goldmarie
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Bewertung zu "Der Russe ist einer, der Birken liebt" von Olga Grjasnowa
Die junge Beatrice lebt in einer Welt, in der die Loyalität gegenüber ihrer Fraktion alles ist. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Bruder lebt sie in der Gemeinschaft der Altruan, den Selbstlosen. Daneben existieren vier weitere Lebensformen: Ken – die Wissenden, Candor – die Freimütigen, Amite – die Friedfertigen und Ferox – die Furchtlosen.
Als Beatrice an ihrem sechzehnten Geburtstag eine der Fraktionen wählen muss, ist es nicht nur ihr eigenes Leben, das sie mit ihrer Entscheidung beeinflusst: unter dem Deckmantel einer intakten Gesellschaft brodelt es gewaltig, denn Beatrice, die als „Unbestimmte“ Begabungen verschiedener Fraktionen in sich trägt, stellt für die Gemeinschaft eine Bedrohung dar und schwebt bald selbst in größter Gefahr…
Eine weitere Geschichte reiht sich in die Riege der zurzeit aus allen Bücherregalen quellenden Jugendbuch-Dystopien ein. Was „Die Bestimmung“ von vielen anderen, in der Tradition der „Tribute von Panem“ verfassten Büchern unterscheidet, ist seine Originalität und sein Tiefgang, dem man begegnet, wenn man ein wenig an der Oberfläche der spannenden Abenteuergeschichte kratzt.
Die Idee, die Gesellschaft in Fraktionen zu unterteilen, die sich jeweils der strikten Einhaltung eines bestimmten Wertes verschreiben – Selbstlosigkeit, Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Wissen und Furchtlosigkeit – birgt großes Potenzial, das von der Autorin gut umgesetzt wurde.
Schlussendlich nämlich auch mit Beatrice’ Erkenntnis, dass niemand nur selbstlos sein kann wie die Altruan und dass der Mut der Ferox in bestimmten Situationen nichts anderes als eben jene Selbstlosigkeit ist. Dass Wissen, Ehrlichkeit und Freundlichkeit nicht nur in den jeweiligen Fraktionen geschätzte, sondern allgemein anzustrebende Tugenden sind.
Die Gesellschaft der fünf Fraktionen ist schlüssig gezeichnet, einzig über das Leben „außerhalb“ der Stadtgrenzen hätte ich gern mehr erfahren. Die spärlichen Informationen darüber wurzeln aber wahrscheinlich schon in Beatrice’ Unwissenheit selbst, denn die Regeln in ihrer Welt sind streng und gewähren ihr kaum Freiheiten.
„Tris“ ist ein sympathischer, mutiger Charakter, den man als Leser gut bewundern, mit Spannung dessen Taten und Gedanken verfolgen kann. Im Laufe der Geschichte entwickelt sie sich sehr stark, wird selbstbewusster, reifer, offener.
Einzig ihre hohe Gewaltbereitschaft, die sich auch in vielen anderen Charakteren zeigt, fand ich für eine sechzehnjährige nicht ganz nachvollziehbar und auch nicht immer gut. Weniger ist manchmal mehr! Das Finale hätte auch weniger „blutig“ wirkungsvoll sein können, doch diese Entscheidung obliegt der Autorin.
Positiv hervorzuheben ist neben dem Entwicklungspotenzial der Protagonisten auch die zarte Liebesgeschichte, die in ihrer Entwicklung, ihrer Darstellung und in den Dialogen sehr natürlich gewirkt und mich berührt hat. Ich konnte regelrecht spüren, wie Tris in seiner Gegenwart rot anlief, seine Berührungen ihre Haut erschauern ließen, die Unwissenheit über seine Gefühle sie quälte… Einen Bonuspunkt für Veronica Roths tolles Einfühlungsvermögen.
Sie trifft punktgenau den Tenor der heutigen Jugend, weiß was Jugendliche bewegt und versteht es auch, diese Stimmungen in Worte zu fassen.
„Die Bestimmung“ ist ein Lichtblick im Dystopiendschungel und Jugendbucheinheitsbrei, der nicht nur unterhält sondern unterschwellig auch Kritik übt und zum Nachdenken anregt – verpackt in einen Pageturner, wie ich ihn schon lange nicht mehr in Händen halten durfte!
Hut ab vor der jungen Autorin!
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- 23.07.1991