Bewertung zu "Acht Wochen Wüste" von Wendelin Van Draanen
Meine Meinung
Cover und Titel: Das Cover ist genial. Ich liebe das papierige, hochwertige Material und den detailreichen roten Aufdruck. Bezüglich der Gestaltung möchte ich auch gerne die Nachhaltigkeitsinitiative des Magellan-Verlags erwähnen. Ihre Produkte sind hergestellt in Deutschland, gedruckt auf FSC-Papier und es wird mit lösungsmittelfreiem Klebstoff sowie Drucklack auf Wasserbasis gearbeitet. Mir persönlich liegt das Thema Nachhaltigkeit sehr am Herzen, aber ganz auf den E-Reader umsteigen möchte ich eben trotzdem nicht, weshalb ich solche Vorstösse natürlich fantastisch finde.
Der Titel gefällt mir ebenfalls. «Acht Wochen Wüste» könnte als Mini-Zusammenfassung der ganzen Geschichte gedeutet werden und ist von daher natürlich passend. Ausnahmsweise finde ich auch den englischen Titel (Wild Bird) gar nicht besser. Also gute Arbeit vom deutschen Marketing-/Übersetzerteam.
Schreibstil: Während des Lesens hätte ich vermutlich gesagt, dass ich den Schreibstil als wundervoll empfände. Grösstenteils ist das immer noch so, der Schreibstil ist emotional und tiefst bewegend. Ich mag wie die Autorin mit verschiedenen Atmosphären und Klangfarben in der Erzählung spielt.
Rückblickend finde ich aber ein paar der Dialoge sind gezwungen oder fast ein wenig kindisch. Natürlich ist die Protagonistin erst vierzehn, aber besonders wenn die Grizzlys als Gruppe agieren fand ich ihre Konversationen zu gestelzt.
Inhalt: Da ich vor dem Lesen noch nie etwas von «Acht Wochen Wüste» gehört hatte, bin ich ohne Erwartungen an die Geschichte herangegangen.
Der Einstieg fiel mir leicht und die ersten paar Kapitel las ich recht schnell, sie waren nicht absolut umhauend, aber solide geschrieben. Spätestens bei Wrens erster Nacht als Kaninchen in der Wüste konnte mich das Buch dann fesseln und ich las die Geschichte noch am selben Tag zu Ende.
Und ach… das Ende *seufz*. Plötzlich fiel mir auf, dass nur noch ein paar Seiten übrig waren. Als ich bei der letzten Szene ankam, kam meine Playlist zu dem Song «Last Kisses» von Daisy the Great und mir kamen zum wiederholten Mal die Tränen. Die Geschichte hört früher auf, als ich erwartet hätte, doch im Nachhinein muss ich sagen, dass die Autorin damit eine kluge Entscheidung getroffen hat. Denn so umspannt das Buch tatsächlich genau acht Wochen und es wäre vermutlich ein zu grosser Schnitt gewesen, Wrens Leben danach zu porträtieren.
Charaktere: Wren ist eine keine durchschnittliche Protagonistin, weil nicht ihre ganze Person darauf ausgelegt ist, dem Leser zu gefallen. Wren soll uns unsympathisch sein und den Leser mit ihren Handlungen vor den Kopf stossen. Das gibt der Geschichte viel Spielraum und trägt zur Tiefe bei.
Die Charakterentwicklung, die Wren im Verlauf der Geschichte durchmacht, ist fantastisch umgesetzt. Am Anfang Trotz und Widerstand, dann langsam so etwas wie Einsicht und schliesslich die Mission (Suche) auf die sie geschickt wird und das vermischt mit den Flashbacks aus ihrer Vergangenheit… einfach genial!
Das einzig Störende ist für mich ihr Alter. Natürlich gibt es weitentwickelte, reife 14-Jährige, die was Drogen, Alkohol und Kriminalität angeht schon einiges durchgemacht haben. Trotzdem finde ich, dass die Geschichte mit einer älteren Protagonistin realistischer gewesen wäre, da es mir zu Beginn fast etwas lächerlich vorkam eine 14-Jährige zu kidnappen und in ein Wildnisentzugscamp in der Wüste zu schicken. Vor allem da die meisten Leser der Geschichte nicht jünger als 14 sein werden und sich jugendliche Leser besser mit älteren Charakteren identifizieren können.
Fazit
Das Buch beginnt relativ unscheinbar entwickelt sich aber zu einer emotionalen, fantastisch geschrieben und tiefst berührenden Geschichte, die man unbedingt gelesen haben sollte!
Bewertung
4,5⭐ /5⭐