Bewertung zu "Ein ganzes halbes Jahr" von Jojo Moyes
Von dem Titel hatte ich schon einiges gesehen, als ich das Buch plötzlich im nahen Shopping Center vor mir gesehen habe. Nicht lange überlegt (der SuB war gerade soweit geschrumpft, dass ich Angst vor einer buchlosen Woche hatte), gekauft – und innerhalb von zwei Tagen ausgelesen.
Das ist so ein typisches Buch, das man einfach nicht aus der Hand legen mag. Dabei ist es nicht mal spannend: Die Geschichte von Will und Lou plätschert in einem gemütlichen, angenehmen Tempo vor sich hin und sorgt dafür, dass man sich ständig denkt „nur noch die nächste Seite“. Und dann muss man aber doch weiterlesen, auch wenn man eigentlich am nächsten Morgen zur Arbeit muss.
Besonders gut gefallen hat mir, dass man als Leser permanent positiv bleiben will. Lou und Will wachsen einem so sehr ans Herz, das man sich schon von der ersten Seite an wünscht, alles möge gut werden, weil sie es verdient haben. Die Nebencharaktere sind nicht immer sympathisch, dafür aber mit einer sehr eigenen und vor allem echten Note. Sie kommen sehr authentisch rüber und geben dieser Geschichte ein bisschen Würze, weil sie manchmal auf eine Art und Weise reagieren, die man nicht erwartet hat.
Für mich war es das erste Buch, indem die Pflege eines Behinderten wirklich so getreu erzählt und geschildert wurde. Ich hatte keine Ahnung, worauf man achten muss, deshalb kann ich auch nicht beurteilen, ob in dieser Hinsicht alles korrekt verlaufen ist. Für mich gab es keine Stelle, an der ich sagen musste „Huch, das kann jetzt aber nicht sein“, im Gegenteil. Die Feinfühligkeit der Geschichte hat mich sehr beeindruckt.
Gut finde ich auch, dass das Thema Sterbehilfe innerhalb der Geschichte nicht zur Grundsatz-Diskussion geworden ist. Alle Parteien haben ihren Standpunkt deutlich gemacht, der eine mehr, der andere weniger, aber es gab kein ethisches Hin und Her, was auch überhaupt nicht in dieses Buch gepasst hätte.