kalanthia
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kalanthias Bücher
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INHALT
Percival Everett greift auf Jim, einen schwarzen Mannes aus Mark Twains "Huckleberry Finn", zurück, um das Schicksal eines Sklaven in den Südstaaten vor Beginn des amerikanischen Bürgerkriegs zu schildern. Jim flüchtet vor seinem Besitzer und schlägt sich mal alleine, mal mit Huck durch, während beide den Mississippi hinabfahren. Sein Ziel ist es, in den Norden zu gelangen, um dort genügend Geld zu verdienen, um seine Familie aus der Sklaverei freikaufen zu können.
EIGENE MEINUNG
Meine Erwartung an den Roman war, durch den Perspektivwechsel vom weißen Jungen Huck zum schwarzen Mann James Einblicke in die Sklavenschicksale zur Mitte des 18. Jahrhunderts zu erhalten. Körperliche Gewalt, Hunger, willkürliches Verkaufen der Sklaven ohne Rücksicht auf Familienbande, sexuelle Übergriffe auf Frauen sind alles Themen, die im Buch dann auch vorkommen. Wer an das Buch ohne Wissen über die Geschichte der Sklaverei herangeht, erfährt hier wohl noch Neues.
An dem Sichtwechsel hat mich aber gestört, dass die Figur James - verursacht durch Everetts extrem distanzierten, gefühlskargen Schreibstil, niemals zur Identifikationsfigur wurde. Wenn ich mit einer Titelfigur mitempfinden soll, sollte diese doch so gestaltet sein, dass sie den Lesern Anknüpfungspunkte liefert, jedoch war das nie der Fall. James wird selbst misshandelt und wird mehrfach Zeuge, wie andere Schwarze menschenverachtende Übergriffe erdulden müssen - ist dabei aber nicht fähig, Angst, Wut oder Trauer zu empfinden. Ebenso fehlen positive Emotionen, wenn er an seine Frau und Tochter denkt.
Der Roman wurde als subversiv und komisch angepriesen, wirkt auf mich aber nicht so. Humor habe ich nämlich nirgends entdeckt, und subersiv sieht für mich auch anders aus. Der Autor übernimmt Twains Schreibweise für die Sprache der Schwarzen, allerdings sind die Schwarzen bei Everett in der Lage, Standardsprache zu verwenden, wenn sie unter sich sind und sie verstellen sich nur, wenn sie mit Weißen sprechen. Dies, und James' Kenntnis europäischer Philosophen, wirkt lediglich unrealistisch. Subversiv und komisch wäre etwa gewesen, wenn James zusammen mit Huck durch Streiche gelungen wäre, seine Familie zu befreien, anstatt durch rohe Gewalt und Mord. Ich fand gut, dass es eine Nachbemerkung des Übersetzers zur Sprach der Schwarzen gab, auch wenn diese besser am Beginn des Buches platziert gewesen wäre. Wer Twain nicht kennt und sich dennoch auf "James" einlässt, empfindet die Darstellung der Schwarzen sonst eventuell als rassistisch.
FAZIT
"James" liefert eine Art Fanfiction zu einer Nebenfigur aus Mark Twains "Huckleberry Finn", in der auch Huck mehrfach vorkommt. Nach dem anfänglichen Wiedererkennen dieser Figuren, was mein Interesse noch gehalten hat, reihen sich oberflächliche Motive, die man aus anderen Werken über Sklaverei kennt, aneinander, ohne jemals Tiefgang zu bekommen. Der Schreibstil des Autors sorgt dafür, dass die Leser auf Distanz gehalten werden, anstatt an James' Schicksal teilnehmen zu können. Drei von fünf Sternen.
Bewertung zu "The Last Devil To Die: Thursday Murder Club, Book 4" von Richard Osman
Bewertung zu "Der denkwürdige Fall des Mr Poe" von Louis Bayard
Handlung
Landor, ein gealterter Detektiv, wird als Mordermittler in einer Militärakademie angestellt, um den Tod eines Kadetten zu untersuchen. Als Helfer wählt er sich Edgar Allan Poe aus, der zu den Schülern der Akademie gehört. Wird es ihnen gelingen, den Fall zu lösen?
Eigene Meinung
Positives:
Grundsätzlich finde ich die Idee gut, eine historische Person – hier den Dichter Poe – in einen historisch angehauchten Krimi als Figur einzubauen und ihm der Hauptfigur bei deren Ermittlungen an die Seite zu stellen. Der Altersunterschied zwischen Landor und Poe sowie ihre Unterhaltungen über die Dichtkunst waren stellenweise interessant zu lesen.
Biografische Anknüpfungspunkte an Poes Leben gab es für meinen Geschmack zu wenige. Da das Buch als „Der denkwürdige Fall des Mr Poe“ betitelt ist, habe ich deutlich mehr erwartet. Das „bleiche blasse Auge“, das in Poes Versen innerhalb des Romans auftaucht, war immerhin noch eine nette kleine Anspielung auf „Das verräterische Herz“. Die Figur Poe schreibt zwar Gedichte, aber leider keine Kurzgeschichten, was ich sehr vermisst habe.
Damit kommen wir zum Negativen:
Landors Gespräche mit den leitenden Offizieren der Militärakademie und seine privaten Überlegungen kommen vom Hundertsten ins Tausendste. Er schweift ab und ergießt sich in Belanglosigkeiten, die leider kaum mehr mit der Haupthandlung des Krimis zu tun haben. Dadurch zieht Louis Bayard das Buch in unnötige Länge und erstickt alles, was im Ansatz spannend war.
Falls es im Englischen einen Unterschied in Landors und Poes Schreibstilen (sie wechseln als Ich-Erzähler) gab, so ist dieser in der Übersetzung verloren gegangen. Dies trägt dazu bei, dass das Buch monoton wirkt.
Insgesamt hat das Buch für mich zu viele Durststrecken enthalten, als dass es unterhalten konnte.
Bewertung zu "Rupert undercover - Ostfriesische Jagd" von Klaus-Peter Wolf
HANDLUNG
Rupert ermittelt erneut undercover. Als Frederico Müller-Gonzales gibt er den Bankenchef, der es sich mit Miet-Frau und Bodyguard in Hotels gutgehen lässt. Währenddessen dürstet den Entführer der vorerst geretteten Kriminaldirektorin Lianne Brennecke weiterhin nach ihrem Blut... und nach dem anderer Frauen.
EIGENE MEINUNG
Rupert gefällt sein Undercover-Leben sichtlich und er wirft sich voll und ganz in seine Rolle als Mafioso. Fast scheint es, dass er das Leben als Krimineller zu sehr genießt und sein eigentliches Ziel aus den Augen verliert. Das sorgt aus Ruperts Perspektive immer wieder für ruppig-amüsante Momente, die mir gut gefallen haben.
Seine Ermittler-Kollegin Ann-Kathrin Klaasen, die ich schon aus anderen Büchern von Klaus-Peter Wolf kannte, sorgt sich derweil um ihn, was sie sympathisch macht. Auch Kriminaldirektorin Brennecke, die ihr eigenes Süppchen kocht, und ihr Entführer, der finstere Pläne heckt, dabei aber schlau vorgeht, wurden vom Autor zu runden, vielschichtigen Figuren ausgearbeitet, was ich an KPWs Schreibstil sehr schätze. Spannend ist das ganze natürlich auch!
Ebenso habe ich geschätzt, dass Ereignisse aus dem 1. Rupert-Undercover-Band mehrfach aufgegriffen wurden, was den Lesern, die den 1. Band entweder nicht kennen oder ihn vor etwas Längerem gelesen haben, auf die Sprünge hilft.
Bewertung zu "Am Tatort bleibt man ungern liegen" von Jörg Maurer
Bewertung zu "Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt" von Jörg Maurer
Über mich
- weiblich
- 27.09.1984
- https://hermajestysbooks.wordpress.com