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evaczyk

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Cover des Buches Der Glukose-Masterplan (ISBN: 9783965844230)

Bewertung zu "Der Glukose-Masterplan" von Matthias Riedl

Der Glukose-Masterplan
evaczykvor 18 Stunden
Ohne Zucker gesünder leben

Ernährungsmediziner Matthias Reidl arbeitet sich jetzt schon seit Jahren als Autor an den Themen Gesundheit und Ernährung ab, ob allein oder mit anderen Expertinnen. So auch in "Der Glukose-Masterplan". Aus anderen Büchern ist das Thema Zucker/Zuckervermeidung im Zusammenhang mit dem Fettstoffwechsel, Lebergesundheit usw schon mehrfach aufgetaucht, hier ist nun ein ganzes Buch dem Thema Glukose gewidmet.

Reidl setzt dabei wieder auf die bewährte Mischung: Erst einmal die Zusammenhänge erklären in einem theoretischen Teil, der auch für Laien verständlich ist und erläutert, warum die Sache mit dem Zuckerkonsum so heikel sein kann, vor allem für die meist ja nicht mehr körperlich hart arbeitenden Menschen der modernen Gesellschaft. 

Das Buch ist nicht nur geeignet für Menschen, die sich bereits mit Diabetes als Folge eines falschen Ernährungsverhaltens herumärgern müssen, sondern auch für alle, die gar nicht erst diesen Weg einschlagen wollen. Dabei kann Prädiabetes schon vorhanden sein, lange bevor körperliche Beschwerden auftreten.

Der Masterplan setzt nicht auf starre Verbote, sondern insbesondere auf Weichenstellungen und umsetzbare Verhaltensänderungen. Der anschließende Rezeptteil steht dafür, dass zuckerarme bzw -freie Ernährung nicht langweilig sein muss. Mit den alltagstauglichen Rezepten und Schritt für Schritt dürfte es möglich sein, sich Woche für Woche dem Ziel einer gesünderen Ernährung zu nähern, ohne das Gefühl zu haben, sich zu quälen und zu kasteien.


Cover des Buches Todesblues (ISBN: 9783257300987)

Bewertung zu "Todesblues" von Valerie Wilson Wesley

Todesblues
evaczykvor 18 Stunden
Ein Fall, bei dem jeder verliert

Newark könnte man wohl als die Stiefschwester New Yorks bezeichnen - die meisten Besucher kennen nur den Flughafen und fahren von dort direkt nach Manhattan. Newark ist glanzloser, unspektakulärer und in Valerie Wilson Wesleys  Roman "Todesblues" düster und mit einem Erbe der Gewalt, das vor allem für die afroamerikanische Bevölkerung seit der Zeit der Rassenunruhen in unguter Erinnerung ist.

Bei dem Buch handelt es sich um eine Wiederauflage, ursprünglich hat Wesley ihren Roman wohl in den 90-ern geschrieben. Doch beim Lesen wird klar: Die Themen von Black Lives Matter, die Herausforderungen und Risiken für junge Schwarze Männer waren auch damals schon aktuell, Tamara Hayle, Ex-Polizistin, Privatdetektivin und alleinerziehende Mutter eines Teenager-Sohnes, nimmt ihren neuen Fall nur zögernd an. Eine ältere Frau will wissen, wer ihren Sohn ermordet hat. Für die Polizei hat der Fall keine hohe Priorität gehabt, vermutet sie. Denn Shawn war ein Drogendealer und Waffenschieber, einer, den außer seiner Mutter kaum jemand vermissen dürfte, einer, dessen Leben ein gewaltsames Ende gewissermaßen vorgezeichnet hat. 

Bei ihren Ermittlungen stellt Tamara fest, dass Shawn zwei Söhne hat - den 13jährigen Rayshawn, dessen Mutter selbst ein ziemliches Gewaltproblem hat, und ein Baby von Gina, einer "schwarzen Prinzessin", deren Vater als Polizist  eine beachtliche Karriere hinter sich hat und der den Liebhaber seiner Tochter strikt abgelehnt hat. Mit Rayshawn hatte sie sogar schon vor der Übernahme des Falls zu tun - der Junge versuchte, sie mit vorgehaltener Pistole auszurauben. Ein weiterer schwarzer Teenager, dessen Weg vorgezeichnet scheint?

Je tiefer Tamara in den Fall einsteigt, desto unangenehmere Wahrheiten findet sie über alle Beteiligten heraus, allen voran Shawn. Und sie kann eine Eskalation nicht verhindern, an deren Ende es nur Verlierer geben wird, Insofern hat "Todesblues" ein bißchen etwas von einer griechischen Tragödie an sich und der titelgebende Blues zieht sich von der düsteren und teils hoffnungslosen Stimmung her durch das ganze Buch. 

"Todesblues" ist ein durchaus sozialkritischer Kriminalroman, in dem es auch um institutionellen Rassismus, Vernachlässigung sozialer Probleme  und toxische Männlichkeit geht. Dabei wird dem Alltag der Privatdetektivin zwischen prekärem Berufsalltag und der Herausforderung, ihren Sohn alleine großzuziehen, viel Platz eingeräumt. "Todesblues" ist auch eine Bestandaufnahme einer Gesellschaft, in der die Chancen ungleich verteilt sind und Perspektivlosigkeit zu schlechten Entscheidungen führt.

Cover des Buches Martha und die Ihren (ISBN: 9783257072730)

Bewertung zu "Martha und die Ihren" von Lukas Hartmann

Martha und die Ihren
evaczykvor 18 Stunden
Armut prägt - Familiengeschichte und Aufstiegskampf

Mit "Martha und die Ihren" hat der Schweizer Autor Lukas Hartmann sowohl eine autofiktionale Familiengeschichte geschrieben als auch ein Zeit- und Gesellschaftsbild vom frühen 20. Jahrhundert bis in die 1960-er Jahre gezeichnet. Inspiriert durch die Geschichte seiner Großmutter Martha schildert er den Lebensweg einer Frau, die als Achtjährige das Auseinanderbrechen ihrer Familie und das fremdbestimmte Leben als Verdingkind erlebte und sich mit Härte und Ehrgeiz aus extremer Armut in bescheidenen Wohlstand durchkämpfte.

Der Tod des Vaters lässt Marthas Familie völlig mittellos zurück. Ein soziales Netz in unserem heutigen Sinne gibt es nicht. Da die Mutter außerstande ist, ihre sechs Kinder zu ernähren, verteilt die Gemeinde sie getrennt an Pflegefamilien, in denen sie für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen. Martha befindet sich in ihrer neuen "Familie" buchstäblich am Ende der sozialen Leiter, ist diejenige, die als Letzte etwas zu essen bekommt - und  dann meist nur spärliche Reste.

Das Mädchen ist intelligent und ehrgeizig, eigentlich erfüllt sie alle Voraussetzungen für die höhere Schule - aber für ein Verdingkind ist das ein unmöglicher Traum. Dass sie in der Strickfabrik der nahen Stadt Arbeit findet, ist für die 16-jährige schon ein Aufstieg - denn die Fabrik gilt als verhältnismäßig anständig im Umgang mit den Arbeiterinnen. 

Eine frühe Ehe ist zunächst vernunftbetont, später durchaus von Liebe geprägt, doch das Schicksal von Marthas Mutter scheint sich zu wiederholen: Als junge Frau ist Martha Witwe mit zwei kleinen Kindern. Mit eiserner Entschlossenheit kämpft sie sich durch - doch die Härte gegen sich selbst zeigt sie auch ihren beiden Söhnen. Vor allem der ältere wird früh in die Verantwortung genommen und verinnerlicht den Ehrgeiz, den Aufstieg unbedingt zu schaffen.

Vielleicht liegt es an den Entbehrungen und Härten - Gefühle und liebevoller Umgang haben in dieser Familie kaum Platz. Es werden Marthas Enkel sein, die, in bescheidenem Wohlstand aufgewachsen, von einem Leben träumen, dass nicht nur aus Arbeit und Geldverdienen besteht. 

"Martha und die Ihren" überzeugt vor allem im ersten Teil über Marthas Jugend und die frühen Jahre ihrer Ehe. Je mehr Familienmitglieder die Handlung prägen, desto blasser werden die Figuren, desto blasser und allgemeiner wird auch Martha. Die Familiendynamik bleibt relativ allgemein, vielleicht auch wegen des autobiographischen Hintergrundes. Deshalb hat das Buch für mich in der zweiten Hälfte nicht mehr die Qualität des ersten Teils. Nichtsdestotrotz ein faszinierendes Bild einer gar nicht so guten alten Zeit.


Cover des Buches Marconi und der tote Krabbenfischer (ISBN: 9783499012259)

Bewertung zu "Marconi und der tote Krabbenfischer" von Daniele Palu

Marconi und der tote Krabbenfischer
evaczykvor einem Tag
Münchner Kommissar erlebt Kulturclash an der Nordsee

 Viele Urlauber kommen wegen der Weite der Landschaft, dem Blick zum Horizont, wegen frischer Brise und Watt an die Nordsee - und St Peter Ording mit seinem breiten Strand ist für viele ein Sehnsuchtsort. Nichts so für Massimo Marconi, bislang Kriminalhauptkommissar in München, der italienischsten aller deutschen Großstädte und dort durchaus zufrieden. Nun muss der überzeugte Single sein Leben beruflich wie privat gründlich umkrempeln und obendrein Vaterpflichten übernehmen: In "Marconi und der tote Krabbenfischer" von Daniele Palu können die Leser*innen den Kulturschock plus Mordermittlung mitverfolgen.

Marconis Stimmung zu Beginn des Buches ist ähnlich grautrüb wie der Himmel über der Nordsee: Nach dem plötzlichen Tod seines verwitweten Bruders soll er sich um die plötzlich verwaisten Kinder, Klara und Stefano, kümmern. Da sich die Brüder vor Jahren zerstritten haben, hat er keinerlei Verbindung zu den beiden, in seinem eigenen Leben spielte das Thema Familienplanung eh keine Rolle. Entsprechend groß ist die Überforderung auf beiden Seiten.

Auch beruflich sieht sich der ehrgeizige Kommissar plötzlich in einer ungewollten Situation: Um die Kinder nicht nach dem Tod der Eltern auch noch aus der  gewohnten Umgebung zu reißen, wechselte er in die Position des Dienststellenleiters des kleinen Polizeirevier. Von der Kripo zurück in den Dienst in Uniform an einem verregneten Ort, wo sich die Polizisten die Zeit mit falsch geparkten Touristenautos und dem gelegentlichen Taschendiebstahl in der Saison vertreiben müssen, so sieht es Marconi. Und dann dieses Geduze im hohen Norden, ungefragt und unerwünscht! Zwischen Schafen, Deich und Dauerregen wächst die Sehnsucht ins alte Leben ins Unermessliche.

Doch von wegen, in Nordfriesland  ist nichts los: Marconi ist kaum da, da gibt es schon die erste Leiche: Krabbenfischer Kalle liegt am Eidersperrwerk tot auf seinem Schiff, mit einer Harpune in der Brust. Fast lebt Marconi auf, doch die Kompetenzen sind streng geregelt: Die Schutzpolizei darf den Tatort absichern und Zeugen sortieren, für die Ermittlungen sind die Kollegen von der Kripo zuständig. Zum anfänglichen Entsetzen seiner Untergebenen denkt Marconi aber gar nicht daran, sich an diese Regel zu halten und startet eigene Ermittlungen.

 "Marconi und der tote Krabbenfischer" ist ganz offensichtlich der Auftakt einer Serie, denn es bleiben Fragen für die Zukunft offen und so nimmt sich der Autor viel Zeit, die Protagonisten mit ihren großen und kleinen Macken vorzustellen und Marconis Kultur-clash unter den Fischköppen auszuspielen. Das Buch ist flüssig geschrieben, die Charaktere sind liebenswert und die kulturellen Unterschiede zwischen Süd und Nord werden mit einem Augenzwinkerns ausgespielt.

Mit Umwelt- und Klimabewegung als Teil des Plots hat dieser Cozy-Krimi auch einige aktuelle Bezüge. Bei der Annäherung Marconis an Klara und Stefano spielt neben der einen oder anderen dramatischen Entwicklung auch seine italienisch-norddeutsche Fusionsküche wie "Spaghetti Krabbonara" eine Rolle. Am Ende des Buches gibt es einen kleinen Rezeptteil zum Nachkochen.

Wird sich Marconi an die Mentalität der Norddeutschen gewöhnen und den Charme blökender Schafe und weiter Landschaft entdecken? Klappt die Doppelbelastung zwischen Beruf und Familie, die Millionen von Frauen zwar tagtäglich wuppen, die für Männer aber anscheinend too much ist? Ich vermute, spätestens im kommenden Jahr werden wir mehr erfahren. Marconi plus Anhang sind jedenfalls eine nette Bereicherung des ja nicht gerade schmalen Repertoires von Küstenkrimis.

Cover des Buches Das Fenster zur Welt (ISBN: 9783608966060)

Bewertung zu "Das Fenster zur Welt" von Sarah Winman

Das Fenster zur Welt
evaczykvor 4 Tagen
Poetischer Wohlfühlroman

 Mit "Das Fenster zur Welt" hat Sarah Winman einen poetischen Wohlfühlroman mit märchenhaften Elementen geschrieben, in dessen Mittelpunkt Liebe und Freundschaft stehen - die Gefühle für andere Menschen ebenso wie die Liebe zu Kunst und Literatur, eingebettet in die Schönheit von Florenz und der Toskana. Hier ist es auch, wo sich in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs die 64 Jahre alte Kunsthistorikerin Evelyn und der junge britische Soldat Ulysses treffen und der aus dem Londoner East End stammende Ulysses zum ersten Mal Zugang zur Kunst der Renaissance erfährt.

Die Handlung folgt den beiden, die durch soziale Herkunft ganz unterschiedlichen Welten angehören. Evelyn, die Kunst und Frauen liebt, gerät dabei zunächst ein bißchen in den Hintergrund, während sich der Fokus auf Ulysses Welt in Hackney richtet - der Pub, in dem er ein Auskommen findet, seine Frau Peg, die sich während Ulysses Abwesenheit in einen amerikanischen Soldaten verliebt hat, von ihm ein Kind bekommen hat und irgendwie eine verlorene Seele ist, der alte Cress, irgendwie die gute Seele des Viertels, ein Mann, der mit Bäumen spricht, der cholerische Pubwirt Col und seine geistig behinderte Tochter, der Musiker Pete, der ein bißchen Boheme in die Kneipe bringt. Nicht zu vergessen Claude, der Papagei, des Shakespeare zitiert und ein eigenes Bewusstsein hat.

Ein unerwartete Erbschaft bringt Ulysses zurück nach Florenz - und er geht nicht alleine, sondern wird begleitet von Cress, Claude und der "Kleinen", Pegs mittlerweile acht Jahre alter Tochter. Peg, von der er längst geschieden ist, hat ihm die Vormundschaft über die kleine Alys hinterlassen, die künstlerisch talentiert und eine alte Seele in kindlicher Gestalt ist.

Zwischen London und Florenz spielt die Handlung, wobei nicht immer so viel passiert als vielmehr harmoniert. Freundschaften werden geschlossen, die Verbindung zur Vergangenheit gepflegt, zugleich spiegelt mit den vergehenden Jahren der Roman auch den Kulturwandel wider, von Beatnik-Zeit bis Anti-Vietnamkrieg-Bewegung. Es wird Jahrzehnte dauern, bis Ulysses und Evelyn sich wiedersehen werden, auch wenn sie sich oft nur knapp verpasst haben. "Das Fenster zur Welt" ist auch ein Appell für Toleranz, Menschen so zu nehmen, wie sie sind und verschiedenen Arten von Liebe das gleiche Verständnis entgegenzubringen.

Ist das mitunter allzu rosarot gezeichnet und ein bißchen kitschig? Möglicherweise, aber es passt zu diesem Buch, dass ein bißchen wie eine heiße Schokolade mit Sahne ist, versöhnend und tröstend mit einer Welt, die meist nicht so ist wie im Roman.


Cover des Buches Ein nicht ganz koscherer Fall (ISBN: 9783492507745)

Bewertung zu "Ein nicht ganz koscherer Fall" von Ellie Brauer

Ein nicht ganz koscherer Fall
evaczykvor 5 Tagen
Toter am Strand und urlaubsreife Kommissarin

Ein Urlaubskrimi aus Israel - das hat mich erst mal interessiert an Ellie Brauers "Ein nicht ganz koscherer Fall" um die urlaubsreife und herbstbluesgebeutelte Münchner Kommissarin Olivia Pfeiffer. Da trifft es sich ja gut, dass sie als Verbindungsbeamtin nach Israel geschickt wird, um die dortigen Kollegen nach dem Fund eines toten Deutschen, der an den Strand geschwemmt worden ist, zu unterstützen. Leider kann der attraktive italienische Kollege aus München nicht mitkommen, aber der israelische Kollege Micki Cohen ist auch ausgesprochen ansehnlich. Zeit zum Flirten ist aber eigentlich nicht: Jom Kippur steht vor der Tür, der höchste jüdische Feiertag - und da steht in Israel erst mal alles still. Tägliches Schwimmen im Mittelmeer schließt das für Olivia aber nicht aus.

Die Suche nach dem Motiv ist zunächst ebenso schwierig wie Antworten auf die Frage, was der Mann in Israel gemacht hat, denn seine Spur verliert sich kurz nach der Ankunft. Auch die ballistischen Untersuchungsergebnisse werfen Rätsel auf. Könnte ein lange zurückliegendes Familiengeheimnis der Schlüssel zur Lösung sein?

Brauer verbindet einen durchaus ernsten Hintergrund mit cozy-Tönen, es soll eben ein Urlaubskrimi sein. Zum Zeitpunkt des Schreibens konnte sie schließlich nicht ahnen, dass ein gute Laune Cozy aus Israel beim Erscheinen im März 2024 nicht mehr so ganz der neuen Wirklichkeit seit dem 7. Oktober entspricht.

Insgesamt habe ich mir mit diesem Buch aber eher schwer getan, denn es erschien mir denn doch sehr unglaubwürdig, dass eine deutsche Polizeibeamtin über Tage nach Israel geschickt wird, um dort Ermittlungen zu unterstützen, wenn noch nicht einmal deutsche Zeugen oder Verdächtige ins Spiel kommen. Um Ermittlungsergebnisse auszutauschen, gibt es dank Datenaustausch und Internet schnellere, effizientere und preiswertere Möglichkeiten.

Auch die Art, wie die tolpatschige, nicht sonderlich smarte und in den italienischen Kollegen vernarrte Verwaltungsangestellte Bea gezeichnet wird - erstens ist es völlig unglaubwürdig, dass eine Tippse mal eben an Ermittlungen teilnimmt und die ihr erteilten Arbeitsaufträge völlig ignorieren kann, und zweitens ist die Gleichsetzung dick gleich blöd wirklich übelstes Bodyshaming, auf das die Autorin auch gut hätte verzichten können. Auch dass Olivia Pfeiffer ebenfalls vor allem daran interessiert zu sein scheint, mal wieder eine starke männliche Schulter zum anlehnen zu haben, lässt mich mit den feministischen Zähnen knirschen. Das sind für mich Ärgernisse, die das Lesevergnügen wirklich trüben, auch wenn ich die Auflösung des Falles interessant fand.

Cover des Buches 100 geniale Tricks für eine gesunde Ernährung (ISBN: 9783833892158)

Bewertung zu "100 geniale Tricks für eine gesunde Ernährung" von Matthias Riedl

100 geniale Tricks für eine gesunde Ernährung
evaczykvor 5 Tagen
Alltagshacks für eine gesunde Ernährung

 "100 geniale Tricks für eine gesunde Ernährung" von dem Ernährungsmediziner Matthias Riedl ist ein Buch, das ich allen empfehlen würde, die zwar eigentlich ihr Ernährungsverhalten ändern wollen (oder vielleicht sogar guten Grund haben, das zu tun), aber beim Gedanken an eine komplette Ernährungsumstellung (noch) überfordert sind. Denn die Tricks - begleitetet mit Beispielrezepten und ein paar Fitnessübungen - sind Alltagshack, die als Stellschrauben für ein besseres Ernährungsverhalten genutzt werden können. Es müssen ja nicht gleich sämtliche 100 Vorschläge in die Tat umgesetzt werden, aber nach und nach wird dann vielleicht auch Lust und Interesse geweckt. Vor allem, da der einzelne Trick ja gar nicht schwer ist, oder?

Vieles dürfte allgemein bekannt sein - ausreichend trinken, ausreichend bewegen, Verzicht auf Zuckerhaltiges und Vorsicht bei zu viel Kohlehydraten. Fokus auf pflanzliche und eher vollwertige Ernährung. Proteine, die durchaus auch von Hülsenfrüchten stammen können. Kräuter und Gewürze, die den Stoffwechsel anregen und das Immunsystem stärken können. Ein paar Rezepte sind geeignet, denen, die mit Gemüse fremdeln, "gesundes" Naschen schmackhaft zu machen - ob Brownies mit Bohnen oder Mousse au Chocolat mit Avocado.

Wenn man sich schon länger mit dem Thema gesunde Ernährung befasst hat, sind die Prinzipien der Hacks sicherlich bekannt - aber ich persönlich lese immer wieder gerne vertiefend und finde in der Regel auch neue Rezepte oder unterschiedliche Schwerpunkte. Wer sich dagegen noch an das Thema herantastet, findet gewissermaßen ein niederschwelliges Angebot mit leichter und schrittweiser Umsetzbarkeit.

Cover des Buches Mord auf der Kreuzfahrt (ISBN: 9783608986969)

Bewertung zu "Mord auf der Kreuzfahrt" von Nicholas Blake

Mord auf der Kreuzfahrt
evaczykvor 6 Tagen
Bildungsreise mit Leiche

"Mord auf der Kreuzfahrt" von Nicholas Blake wirkt wie eine Zeitreise in eine Gesellschaft, die es so nicht mehr gibt und in der die britische upper class, abgesehen von den lästigen Ausländern an Bord - Deutsche mit Rucksäcken, Franzosen, die im Salon plappernde Rudelbildung betreiben und Italiener, die jeder gutaussehenden Frau schöne Augen machen - noch unter sich auf Reisen ist. Kein Wunder: das Buch wurde erstmals in den 1950-er Jahren veröffentlicht, und die anderen moralischen Standards jener Zeit schimmern durch, egal ob es um Homosexualität oder die skandalöse Frage gibt, ob ein Paar womöglich in Sünde, also unverheiratet zusammenlebt. Wobei das erotischen Eskapaden, die allerdings nicht detailgenau ausgebreitet werden, offensichtlich nicht im Wege steht.

Aber getrennte Kabinen für Meisterdetektiv Nigel Strangeways und seine Freundin, die Bildhauerin Clare Massinger sind auf der Reise Anstandspflicht. Getrennt schlafen, aber gemeinsam ermitteln und über die lieben Mitreisenden lästern, das ist hier die Regel. Überhaupt wird, ehe der Fall um eine verschwundene Passagierin an Fahrt aufnimmt, nach Herzenslust getratscht - auch ein Kreuzfahrtschiff ist irgendwie nur ein Dorf! Und die Passagiere zwischen Bildungsreise und Vergnügungslust entstammen einem Personen-Potpourri, das auch in einem Agatha-Christie-Roman nicht unpassend wäre, von der Femme fatale über den patenten Bischof und seine Frau, verwöhnte Internatszöglinge mit entsprechendem public school Akzent, der selbst beim Lesen hörbar zu sein scheint und einem exzentrischen Kind sowie einer Wissenschaftsfehde und altgriechische Übersetzungen.

Blake schreibt gewissermaßen im leichten Plauderton - "Darling" hier, "unerhört" da, in einem Stil, der gleichzeitig charmant-altmodisch wie zeitlos ist. Ein klassischer Whodunit, dessen Lösung schon ganz am Anfang in einem Nebensatz angedeutet wird und der zugleich ein Gesellschaftsbild einer vergangenen Epoche ist.


Cover des Buches The Hike: Nicht alle kommen zurück (ISBN: B0CYQ9SXKQ)

Bewertung zu "The Hike: Nicht alle kommen zurück" von Lucy Clarke

The Hike: Nicht alle kommen zurück
evaczykvor 6 Tagen
Dramatischer Wanderurlaub einer Frauenclique

 Die Romane von Lucy Clarke sind, und das ist positiv gemeint, eine sichere Bank: Spannende, aber nicht zu blutige Thriller in schöner Landschaft, in denen sich Frauenfreundschaften bewähren müssen. Von diesem erwartbarem Schema weicht auch "The Hike" nicht ab: Die Freundinnen Maggie, Helen und Liz brechen zu ihrem jährlichen gemeinsamen Urlaub auf. Jedes Jahr darf eine andere das aussuchen. Die Ärztin Liz hat zur Überraschung ihrer Freundinnen einen Trekkingurlaub in Norwegen gewählt und, gut durchorganisiert wie sie nun einmal ist, den anderen beiden gleich einen Trainingsplan aufgestellt. Zu dumm, dass die alleinerziehende Maggie und Karrierefrau Helen auf die Umsetzung verzichtet haben.

Was die beiden anderen wiederum nicht wissen: Die Wanderung ist für Liz auch eine Art Flucht vor den Problemen in ihrer Ehe. Völlig überraschend stößt dann in Norwegen auch Jonie, die vierte der in ihrer Schulzeit unzertrennlichen Freundinnen dazu. Als internationaler Rockstar hat sie sich zuletzt rar gemacht. Was ihre Freundinnen nicht wissen: Jonie ist zunehmend ausgebrannt, nimmt Drogen längst nicht mehr zur gelegentlichen Entspannung, sondern hat ein ausgewachsenes Suchtproblem, dass sie sich selbst nicht eingesteht. Ohnehin simmert so manches unter der Oberfläche der vier Frauen, die trotz einer Sturmwarnung - von der Liz ihren Freundinnen nicht berichtet - zu ihrer viertägigen Bergtour aufbrechen.

Die Wanderung fordert körperlich und bringt die Frauen an ihre Grenzen. Hinzu kommt das Unbehagen angesichts der Warnungen von Einheimischen, an dem Berg sei etwas Unheimliches. Eine junge Frau ist dort spurlos verschwunden, der Vermisstenfall hat die Dorfgemeinde zerrissen. Und auch die vier Frauen fühlen sich nicht nur angesichts der intensiven Naturerfahrung in der Wildnis zunehmend nervös - bilden sie sich das nur ein, oder beobachtet sie jemand aus dem Wald?

Ein heraufziehender Sturm spiegelt die aufbrechenden Konflikte. Zum Umkehren ist es nach einem Erdrutsch, der den Pfad zurück zur Pension verschüttet, zu spät. Erschöpft, verängstigt und ohne Ausrüstung und Verpflegung müssen die vier den Gipfel erklimmen. Es soll auch der Höhepunkt einer dramatischen Entwicklung werden...

Wenn Lucy Clarkes Romane einen wiederkehrenden Muster folgen - sei´s drum. Die Masche ist erfolgreich und garantiert spannende Unterhaltung. "The Hike" bildet da keine Ausnahme. In der Hörbuchversion werden die Kapitel, die abwechselnd aus der Sicht unterschiedlicher Protagonisten erzählt werden, von fünf Sprecherinnen und Sprechern interpretiert. Allerdings unterscheiden sich die Frauenstimmen in Sprechduktus und Stimmhöhe meiner Meinung nach nichts ausreichend voneinander um den verschiedenen Charakteren auch deutlich unterschiedliche Stimmen zu geben - das finde ich dann doch ein bißchen bedauerlich.


Cover des Buches Die Hamas (ISBN: 9783406816970)

Bewertung zu "Die Hamas" von Joseph Croitoru

Die Hamas
evaczykvor 6 Tagen
Geschichte einer Terrororganisation

 Nach dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober haben sicherlich viele gerätselt: Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Wie konnten, gerade angesichts der beengten Verhältnisse auf dem Gazastreifen die Terroristen eine solches Waffenpersonal horten? Und wie konnte es sein, dass die israelischen Sicherheitsbehörden, seit Jahrzehnten geübt und erfahren in der Terrorabwehr, nicht rechtzeitig erkannt oder erfahren haben, was sich auf dem Gazastreifen zusammenbraute? Andere, für die der Nahostkonflikt immer sehr weit weg war, mögen gefragt haben: Was genau ist eigentlich die Hamas, was treibt sie an, was ist ihre Ideologie?

Auf all diese Fragen gibt Joseph Croitoru in seinem Buch „Die Hamas“ Antworten – und angesichts des emotional aufgeladenen Themenkomplexes Nahost ist seine sachliche Gründlichkeit gar nicht hoch genug einzuschätzen. Für alle, die sich historischen Hintergrund und ideologisch-politische Einordnung gleichermaßen verschaffen wollen, ist dieses Buch unbedingt zu empfehlen.

Croitoru greift weit zurück, in die Zeit der Staatsgründung Israels, die Verbindungen zwischen ägyptischer Moslembruderschaft und ihren palästinensischen Geistesbrüdern, zur Geschichte von PLO und Al Fattah und den im nachhinein gefährlichen und folgenschweren Allianzen Israels mit Islamisten, aus denen die Hamas hervorging, um die PLO zu schwächen - nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist vielleicht nicht mein Freund, aber doch nützlicher Verbündeter.

Es ist auch eine Analyse den Nahostkonflikts und der israelischen Politik in den besetzten Gebieten wie auch im israelischen Kernland, eine Geschichte gescheiterter, auch von der einen oder anderen Seite ungewollter Friedensprozesse, der Haltung der Hamas zu Juden und Christen.

Manches scheint im Rückblick wie ein Alarmsignal aufzuleuchten, etwa die Information, dass festgenommene Hamas-Kämpfer bereits 2014 im israelischen Verhör gestanden, Angriffe mit Gleitschirmen geübt zu haben. Nun ist man hinterher immer schlauer, aber die Hinweise, die Monate auch israelischer Armee-Beobachterinnen an der Grenze zum Gazastreifen, die von ihren Vorgesetzten ignoriert wurden, wie mittlerweile bekannt ist, machen den 7. Oktober dann doch zu einer Katastrophe, die in diesen Ausmaßen vielleicht hätte verhindert werden können.

Wie geht es weiter? Darauf weiß auch Croitoru keine Antwort. Der massive Militäreinsatz Israels auf dem Gazastreifen mit seinen fürchterlichen Auswirkungen für die Zivilbevölkerung kann die Hamas schwächen, besonders durch die gezielte Tötung der politischen und militärischen Verantwortlichen für den Terror vom 7. Oktober. Dass dies aber das Ende der Hamas ist, bleibt fraglich.


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