Bewertung zu "Meine Haut packt aus. Life is a Story - story.one" von Brigitte Lunguieki Malungo
Rassismus ist ein Thema, das man als weißer Mensch in Deutschland irgendwie ausgeblendet hat. Das war einer der Gedanken, die mir beim Lesen durch den Kopf gegangen sind.
Vielleicht, weil ich selber nicht davon betroffen bin. Vielleicht weil es in meinem Umfeld kein Thema ist… ich weiß es nicht.
Ich möchte auf jeden Fall wieder mit offenerem Blick dafür durch die Welt gehen.
Viele der Erzählungen von Brigitte Lunguieki Malungo haben mir beim Lesen einfach wehgetan und haben mich oft an der Menschheit zweifeln lassen.
Die größte Frage, die sich mit aber stellt, ist:
𝚆𝚊𝚜 𝚒𝚜𝚝 𝚒𝚗 𝚍𝚎𝚗 𝙺𝚘̈𝚙𝚏𝚎𝚗 𝚖𝚊𝚗𝚌𝚑𝚎𝚛 𝙼𝚎𝚗𝚜𝚌𝚑𝚎𝚗 𝚔𝚊𝚙𝚞𝚝𝚝𝚐𝚎𝚐𝚊𝚗𝚐𝚎𝚗?
Wie kommt ein Mensch beispielsweise auf die Idee sich in der Bahn wegzusetzen, nur weil er schwarz? Wenn ein Mensch stinkt mag das ein Grund sein, aber weil er schwarz ist? Was befürchtet dieser Mensch? Ich kann diese Taten einfach nicht nachvollziehen und würde so gerne mal hinter die Stirn solcher Menschen gucken - da muss doch was kaputt sein, oder?
Genauso, dass es Menschen geben soll, die nicht von einer schwarzen Frau im Café bedient werden wollen - da kann ich nur sagen: 𝚑𝚊̈?
𝚆𝚊𝚜 𝚒𝚜𝚝 𝚗𝚞𝚛 𝚏𝚊𝚕𝚜𝚌𝚑 𝚒𝚗 𝚍𝚒𝚎𝚜𝚎𝚛 𝚆𝚎𝚕𝚝!
Überhaupt gab es viele Szenen die mich ungläubig haben aufkeuschen lassen beim Lesen, weil ich einfach nicht begreifen kann, wie manche Reaktionen der Menschen zu Stande kommen können.
Allerdings habe ich mich auch einige Dinge über mich selber gefragt, da im Buch oftmals die Kommentare von weißen Menschen thematisiert wurden. Ein Beispiel:
Ich finde die Haut schwarzer Frauen so schön!
So wie ich natürliche rote Haare mit Sommersprossen an weißen Frauen oder blaue Augen und 3-Tage-Bärte bei Männern mag. Ich finde es einfach schön. Trotzdem habe ich beim Lesen dieses Buch das Gefühl bekommen, sowas schwarzen Frauen nicht sagen zu dürfen, weil es für sie unangenehm ist… und dann kommt die Frage: wenn ich einer Rothaarigen sage, dass ich ihre Haare liebe, ist es für sie auch unangenehm?
Das Buch ist absolut empfehlenswert!
Nicht, weil die Autorin quasi ihr ganzes Leid darin klagt, sondern wegen der Emotionen die aus den Erzählungen hervorgehen und die mich als Leser ein wenig mehr auf einem Kokon geholt haben, von dem ich gar nicht wusste, dass ich darin stecke.
Vor allem habe ich das Bedürfnis irgendwas tun zu können. Es muss doch irgendwie möglich sein, ein Stück dazu beizutragen, Rassismus aus der Welt zu bekommen!?
Warum ist es nicht möglich, dass bei der Wohnungssuche dein Gehalt und Absicherung wichtig ist, dass der Vermieter sein Geld bekommt. Warum wird nicht überall der Mensch eingestellt der die beste Qualifizierung hat und am besten ins Team passt? Und warum kann man Menschen nicht einfach ein Mensch sein!!
Viele Momente im Buch haben mich einfach nur schockiert. Vor allem die letzte Geschichte: Wundercreme…
Und weil die Autorin ihre Gefühle und ihr Leben so sehr vor uns ausbreitet und sich so verletzlich und mutig zeigt, wäre es ungerecht dem Buch etwas anderes als 5 Sterne zu geben.
Ich denke, dieses Buch gehört gelesen und es gehört darüber gesprochen! Vielleicht ist das der erste Schritt dahin das wichtigste zu erkennen: egal wie wir aussehen, wir sind alle Menschen mit Wünschen, Hoffnungen und vor allem Gefühlen!