Seit einem Badeunfall ist Arne Murberg etwas zurückgeblieben und langsamer als seine Mitmenschen. Darunter leidet er manchmal, dennoch versucht er, selbstbewusst und - so weit es geht - selbstsicher durchs Leben zu schreiten. Als sein Vater stirbt, gibt dieser ihm den Auftrag mit, seine Mutter in Berlin zu suchen und ihr ein verschlossenes, geheimnisvolles Kästchen zu überbringen. Für Arne ist das eine Überraschung, schließlich hatte er geglaubt, seine Mutter sei tot.
Er macht sich also auf den Weg in die Metropole Berlin, die ihn zunächst überfordert. Doch er schlägt sich wacker, auch wenn sich die Suche nach der Mutter schwieriger gestaltet als gedacht. Dabei trifft er auf einen mysteriösen Professor und eine junge Frau im Rollstuhl. Und schon befindet sich Arne mitten in einem großen Abenteuer, bei dem auch Hypnose, eine Hexenverbrennung und gelbe Schuhe eine gewisse Rolle spielen. Welche, das sei an dieser Stelle nicht verraten, schließlich soll ja nicht alles verraten werden.
Dass Håkan Nesser ein Meister des Erzählens ist, zeigt sich auch in "Elf Tage in Berlin". Mit einer erfrischenden Leichtigkeit lässt er Arne Berlin entdecken und man fühlt sich ein wenig an den Stil von Astrid Lindgren erinnert. Leicht, einfach und doch von großer Eleganz. Herrlich sind auch jene Momente, in denen Arne mit dem Deutschen hadert und versucht, irgendwo am Ufer der Sprache festzumachen. Besonders im schwedischen Original sind diese Passagen höchst amüsant. Wie dies in der deutschen Übersetzung gelöst worden ist, weiß ich nicht. Es muss jedenfalls eine Herausforderung für den Übersetzer gewesen.
Lange Zeit während des Lesens dachte ich mir, ich hätte ein neues Lieblingsbuch vor mir, einen wahren Schatz, der fraglos nur mit fünf Sternen belohnt werden durfte. Doch dann kam das Ende, das konstruiert und nicht schlüssig wirkt. Es scheint, als habe Nesser selbst keine ordentliche Lösung für die verzwickte Geschichte gefunden und sie daher einfach offen gelassen. Zufriedenstellen kann das aber nicht, weshalb "Elf Tage in Berlin" bzw. im Original "Elva dagar i Berlin" nun doch kein Lieblingsbuch geworden ist, das ich aber dennoch ausdrücklich empfehlen kann.
jomoehler
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Dass Truman Capote ein wunderbarer Erzähler ist, der - durchaus ausschweifend, aber nie langatmig - Figuren, Stimmungen und Orte lebendig vor dem inneren Auge entstehen lassen kann, ist hinlänglich bekannt. Auch in seinem ersten Roman "Sommerdiebe", der allerdings erst posthum erschienen ist, beweist er dies eindrucksvoll.
Grady, Tochter einer sehr reichen Familie, verbringt den Sommer alleine in New York, während ihre Familie nach Europa reist. Die Siebzehnjährige, eine freche, emanzipierte junge Dame, die selbst nie eine Dame sein möchte, genießt ihre Freiheiten und den Sommer mit Grady, einem Arbeiterjungen, der nicht zu ihr passt und vielleicht gerade deswegen der ideale Sommerbegleiter ist.
Es geschieht eigentlich nicht allzu viel. Auch wird wenig Spannung aufgebaut. Vielmehr wird der Leser durch das Buch getragen wie Grady und Clyde durch den Sommer. Wer Freude an Sprache, an Bildern, die hängen bleiben, an durchkomponierten Sätzen hat, der wird sich hier gerne treiben lassen. Wer allerdings eine Geschichte erwartet, die den Leser aufgrund ihrer Spannung mitnimmt, und der womöglich sogar noch auf ein befriedigendes Ende wartet, der wird wohl enttäuscht sein. Der Schluss ist in seiner Plötzlichkeit und Offenheit tatsächlich etwas enttäuschend. Es wirkt, als sei das Manuskript ein Fragment geblieben. Aber vielleicht war es das ja auch.
Eigentlich verehre ich Friedrich Ani. Seine Beschreibungen von Menschen und all den zwischenmenschlichen Problemen, die in den Szenen deutlich werden, sind literarisch spannend und zeugen von einem Autor, der die Welt und die Menschen sehr genau beobachtet.
Auch in "Süden" gelingt ihm dies in gewohnt souveräner Art und Weise. Und dennoch war ich nicht sonderlich glücklich mit diesem Roman. Es hat mich weniger gestört, dass Tabor Süden und eigentlich alle Figuren ständig am Trinken sind (obwohl das irgendwann völlig ausgelutscht war und nur noch langweilte), sondern vielmehr, dass die Geschichte lange Zeit vor sich herdümpelt, ohne Spannung aufzubauen. Immer wieder war ich kurz davor, das Buch zurück ins Regal zu stellen, weil ich mich als Leser auch gefragt habe: Was geht mich das an? Ich behielt stets eine gehörige Distanz zum Geschehen, was nicht per se eine schlechte Sache sein muss. Bei einem Krimi will man als Leser aber doch irgendwann gepackt werden.
Hinzu kam eine große Zufälligkeit, wenn Süden den Fall löst. Figuren tauchen zu zufällig auf. Auch dies langweilt irgendwann.
Insgesamt also ein souverän und durchaus auch ansprechend geschriebener Krimi, der mich jedoch nicht gepackt hat und über weite Strecken als lahme Ente erschien.
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