Bewertung zu "Gummitwist in Schalke Nord" von Elke Schleich
Gummitwist in Schalke Nord erzählt von einer Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet, ist aber mehr als ein Stück Heimatliteratur. Die beschriebenen Abenteuer, Erlebnisse, Sehnsüchte und Sorgen der Hauptfigur Leni können auch Leser nachvollziehen, die anderswo aufgewachsen sind. Die Autorin schafft es immer wieder, mit ganz wenigen, klaren Sätzen die Gemütslage und auch die innere Entwicklung von Leni so zu beschreiben, dass der Leser sie direkt miterlebt und sich in vielen Situationen wieder finden kann. Dabei ist Leni ein klar umrissener Charakter mit Individualität und keineswegs ein "Jedermann". Sie ist schüchtern, hält sich sogar für feige, beweist aber immer wieder Mut und Durchhaltevermögen beim Verwirklichen ihres Lebenstraums.
Die gelungene Mischung aus Realismus, Gemütlichkeit und Abenteuerlust bei der Kindheitsbeschreibung hat mich stellenweise an den Klassiker von Astrid Lindgren Wir Kinder aus Bullerbü erinnert - meine Lieblingslektüre als Kind. Die späteren Episoden schildern Lenis Pubertät und erste Verliebtheit dezent, ohne große Brüche im Charakter, und doch sehr präzise, so dass man die Intensität ihrer Freude, ihrer Enttäuschungen und auch ihre innere Wandlung nachvollziehen kann. Einer der Höhepunkte, der in einem Roman mit dem oben erwähnten Titel nicht fehlen darf, ist das Kapitel "Verliebt auf Schalke", das Lenis ersten Besuch auf dem weltberühmten Fußballstadion schildert.
Die Fähigkeit der Autorin, auch große Gefühle in klaren, einfachen Worten und immer mit einem Schuss leicht melancholischen Humors zu beschreiben, ist beeindruckend. Ich werde den Roman auf jeden Fall weiter empfehlen.