Bewertung zu "Que reviennent ceux qui sont loin" von Pierre Adrian
Nach längerer Abwesenheit kehrt ein anonymer junger Mann in die alte Heimat zurück, um dort, der Familientradition folgend, den Sommerurlaub zu verbringen. Die ebenso namenlosen Verwandten seiner große Familie empfangen ihn mit offenen Armen und mit einer Selbstverständlichkeit, als sei er niemals fort gewesen. Er erzählt uns von seinen Unternehmungen, webt ein paar Kindheitserinnerungen hinein und teilt mit uns seine Gedanken und Gefühle.
Es ist ein stiller Roman, der gut das alltägliche Leben darzustellen versteht. Es ist eine Geschichte ohne Drama, ohne heiße Liebesaffäre, ohne Konflikte, ohne Witz. Der Leser wird dazu eingeladen, den Ich-Erzähler auf einem kurzen Lebensabschnitt zu begleiten und seinen Alltag mitzuerleben, einen Alltag mit dem man sich allzu leicht selbst identifizieren kann. Und während der ersten 90% der Lektüre passiert wirklich nichts Besonderes. Dennoch ist der Roman keineswegs langweilig. Sicherlich unterstützt von der Anonymität der Charaktere verliert man sich so leicht in diesen gewöhnlichen Alltagssituationen, daß man gar nicht merkt, wie weit man schon in der Lektüre vorangeschritten ist. Und dann ist da dieser zarte Hinweis, daß doch noch ein Unglück zu erwarten ist. Eine Tragödie, die aber genauso wenig aufgebauscht wird wie die kurze Affäre mit einer alten Schulfreundin.
Der Roman erzählt von Familienbande, persönlichem Wachstum und dem Wunsch nach Beständigkeit in einer Welt des Wandels. Es ist sicherlich kein großer Bestseller, aber absolut lesenswert.