Bewertung zu "Die Tribute von Panem - Flammender Zorn" von Suzanne Collins
(Spoiler enthalten!)
Tja. Das Ende eines Buches ist für Autoren sicher immer das Schwerste. Alle Ebenen der Geschichte müssen aufgedröselt -und in einem runden Abschluss zusammengefasst werden. Ich könnte mir vorstellen, dass sich das bei einer Buchreihe sogar noch komplexer gestaltet, weil die Geschichte über mehrere Bände hinweg aufgebaut und entwickelt wurde. Auf den letzten Band kommt es dann an.
Und ich muss sagen, dass ich ziemlich enttäuscht war. Es war zwar fast ununterbrochen spannend. Und dass es relativ brutal und von Kämpfen bestimmt war, hat mich auch nicht sonderlich gestört. Das war ja nach dem Ende des zweiten Bandes zu erwarten. Schließlich kommt man gegen das Kapitol nicht ohne Waffengewalt an.
Aber. Mir hat wirklich an vielen Stellen etwas mehr Feinsinnigkeit von Suzanne Collins gefehlt. Sie hat vieles nur grob angeschnitten und dann hastig beendet. Irgendwie als hätte sie unter Zeitdruck gestanden.
So zum Beispiel als Finnick von den Mutationen umgebracht wird. Collins hat diesen Charakter über 2 Bände aufgebaut, ausgeschmückt, zum Sympatieträger gemacht. Und dann lässt sie ihn einfach innerhalb von 2 Sätzen abtreten. Damit findet seine Geschichte meiner Meinung nach ein völlig unwürdiges Ende. Auch später wird er ja kaum nochmal erwähnt oder betrauert. Beim Lesen fand ich das so unangemessen, dass ich einfach nicht glaubte, dass er schon tot sei. Ich war noch ziemlich lange davon überzeugt, dass er doch noch irgendwie auftaucht.
Ähnlich abrupt kam mir der Tod von Prim vor und- da ja auch Katniss Feuer fängt, das Ende ihrer Mission. Hä? Warum macht Collins das? Um den Leser vollends zu deprimieren? Boggs, Finnick, Jackson, Leeg- sie alle sind umsonst gestorben? Sie hat wirklich die Hälfte des Buchs einer Mission gewidmet, die Spannung aufgebaut, um diesen Geschichtsstrang dann ins Leere laufen zu lassen und ihn völlig unvermittelt zu kappen? Was ist denn da die Essenz? Doch nur, dass Katniss endgültig gebrochen ist.
Ähnlich wie bei Finnick finde ich auch, dass die Geschichten von Haymitch, Annie, Johanna und vor allem Gale keinen gebührenden Abschluss bekommen. Sie waren ein wichtiger Teil der Geschichte und sind dann einfach weg. Und dann ist da die Abstimmung über die Hungerspiele, die dann auch nicht mehr erwähnt werden... Boggs, der Katniss im sterben liegend befiehlt, Peeta zu töten. Als wüsste er mehr über Peetas Zustand als Katniss. Auch diese eingestreute Information wird unter den Tisch fallen gelassen und ist somit einfach nur irreführend.
Das alles wirkt so... ungeschickt. Als habe Collins ein Talent dafür Ideen zu entwickeln, aber nicht dafür, sie abzuschließen.
Ich muss ja zugeben, dass ich Fantasy- Bücher ganz oft unwillkürlich mit der Harry Potter- Reihe vergleiche. Wahrscheinlich, weil das meiner Meinung nach der heilige Grahl unter den Fantasy- Büchern ist. J.K. Rowlings Geschichten sind spannend, intelligent konzipiert, auf eine trockene Art und Weise witzig und nachvollziehbar in sich geschlossen. Auch sie lässt einige ihrer Hauptcharaktere sterben, geht da aber viel geschickter vor als Collins.
Nun ja... Ich gebe trotzdem 3 Sterne, weil das Buch doch sehr spannend war, mich dann und wann auch zum lachen gebracht hat und es- positiv ausgedrückt, einige unerwartete Wendungen gab. Und ein bisschen aus Solidarität zu Collins, die die Fantasy-Welt mit ihrer erfrischenden Triologie zweifellos bereichert hat.