eulenmatzs avatar

eulenmatz

  • Mitglied seit 21.09.2015
  • 43 Freund*innen
  • 1.164 Bücher
  • 721 Rezensionen
  • 1.114 Bewertungen (Ø 3,88)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne282
  • 4 Sterne512
  • 3 Sterne245
  • 2 Sterne50
  • 1 Stern25
Sortieren:
Cover des Buches Lichtungen (ISBN: 9783608987706)

Bewertung zu "Lichtungen" von Iris Wolff

Lichtungen
eulenmatzvor 12 Stunden
Freundschaft

MEINUNG:

Nach Die Unschärfe der Welt, welches mir schon gut gefallen hatte, ist Lichtungen nun der neue Roman von Iris Wolff. Ich war sehr gespannt auf die Geschichte und vor allem auf die Freundschaft zwischen Lev und Keto.

Für diese Geschichte braucht man etwas Konzentration, denn sie ist rückwärts erzählt. Die Kapitel laufen auch rückwärts, wodurch sich einige Dinge es rückwirkend erschließen. Lev und Kato verbindet eine lange Freundschaft. Es war interessant zu lesen, wie sch die Freundschaft eigentlich entwickelt hat und natürlich stellt sich immer wieder die Frage, ob da nicht auch mehr ist. Ich habe es allerdings nicht als Liebesgeschichte empfunden. Ihrer beider Leben hat in Rumänien zusammen begonnen und trennt sich dann aber mit der Öffnung der europäischen Grenze und des Falls der Mauer. Die Geschichte ist aus der Sicht von Lev geschrieben, dadurch lernt man Kato nur aus der Außenwahrnehmung kennen. So blieb ich ihr gegenüber etwas distanzierter.  Kato wirkt im Gegensatz zu Lev, der sehr heimatverbunden ist und bleibt eher wie eine rastlose Person und ein Freigeist. Handlungsmäßig passiert nicht so viel, so dass ich oft längere Pausen eingelegt habe, dennoch überzeugt mich immer wieder Iris Wolffs poetische Sprache und die wirklich oft gut formulierten Sätze.

FAZIT:

Lichtungen ist kein Buch für zwischendurch. Man braucht allein für die rückwärts erzählte Geschichte schon die vollste Konzentration. Ich habe es oft nur etappenweise gelesen, weil es jetzt auch nicht den klassischen Sog hatte. Empfehlenswerter wäre aber, da einfach dran zu bleiben, denn die Sprach von Iris Wolff kann mich immer wieder überzeugen. Ich kann mir vorstellen, dass ich das Buch irgendwann nochmal lesen und es dann nochmal anders wahrnehmen werde.

Cover des Buches The Idea of You (ISBN: 9783757700928)

Bewertung zu "The Idea of You" von Robinne Lee

The Idea of You
eulenmatzvor 3 Tagen
Kurzmeinung: So schmerzhaft schön
So schmerzhaft schön

MEINUNG:

The Idea of You ist bereits 2020 unter den Namen Als du mich sahst erschienen. Ich wurde auf das Buch durch Zufall aufmerksam als ich den Trailer zu dem bald, gleichnamig erscheinenden Film mit Anne Hathaway und Nicolas Galitzine (meiner Meinung nach die besten Besetzungen) gesehen habe.

Die Geschichte ist schnell erzählt und eigentlich auch nichts Neues, dennoch hat mich die Geschichte total für sich eingenommen ab den ersten Seiten. Die Amerikanerin mit französischer Abstammung Solène Marchand verliebt sich in Brite Hayes Campbell. Eigentlich ganz einfach, wäre da nicht der große Altersunterschied zwischen den beiden, denn Hayes ist 20 Jahre alte und Solène schon fast 40 und hat eine 12-jährige Tochter, die Hayes anhimmelt, denn Hayes ist Mitglied einer international gefeierten britischen Boyband namens August Moon. Beide lernen sich auf einem Konzert kennen, zudem Solène ihre Tochter begleitet. 

Von Anfang an ist klar, dass diese Liebe eigentlich nicht für die Ewigkeit sein kann. Solène macht das Hayes immer wieder klar. Ich habe sie auch immer sehr klar und erwachsen empfunden, aber natürlich fällt es ihr sehr schwer, vor allem als mehr als nur körperliche Zuneigung wird. Vor allem Hayes hat immer ernste Absichten gehabt. Den reinen Altersunterschied habe ich noch nicht einmal als das größte Problem gesehen im Gegensatz zu Solène. Das größere Problem ist die Berühmtheit von Hayes und das Leben, dass sich für Solène damit radikal ändert und das tut auch ihren Job, ihr soziales Umfeld und vor allem ihre Tochter mit einschließen. Die Autorin zeigt sehr gut auf, wie das Leben an der Seite einer sehr berühmten Person aussehen kann und dabei hat sie noch in meinen Augen vergleichsweise harmlose Konsequenzen aufgezeigt. Auf jeden Fall sind auch die Hass-Nachrichten in Social Media ein Thema und wie schnell vermeintliche Fans, in die privaten Bereiche eindringen. Ich habe mit den beiden von den ersten Seiten mitgefiebert, besonders mit Soléne, was auch daran liegt, dass die Geschichte aus ihrer Sicht geschrieben ist. Hayes Sicht hätte mich definitiv auch noch interessiert. Ich habe ein bisschen Angst vor dem Ende gehabt, aber das von der Autorin gewählte bittersüße Ende war das einzig realistische und es passt auch zu Solènes Verhalten in der ganzen Geschichte.

FAZIT:

The Idea of You ist eine der schönsten und leidenschaftlichsten Liebesgeschichten, die je gelesen habe. Ich habe das Buch förmlich inhaliert und mit Solène und Hayes mitgefiebert und mitgelitten. Das bittersüße Ende lässt mich darauf hoffen, dass es hier eventuell nochmal einen zweiten Teil geben wird.

Cover des Buches Nichts in den Pflanzen (ISBN: 9783753000879)

Bewertung zu "Nichts in den Pflanzen" von Nora Haddada

Nichts in den Pflanzen
eulenmatzvor 4 Tagen
Gutes Debüt

MEINUNG:

Mich hat Nichts in den Pflanzen angesprochen, weil es von allerliebsten Ecco Verlag ist und auch gerne Debüt von jungen, deutschen Autorin mag.

Bei der Protagonistin Leila war immer hin und her gerissen. Sie ist die klassische Anti-Heldin. Ich fand sie einerseits einfach unfreiwillig komisch, aber auch ziemlich verhaltensauffällig. Ich konnte mich nur schwer in ihre Welt und Rolle reinversetzen, denn die ganze Künstlerwelt in Berlin ist nicht meine Szene. Eigentlich hat sie es mit mir schon relativ schnell verscherzt, da scheinbar ein Tier (eine Katze) durch ihr Zutun zu Tode gekommen ist. Sie ist auch eine Person, die ihr Leben einfach nicht auf die Reihe bekommt, nicht mal die Fliegensituation in ihrer Wohnung. Anstatt an ihrem Drehbuch zu schreiben, geht sie lieber feiern und hat zweifelhafte sexuelle Beziehungen und Bekanntschaften. Ein bisschen erinnert mich das Buch an die Romane von Kathrin Weßling.

Es wird allerdings auch deutlich, dass der Markt der Filmindustrie hart umkämpft ist, aber Leila tut wenig dafür, um dabei zu bleiben. Es gibt eine interessante Szene bzw. Dialog mit einer anderen Drehbuchschreiberin, die durch und durch mal ehrlich und klar ist, was man auch am Schreibstil der Autorin merkte. Leila scheint von sich doch aber recht überzeugt zu sein. Sprachlich ist die Geschichte herausragend geschrieben. Ich mochte auch, dass sie die Künstlerszene ein bisschen auf die Schippe nimmt und alle nur L. oder A. heißen, um ihre Austauschbarkeit darzustellen. Das Ende fand ich befriedigend und nachvollziehbar.

FAZIT:

Um in Nichts in den Pflanzen reinzukommen, habe ich etwas gebraucht. Anti-Heldin Leila macht es mir nicht einfach, sie zu mögen. Es hat ein bisschen gebraucht bis sie zumindest ein bisschen unterhaltsam fand. Ihr Welt wird die meine sein. Insgesamt ist es trotzdem ein gutes Debüt.

Cover des Buches Erschlagt die Armen! (ISBN: 9783894018207)

Bewertung zu "Erschlagt die Armen!" von Shumona Sinha

Erschlagt die Armen!
eulenmatzvor 5 Tagen
Cover des Buches Bad Summer People (ISBN: 9783570105351)

Bewertung zu "Bad Summer People" von Emma Rosenblum

Bad Summer People
eulenmatzvor 5 Tagen
Reich und Schön auf Fire Island

MEINUNG:

Ich muss zugeben, dass mich bei Bad Summer People wirklich das Cover angesprochen hat und danach der Klappentext. Ich liebe einfach diese Geschichten der Reichen und Schönen weißen US-Amerikaner der Ostküste, die ihre Ferien in den Hamptons und Co. verbringen.

In dieser Geschichte befinden wir uns zwar nicht direkt in den Hamptons, aber ganz dicht dabei und zwar auf Fire Island, eine Barriereinsel, die zu Long Island gehört. Einige Personen kommen hier das ganze Jahr hin und Jen Weinstein und Lauren Parker und ihre Familien kommen nur im Sommer.  Ihre beiden Männer kennen sich seit der Jugend, Sie führen beide klassischen Ehen, sprich er verdient das Geld und sie vergnügen sich z.B. mit Tennis.  Die Ehen der beiden laufen nicht so gut und es gibt das eine oder andere Geheimnis, was sie zu verbergen versuchen.

Die Geschichte wird aus vielen wechselnden Perspektiven geschrieben, so dass man einen ziemlich guten Eindruck von allen bekommt. Es wirkt so als ob die Autorin wirklich richtig tief in die Klischeekiste greift, denn vieles ist genau so, wie man es sich vorstellt und noch viel schlimmer. Das wichtigste ist der äußere Schein und der muss um jeden Preis erhalten bleiben. Ich mochte es, dass sie uns Leserschaft aber nicht Dunkeln tappen lässt und uns in viele Geheimnisse bereits frühzeitig einweiht, so dass man auch das Verhalten der handelnden Personen versteht. Spannend ist der Umgang mit solchen Dramen und Geheimnissen, denn am Ende wird dann doch wieder alles unter den Teppich gekehrt. Das mag schockieren, aber ich auch das kann ich mir im realen Leben wirklich vorstellen.

So richtig sympathisch fand ich keine der Personen wirklich, aber es einfach der Spaß an der Unterhaltung, die sie bieten. Vielen von ihnen sind Lügner, Egoisten und durch und durch toxisch. Man lernt die Charaktere gerade genug kennen, aber viel mehr geht es um die Dynamiken und Spannungen zwischen ihnen. Ich glaube, man muss darauf ein wenig einlassen, ansonsten wird man über diese Personen vermutlich nur verärgert und genervt sein, die viele, die das Buch lesen werden, leben nicht in dieser Welt. Ein Fehlverhalten setzt eine ganze Reihe an Folgeereignissen in Gang. Fire Island ist auch so ein kleiner Ort und alle zerreißen sich sehr schnell den Mund und ganz schnell sind vermeintliche Geheimnisse auch keine Geheimnisse mehr. Es hat mir gefallen, wie die Autorin die im Klappentext erwähnte Leiche und das Versprechen dazu langsam erarbeitet, so dass am Ende ein komplettes Bild entsteht. 

FAZIT:

Bad Summer People ist der ideale Sommerroman, für alle die gerne Roman aus der amerikanischen High Society lesen und sich im Sommer einfach mal mit in dem Hamptons nehmen lassen wollen, um in diesen unterhaltsame Geschichte abzutauchen. Mich hat es ein bisschen an die Trilogie The Summer I turned pretty von Jenny Han erinnert, nur in Erwachsen. 

Cover des Buches Der ehrliche Finder (ISBN: 9783103975642)

Bewertung zu "Der ehrliche Finder" von Lize Spit

Der ehrliche Finder
eulenmatzvor 10 Tagen
Freundschaft

MEINUNG:

Lize Spit ist eine Autorin, die ich schon länger gerne lese. Es schmilzt hat bei mir noch immer ein wirklich langen und nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Der ehrliche Finder ist eine Art Auftragsarbeit für den belgischen Buchhandel und wurde gratis verteilt bei jedem Buchkauf. 

Tristan flüchtet mit seiner Familie und den vielen Geschwistern aus dem Kosovo nach Belgien. Die Familie hat eine lange Odyssee hinter sich und ist froh in Bovenmeer angekommen zu sein. Auch Jimmy freut sich sehr, denn Tristan sitzt von nun an neben ihm in der Schule und er hat endlich einen Freund. Die Freundschaft beginnt zu wachsen bis eine Entscheidung von außen alles in Frage stellt und von beiden viel abverlangt.

Ich empfand Jimmy als fast schon besessen von Tristan. Ein Stück weit ist das natürlich sicher seinem Alter geschuldet, aber ich empfand ihn auch als relativ einsam. Er hat wenig Freunde, scheint irgendwie sonderbar und die Eltern wirken auch sehr abwesend in seinem Leben. Man erfährt, dass der Vater die Familie verlassen hat und die Mutter darüber nicht gut hinweg gekommen ist und depressiv wirkt.  Tristan hat vor allem das, was sich Jimmy sehr wünscht - ein große Familie, die Liebe und Geborgenheit bietet. Auch das ist ein Punkt, von er sich angezogen fühlt. Es ist deutlich spürbar, dass Tristan und Jimmy nicht aus völlig verschiedenen Ländern kommen, sondern auch verschiedenen Kulturen. Tristan, der Krieg und Gewalt erlebt hat, legt auf ganz andere Dinge wert als Jimmy, dessen größte Leidenschaft das Sammeln von sogenannten Flippos, was kleine Scheiben mit Sammelbildern sind, aus Chipstüten sind. 

Irgendwie hatte ich schon im Gespür, dass die besagte Entscheidung am Ende für eine der beiden Seiten kein gutes Ende finden wird. Ich mochte es, dass Lize Spit hier relativ sachlich eine Geschichte bietet, ohne dabei in Bewertungen oder Klischees abzudriften. Im Nachwort sagt die Autorin, dass zu Tristans Familie ein reales Vorbild gab und dass es für die Familie gut ausgegangen ist.

FAZIT:

Die Autorin gibt hier auf wenigen Seiten in Der ehrliche Finder ein Gefühl, wie es ist als geflüchtete Person fernab des eigenen Heimatlands, in einem fremden Land anzukommen und dass der Krieg trotzdem aus den Köpfen nicht verschwindet. Ich kann mir das Buch gut als Schullektüre vorstellen, denn es bietet viel Stoff in komprimierter Form um aktuelle Themen wie Flucht und Migration zu diskutieren und erörtern.

Cover des Buches Hildur – Die Spur im Fjord (ISBN: 9783453428171)

Bewertung zu "Hildur – Die Spur im Fjord" von Satu Rämö

Hildur – Die Spur im Fjord
eulenmatzvor 13 Tagen
Spannung aus dem Norden

MEINUNG:

Satu Rämö ist eine Autorin finnischer Herkunft, die aber nun aus Island lebt und nun eine neue isländische Krimireihe über die Ermittlerin Hildur Runarsdottir (Nachnamen sind Island eher unwichtig) geschrieben hat. Es werden weitere Bände folgen. Natürlich war ich hier gleich wieder dabei, da ich spannende Literatur aus dem hohen Norden immer gerne lese und nie genug davon bekommen kann.

Das Buch beginnt gemächlich. Es werden zunächst mal alle Charaktere vorgestellt. Da ist allen voran Hildur, die sportsüchtig ist und ihre fast ihre gesamte Familie verloren hat. In ihrer Vergangenheit sind ihre beiden Schwestern verschwunden und wurden bis heute nicht gefunden. Diese Geschichte hängt ihr sehr nach und sie bildet auch eine gewisse Rahmenhandlung, denn es ergeben sich ein paar neue Spuren. Der Fall in diesem Teil ist abgeschlossen, aber bzgl. der ungeklärten Fragen zu ihren Schwestern geht in nächsten Band weiter. Dann ist da noch der Finne Jakob, der zu ihrer Unterstützung kommt. Wo Hildur den Sport hat, strickt Jakob zu jeder Gelegenheit, was ich sehr amüsant fand. Die Autorin schafft es generell, dass ich mich hier in der Geschichte wohl gefühlt habe. Sie hat auch viele typische Sachen für Island immer mal wieder erklärt, was mir gut gefallen hat, denn viele LeserInnen werden mit der isländischen Kultur nicht allzu vertraut sein. Interessant fand ich auch, dass die meisten Leute in den dünn besiedelten Gebieten mehrere Jobs haben und wie sich das Leben in solchen Gebieten, wie den Westfjorden, wo die Bücher spielen, gestaltet.

Für meinen Geschmack hat sich der Fall relativ langsam entwickelt. Es gibt mehrere Morde, aber eine so richtige Spur ergibt sich erst im letztern Drittel, wo dann auch die Spannung ordentlich anzieht. Mir fehlte es aber an so kleinere Zwischenschritten, die einen gewissen Spannungsbogen aufgebaut hätten. Die Auflösung hat mir dann allerdings gut gefallen. Es fällt aber in die typische Auflösung, dass man da hätte nie drauf kommen können, weil der Täter/ die Täterin erstmal lange keine Rolle im Buch spielt.

FAZIT:

Hildur - Die Spur im Fjord ist ein solider Auftakt einer isländischen Kriminal Reihe, den ich gerne gelesen habe. Für meinen Geschmack dürfte es noch ein bisschen mehr Ermittlungsarbeit sein. Ich kann mir vorstellen auch den nächsten Band zu lesen, der jetzt im April auch schon erscheint.

Cover des Buches Demon Copperhead (ISBN: 9783423283960)

Bewertung zu "Demon Copperhead" von Barbara Kingsolver

Demon Copperhead
eulenmatzvor 14 Tagen
Eine amerikanische Kindheit

MEINUNG:

Demon Copperhead der eigentlich Damon Fields heißt hat keine einfachen Startbedingungen ins Leben. Seine abhängige Teenager-Mutter bringt ihn im Trailer zur Welt. Für Demon bedeutet dies gleich ein Entzug. Sein Vater ist vor der Geburt verstorben. Als seine Mutter in eine Entzugsklinik muss, wird Demon in die erste Pflegefamilie geschickt - zu einem älteren Farmer, der eigentlich nur billige Arbeitskräfte sucht. Dort erfährt Demon körperliche Gewalt und sonstige Entbehrungen. Gefühlt bekommt er nie genug zu Essen. An vielen solcher Stellen, habe ich mein eigenes Leben wirklich zu schätzen gewusst. Es ist ein Privileg, dass man jeden Tag genug zu essen, einen Platz zum Schlafen und Bildung genießen kann. Privilegien, die Demon einfach nicht dauerhaft hat, dennoch verliert er auf der ganzen Strecke seinen (Galgen-)Humor und auch seinen Überlebenswille nicht. Es ist bewundernswert, wie die Autorin, die sich nicht mal annähernd in Demons Alter befindet den Roman aus seiner Sicht schreibt.

Das Buch lässt sich flüssig lesen und wir verfolgen Demons Leben zwischen 10 und ca. 18 Jahren. Ich habe ein bisschen gebraucht, um rein zu kommen. Die Erzählweise ist angenehm, aber auch sehr detailreich. Die ersten zwei Drittel des Buches empfand ich als relativ ausschweifend. Allerdings entwickeln sich in der Zeit auch die ganzen Beziehungen, die Demon auch in den Jahren später noch hat ud da sind viele Personen, die es gut mit ihm meinen. Ich hatte erwartet, dass das Buch mir und Demon noch viel mehr abverlangen, aber Demons Art hat es einem leichter gemacht hoffnungsvoll für ihn zu bleiben und er findet auch in der letzten Pflegefamilie endlich ein gutes Zuhause. Dazu kommt, dass er sich sogar eine Footballkarriere aufbauen kann. Wenn sich ein bisschen mit amerikanischer Kultur auskennt, dann weiß man, wie wichtig so eine Karriere sein kann. Sie kann vielen Jungs dazu verhelfen der Armut zu entfliehen. Allerdings gibt es auch immer eine Schattenseite und ein unglücklicher Unfall kann diese Karriere schnell beenden.

Das letzte Drittel beschäftigt sich mit der Opioid Krise in der USA, wozu auch das gefährliche Fentanyl und Oxycontin zählen. Vor allem letzteres wurde in den USA als Schmerzmittel, z.B. nach Unfällen verschrieben. Allerdings wurde verheimlicht, dass es abhängig macht. Im Jahr 2020 sollen 90.000 Personen in den USA an einer Überdosis gestorben. Diesen realen Fakt verarbeitet Barbara Kingsolver auch in ihrem Buch. Die vielen Drogentoten führen u.a. dazu, dass viele Kinder, wie auch Demon, ohne Eltern aufwachsen mussten und auch selbst in die Fänge geraten sind. Für mich war das der spannendste und dramatischste Part, denn natürlich wollte ich mein Happy End für Demon. Ob er das bekommt müsst ihr selbst lesen. :)

FAZIT:

Demon Copperhead ist wohl der amerikanische Roman des Jahres. Wenn man sich ein bisschen mit amerikanische Kultur und aktuellerer Geschichte auskennt, dann kann dies hier sehr gut nachvollziehen. Für mich ist der Pulitzer Preis verdient, aber für meinen Geschmack hätten es in den ersten zwei Dritteln auch gerne 200 Seiten weniger sein dürfen. Demons Geschichte wird mir aber definitiv in Erinnerung bleiben.

Cover des Buches Leuchtfeuer (ISBN: 9783446279353)

Bewertung zu "Leuchtfeuer" von Dani Shapiro

Leuchtfeuer
eulenmatzvor 17 Tagen
Schicksal und Heilung

MEINUNG:

Mich hat bei Leuchtfeuer gleich das Cover angesprochen, ohne dass ich überhaupt den Inhalt kannte. Ich liebe Bücher in einfach Geheimnisse, diese zu entdecken und zu lesen wie ein Ereignis über das Schicksal und die Leben von vielen Personen entscheidet.

Ein bisschen habe ich bei dem Klappentext erwartet, dass man besagtes Geheimnis eigentlich erst später erfährt, weil es einfach oft so üblich ist. Dem ist aber nicht so und man erfährt besagtes Geheimnis schon auf den ersten Seiten und der Klappentext verrät es auch schon zum Teil, denn es hängt mit dem Unfall zusammen. Zunächst hat mich das etwas enttäuscht und es hat mich auch nach Beenden des Buches etwas enttäuscht, da ich einfach auf die Spannung gewartet habe. Nach ein paar Gesprächen mit anderen Personen hat sich mein Eindruck aber etwas korrigiert, weil der Fokus in diesem Buch nicht das Geheimnis und deren Entschlüsselung ist, sondern was es mit den Protagonisten gemacht hat. Es handelt sich also um ein offenes Geheimnis, welches vor allem das Leben von Sarah und Theo und auch deren Erwachsen werden nachträglich und gravierend verändert hat. Beide haben enorme Probleme in ihrem Leben, die sie irgendwie versuchen in den Griff zu bekommen. Am besten damit umgehen konnten in meinen Augen noch Ben und Mimi, ihre Eltern. Ben habe ich als starken und gleichzeitig liebenswerten Charakter empfunden, der wie ein Kapitän ist und das Familienschiff versucht durch die Unwägbarkeiten des Lebens zu lenken.

Wirklich berührend ist die Geschichte von Waldo. Waldo wohnt mit seinen Eltern gegenüber von Sarahs und Theos Eltern, Ben und Mimi. Waldos Schicksal ist eng mit Ben verbunden. Ich mochte es, dass die Autorin die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven aller Charaktere geschrieben hat, auch aus der von Waldos Eltern. Waldos Verhältnis zu seinem Vater, Shenkman, ist ziemlich schwierig, weil Waldo anders ist und sein Vater damit einfach nicht klar kommt. Mich hat es geschmerzt, dass Waldo das natürlich gespürt hat und auch aus der Sicht von Shenkman erfährt man, dass er sich dessen sehr bewusst ist, aber da auch nicht heraus kommt. Ich finde die Autorin hat sehr eindrücklich geschildert, wie sich deren Beziehung dann entwickelt, als Waldo älter wird - nämlich eine nur sehr geringe emotionale Bindung zwischen den beiden. Die Autorin springt manchmal durch die Zeiten und greift ein bisschen was vorweg, was mich in Waldos Fall sehr froh gestimmt hat. Umso schöner ist die Beziehung, die sich zu Ben entwickelt, denn hier findet Waldo endlich jemanden, der ihn so sieht wie er ist. 

Durch die vielen Bilder von Sternen, löst sich einen gewissen Zauber aus, der zum Titel Leuchtfeuer passt. Für mich schaffen vor allem amerikanische AutorInnen eine solche Atmosphäre darzustellen, was man mögen muss. Motive wie Schicksal, die Kraft von Liebe und Familie, die auch zur Heilung führen kann sind dabei wichtige Themen, die auch hier verwendet werden.

FAZIT:

Leuchtfeuer ist eine Geschichte von Verlusten, aber auch von Heilung und Hoffnung, dass sich trotz einige Schicksalsschläge alles zum Guten wenden kann. Es braucht nur Personen, die an einen glauben. Meine Erwartungen an das Buch waren ein bisschen anders, aber auch auf mich konnte der Zauber der Geschichte am Ende noch wirken.

Cover des Buches Krummes Holz (ISBN: 9783608966091)

Bewertung zu "Krummes Holz" von Julja Linhof

Krummes Holz
eulenmatzvor 22 Tagen
Highlight - sprachlich herausragend

MEINUNG:

Krummes Holz ist mir schon vor ein paar Monaten in den Vorschauen aufgefallen und nachdem ich so begeistert von Alina Herbings Tiere, vor denen man Angst haben muss gelesen hatte, erschien mir dieses Buch als ideale und vergleichbare Literatur.

Krummes Holz ist eine Gegend in der Mitte Deutschlands, im ländlichen Südwestfalen. Dort der heruntergewirtschaftete Gutshof von Jirkas Familie. Nun kehrt er nach 5 Jahren dahin zurück. Wir befinden uns im Sommer 1987 und das spürt man auch. Die Autorin gibt immer wieder Hinweis auf die Zeit. Jirka hat eine ältere Schwester, Malene. Jirkas Rückkehr löst bei Malene keine Freundenstürme aus, sondern eher das Gegenteil. Zwischen den beiden Geschwistern gibt es so viel aufgestaute Emotionen und auch Wut, was ich nachvollziehen konnte. Ich habe so oft gedacht, dass sie doch einfach nur miteinander zu reden bräuchten, aber das ist einfach nicht so einfach. Schweigen bis es eh weh tun steht auch so im Text. 

Nach und Nach erfährt man zwischen dem herausragenden poetischen Schreibstil, was so in der Kindheit der beiden passiert ist und das ist nicht ohne. Jirka und seine Schwester müssen durch den Vater körperlich Misshandlungen und Züchtigungen ertragen. Ihre Mutter verstirbt früh und sie bleiben mit dem Vater und der Großmutter zurück. Auch von dieser gibt keinerlei Nähe und Geborgenheit. Ich habe oft gedacht, dass es für Jirka wohl das Beste war, auf dem Internat zu sein. Malene, auch wenn vier Jahre älter, musste zurück bleiben und musste vieles weiterhin ertragen. Malene Wut würde ich daher als im Stichlassen deuten. Mir Jirkas Rückkehr gibt es einen Punkt, nämlich die Abwesenheit des Vaters, die zunächst nicht erklärt wird. Die Autorin verwebt sehr geschickt Gegenwart und Vergangenheit. Beim Lesen erfordert es etwas größere Konzentration, aber ich mochte es, wie es alles miteinander verschwimmt und wie Jirka auch so langsam das Erinnern wieder einsetzt. Lobend ist auch die Atmosphäre auf dem Hof zu erwähnen. Ich habe förmlich gespürt, wie die Sonne mir auf die Haut scheint und auch das Haus konnte ich mir sehr gut vorstellen.

FAZIT:

Krummes Holz hat mich sofort begeistert. Ich mochte diese raue, ländliche Atmosphäre, die im krassen Gegensatz zu den sensiblen Charakteren Jirka, Madlen und Leander stehen, die so viel ertragen mussten. Vor allem die Sprache der Autorin konnte mich begeistern. Für mich ein Highlight!

Über mich

Lieblingsgenres

Krimis und Thriller, Fantasy, Science-Fiction, Jugendbücher, Liebesromane, Literatur, Unterhaltung

Mitgliedschaft

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks