hannah-h
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hannah-hs Bücher
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Ein Krimi? Eine Gespenstergeschichte? Nüchterne Bestandsaufnahme einer gescheiterten Beziehung? Ein Ost-West-Roman? "Die komische Frau" ist alles zusammen und zwar auf die gelungenste Weise! Ein Buch mit Gänsehaut-Garantie!
Lena und ihr kleiner Sohn Adrian leben - nachdem der Vater sie verlassen hat und ausgezogen ist - in einer Wohnung in einem der ehemaligen Stalinbauten an der Berliner Karl-Marx-Allee. Sie sind vom modernen Berliner Großstadtleben genauso umgeben wie von der DDR-Vergangenheit ihrer ewig gestrigen Nachbarn. Denn in die prächtigen Arbeiter- und Bauernpaläste durften ehemals nur verdiente Genossen einziehen, die auf den ersten Blick alle sehr nett wirken, aber bis heute ihre alten Seilschaften pflegen und im Ernstfall ziemlich unangenehm werden können. Diese Erfahrung muss auch Lena machen.
In nur einer Nacht schreibt sie die merkwürdigen, unheimlichen Ereignisse nieder, die sie in den vergangenen Wochen erlebt hat. Verstört kauert sie neben dem Bettchen ihres kleinen Sohnes Adrian. Sie wartet, dass der nächste Tag anbricht und schreibt gegen ihre Angst an: Die Geschichte der komischen Frau, einem Gespenst, von dem ihr Sohn immer wieder spricht, das Lena aber lange nicht sehen konnte. Sie hat es mit rationalen, nüchternen und psychologischen Erklärungen versucht, sich selbst unter die Lupe genommen, in der Vergangenheit ihrer Nachbarn herumgestöbert und herausgefunden, dass die Frau, die vor ihr in ihrer Wohnung gelebt hat, unter tragischen Umständen ums Leben gekommen ist. Ist sie die komische Frau?
In der schicksalhaften Nacht, in der Lenas Aufzeichnungen entstehen, setzen sich die einzelnen Puzzleteile langsam zu einem so ernüchternden und zugleich unheimlichen Bild zusammen, dass es einem als Leser die Sprache verschlägt.
Diesen Roman muss man in einem Zug durchlesen. Klar und verständlich geschrieben, ganz realistisch und doch voller unheimlicher Poesie und Magie. Echt gruselig und spannend bis zur letzten Seite, ohne auch nur einmal klischeehaft oder oberflächlich zu sein!
Klar, man soll nicht alles glauben, was im Klappentext steht ... Doch dass "Elizabeth Georges Lynley und Havers sich warm anziehen müssen, denn Booth' Cooper und Fry rütteln am Thron der etablierten Helden" ist einfach Quatsch! Die Ermittler kann man einfach nicht miteinander vergleichen! Cooper und Fry sind als Personen schwer zu fassen, auf jeden Fall tragen sie eine Menge emotionales Gepäck mit sich herum, was - anders als bei Lynley und Havers - jedoch nicht im Vordergrund des Romans steht.
"Der Rache dunkle Saat" ist enorm dicht erzählt, das unterirdische Höhlensystem, das in diesem Krimi eine große Rolle spielt, die Felsmassen, die auf die Protagonisten drücken und manchmal Platzangst auslösen - all das trifft auch auf den Schreibstil von Booth zu. Schnell wird man als Leser in die verschachtelte, jedoch niemals verwirrende Handlung hineingezogen. Es geht um einen verurteilten Mörder, der nach Verbüßung seiner Haftstrafe entlassen wird und sofort untertaucht. Schnell geschieht ein Mord nach dem anderen. Rache? Hat der Mann den Mord damals wirklich begangen oder war er Opfer eines Komplotts? Jetzt auf jeden Fall versetzt er die Bevölkerung und seine Familie, die sich damals von ihm distanziert hat, in Angst und Schrecken.
Sehr empfehlenswert!