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katharina51

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Geordnete Verhältnisse (ISBN: 9783446279551)

Bewertung zu "Geordnete Verhältnisse" von Lana Lux

Geordnete Verhältnisse
katharina51vor 5 Tagen
Kurzmeinung: Eine besondere Freundschaft
Ungeordnete Verhältnisse - eine besondere Freundschaft

Lana Lux schreibt die Geschichte von zwei Menschen aus ungeordneten Verhältnissen.

Zwei Kinder, Philipp und Faina, beide aus problembeladenen Familien, Außenseiter, nicht nur durch ihre feuerroten Haare, werden sich zur Stütze, durch ihre ganz besondere, tiefe Freundschaft. Besonders für Philipp ist sie überlebenswichtig. Bald fühlt er sich für Faina verantwortlich, ohne ihn würde sie im Chaos enden. Er gibt ihr alles was er kann und hat. 

Mit der Zeit wandelt sich die Freundschaft von Philipp zur Obsession, gepaart mit einer gefährlichen Wut. Er kann Faina nur als seinen Besitz betrachten, er meint ein Recht auf sie zu haben, weil er ihr in ihren schlimmsten Lebenslagen geholfen hat.

Als sich Faina von ihm befreien will, nimmt ein fatales Drama seinen Lauf.

Ein Buch mit dem man Lachen und Weinen kann.                                                                                                                                                                      In einer leichten Art spricht die Autorin die schwierigsten Themen der Gesellschaft an. Ohne dabei zu verweilen,  nutzt sie sie als Treiber der Geschichte. Gedanken darüber kann sich der Leser machen.                                                                                                                                            Hinter vielen Sätzen, die beiläufig und harmlos daherkommen, liegen die großen Manieriertheiten der heutigen Gesellschaft, die ihr Protagonist Philipp mit scharfem Blick aufdeckt.

Die Autorin hat in Faina eine Romanfigur erschaffen, der sie Parallelen aus ihrer eigenen Vita mitgegeben hat.

Lana Lux kann schreiben und man kann sich auf jedes zukünftige Buch von ihr freuen!

Cover des Buches Issa (ISBN: 9783498003906)

Bewertung zu "Issa" von Mirrianne Mahn

Issa
katharina51vor 10 Tagen
Kurzmeinung: "Überall bin ich anders..."
"Überall bin ich anders..."

„Issas Geschichte ist meine Geschichte und gleichzeitig ist sie fiktional. Nicht alles darin ist wahr, aber alles daran ist echt“, so sagt die Autorin. 

Sie hat in ihrem Debutroman bewußt die Begriffe Kolonialismus und Rassismus ausgeklammert und trotzdem ist davon die Rede.

"Ein großer Stein lastet auf ihrer Brust, wenn sie durch deutsche Straßen geht, ein Stein der Angst. "


Issas Wurzeln liegen in Kamerun, einer ehemaligen deutschen Kolonie, in der  schwarze Menschen als Diener der Weißen mit einem Brandmal auf der Hand unauslöschlich gekennzeichnet wurden, wie Vieh. Ihre Urgroßmutter entstand aus einer Vergewaltigung durch einen Deutschen an einem 11jährigen Mädchen.

Als Issa selbst schwanger ist, wird sie von ihrer  Mutter dazu gedrängt, sich den animistischen Ritualen der Ahnenverehrung, die in weiten Teilen Zentralafrikas herrschen, zu unterziehen.

Während dieser Zeit erzählt ihr ihre Urgroßmutter von den Schicksalen der Frauen ihrer Familie. 

Das Leben aller war bestimmt durch die Herrschaft des Wollens und Trachtens der Männer. 

Der jungen Issa ist während ihres Aufenthalts in Kamerun und im Laufe der mehrwöchigen Rituale, zu denen sie eigentlich keinen Zugang hatte, bewußt geworden, dass sie sich nicht zwischen den Kulturen entscheiden muss, sie kann beides sein. Sie hat erkannt, dass sie die Wahl hat, sich selbst zu schätzen, sich zu achten und sich zu lieben. 


Dieses Buch erlaubt einen Blick in das Innere einer ganz anderen Gesellschaft.

Cover des Buches Der Name meines Vaters (ISBN: 9783758302367)

Bewertung zu "Der Name meines Vaters" von Margarete Dreßler

Der Name meines Vaters
katharina51vor 15 Tagen
Kurzmeinung: Vielversprechend
Gibt es einen berechtigten Mord?

Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag. 

Die Mutter wird ermordet und der Sohn ist nur darüber traurig, dass er seine Mutter nicht vermisst, es macht ihm nichts aus, obwohl er die wenig liebenswerte Mutter geliebt hat. Ein Fall für den Psychiater? Nein, er hat von ihr zum Glück nur die blauen Augen geerbt, selbst die könnten vom Vater sein. Den lernt er erst jetzt  kennen, ein weltgewandter Philosoph der zu seinem Berater und Helfer in allen Lebenslagen wird. Sie teilen viel, selbst die Frauen.

Das Buch kommt in einem leichten Ton daher, lapidar, witzig, amüsant. Die Autorin entwickelt die Person ihres Protagonisten, der Schauspieler ist, entlang an drei Rollen, Faust, Hamlet, Auftragskiller und an den Gedanken, die sich bei ihm einstellen im Laufe des Jagdscheinerwerbs. "Der Tod zieht ein in mein Leben", sagt er.

Die großen Themen des Buches kündigen sich an, Gewissen, Moral und Sünde. Ob sie erschöpfend beantwortet werden, entscheidet der Leser.

Der letzte Teil des Buches fällt ab, verliert an Spannung, obwohl der Mord an der Mutter aufgeklärt wird.

Cover des Buches Tremor (ISBN: 9783546100656)

Bewertung zu "Tremor" von Teju Cole

Tremor
katharina51vor 22 Tagen
Kurzmeinung: Ein Buch, nicht leicht zu lesen.
Ein Buch, nicht leicht zu lesen.

Wer ist Tunde, dieser Mensch mit dem überklaren Blick für Ästhetik, mit dem geschärften Geist für Gerechtigkeit, für Wahrheit und Lüge in der Gesellschaft.

Teje Cole hat ein Buch geschrieben, das nicht geeignet ist zum puren Konsum.

Es ist ein Buch zum nachschlagen, nachforschen, nachdenken, sich seiner eigenen Position zu vergewissern, sie auf die Probe zu stellen und sie gegebenenfalls zu revidieren.

Ein Buch, wie ein Gang durch eine Galerie von nicht kommerzieller Kunst aus allen Sparten. Der Autor führt von einer Szene zur nächsten, außergewöhnlich, auch verstörend, aus ungewohnten und ungewöhnlichen Blickwinkeln zu betrachten. Er beschreibt Wege, auf denen man vielleicht noch nicht gegangen ist.

Tunde, ein Mensch auf der Suche nach den Zusammenhängen von allem und dem Sinn dahinter, mit dem Wunsch ein guter Mensch zu sein und im Kampf auf dem Weg dahin.

Er sieht menschliches Leid als ein sinnloses Rätsel, spricht über den Tod in seiner physischen Grausamkeit. Er hat erkannt, dass "im Jetzt alle Zeit enthalten ist".

Er entlarvt in knappen, präzisen Worten die Verhältnisse, die die dominante Kultur der Weißen für Menschen anderer Hautfarben geschaffen hat und kommt immer wieder darauf zurück, weil er als Afrikaner und amerikanischer Universitätsprofessor mitten im Spannungsfeld lebt. 


Was meint Cole mit dem Titel seines Buches?

Spricht er über das unkonntrollierte muskuläre Geschehen des Zitterns,

das seismologische Zittern der Erde, die Seismologie der Seele,

oder etwas ganz anderes?

Cover des Buches Henrietta und die Frage was das Leben ist. Life is a Story - story.one (ISBN: 9783711503817)

Bewertung zu "Henrietta und die Frage was das Leben ist. Life is a Story - story.one" von Lothar Beutin

Henrietta und die Frage was das Leben ist. Life is a Story - story.one
katharina51vor 25 Tagen
Kurzmeinung: sehr kurz
Leider nein

Die Frage nach dem Leben im Titel des Büchleins hat mich verführt und der Autor in seiner Eigenschaft als Mikrobiologeauch. Ich hatte eine total andere Vorstellung von dem, was ich zu lesen bekomme. Ich erwartete wissenschaftlich Fundiertes in größerer Quantität und Qualität, mit philosophischen Ausführungen und im besten Fall einer bestimmten Art von Humor. Fakten, die vielleicht noch nicht in jedem populärwissenschaftlichen Boulevard erschienen sind.                                                                                                                                                               Ich habe mich für das falsche Buch entschieden, ich bin nicht der geeignete Leser dafür, der sich dazu eine Rezension erlauben könnte.                 Das Büchlein, leicht und locker geschrieben, wird sicher seine Leser und Liebhaber finden.

Leider muss ich sagen, dassich diese Art von Bibliothek, wie sie auf dem Cover abgebildet ist, als eiskalt empfinde, weit entfernt von der inspirierenden Wohltat eines Buches.

Cover des Buches Annas Lied (ISBN: 9783103976236)

Bewertung zu "Annas Lied" von Benjamin Koppel

Annas Lied
katharina51vor 25 Tagen
Kurzmeinung: Lesenswert
Ein jüdisches Leben

Nach mehr als sechzig Jahren Ehe stirbt Hannahs Ehemann und sie fragt sich:    "What can I do with the rest of my life"?

Nachdem sie ihrer große Liebe Aksel nach dem Willen ihrer Mutter aufgegeben hat, und um ihre Familie nicht zu enttäuschen, folgt Hannah der jüdischen Tradition und stimmt schweren Herzens einer arrangierten Ehe zu.  Aus ihrer Heimat Dänemark, zieht sie nach Frankreich, wo sie sehr einsam ihr Leben verbringt.  Ihr Ehemann gleicht in nichts ihren Hoffnungen und Vorstellungen, sogar ihre Leidenschaft für das Klavierspiel verbietet er. Sie, die in Musik, in Klängen und Tönen gelebt hat ergiebt sich in allem ihrem Schicksal. Erst nach dem Tod ihres Mannes findet sie die Freiheit, zu tun und zu lassen was sie will, auch der Musik räumt sie wieder den wichtigsten Platz in ihrem Leben ein. 

Dadurch lernt sie einen ihrer Urgroßneffen kennen, den Musiker Benjamin Koppel, dem sie ihr Leben schildert, das er in dichterischer Freiheit, mit ihrer Erlaubnis hier in diesem Buch nacherzählt. 


Benjamin Koppel ist ja kein Dichter und trotzdem ist ihm das Buch gelungen, nach den ersten zweihundert Seiten, die hätten besser sein können, nimmt sowohl die Spannung zu, als auch die literarische Qualität.

Ihm verdanken wir, dass das Leben der Anna Koppel nicht sang- und klanglos verschwunden ist.

Der Umschlag, ein Ausschnitt eines Gemäldes von Edward Hopper, passt ausgezeichnet zu dem Buch.  

Cover des Buches Hier fließt die Liebe. Persische Küche (ISBN: 9783710607806)

Bewertung zu "Hier fließt die Liebe. Persische Küche" von Forough Sodoudi

Hier fließt die Liebe. Persische Küche
katharina51vor einem Monat
Kurzmeinung: Nicht nur ein Kochbuch
Hommage an den Iran, das alte Persien

Ein Buch wie aus "Tausend und einer Nacht", sowohl das Cover von Christina Mühlhöfer, als auch der persönliche Inhalt, der nicht nur die Rezepte präsentiert.                                                                                                                                                                                                                    Die beiden Autorinnen erzählen von Land und Leuten, der Heimat ihrer Vorfahren, mit dem Zauber, der der uralten Kultur Persiens eigen ist.                                                                                                                                                                                                                                        Wenn man den Iran nur nach der derzeitigen politischen Unkultur von außen betrachten kann, ist das ein großer Verlust.                         Wer das Glück hat, das Land von innen zu kennen und zu erkennen erlebt Wunder an Menschlichkeit.                                                                      Wer auch noch das Land durch seine Sprache verstehen kann, dem eröffnet sich eine neue Welt, die in der alten verankert ist, durch tausende von Höflichkeiten, Sprichwörtern und klassischer Poesie, die sich in allen Bevölkerungsschichten erhalten hat.                                 Und dann, das Essen, ein Kulturgut, angerichtet und fotografiert in und auf außergewöhnlich schönen, zum Teil antiken Gefäßen, Geräten und Textilien, ein Fest für die Augen; zum Schluss nicht zu vergessen die, für viele unbekannten erstaunlichen Geschmackserlebnisse.


Ganz zum Schluss noch ein Wort über Frau, Leben Freiheit. "Baraye Zan Zendegi, Azadi", so heißt das Lied von Shervin Hajipour, das die leider, bisher gescheiterte Revolution der Frauen des Iran begleitet hat.                                                                                                                          Man kann es mit Übersetzung auf youtube anhören. Mich hat es sehr berührt.

























Cover des Buches Arctic Mirage (ISBN: 9783446279599)

Bewertung zu "Arctic Mirage" von Terhi Kokkonen

Arctic Mirage
katharina51vor einem Monat
Kurzmeinung: Hochspannung!
Aus dem dunklen Herzen Finnlands

Arctic Mirage ist das Debut der finnischen Schriftstellerin Terhi Kokkonen, für das sie mit einem Literaturpreis ausgezeichnet wurde. In ihrer Heimat ist sie mit ihrer außergewöhnlichen Stimme schon länger bekannt und beliebt mit ihrer Band "Ultra Bra"

Wer denkt, er kauft einen der vielen populären skandinavischen Thriller aus dem Winter-Wunder-Land Lappland, der wird enttäuscht sein, keine schneebeladenen Tannen, keine Blockhausromantik in klirrender Kälte,  keine Verzauberung durch das Nordlicht und weit und breit kein Wolf der schaurig im Mondlicht heult. Und trotzdem kommt das Buch direkt aus dem dunklen Herzen Finnlands.  Wenn man bedenkt, dass sich die Finnen als das glücklichste Volk der Erde empfinden, fragt man sich wieso es soviel psychisch behandlunsbedürftige Menschen gibt, und die Suizidrate überdurchschnittlich hoch ist. Genau  diesen Themenkreis hat die Autorin für ihr Buch ausgewählt.

Ein Ehepaar das eine absolut gestörte Beziehhung führt reist für einen kurzen Trip in den Norden des Landes, mit der Illusion, dass es nach ein paar Tagen der Entspannung wieder besser mit ihnen laufen sollte. Das ist nicht der Fall. Nach lange verdrängten Gefühlen endet der Erkenntnisprozess in einer blutigen Eskalation.

Die Autorin hat für ihr Buch die Form gewählt, das Ende an den Anfang zu stellen. Obwohl dies den Kulminationspunkt des Geschehens vorweggenommen hat, hat sie Spannung aufgebaut und bis zum letzten Satz gehalten. Im Laufe der Geschichte wurde man hin und her gerissen zwischen Zweifel und Gewissheit, von der Frage, wem man glauben schenken soll, wem die Sympathien gelten sollen. Das ist die große Stärke des Romans.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Das Cover ist ein Gemälde des spanischen Künstlers Guim Tio Zarraluki, das mit der dargestellten Einsamkeit des Menschen in einer Landschaft, den Tenor des Buches trifft.






Cover des Buches Im Licht des vergessenen Zustands (ISBN: 9783982584195)

Bewertung zu "Im Licht des vergessenen Zustands" von Jan C. Behmann

Im Licht des vergessenen Zustands
katharina51vor einem Monat
Kurzmeinung: Typisch Jan C. Behmann
Einfach Timotheus - Fürchte Gott

Jan C. Behmann ist ein Retter. Nicht nur nur das physische Leben ist ihm ein Anliegen, am liebsten würde er sich auch um die Seelen kümmern. Empathie ist seine Natur. Er sucht zu ergründen warum und woran die Gesellschaft leidet und der Mensch an sich.                                                      Seinen Protagonisten lässt er sagen: "Ich habe mit großen Tranchen an Alltagseinsamkeit bezahlt." Was er dafür bekommen hat ist Verständnis. Er redet sich in seinen Texten alle seine Beobachtungen, Rückschlüsse, Zweifel und Erkenntnisse von der Seele.                                    Er legt darauf Wert, dass dieses Buch reine Fiktion ist, das glaube ich ihm gerne, doch ich glaube auch, dass der "Auf mich ist immer Verlass Typ" auch er selbst ist.                                                                                                                                                                                                                     Sein  Protagonist Timotheus beobachtet permanent sich und seine Umwelt mit einem Blick für Falschheit und der Suche nach Ästhetik und Wahrhaftigem. In seinen inneren Dialogen kommt die Qual und die Weglosigkeit eines Lebens zum Vorschein, das er versucht nonchalant mit Ironie erträglich zu gestalten. Er fragt sich, warum sich alle ihrer Sache, ihres Lebens so sicher zu sein scheinen.         Eine quälende Frage.                                                                                                                                                                                                                       "Erst später begriff er, dass es denen nicht um das Verstehen des Lebens ging, sondern um das Verhindern des Verlusts des Anschlusses an die Gruppe."                                                                                                                                                                                                                                     Eine Geschichte von jungen Menschen, die beruflich schon irgendwo angekommen sind, aber was ihr Leben betrifft nicht wissen wohin,         Im besten Falle sind sie auf der Suche nach Weisheit und Gewissheit, aber sie kennen den Weg dahin nicht.  Alle die Sprüche aus dem Dekoladen  in bester Absicht, oder aus schierer Verzweiflung an die Wand geklebt führen in die Irre.

Der Autor ist ein Mensch der Erkenntnisse sammelt.Übervoll und übersprudelnd  schreibt er alles auf, was ihn in Geist und Seele beschäftigt, einfach so, schreiben in rasantem Tempo. Alles was er gelesen, gehört, erkannt und verstanden hat muss reflektiert werden.                              Und das ist sehr gut so.                                                                                                                                                                                                                   Scharfblick, ab und zu noch getrübt durch das Fehlen von Erfahrung eines noch nicht gelebten Lebens und noch nicht gelesener Bücher.    Doch das kommt noch, er ist noch jung und guter Wein braucht schließlich auch Zeit zum Reifen.


                                          




Cover des Buches Trophäe (ISBN: 9783552073883)

Bewertung zu "Trophäe" von Gaea Schoeters

Trophäe
katharina51vor 2 Monaten
Kurzmeinung: Hochspannung
Vom Töten - Die Metamorphose des Hunter White

Hunter White, nomen est omen, der weiße Jäger.

Er gehört zu der erlauchten Clique der Großwildjäger, in bester Gesellschaft mit gekrönten Häuptern und denen, die viel Geld haben. Er hat ein evolutionistisches Weltbild, der Mensch ist das am höchsten entwickelte Tier und deshalb hat er das Recht es zu jagen. Survival of the fittest ist sein Credo, auch in seinem mitleidlosen Metier des Spekulanten.

Er ist wieder einmal in Afrika, um die Nummer Fünf seiner Big Five endlich als Trophäe mit nach Hause zu bringen, das Spitzmaulnashorn.

Da dieses unter Artenschutz steht, wird der Leser bekanntgemacht mit all den verschlungenen Wegen, die man in diesem Teil Afrikas gehen kann, um zum Ziel zu kommen und das mit reinstem Gewissen.

Hunter ist stolz auf seine generationenalte Jägertradition und "Ethik hat überall auf der Welt die gleiche Farbe: die des Dollars, das hat Hunter gelernt."

Er lässt den Leser teilhaben an seinen Überlegungen zu Technik, Moral, Psychologie und Philosophie des Jagens von Urzeiten an, wobei er sich in abenteuerliche Höhen und Tiefen versteigt, wie zum Beispiel: "weil er ein Mann ist, tötet er", oder: "die Unterwerfung als Bestätigung unserer Vorherrschaft über alle andere Lebewesen", er meint: "er tut nur das was der Mensch tat, als er noch ein Tier war", "die Welt ist nun einmal in Jäger und Beute unterteilt". Er hat tausend gute Gründe für das Recht zu töten.

Es ist nur logisch, dass man ihm auch die Big Six anbietet, Nummer Sechs wäre die Jagd auf einen Menschen.

Er wird zu dem Volk der San gebracht, die schon zwanzigtausend Jahre in diesem Teil der Welt leben, in ergebener Abhängigkeit zu ihren Göttern, sie halten den egomanischen Individualismus für eine Krankheit.

Hier lernt Hunter seinem Wunsch gemäß das wahre Afrika kennen, aber anders als er sich das gedacht hat, er begegnet seinem Schicksal.


Die Autorin hat nicht umsonst den großen Preis Jan Wauters für ihren kreativen Umgang mit Sprache gewonnen, auch dieses Buch ist preisgekrönt.

Ein Werk, aus dem man viel lernen kann, auch wenn man sich überhaupt nicht für die Jagd interessiert, auch wenn man sie verabscheut sollte man dieses Buch erst recht lesen. Man wird überrascht und in atemlose Hochspannung versetzt, keine einzige langweilige Seite, kein überflüssiges Wort. Ich bin begeistert!


Das Cover gefällt mir nicht, ich finde es wird der außergewöhnlichen Dramatik des Buches nicht gerecht.

Über mich

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