gantenbeyn
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Bewertung zu "Die verborgene Schönheit der Sterne" von Karen Hilgarth
Die verborgene Schönheit der Sterne… ein Buch, das mich gepackt hat! Eine eigentlich alltägliche Geschichte von einem Ehepaar, das einander in Liebe zugetan ist und sich doch voneinander entfremdet, von einem eher zufälligen Seitensprung, der in eine verzweifelte, absurde Liebe mündet, dazu von dem zaghaften Glück zweier Menschen, mit denen es das Leben bisher nicht besonders gut gemeint hat…
Was mir an dem Buch ganz besonders wichtig ist: Offensichtlich mag die Autorin ihre Protagonisten, und das ist nicht unbedingt selbstverständlich. Mit welcher Sympathie diese unterschiedlichen Charaktere gezeichnet werden! Da ist der Physiker Leonhard, der die Chance seines Lebens erhält und im Moment seines höchsten Glücks – er darf am Large Hadron Collider in Genf arbeiten, dem Mekka der Theoretischen Physiker – ereilt ihn die fatale Diagnose. Dann der Priester Jarek mit seiner brüchigen Überzeugung, seinem Idealismus, seinen Zweifeln, seinen weit reichenden Entscheidungen. Die „Sozialtante“ Martina mit ihrer Sympathie für „ihre“ Obdachlosen, die auf einmal erleben muss, wie ihr die Liebe entgleitet und etwas ganz Neues sich in ihr Leben drängt. Und schließlich Mike, der ziemlich abgestürzte Junge, der sich aus Alkoholismus und Obdachlosigkeit herausarbeitet und mit Jenny, deren Chancen im Leben ebenfalls nicht besonders gut stehen, seinen Traum vom guten Leben zu verwirklichen versucht. In ihren Schilderungen dieser Personen, in ihren inneren Konflikten, den Dialogen, den Begegnungen spürt man der Autorin ab, dass sie eine tiefe Sympathie für ihre Geschöpfe empfindet. Und die haben es wirklich nicht leicht. Leonhard, der einem elenden Tod entgegengeht, Martina, die sich mehr aus Versehen in einen anderen Mann verliebt, Jarek, der zwischen dem, was er für seine Berufung hält, und ganz neuen Erfahrungen in- und hergerissen wird. Und Mike und Jenny in ihrem Bemühen, sich eine lebenswerte Existenz aufzubauen.
Für mich der einzige kritische Gesichtspunkt: Ich finde, die Autorin hat versucht, zu viel in einen einzigen Roman zu stecken. Natürlich wäre es super spannend, mehr über Leonhards Arbeit und die Grenzgebiete der Physik zu erfahren, in die er am LHC vordringen kann. Aber das war dann wohl doch zu viel für diesen Roman, so kommt es zu den kurzen Absätzen, die den Kapiteln als Motto vorangestellt werden: Grundaussagen der modernen Physik, deren innerer Zusammenhang mit dem folgenden Kapitel sich mir nicht immer erschlossen hat. Auch über Jareks Gewissensqualen und die Überlegungen, die seiner Entscheidung vorangehen, hätt ich gern mehr erfahren, aber das hätte ebenfalls den Rahmen des Buches gesprengt. Aber das sind Schönheitsfehler, vielleicht Anfängerfehler (bei Lovelybooks ist jedenfalls nur dieses eine Buch von ihr zu finden), und man kann sich auf weitere Bücher aus der Feder von Karen Hilgarth freuen.
Gute vier Sterne!
Was ist das nun für ein Buch? Ein Road-Movie in Buchform (gibt es den Ausdruck Road-Novel?), eine Einführung in die Geschichte des Blues und die Entstehung des Rock'n'Roll, ein temporeicher Action-Thriller? Ja, alles auf einmal.
Der Protagonist, selbst passabler Gitarrist, wird auf die Suche nach einem Phantom geschickt: dem Prototyp einer E-Gitarre von Gibson, von dem niemand weiß, ob er jemals gebaut wurde. Und er stößt dabei auf die Geschichte eines menschlichen Phantoms, des genialen Musikers Li Grand Zombi Robertson, der eine ganze Menge Geheimnisse hat. Unter anderem hat er (im Roman) Sounds und Effekte erfunden, die (im richtigen Leben) zehn Jahre später von Bands wie den Beatles, Pink Floyd oder Led Zeppelin entwickelt wurden.
Reale Historie und Erfindung sind gekonnt miteinander verwoben. Die Gibson Moderne gibt es tatsächlich, tatsächlich weiß niemand, ob der Prototyp von 1957 jemals gebaut wurde. All die Hintergründe, die Gitarren, die Geschichte des Delta Blues, die Geschichte von Robert Johnson und anderen Musikern, sind echt und gut recherchiert. Das Genie Li Grand Zombi ist toll erfunden, mit all seinen Brüchen, seiner Verrücktheit, seiner Obsession...
Und immer wenn man meint, jetzt reicht's mit musikgeschichtlichen Informationen oder Instrumentenkunde (immer unterhaltsam dargestellt), kippt das Ganze in einen rasanten Action-Thriller. Virtuos spielt der Autor mit Motiven des Genres - Schlägereien, Morde, natürlich darf auch eine Auto-Verfolgungsjagd nicht fehlen...
Und am Ende noch ein paar überraschende Wendungen.
Super Lesevergnügen. Fünf Sterne.
Bewertung zu "Sex & Gott & Rock’n’Roll - Day Tripper" von Tilmann Haberer
Ich gebe zu: Bei diesem Buch habe ich etwas getan, was ich sonst nie tue. Ich habe, als ich etwa in der Mitte angelangt war, zum Ende „geblättert“ und die letzten zwei Seiten gelesen. Ich musste einfach wissen, wie es ausgeht. Mit anderen Worten: Der Autorin ist es durch ihre hineingestreuten Hinweise auf die Verhaftung des Protagonisten gelungen, eine Spannung zu erzeugen, die ich kaum ausgehalten habe. Und das will etwas heißen!
Obwohl ich ganz bestimmt nicht mehr zur Zielgruppe „young adults“ gehöre, hat das Buch mich in seinen Bann geschlagen. Zum einen die schönen realistischen Schilderungen aus dem Bandübungsraum und vor allem vom Auftritt beim Festival: Das ist selbst erlebt, die Autorin firmiert in ihrer Biografie als Festivalorganisatorin. Und das merkt man den Schilderungen an. Zum anderen die Geschichte von Liebe und Verrat, von Drogen, Freundschaft, Stalking und einer verhängnisvollen Wette. Auch sprachlich trifft die Autorin den richtigen Ton. Das ist einfach gute Unterhaltung und lässt einen auch über die leichten Schwächen des Plots hinwegsehen (z.B.: Wieso verliebt sich die wahnsinnig coole und selbstbewusste Mona so überstürzt und heftig in den für sein Alter etwas unreifen Jonas?).