Bewertung zu "Was du nicht siehst" von Franziska Elea
In dieser Autobiographie beschreibt die Influencerin Franziska Elea ihren bisherigen Lebensweg und ihre Erfahrungen mit der Persönlichkeitsstörung Borderline.
Da ich selbst als Psychologin mit BPS Betroffenen stationär arbeite, war ich wirklich sehr gespannt auf einen Blick auf die „andere Seite“ und tatsächlich habe ich das Gefühl nach dieser Lektüre ein noch etwas tieferes Verständnis für Menschen mit dieser Erkrankung bekommen zu haben. Insbesondere die Erlebnisse in Kindheit und Jugend fand ich sehr eindrücklich geschildert und habe sehr mit der Autorin mitgefühlt.
Etwas schade fand ich auch, dass das Thema stationäre Therapie in einem sehr schlechten Licht dargestellt wurde, obwohl ich der Autorin durchaus glaube, dass sie wirklich unschöne Erfahrungen gemacht hat. Es mag für die Autorin heilsam sein sich über Zustände in bestimmten Kliniken zu beschweren oder für sie erfolglose Therapieformen abzuwerten, trotzdem hätte ich mir die Differenzierung gewünscht, dass es für andere sehr wohl ein hilfreicher und wichtiger Schritt sein kann z.B. eine DBT oder Verhaltenstherapie zu machen. Vielleicht bin ich bei dem Thema aber auch ein bisschen beeinflusst :)
Eine kleine Anmerkung zum Schluss: Die Autorin schreibt, dass BPS nicht heilbar ist: das hat man lange gedacht, stimmt so aber nicht mehr ganz. Zumindest konnten neuere Längsschnittstudien über 10 Jahres Zeiträume unter Therapie deutliche Verbesserungen der Symptomatik zeigen, sodass ein Großteil der ProbandInnen die Kriterien einer BPS nicht mehr erfüllten. Vielleicht etwas, dass Betroffenen auch Hoffnung auf Besserung geben kann :)
Insgesamt ein interessanter Einblick, der an der ein oder anderen Stelle sicherlich noch etwas differenzierter hätte sein können und vielleicht auch von mehr wissenschaftlichen/Basiswissen Input zur Erkrankung profitiert hätte. Trotzdem in meinen Augen interessant und lesenswert!
3/5 🌟