Die Geschichte ist biografisch und erzählt von dem alkohol-und drogenabhängigem Autor, der in der Silvesternacht 2006 nach einem Heroin und Alkoholexzess ins Koma fällt, konsekutives Organversagen, er ist klinisch tot. Schonungslos ehrlich erzählt Reinhard von seinem Leben, dem Kampf gegen die Abhängigkeit, ablehnenden Ärzte, Suchtdruck, Rückfällen und einer Ehefrau, die ihm bewundernswert zur Seite steht.
Beim Lesen hat man das Gefühl, der Protagonist sitzt einem gegenüber und erzählt, oft sehr schön bildlich dargestellt, manchmal aber auch etwas langatmig von seinem Leben. In den ersten Jahren erscheinen die Begebenheiten in den Therapien und Pflegeheimen manchmal anstrengend zu lesen, weil immer wieder das Gleiche passiert, viel schlafen, Menschen die kommen und gehen und langweilige , immer gleiche Tagesabläufe. Aber so wird es eben gewesen sein.
Die Story an sich ist wirklich beeindruckend. Der gefühllose Umgang der Ärzte, die trotz hippokratischem Eid der Meinung sind, ein Drogensüchtiger sei selber Schuld, dass er hier in solch desolatem Zustand liegt und man solle die Geräte lieber abstellen. Schnell wird er als hoffnungsloser Fall auf eine Pflegestation abgeschoben. Gut beschrieben werden seine Gefühle, als er sich abgeschoben fühlt, zum Warten verurteilt, ohne zu wissen worauf, vielleicht auf den Tod. Er erzählt von dem immer wiederkehrenden Suchtdruck, seinem Rückfall, den Gedanken, als er sich, praktisch zur Belohnung, einen Flachmann gönnte, der Reaktion seine Ehefrau. Sehr schön beschrieben, seine Erkenntnisse und Einsichten, als er kurz darauf erneut Drogen besorgt, doch der Kick bleibt aus. Zitate von Brecht: Drogen sind die Krücken der Seele und der späte Glaube an Gott mit passenden Psalmen, bereichern die Geschichte zusätzlich.
Ich finde, diese mutige Geschichte durchaus lesenswert und würde sie jedem ans Herz legen. Dieses Buch gibt großartige Einblicke in das Leben und Denken eines Abhängigen. Schade, dass es nur so wenige Drogenabhängige schaffen clean zu werden. Vor Reinhard kann ich nur den Hut ziehen.