Rezension vom 21.11.2017
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Obwohl mich bisher kein anderes John Green Buch locken konnte, hat mich das Thema Zwangsstörung doch aufhorchen lassen und ich habe beschlossen einmal selbst zu überprüfen, ob der ganze John Green Hype denn berechtigt ist.
Zunächst einmal zu den Figuren: Wir treffen Aza, die seit dem Tod ihres Vaters unter Zwangsgedanken und -handlungen leidet, die sich viel um das Thema Krankheit und Bakterien drehen. Aza als Person sowie auch ihren Zwang habe ich als sehr realistisch dargestellt empfunden. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Autor selbst vielleicht schon mal in ähnlichen Situationen steckte, so lebensecht und nah an tatsächlichen Zwangspatienten die ich erlebt habe ist die Erzählung.
Die anderen Figuren neben Aza bleiben leider etwas blass, nur über ihre beste Freundin Daisy erfahren wir ein bisschen mehr. Besonders über Azas Mutter und auch über den Love Interest hätte ich allerdings gern noch etwas mehr gewusst.
Der Schreibstil ist wirklich toll und ich kann nachvollziehen, warum so viele von Green schwärmen. Er benutzt viele schöne Metaphern und der Text strotzt nur so vor bildlichen Zitaten, die man sich am liebsten alle rausschreiben würde.
Trotz dieser schönen Schreibweise, gab es für mich jedoch ein großes Manko der Geschichte und das war der Plot. Ich will jetzt nicht sagen, dass er komplett fehlte, aber eine richtige Handlung mit Spannungsbogen, rotem Faden und allem drum und dran habe ich vergeblich gesucht. Wirklich schade, denn das am Anfang angeschnittene Thema mit dem verschwundenen Millionär hätte wirklich Potenzial gehabt, verläuft aber irgendwie ein bisschen im Sande.
Dennoch enthält die Geschichte eine wichtige Botschaften, wie die Wichtigkeit von Freundschaft und auch der Rückhalt von Familie in schwierigen Zeiten.
Das Ende vom Buch war insgesamt rund, auch wenn ich mir einen etwas anderen Weg für Aza und eine umfangreichere Aufklärung des Vermisstenfalls gewünscht hätte.
Insgesamt war ich froh, dass keine unrealistisch spontane Wunderheilung (womöglich noch durch Liebe) ihren Weg in die Geschichte gefunden hat, dass ist bei Büchern über psychische Störungen leider nämlich allzu häufig der Fall. Generell würde ich wieder zu einem John Green Buch greifen!
FAZIT
Turtles all the Way Down ist ein Buch, das mit einem wunderschönen Schreibstil inklusive herrlicher Metaphern und toller Zitate bestechen kann. Die Zwangsstörung der Protagonistin ist wirklich sehr realistisch dargestellt und vermittelt für alle Psychologie-Interessierten ein gutes Bild, wie es im Alltag eines Zwangspatienten aussehen könnte.Leider bleibt neben all dem schönen Schreiben der roten Faden ein bisschen auf der Strecke und findet sich erst gegen Ende wieder. Hier haben mir ein wenig die Spannung und Handlungsfortschritte gefehlt.
Dennoch ein rundum interessantes und berührendes Leseerlebnis, dass mich durchaus neugierig auf anderen Bücher des Autors gemacht hat.
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