Bewertung zu "Ich wollte immer nur dich" von Anne Wiegner
Johanna, eine Frau Anfang vierzig, steckt in ihrem Leben fest, einem Leben, das aus Arbeit und Familie, Verantwortung und Verpflichtungen besteht. Als ihr Mann sie verlässt, steht sie allein mit ihren beiden Töchtern da und begräbt jede Hoffnung auf Glück und Liebe.
Aber als ihr ihre Freundin Karen eines Tages erzählt, sie glaube, Paul, Johannas Jugendliebe aus Studententagen, gesehen zu haben, brechen lange verdrängte Erinnerungen wieder auf. Sie macht sich auf die Suche nach ihm, findet ihn und sofort ist die alte Vertrautheit zwischen den beiden wieder da. Ohne groß zu überlegen, stürzt sich Johanna in das Abenteuer ihres Lebens und genießt eine Zeit voller Zärtlichkeit und Verständnis, lässt sich von Paul mitreißen und erlebt an seiner Seite viele romantische, lustige und überraschende Momente. Das alles ist sehr schön geschrieben, so lebendig und realistisch, dass man sich für Johanna freut. Man versteht aber auch ihre Bedenken und Zweifel, denn sie hält ihre Affäre lange vor den Kindern geheim, weil diese die Trennung ihrer Eltern noch nicht so richtig überwunden haben. Manchmal glaubt sie auch, keinen Anspruch auf dieses Glück zu haben und ihr schlechtes Gewissen sitzt ihr im Nacken.
Als sehr gelungen empfinde ich persönlich die eingestreuten Kapitel, in denen sich andere Frauen zu Wort melden. Dadurch erfährt der Leser Dinge über Paul, von denen Johanna keine Ahnung hat. Auf diese Weise entsteht eine Spannung, die den Leser immer wieder zwingt weiterzulesen.
Es gibt mehrere rote Fäden, die sich durch die Geschichte ziehen. Zum Beispiel ist da die Freundschaft zu Karen, die zunächst an der Belastung, dass Johanna ihr Glück gefunden hat und Karen es ihr scheinbar nicht gönnt, zerbricht. Oder auch die kleine Farm in Afrika, mit der Paul offenbar Sehnsüchte, Träume und Geheimnisse verbindet, die er Johanna gern zeigen möchte.
Bei „Ich wollte immer nur dich“ handelt es sich nicht um eine Liebesgeschichte im klassischen Sinne, so wie es der Titel vielleicht vermuten lässt, sondern um einen Roman, der temporeich auf den Abgrund der Liebe zusteuert.
Es ist schon lange her, dass ich in eine Geschichte derart tief eingetaucht bin.