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gespaltenepersoenlichkeit

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Kim Jiyoung, geboren 1982 (ISBN: 9783462053289)

Bewertung zu "Kim Jiyoung, geboren 1982" von Cho Nam-Joo

Kim Jiyoung, geboren 1982
gespaltenepersoenlichkeitvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Unaufgeregt, außergewöhnlich, absolut relevant
Minimalistisch treffend und außergewöhnlich

          Nach den ersten zwanzig Seiten erwarten die Leser*innen ein Eintauchen in die Psychologie der jungen Mutter Jiyoung und eine Erklärung dafür, wie es zu ihrer scheinbaren dissoziativen Störung kurz nach der Geburt ihrer Tochter kommt. Diese Erwartungshaltung erfüllt der Roman, aber ganz anders als gedacht.
Die Autorin erzählt die Lebens- und Familiengeschichte der Protagonistin: wie sie und ihre Eltern in die Welt kamen, welche Hürden ihnen begegneten, welchen Rahmenbedinungen sie als junges Mädchen im Korea der 90er Jahre ausgesetzt ist, welche Herausforderungen sie als junge Frau meistern muss. Das alles geschieht so unaufgeregt, dass die eingestreuten und durch Fußnoten belegten Fakten zur Gesellschaftsstruktur Koreas überhaupt nicht unpassend erscheinen.
Korea ist weit weg von Mitteleuropa. Es ist interessant Dinge über dieses ferne Land und seine kulturellen Traditionen zu lernen. Und gerade deswegen erscheinen so ziemlich alle Situationen, in denen sich Jiyoung wiederfindet auf eine erschreckende Weise universell. Vor allem als Mitte der 1980er Jahre geborene Frau, die zur ersten Generation in der Familie mit Universitätsabschluss gehört, habe ich mich in Jiyoung widergespiegelt gefühlt. Viele kleine Begebenheiten erscheinen beim Lesen absurd, passieren aber tagtäglich genau so - hier wie da. Zum Beispiel als Jiyoung ein Taxi nimmt, um rechtzeitig zum Bewerbungsgespräch zu kommen und der Taxifahrer eine gönnerhafte Bemerkung macht, als sie sprachlos sexistischen Äußerungen gegenübersteht und schließlich als sie und ihr Mann in ihrem Vorhaben scheitern gleichberechtigt die kleine Familie zu ernähren.
So zeichnet Cho Nam-Joo in ihrem Roman ein Porträt einer Frauengeneration, das eigentlich ziemlich deprimierend ist, wenn man bedenkt, wie weit sich der Feminismus schon entwickelt hat. Auch in Korea gibt es Gesetze gegen Geschlechterdiskriminierung und in Deutschland darf es auf dem Papier weder Gender-Pay- noch -Care-Gap geben. Es gibt sie aber trotzdem - Diskriminierung, Lücken, Ungerechtigkeiten, Sexismus und die fehlende Reflexion darüber. Am Ende bleibt der Gedanke: Es gibt noch viel zu tun! Wenn man an die anderen Frauenfiguren im Roman zurückdenkt - Jiyoungs Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester und Kolleginnen -, bleibt aber auch eine starke Hoffnung darauf, dass wir alle etwas tun können und dass wir auf einem vielleicht langen, aber zuversichtlichen Weg sind.
Sehr starker Roman, der es sicherlich wert ist, von vielen gelesen zu werden und hoffentlich in einigen Jahrzehnten als historisches Relikt erscheinen kann.


Cover des Buches 2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt (ISBN: 9783548063201)

Bewertung zu "2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt" von Noah Richter

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
gespaltenepersoenlichkeitvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Leider ist das Thema zu relevant für einen so mittelmäßigen Thriller
Es zündet einfach nicht

Es klingt nach einer brillanten Idee: Was wäre, wenn wir genauso weitermachen wie bisher und die Klimakatastrophe eskaliert? Was, wenn der Kapitalismus und die Korruption weiterhin wichtiger sind als unsere Lebensgrundlagen? Worin eskaliert unsere perfide Ausnutzung des Planeten? Diese Fragen weiterzuspinnen und in das Thriller-Genre zu hieven, erscheint auf eine gruselige Art unterhaltsam und verspricht, das nicht nur dem Autor so wichtige Thema der Klimakatastrophe greifbar zu machen. 

Die Protagonistin Leela wird mehr oder weniger unfreiwillig in einen Sumpf aus Machenschaften gezogen, die ihr bisheriges Verständnis von der Welt übersteigen und sie unweigerlich zum Handeln zwingen. So zumindest soll es der Leser glauben. Aber auch wenn Thriller per se konstruiert sind und nicht immer hundertprozentig authentisch, dauert es hier wirklich nicht sehr lange, bevor das Handeln dieser unbedarften Noch-nicht-Schriftstellerin unglaubwürdig wird. Es erschließt sich absolut nicht, warum sie zu einer Terroristin wird. Das zwar aus hehren Motiven, allerdings kann auch auf die Gefahr des Spoilerns hin gesagt werden, dass der Effekt ihrer Aktionen durchaus gering bleibt. 

Es werden sehr viele Stränge und Erzählperspektiven miteinander verwoben, die natürlich den Zustand unserer globalisierten Gesellschaft verdeutlichen: Hochwasser in Mitteleuropa, Gletscherschmelze und Naturkatastrophen, Flüchtlingstrecks und Rassismus, Weltuntergangsaberglaube und die generelle Grausamkeit des Menschen. 

Das alles zieht sich leider stark und nimmt an fast keiner Stelle wirklich Fahrt auf. Der Gedanke, die Geschwüre der Welt miteinander explosiv zu vermischen, zündet einfach nicht. Letztendlich bleibt es ein Zukunftsszenario, das zwar keineswegs unwahrscheinlich, aber eben doch ausgedacht und konstruiert ist. 

Sehr schade. Denn ein Buch mit dieser Idee sollte ein Lese-Muss sein. In dieser Form ist es leider verschwendete Zeit.

Cover des Buches QualityLand 2.0 (QualityLand 2) (ISBN: 9783550201028)

Bewertung zu "QualityLand 2.0 (QualityLand 2)" von Marc-Uwe Kling

QualityLand 2.0 (QualityLand 2)
gespaltenepersoenlichkeitvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Marc-Uwe Kling kann mehr, als nur skurrile Geschichten über ein Känguru erzählen. Spätestens seit „QualityLand“ sollte das klar sein. ...
Die beste aller möglichen Fortsetzungen

Marc-Uwe Kling kann mehr, als nur skurrile Geschichten über ein Känguru erzählen. Spätestens seit „QualityLand“ sollte das klar sein. Auch die Känguru-Reihe war durchaus klug konstruiert, aber mit seinem dystopischen Roman zeigte der Autor, dass das noch lange nicht alles ist, was er zu sagen hat. Und nun legt er also mit „QualityLand 2.0“ nach.

Gemeinsam ist den beiden Reihen ein ziemlicher Fatalismus, an dem beim Lesen zu keiner Zeit auch nur der leiseste Zweifel entsteht und der den Protagonisten (als Alter Ego des Autors?) immanent ist. In QualityLand 2.0 führt Kling den komplexen Entwurf eines dystopischen Gesellschaftssystems aus Androiden und Menschen, Künstlicher Intelligenz und omnipräsenter kommerzieller Überwachung rundum den Antihelden Peter Arbeitsloser nahtlos weiter. Der zweite Band ist also ganz klassisch als Fortsetzung des ersten zu sehen.

Hinzu kommen nicht wenige actionreiche Szenen, in denen Mensch gegen Maschine oder auch Mensch gegen Mensch durch Maschine kämpft, verletzt, rast und, ja, auch tötet. Der Figurenkreis wird um einige erweitert, von denen die wichtigsten durchaus komplex ausgearbeitet sind. Wie bei allen Aspekten des Romans, hat man als Leser stets das Gefühl, dass der Autor sowohl zu den Figuren als auch der Gesellschaftsordnung und allen anderen vorkommenden Systemen einen viel ausführlicheren Entwurf im Kopf (oder in der Kladde) hat, als woran er uns teilhaben lässt.

Immer wieder werden wir so auch zu philosophischen Überlegungen angeregt – über den Freiheitsbegriff im 21. Jahrhundert, über Gesellschaftstheorien, über die Liebe und nicht zuletzt natürlich über all die dystopisch ad absurdum geführten Mechanismen, die wir aus unserer eigenen Lebensrealität kennen (Kapitalismus, soziale Ungerechtigkeit, Klimakrise, Social Media, ClickBait, Verschwörungstheorien….). Es bleibt den Leser*innen überlassen, wie viel sie von den Angeboten aufnehmen wollen.

Gleichzeitig schreibt Kling mit dem ihm eigenen Witz und einer Leichtigkeit, die beim Lesen fast übersehen werden kann. Die Dialoge sind schnell und voller Hintergrund, die Kombination von Themen in den Aussagen der Figuren scheinen absurd und witzig und ergeben doch spätestens beim zweiten Lesen einen tieferen Sinn. Beispiel: „Und wenn dich der Kollege tagsüber verklärt anstarrt, kann das durchaus daran liegen, dass er dich gestern Nacht virtuell vergewaltigt hat. Schöne neue Welt.“

Nicht zuletzt ist der Roman spannend – bis zum Schluss bleibt ungeklärt, wie sich die gesponnenen Fäden nun tatsächlich entwirren lassen und es ist sicherlich nicht zu viel verraten, zu sagen, dass ein Abschluss auch am Ende dieses Bandes nicht gegeben ist.

Obwohl die Verfilmung als Serie gut vorstellbar ist, hege ich meine Zweifel, ob das tatsächlich das beste Format ist. Niemand kann wohl so schön Transkripte von YouTube-, äh MeVision-Videos weiß auf schwarz transkribieren, ohne dass man versucht ist, darüber hinweg zu blättern. Ich fände es arg schade, mir „Doppel-D“ verfilmt anschauen zu müssen.

Aus meiner Sicht ist Marc-Uwe Kling hier ein weiteres Meisterwerk gelungen, dass, wie sein Vorgänger, klug, leicht, witzig und tiefgründig zugleich ist und auch abgesehen vom Kultpotenzial noch lange im Kopf bleibt. Absolut empfehlenswert!

Cover des Buches Die Entdeckung der Langsamkeit (ISBN: 9783492207003)

Bewertung zu "Die Entdeckung der Langsamkeit" von Sten Nadolny

Die Entdeckung der Langsamkeit
gespaltenepersoenlichkeitvor 17 Jahren
Cover des Buches Kafka am Strand (ISBN: 9783832178666)

Bewertung zu "Kafka am Strand" von Haruki Murakami

Kafka am Strand
gespaltenepersoenlichkeitvor 17 Jahren
Cover des Buches Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod (ISBN: 9783462034486)

Bewertung zu "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" von Bastian Sick

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
gespaltenepersoenlichkeitvor 17 Jahren
Cover des Buches Nathan der Weise. Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen (ISBN: 9783150000038)

Bewertung zu "Nathan der Weise. Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen" von Gotthold Ephraim Lessing

Nathan der Weise. Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen
gespaltenepersoenlichkeitvor 17 Jahren
Cover des Buches Der geteilte Himmel (ISBN: 9783351018061)

Bewertung zu "Der geteilte Himmel" von Christa Wolf

Der geteilte Himmel
gespaltenepersoenlichkeitvor 17 Jahren
Cover des Buches Narziß und Goldmund (ISBN: 9783518367742)

Bewertung zu "Narziß und Goldmund" von Hermann Hesse

Narziß und Goldmund
gespaltenepersoenlichkeitvor 17 Jahren
Cover des Buches Das Parfum (ISBN: 9783257228007)

Bewertung zu "Das Parfum" von Patrick Süskind

Das Parfum
gespaltenepersoenlichkeitvor 17 Jahren

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