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ghmanderfeld

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Cover des Buches Die dreizehn Gezeichneten (ISBN: 9783404208920)

Bewertung zu "Die dreizehn Gezeichneten" von Judith und Christian Vogt

Die dreizehn Gezeichneten
ghmanderfeldvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Rasant, spannend und absolut lesenswert: im Kampf mit den Sygnaer Rebellen erlebt ein Leser eine faszinierende Welt mit kreativer Magie!
Vom unfreiwilligen Rebellen bis hin zum größten Geheimnis der Stadt

Die Stadt Sygna war vor der Eroberung durch die Truppen des aquinzischen Kaisers ein Hort der Geheimnisse: dreizehn Gilden bestimmten über eine Zunftordnung die Zukunft der Stadt, welche vom Wissen der Gilden profitierte – denn nur Gildenhandwerker können die einzigartigen, magischen »Zeichen« wirken, deren Wirkung sich in einzigartigen, wertvollen Werkstücken und Erzeugnissen manifestiert. Doch Reichtum und Wissen fordern immer die Gier anderer heraus und Sygna musste sich schließlich dem übermächtigen Feind geschlagen geben.

In der von aquinzischen Soldaten besetzten Stadt leben die sygnaer Bürger inzwischen mehr schlecht als recht, Widerstand regt sich gegen die Fremdherrschaft und deren lebensgefährliche Auswüchse. Der junge Goldfechter Dawyd, wegen seiner großen Klappe auch ‚das Maul‘ genannt, gerät unwillentlich in die Fänge der Rebellen und sieht sich alsbald als Kämpfer wider die Besatzer von einem Abenteuer in das nächste schliddern.

Seine neuen Gefährten im Kampf für Sygnas Freiheit sind der legendäre ehemalige Schreinermeister Ignaz »Dreifinger«, die Schmiedin Elisabeda, der Dichter Ismayl und das Straßenkind Jendra. Doch auch die Tochter des weitgehend von den Besatzern entmachteten Zunftratsvorsitzenden, die energische Killianna Erdhand, versucht, die Rebellen zu unterstützen – und stößt in Gewölben weit unter der Stadt auf ein Geheimnis, welches auch die findigen Kräfte des Feindes zu ergründen versuchen. Allen voran der Geheimpolizist Lysandre Rufin, dessen skrupellose Methoden weitaus tiefer greifen, als es sich die Rebellen vorstellen können …

Nach ihrem Erfolg mit »Die zerbrochene Puppe« und anderen phantastischen Veröffentlichungen entführt das Autorenehepaar Judith und Christian Vogt die Leser erneut in eine Welt, die von der Kreativität und der Liebe zum Detail zeugt, welche beide bereits in früheren Werken zeigten. Die Stadt Sygna eröffnet im Fortgang der Geschichte nach und nach ihre Geheimnisse, gerade der Umgang einzelner Gildenmitglieder mit den zu ihrer jeweiligen Gilde gehörenden ‚Zeichen‘ macht immer wieder auf neue Details neugierig.
Wer als Fantasyfan den Umgang von Helden mit Magie zu schätzen weiß, bekommt mit den magischen »Zeichen« der sygnaer Handwerker eine neue Interpretation geliefert, die in sich schlüssig und dennoch geheimnisvoll genug wirkt, dass sie bis zum Ende der Erzählung immer neue Fragen aufwirft.

Schon vom ersten Kapitel an präsentiert sich dem Leser eine glaubhafte und lebendige Welt, deren Grundkonflikt durch die nicht wirklich zimperlichen Besatzer an jeder Ecke präsent ist. Gemeinsam mit Dawyd und den anderen Rebellen deckt der Leser nach und nach neue Details zu Sygnas Geschichte auf und bleibt so zwar im Erlebnishorizont des jeweils Handelnden gefangen, aber nicht dadurch beschnitten, da gerade durch Killiannas Handeln die Suche nach mehr Wissen immer weiter voran getrieben wird.

Immer wieder wechselt die Erzählperspektive zwischen den Beteiligten, wobei Dawyd als erster Handelnder besonderes Gewicht erhält. Aber auch die anderen Rebellen kommen zu Wort und werden durch ihren jeweiligen Blickwinkel wie auch durch ihr Handeln vielschichtig und abwechslungsreich charakterisiert. Besonders gelungen ist hierbei, dass auch der Antagonist der Geschichte, Geheimpolizist Lysandre Rufin, immer wieder beleuchtet wird, ohne dass wesentliche Plottwists durch dessen Handlungsweise im voraus verraten werden.
Selbst Rufins Motive wirken, je besser man ihn und die Hintergründe kennen lernt, nachvollziehbar und lassen den Leser verstehen, warum er so rücksichtslos zu Werke geht. Sympathischer wird er dadurch sicher nicht, aber als Gegner der Helden sehr viel glaubwürdiger.

Die große Diversität der handelnden Charaktere ist ein weiterer positiver Aspekt des Buches: Frauen und Männer, Heranwachsende und Erwachsene, Hetero- und Homosexuelle, Personen im Vollbesitz ihrer Kräfte wie auch Personen, die aus verschiedenen Gründen in ihren Möglichkeiten beschnitten sind, lassen die Welt Sygnas und der Gilden besonders rund wirken und befeuern meine Leser-Hoffnung, dass sich andere Autoren an dieser Konstellation ein Beispiel nehmen. Denn die bunte Riege der Helden wirkt keineswegs gewollt oder erzwungen, sondern passt perfekt zum Rebellenszenario, bei dem sich unterschiedlichste Persönlichkeiten zusammen finden können.

Es muss längst nicht mehr ein starker Mann die Welt retten, damit eine spannende Geschichte entsteht. Gerade die Tatsache, dass der vermeintlich starke Mann der Heldenriege, Dawyd das Maul, so einige harte Ecken und Kanten mit sich bringt, die ihn des öfteren in Schwierigkeiten bringen denn daraus retten, macht die Erzählung abwechslungsreich und lässt den Spannungsbogen nicht abflachen.
Dazu tragen auch die anschaulich formulierten und choreographierten Kampfszenen bei, die das Kopfkino zwar anregen, den Leser aber nicht mit zu vielen Details überfrachten, sodass der eigenen Vorstellungskraft genug Raum bleibt. Generell schildern die beiden Autoren ihre Welt wie auch das Handwerk in mitreißender Weise, sodass Sygna und seine Bewohner schnell vor dem inneren Auge entstehen.

Das einzige Manko, das mich beim Lesen etwas irritiert hat, war die überstarke Wirkung besonders des »Wort«-Urzeichens, welches im dritten Drittel der Erzählung eine große Rolle spielt. Durch seine vielen Möglichkeiten schien es über lange Strecken der Handlung kaum überwindbar, ein übermenschliches Hindernis für die Helden, das letztlich nur durch ein Wirken einer »deus ex machina« ähnlichen Kraft gekontert werden kann.
Hier hätte mir eine Lösung, die mehr auf guten Ideen der Helden beruht, besser gefallen – aber da ich nicht weiß, was für kommende Bände geplant ist, lasse ich mich einfach überraschen und akzeptiere die von den Autoren gewählte Lösung ohne zu viel Murren.

Wer eine spannende Fantasygeschichte mit nicht alltäglichen Helden wie auch ein interessantes Weltenkonzept mag, kann bei »Die 13 Gezeichneten« bedenkenlos zugreifen – als kleinen Bonus gibt es zudem an den Innenseiten der Klappbroschur bei der TB-Printausgabe noch eine stilechte Stadtkarte von Sygna sowie eine Übersicht über die dreizehn Gilden und Urzeichen. Das relativ offene Ende lässt jedenfalls die Hoffnung zurück, dass es für die Abenteuer in Sygna eine baldige Fortsetzung gibt, die ich mir sicher nicht entgehen lassen werde.

Fazit: Temporeiches Fantasyabenteuer mit vielseitigen Helden und einem interessanten Weltenkonstrukt – ein Must-Read für Genrefans. Neun von zehn möglichen Punkten.

Cover des Buches Homunkulus (ISBN: B00HCBELL4)

Bewertung zu "Homunkulus" von Horus W. Odenthal

Homunkulus
ghmanderfeldvor 10 Jahren
Kurzmeinung: Ein interessantes Genre-Crossover zwischen Fantasy und Krimi. Spannende Welt, gut gewählte Charaktere, schwierige Sprache.
Interessantes Genrecrossover mit einigen Schwierigkeiten

Leutnant Vorna Kuidanak, genannt Danak, steckt bis zum Hals in Problemen: Als Offizier eines kleinen Kaders der Stadtmiliz in der von den elfenartigen Kinphauren besetzten Stadt Rhun muss sie nicht nur Aufgaben erledigen, die von den Besatzern angeordnet werden, sondern auch mit der wachsenden Abneigung der Rhuner Bevölkerung gegen die vermeintlichen Kollaborateure der Stadtmiliz zurecht kommen. Als Danaks Kader darauf angesetzt wird, der Spur von gestohlenen Waffen nachzugehen, geraten die Milizionäre in tödliche Gefahr, da ihnen nicht nur eine kleine Streitmacht an Dieben gegenüber steht, sondern auch eine der entsetzlichsten Kriegsmaschinen des letzten großen Konfliktes, ein durch Magie in den Kampf geschicktes, mächtiges Konstrukt. 

Das Kader zahlt einen hohen Preis, um diese Auseinandersetzung zu überleben, doch ist dies nur der Beginn einer Ermittlung, welche Danaks ganze Stärke beanspruchen soll.
Zwischen den Anweisungen ihres neuen, allzu kinphaurenfreundlichen Hauptmanns, einem ziemlich schwierigen Neuzuwachs in ihrem Kader, tödlichen Anschlägen eines weiteren Homunkulus in Rhun, Kinphaurenintrigen und der Notwendigkeit, für die Sicherheit ihrer Familie und der Menschen auf den Straßen der Stadt zu sorgen, verrichtet Danak ihre konfliktreiche Arbeit mit wachsendem Zweifel an der Richtigkeit der Motive ihrer Umgebung. Als sie vor eine folgenschwere Wahl gestellt wird, ist es schon fast zu spät, die richtige Entscheidung zu treffen …


„Homunkulus“ ist ein in sich abgeschlossener Einzelband der Ninragon-Reihe von Autor Horus W. Odenthal und beleuchtet die Vorgänge in der von den Kinphauren eroberten Stadt Rhun aus dem hauptsächlichen Blickwinkel von Danak. Um die anderen Seiten der Handlung zu zeigen, kommen auch Danaks Hauptmann Banátrass, Mitglieder ihres Kaders und andere zu Wort, bleiben dem Hauptstrang der Erzählung jedoch untergeordnet.
Wer sich auf die reichhaltige Welt von Ninragon einlassen will, wird durch „Homunkulus“ sicherlich neugierig genug auf mehr gemacht. Neben ausführlichen und bildhaften Beschreibungen der verschiedenen Schauplätze in Rhun selbst werden immer wieder Einblicke in die Kultur der Kinphauren und die Geschichte des Konfliktes zwischen den unterlegenen Menschen und den Kinphauren gewährt, bei denen Danaks Ansichten über den Krieg nicht zu kurz kommen.

An manchen Stellen jedoch wäre eine behutsamere Heranführung an den Welthintergrund sicher hilfreicher gewesen, da die Menge an zu erinnernden Fakten gerade in den ersten Kapiteln ziemlich groß gerät und durch die Flut fremdartiger Begrifflichkeiten im Kinphaurenumfeld besonders schwierig wird. Hier wird der Leser vor einen recht großen Berg an Einstiegsverständnis gestellt, der ein vollkommenes Eintauchen in die Erzählung für mich als Rezensenten erst zur Mitte des Buches überhaupt möglich machte, was angesichts der interessanten Welt ziemlich schade ist.

Sprachlich gesehen ist „Homunkulus“ an einigen Ecken eine recht schwere Kost, denn neben den bereits erwähnten, ausführlichen Beschreibungen bedient sich der Autor gerade in actionreichen Szenen einer sehr stakkatoartig anmutenden Sprache, die den Leser aus dem gewohnten Fluss deutlich herausreißen. Dies kann nach einer Eingewöhnung durchaus den wohl gewünschten Erfolg erreichen, dass die beschriebenen Einzelszenen wie eine ruckartig ablaufende Bilderflut eines modernen Actionfilms vor dem inneren Auge des Lesers ablaufen, verlangt dem Leser aber doch ein gutes Maß Anpassung ab. Auch die sich recht nahe an Begriffen wie ‚wow‘ oder anderen Gepflogenheiten der modernen Umgangssprache orientierenden Gesprächsinhalte wirken zunächst für einen Fantasyroman eher irritierend denn stimmungsstiftend.

Die unbestrittene Hauptfigur des Romanes ist Danak – eine starke Frau, die trotz ihrer militärischen Art nicht zu einem bloßen, brutalen Flintenweib mutiert, sondern deren Konflikte nachvollziehbar bleiben. Auch Choraik, das neue Mitglied von Danaks Kader, erfährt im Verlauf der Handlung mehr und mehr Tiefe, die auf seinen Hintergrund, aber auch auf die kinphaurische Kultur neugierig machen. Dass diese beiden Charaktere sich erst zusammen raufen müssen, macht die Entwicklung glaubhaft und interessant und lässt bei mir als Leser trotz aller Schwierigkeiten mit dem sprachlichen Stil des Autors den Wunsch zurück, es möge von „Homunkulus“ eine Fortsetzung geben, bei der neben dem in Rhun gärenden Grundkonflikt auch mehr über den Umgang dieser beiden Charaktere miteinander erzählt wird.

Der Autor hat mit „Homunkulus“ einen Spaghat zwischen zwei Genres gewagt – neben der Fantasyumgebung verfolgt man in der Erzählung eine waschechte Kriminalhandlung, die aus Ermittlung, dem Einholen von Informationen, Zeugenverhören, Verhaftungen, knallharter Action und einer Menge Schwierigkeiten auf dem Weg zur Lösung des ‚Falls‘ besteht. Für mein Empfinden ein gelungenes Crossover, da ich etwa ab Kapitel zwölf das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und wollte, weil mich die Lösung und das Fortschreiten der Handlung neugierig genug gemacht haben. Wer also den schwierigen Einstieg nicht scheut, bekommt mit „Homunkulus“ ein interessantes Experiment geliefert, das hoffentlich nicht das einzige des Autors in diese Richtung bleibt.

Fazit: Schwerer Einstieg, aber dann eine gelungene Fantasy-/Krimihandlung mit interessanten Hauptpersonen. Sechs von zehn möglichen Punkten

Über mich

Webdesignerin, Autorin, Illustratorin

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Comics, Krimis und Thriller, Fantasy, Historische Romane, Science-Fiction

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