Öffne deine Seele ist der Nachfolger des Thrillers Ich bin der Herr deiner Angst von Stephan M. Rother um die Kommissare Jörg Albrecht und Hannah Friedrichs. Auch anhand des Covers ist die Verbindung zwischen den beiden Büchern sehr deutlich.
Im Altonaer Volkspark wird der Sohn eines Hamburger Konsuls tot aufgefunden: Falk Sieverstedt ist ertrunken. Wenige Zeit vorher hatte er bei "Second Chance" angerufen, einer Fernsehsendung von Marius, und hatte dort seinen Selbstmord quasi angekündigt. Albrecht glaubt jedoch nicht an einen Selbstmord, weil der Auffindungsort nicht so recht passen will und ermittelt weiter.
Am Anfang scheint der Fall klar zu sein: Selbstmord. So einfach lässt Rother den Leser aber nicht entkommen, der Fall ist deutlich vielschichtiger aufgebaut (zum Glück!) und eines lässt sich sagen, ohne zu viel zu verraten: Ein Selbstmord war es nicht.
Die beiden Kommissare Friedrichs und Albrecht sind toll dargestellt, beide wirken sehr sympathisch und haben beide ihre Eigenarten, die sich ergänzen. Beide Sichtweisen sind das ganze Buch über absolut nachvollziehbar. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Erzählperspektive immer wieder zwischen der Ich-Perspektive aus Sicht von Hannah Friedrichs und der Perspektive aus Sicht von Jörg Albrecht wechselt (hier aber nicht in der Ich-Form). Der Leser kann dadurch beide Sichtweisen und Gedankenwelten absolut gut nachvollziehen, ohne das es verwirrend wird. Toll gelöst! Was es in dem Fall noch besonders spannend macht ist, dass die Kommissare unterschiedliche Spuren verfolgen und Friedrichs zwischendurch sogar von dem Fall abgezogen wird.
Besonders gut ist auch der Kollege Seydlbacher gelungen: Ein Bayer, der in Hamburg immer wieder auf sprachliche Barrieren trifft. Wunderbar und manchmal geradezu komisch wird dem Bayer bei Vernehmungen ein Übersetzer an die Seite gestellt. Also auch die humorige Seite kommt in dem Thriller nicht zu kurz.
Besonders toll auch das Sprachgefühl des Autors: Der Leser kann, wenn er denn möchte, sich ganz der Spannung hingeben und das Buch nur so verschlingen. Er kann sich aber zwischendurch auch an der tollen, geschliffenen Sprache erfreuen, in der die Geschichte geschrieben ist. Mein Lieblingszitat am Ende des Buches, als mal wieder alles anders ist als erwartet: "Jeder braucht seine kleinen Geheimnisse". Könnte auch das Motto dieses Buches sein.
Mein Fazit: Öffne deine Seele ist eine absolut gelungener Thriller der seinem Vorgänger in nichts nachsteht, eher noch einen drauf setzt. Die Spannung ist über die gesamte Geschichte unglaublich hoch und Rother versteht es, den Leser auf eine völlig falsche Fährte zu führen (bei der auch noch einiges an Verbrechen offensichtlich wird, die mit dem Fall nichts zu tun haben) und dann den Fall am Ende doch noch elegant aufzulösen. Wann erscheint eigentlich der nächste Rother-Thriller?