Bewertung zu "Ohne mich ist das Leben ganz einfach" von Ayya Khema
Unsere Sinneskontakte verleiten uns zu Gier und Ablehnung. Aber alles was wir sehen, hören, riechen, schmecken oder berühren ist vergänglich und nicht nur das. ALLES entsteht und vergeht. Genau wie wir selbst. Wir plagen uns mit einem großen falschen „ICH“ herum, das alles haben will oder ablehnt. Dadurch bleiben wir kleben, wir haften an. Nichts mehr in uns kann fließen. Wir blockieren, haben Ängste und werden unzufrieden, weil wir merken, dass wir uns mit uns selbst im Kreis drehen.
Wer das nicht mehr möchte, kann lernen loszulassen. Das geschieht laut Autorin am besten durch die Zentrierung des Geistes. Konzentration, Meditation und Kontemplation helfen auf dem Weg, unsere falsche Persönlichkeit, die wir selbst als „ICH“ titulieren, loszulassen. Bis wir zu dem Punkt kommen, an dem wir spüren, dass ein Leben ohne mein riesiges „ICH“ viel beweglicher, zufriedener, klarer und damit erfolgreicher ist. Unzufriedenheit und Ängste lösen sich auf.
An diesem Punkt hören wir auf, uns zu ärgern. Wir erkennen unseren Ärger als Blockade, denn wir verschwenden nur wertvolle Energie, wenn wir uns ärgern. Dieses Erkennen resultiert aus dem bewussten Erleben des Moments, in welchem der Ärger einsetzt. Wer in der Lage ist, diesen Moment bewusst zu erleben, der ist auch in der Lage, den Ärger loszulassen, weil er erkannt hat, dass auch der Ärger wie alles in unserem Leben vergänglich ist.
Das gleiche gilt für unsere Ansichten oder Meinungen, die unser Ego ständig vertritt und sich dabei großartig fühlt. Sobald sich dieses wichtigtuerische „ICH“ auflöst, bleiben nur noch persönliche Erlebnisse übrig, die wir nun ruhig beschreiben können und nicht mehr vertreten oder gar verteidigen müssen.
Wer Gier und Ablehnung durch Achtsamkeit und Klarheit ersetzt, wer Probleme als Aufforderung erkennt, wer sich nicht mehr irritieren lässt, sondern in jeder Situation gelassen bleibt, der muss nicht mehr mit Wissen prahlen, sondern kann aus seinem eigenen Erleben schöpfen.
Dieses erlebte wahre Wissen aus unserem Inneren heraus ist viel wertvoller und echter als das Wissen, das wir von außen erhalten und nach außen hin vertreten. Falls der Leser bereit ist, lässt ihn die Autorin Ayya Khema durch ihr Buch hindurch aus ihrem zu tiefst erkannten Erleben bereitwillig schöpfen.