Bewertung zu "Im hellen Licht des Nordens" von Isrun Lorenz
Juliane ist so eine Frau, die sich selbst für ihren karrieregeilen Mann hintenanstellt und das ganze dann auch noch Liebe nennt. Verzweifelt versucht sie eine Ehe zu retten, die schon lange keine ist, vielleicht auch nie wirklich war. Ihr Mann Robert ist ein typischer Karmapartner, der Juliane behandelt, wie sie es auch von ihrem Vater kennt. Von oben herab, klein machend, ihre Arbeit als "Hobby" ansieht und ihr Talent belächelt und abtut. Selbst ein schwerer Unfall mit Koma ändert an seinem Verhalten nichts.
Ganz offen lebt er die Liebe zu seiner Studentin Lea aus - vor den Augen seiner Ehefrau - die darauf nur so reagiert, dass sie einen gemeinsamen Urlaub in Schweden für sie beide plant, damit er Abstand von Lea bekommt und sie die Ehe retten kann.
Hier wird so richtig deutlich, dass eine Frau, die vom eigenen Vater/Familie nie Wertschätzung erhalten hat, anfällig ist für Beziehungen, in denen sie erneut gering geschätzt wird. Sie kennt es nicht anders. Schön gezeigt wird das im Krankenhaus, wo ein Arzt als auch ein Patient sich wehr wertschätzend über sie äußern und Juliane das garnicht so recht fassen kann, bzw. sie nimmt es wahr, aber ihr einziger Kommentar dazu ist, dass Robert das nicht so sehe.
Frau braucht einfach AUGENÖFFNER, um die Wahrheit über ihren eigenen Wert und So-Sein zu erkennen. So ein Mensch ist der Schwede Per, den sie dann im Urlaub kennenlernt.
Eine Frau, die sich selbst aufgab, all ihre Interessen, Begabungen, Wünsche, Träume und co-abhängig der Liebe eines Mannes hinterherhechelt, die es nicht gibt, verwandelt sich innerhalb von ca. 1 Woche in eine selbstbewusste, begabte und unabhängige Frau.
Zuweilen hab ich schon ein Daueraugenverdrehen gehabt, dass Juliane so viel mit sich hat machen lassen, aber aus eigener bitterer Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, sich aus einer karmischen Beziehung zu lösen. Wenn man keinen Augenöffner hat, bleibt man an alten Erfahrungen und Mustern hängen, weil die Gedanken über sich selbst einfach falsch sind, weil man es so indoktriniert bekommen hat, das man nichts wert ist. Das muss man erstmal glauben können, spüren und erfahren, dass es NICHT so ist.