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An dieser Stelle herzlichen Dank den Suhrkamp Verlag für das Zusenden dieses Rezensionsexemplars.
Ich habe lange überlegt, wann ich diese Rezension am besten veröffentliche, weil ich natürlich niemanden auf den Schlips treten möchte, da gerade die Zeit um den 11. September für den ein oder anderen sehr schmerzhaft sein kann. Aber ich habe mich entschieden, diesen Artikel am 11.09. zu posten. Als Erinnerung an all jene, welche bei den Anschlägen ihr Leben verloren haben, zu ehren der Rettungskräfte und um all den Überlebenden und Hinterbliebenen zu zeigen, dass niemand dieses Ereignis je vergessen wird und egal wo auf der Welt, viele Menschen noch immer daran denken. Ich hoffe wirklich sehr, dass ich mit diesem Review niemanden unbewusst verletzten werde.
Der 11. September 2001. Ein sonniger Morgen mit unglaublich blauen Himmel in Manhatten. Ich glaube, so ziemlich jeder, der älter als 12 war, erinnert sich auch heute, 19 Jahre später, noch ganz genau daran, wo er war, als die Flugzeuge in das World Trade Center in New York geflogen sind. Oder wo man war, als diese einstürzten. Noch immer sind einem diese schrecklichen Bilder im Kopf und dabei spielt es keiner Rolle, ob man nur außenstehender war oder eventuell durch Verwandte, Bekannte oder Freunde direkter betroffen war. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich nachmittags,nach der Schule – damals war ich 14 – vor dem Fernseher gesessen, durch die Programme gekappt habe und meine Schwester fragte, seit wann auf n-tv Endzeitfilme laufen würden, als das 2. Flugzeug kam ...
Das Buch ist einer Sammlung von über 500 Zeitzeugenberichten, – Opfern, Überlebenden, Einsatz - und Rettungskräften und Hinterbliebenen. Der Autor Garrett M. Graff hat mit diesem Buch eine absolut fantastische Arbeit geleistet. Die Berichte beschreiben die Geschehnisse des Tages chronologisch und wir bekommen einen sehr detailreichen Eindruck, wie der Tag von den Betroffenen erlebt wurde.
Als das erste Flugzeug, American Airlines Flug 11, um 8:46 Uhr Ortszeit NYC (14:46 CEST) den Nordturm traf, ging man noch von einem Unfall aus, musste sich aber eingestehen, dass es sich wohl nicht um ein Versehen handelt, als das zweite Flugzeug, United Airlines Flight 175, um 9:03 den Südturm krachte. Es werden Mitschnitte von Anrufen wiedergegeben, welcher die Verzweiflung der Menschen zeigt, welche eingesperrt waren, es wir die Hilflosigkeit und Überforderung der Einsatzkräfte beschrieben, da keiner wusste, was noch passieren wird, wie schlimm der Schaden ist und wie man diese Menschen am besten retten kann. Gänsehaut hatte ich in den Momenten, als Einsatzkräfte oder Reporter beschreiben, wie die Menschen aus Verzweiflung heraus gesprungen sind, weil es so unendlich heiß war, weil sie wussten, dass es keinen anderen Ausweg gibt, weil sie einfach nur aufgegeben hatten. Eines der Bilder, welches mir sofort in den Sinn kommt und welches um die Welt gegangen ist, ist das des "Falling Man". Allein diese Vorstellung beschert mir aufs Neue Gänsehaut.
Während NYC in Chaos versetzt wurde, stürzte in Washington D.C. das 3 Flugzeug (American Airlines Flug 77) um 9:37 ins Pentagon, wo 125 Menschen ihr Leben verloren. Mehr als 37000 Quadratmeter gingen sofort in Flammen auf und der Crash durchschnitt das Gebäude auf über 100 Meter Länge.
9:59 Uhr stürzte der Südturm ein, 56 Minuten nachdem dieser getroffen wurde. Auch dieses Kapitel enthält Beschreibungen, wie es sich angefühlt hat, als das WTC 2 über den Köpfen der Menschen zusammenbrach, wie es geklungen hat und das Wissen, das so viele Menschen trotz Evakuierung noch im Gebäude sind. Auch die Tatsache, dass man nichts sehen oder man nicht atmen konnte, dass alles voll Staub und Dreck war. Es wird auch die Zeitspanne zwischen dem ersten und den 2. Einsturz des Nordturms 30 Minuten später, also um 10:29, beschrieben.
Um 10:03 stürzte United Airlines Flug 93 auf einem Feld in Shanksville ab. Die Passagiere verhinderten mit einem Kampf gegen die Entführer noch mehr Opfer, da man das geplante Ziel (man ist sich nicht sicher, ob sie das Weiße Haus oder das Kapitol treffen wollten) nie erreicht hat.
2977 Menschen haben am 11. September ihr Leben verloren und noch immer sterben Einsatz- und Rettungskräfte an Krebs, welcher durch Giftstoffe am Ort des Geschehens ausgelöst wurde. Was ich persönlich sehr schlimm finde, ist, dass zum Zeitpunkt der Anschläge viele gar nicht genau wussten, was passiert war. Manche Berichte erzählen, wie manche nach dem Einsturz wieder ins Gebäude wollten, dann aber gesagt bekommen, dass es das nicht mehr gibt. Außerdem natürlich die Ungewissheit der Angehörigen, die lange nicht wusste, was mit ihren Lieben passiert ist, ob sie evakuiert oder gerettet worden, ob sie noch am Leben sind oder nicht.
Und auf einmal diese Stille fasst sehr detailreich, aber auch sehr schmerzhaft die September-Anschläge zusammen und ich habe sehr viele Dinge erfahren, die ich nicht wusste bzw. die ich vergessen hatte. Über ein solches Ereignis obliegt es mir natürlich keinesfalls zu urteilen und zusagen, dass mir das Buch gut gefallen hat, wäre hier einfach nicht richtig. Es hat mich aber zutiefst bewegt und mir Gänsehaut verschafft. Nachdem ich die erste Hälfte gelesen hatte, bin ich definitiv mit einem sehr beklemmenden Gefühl schlafen gegangen und war auch noch lange sehr unruhig. Daher möchte ich hier ganz klar eine Warnung ansprechen: Dieses Buch ist ziemlich aufwühlend und kann für den ein oder anderen triggernd wirken.