interessant. Es gab keinen großen Spannungsbogen, aber diesen brauchte dieses Buch auch nicht. Viel kann ich also auch gar nicht dazu sagen. Gut fand ich den Werdegang des „Leidensgenossen“. Dieses Projekt loszulassen hatte eine große Bedeutung. Er ließ damit endlich dieses schreckliche Jahr hinter sich und begründete einen Neuanfang. Aber es brauchte diese Phase wohl einfach in seinem Leben, denn dieses Buch zu schreiben, war wohl die beste Therapie für ihn.
Borns Tod tat mir sehr leid für Jesper. Aber ich bin auch froh, dass er diesmal wohl ganz gut mit dem Tod umgehen kann. Die Wahrheit über seinen Vater hat mich schockiert und ich hätte zu gern noch erfahren, was in seinem Abschiedsbrief stand.
Was mich am Ende etwas enttäuschte war, dass viele Erlebnisse im Buch offenbar nur Halluzinationen waren. Irgendwie fühlte ich mich veräppelt. Aber eigentlich ist das auch ganz gut so, denn dies waren wirklich keine schönen und sehr beängstigenden Erlebnisse.
Alles in allem bin ich von der Entwicklung des Protagonisten überzeugt, sie war wirklich glaubhaft und ich freue mich einfach für Jesper, auch wenn das natürlich erst der Anfang eines langen „Genesungsweges“ ist. Und ich hoffe für ihn, dass es mit Hannah klappt. Und natürlich, dass er zusammen mit Frank eine tolle WG in Gustavs Wohnung gründet. Ich denke das wird ihm gut tun und Berlin hat von ihm auf jeden Fall noch eine Chance verdient.


Zitate:
„Die Nacht ist keine Zeit. Die Nacht ist ein Ort!“ ~ Gustav, S. 33


„[I]ch konnte [den Tod] doch gar nicht bezahlen, denn er kostete das Leben, und davon hatte ich noch viel zu wenig.“ ~ S. 127/128


„Mir […] stand alles offen, doch ich nutzte es nicht.“ ~ S. 145


„Ich will keine Entscheidungen mehr treffen, ich hab das so satt.“ ~ Jesper, S. 167


„Es ist immer besser, etwas zu bereuen, was man getan hat, als etwas, was man nicht getan hat...“ ~ Born, S. 234


„Wichtig war nur, dass ich mich den Dingen wieder stellte, egal, was aus mir werden würde.“ ~ S. 316


Fazit:
Ein interessantes Buch mit „echten“ Charakteren. Flüssig zu lesen und für alle zu empfehlen, die gerade in einer ähnlichen Lebenssituation sind wie der Protagonist.



Danke fürs Lesen!!!

Cover des Buches Seelen (ISBN: 9783551310361)

Bewertung zu "Seelen" von Stephenie Meyer

Seelen
eileen_richievor 8 Jahren
Cover des Buches Obsidian - Schattendunkel (ISBN: 9783551315199)

Bewertung zu "Obsidian - Schattendunkel" von Jennifer L. Armentrout

Obsidian - Schattendunkel
eileen_richievor 8 Jahren
Cover des Buches The Infernal Devices (ISBN: 9781481416825)

Bewertung zu "The Infernal Devices" von Cassandra Clare

The Infernal Devices
eileen_richievor 8 Jahren
Cover des Buches Chroniken der Unterwelt (ISBN: 9783401508740)

Bewertung zu "Chroniken der Unterwelt" von Cassandra Clare

Chroniken der Unterwelt
eileen_richievor 8 Jahren
Cover des Buches Der Sommer der silbernen Wellen (ISBN: 9783841421388)

Bewertung zu "Der Sommer der silbernen Wellen" von Amanda Howells

Der Sommer der silbernen Wellen
eileen_richievor 8 Jahren

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