hexepanki
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Bewertung zu "Die rote Königin (Die Farben des Blutes 1)" von Victoria Aveyard
Dieses Buch stand schon seit einer gefühlten Ewigkeit auf meiner Wunschliste und Dank der INSIDER Voting Challenge habe ich es nun endlich in meinen Leseplan einbauen können. Ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht, das Beste an Jugendfantasy, was ich seit langem gelesen habe.
Die Charaktere, insbesondere die Protagonistin Mare, sind sehr vielschichtig und glaubwürdig aufgebaut. Jeder von ihnen hat seine Grundzüge, aber überzeugen können sie durch ihre Zweifel und widerstreitenden Gefühle. Wie im echten Leben ist eben nichts schwarzweiß sondern eher in Graustufen.
Die Welt ist weitestgehend dystopisch angehaucht und sehr einfallsreich und interessant entworfen. Mich hat sie sofort in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Die Fähigkeiten der einzelnen Personen und Häuser finde ich schön überlegt und überzeugend beschrieben. Es hat sehr viel Spaß gemacht, darüber zu lesen. Auch die beschriebenen gesellschaftlichen Systeme und Hintergründe sind sehr gut ausgearbeitet und interessant zu lesen.
Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich und ich habe mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Die Autorin schafft es außerdem, dass die Entwicklung der Geschichte unvorhersehbar bleibt und es gibt eine aufregende unerwartete Wendung. Dabei wird die Beschreibung der Welt und der Vergangenheit sehr gut in den Erzählfluss mit eingeflochten, ohne künstlich zu wirken.
Eine Liebesgeschichte darf natürlich nicht fehlen, diese ist aber sehr gut ausbalanciert. Sie wirkt weder überzogen noch übermäßig schnulzig, sondern eher natürlich und auch hier hat die Autorin zum Glück viele Graustufen eingebaut.
Fazit: Einfallsreiche und bunte Fantasy spannend erzählt – der Start einer Reihe, wie man ihn sich als Leser wünscht. Ich freue mich auf den zweiten Teil.
„Wir würden unsere Reichtümer einsammeln und lagern, damit sie uns durch die Jahreszeiten ernährten, durch acht Jahreszeiten, die uns allein gehörten. Wir würden uns gesund ernähren, wir würden gesund sein, in unmittelbarem Kontakt zur Erde.“
Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, da es mein erster Boyle sein sollte und das Setting ein immenses Potential hat – leider wurde ich sehr enttäuscht.
Die Erzählweise aus abwechselnden Perspektiven ist sehr gelungen, das wirkt sehr persönlich und der Leser bekommt ein gutes Bild vom Charakter und der Gedankenwelt der einzelnen Protagonisten. Auch der Schreib- und Sprachstil Boyles ist gut und angenehm zu lesen. Leider sind das aber die einzigen beiden positiven Aspekte, die ich anführen kann.
Leider schafft es Boyle weder die wissenschaftlich-experimentelle Seite noch die psychologischen Aspekte herauszuarbeiten und lässt das immense inhärente Potential des Settings verpuffen. Zwar zeigt er dem Leser auf, dass die von sich selbst so sehr eingenommenen Wissenschaftler mit ihren hochtrabenden Abschlüssen und Fachgebieten auch nur von niederen menschlichen Motiven wie Gier, Eifersucht, Neid und Narzissmus angetrieben werden und dass, bei aller vorgegaukelten Wissenschaftlichkeit, es bei diesem Experiment letztendlich doch nur um Geld, Kommerz und Image geht, aber beides wird bereits auf den ersten 150 Seiten klar, wird dann aber 600 Seiten lang wiedergekäut.
Nachdem der Leser sich in die Charaktere und das Experiment eingelesen hat, ist der Rest des Buches leider eine Aneinanderreihung endloser Langatmigkeit. Wissenschaftliche Themen und Ereignisse, die interessant sein könnten, werden leider allesamt nur oberflächlich gestreift. So werden Themen wie Mangelernährung, anormales Tierverhalten und technische Probleme nur am Rande erwähnt. Nicht einmal Dawns Schwangerschaft kann hier als spannendes Element dienen, weil der Klappentext bereits zu viel verrät und auch dieses Thema nur oberflächlich behandelt wird.
Leider gelingt es Boyle ebensowenig, die andere hochpotentielle Seite des Settings zu nutzen. Die psychologischen Hintergründe und die Auswirkungen geschlossener Systeme auf das Verhalten der Teilnehmer nehmen wenig bis gar keinen Raum ein, so dass es sich dann leider auf Oberflächlichkeiten und kurz erwähnte Plattitüden beschränkt. Wer schläft mit wem, wer hintergeht wen, wer belügt wen...? So hätte es dann auch ein Buch über Teenager in einem abgeschlossenen Internat sein können, schließlich geht es hauptsächlich um Intrigen, Sex und Alkohol. Da die Teilnehmer, deren Perspektive wir erfahren, bereits vor dem Einschluss von Eifersucht, Neid, Ruhmgier und Geltungsbedürfnis angetrieben sind, außerdem hormongesteuert und moralisch leicht degeneriert wirken, bleibt eine wirkliche Entwicklung der Charaktere unter den Bedingungen des Einschlusses aus. Das Gleiche gilt für die Gruppendynamik. Es fehlt das Fundament der Aussage, dass das Team Risse bekommt. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass hier ein eingeschworenes Team besteht, denn Boyle hat es leider versäumt, einen Teamgeist heraufzubeschwören, der überhaupt Risse bekommen kann. Das bleibt, wie so Vieles, halbgar und unglaubwürdig.
Fazit: Boyle lässt das enorme Potential der gewählten Themen ungenutzt. So schafft es das Buch weder, eine Charakterstudie noch ein spannender Wissenschaftsroman zu sein. Ein oberflächlicher Durchschnittsbericht, mit vielen, vielen Längen…
"Im flackernden Licht des Fahrstuhls bekamen seine Augen den honigroten Schimmer eines Raubkatzenblicks. Und da waren ein Geruch von Bedrohung, Schnee, und Kälte einer Winternacht."
Faunblut war mein erstes Buch von Nina Blazon und nachdem die letzten Jugend-Fantasy-Bücher, die ich gelesen habe, leider alle enttäuscht haben, bin ich froh, dass Faunblut mir richtig gut gefallen hat.
Man wird als Leser von Anfang an mitten in die Handlung geworfen, was mir sehr gut gefallen hat. So ist es von der ersten Seite an spannend und ich habe sehr gut in die Geschichte hineingefunden. Natürlich kommen anfangs viele Fragen auf, aber die Autorin lässt den Leser die Welt von Faunblut nach und nach entdecken. Diese Welt wirkt sehr authentisch, atmosphärisch und ist glaubhaft und eingehend beschrieben.
Auch die Charaktere sind sehr schön gezeichnet und haben mir gut gefallen. Jeder hatte seine eigenen Charakterzüge, Schwächen und Stärken und ihre Zerrissenheit im Lauf der Geschichte wird sehr gut vermittelt. Die aufkommende Romanze kommt zwar etwas plötzlich, wird dann aber sehr passend zu den Charakteren umgesetzt.
Was mich aber an diesem Buch am meisten beeindruckt hat, sind der Schreibstil und die Sprache. Nina Blazon hat eine besondere Gabe, Menschen und Momente zu beschreiben und wunderschöne Vergleiche und Metaphern zu finden.
"Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder Arif, der dunkel und verschlossen war und selten lachte, schien Martyn alles Helle in sich zu vereinen. >>Sonne und Mond<<, so nannte Jade die Brüder im Stillen."
Zuguterletzt ist die Geschichte, insbesondere im letzten Drittel, nicht nur fantasievoll und schön geschrieben, sondern auch richtig spannend.
Einen Stern Abzug gibt es weil ich mir zu vielen Dingen, Charakteren, Ereignissen und Motiven ausführlichere Beschreibungen und mehr Informationen gewünscht hätte. Dahingehend hätte das Potential dieser wunderbaren Welt und ihrer Geschichte noch besser ausgeschöpft werden können. Lady Mar, der Winterprinz, die Nordländer, Moiras und Lillins Motive für ihr Handeln und Fauns Geschichte blieben leider wenig greifbar.
Fazit: Eine spannende, fantasievolle Geschichte sprachlich wunderschön geschrieben. Eine klare Leseempfehlung.