klottchen
- Mitglied seit 15.11.2016
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klottchens Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "Die Tagebücher der Anaïs Nin / Anais Nin (1934-1939)" von Herbert Zand
Bewertung zu "Simone de Beauvoir: Alle Menschen sind sterblich" von Simone de Beauvoir
Bewertung zu "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" von Susann Pásztor
„Den syvende demonen“ heißt das Original, also der siebte Dämon. Dieser Titel entspricht meines Erachtens viel eher dem Inhalt als die Übersetzung „Kreuzschnitt“. Vordergründig ist es durchaus ein spannender und gut zu lesender Krimi. Letztlich ist das Buch aber viel komplexer und thematisiert individuelle Schuld und Schuldfähigkeit im Sinn von individueller Verantwortlichkeit von dem einzelnen Menschen.
Ein norwegischer Kommissar, dessen Frau und Tochter durch einen von ihm überführten Verbrecher brutal ermordet werden, flüchtet sich in Alkohol. In seiner Existenzkrise wird er nach Frankreich abgeordnet, wo ein norwegischer Industrieller getötet und geschändet wurde. Zusammen mit dem sympathischen, französischen Kollegen, dessen Vorväter heldenhaft in der Resistance gekämpft hatten, ermittelt er den Fall, der in die Vergangenheit, zurück zur deutschen Besetzung 1943 und zu einer Künstlergruppe 1906 führt.
Szenenhaft wird der Leser in verschiedene Handlungs- und Zeitstränge hineingeworfen, die ihm nahelegen, das Verbrechen habe mit einem Dämonenbild von Edward Munch, dem französischen Widerstand und Naziverbrechen zu tun. Dagegen können die Ermittler nur bruchstückhaft erahnen, dem bzw. den weiteren Morden könne ein Motiv jenseits von Geld- und Machtgier zugrunde liegen.
Der Krimi ist sprachlich flüssig, ohne langatmige Passagen. Die handelnden Personen werden knapp, aber scharf gezeichnet. Mich hat die Handlung des Romans gefesselt. Die teilweise unerwarteten Zeitwechsel erhöhen die Spannung, da der Erzähler zudem aus wechselnden Perspektiven anderer Romanfiguren erzählt.
Ich habe mich aber auch schwer getan, eine Begeisterung stellte sich nicht ein. Lange brauchte ich heraus zu bekommen, weshalb ich immer wieder stolperte. Sprachliche Formulierungen waren mir nicht leicht genug, Sprachbilder passten nicht richtig. Ich war immer wieder irritiert. Im Nachhinein lag dies an meiner zugegeben stereotypen Krimi-Erwartungshaltung.
Wer also nur miträtseln möchte, wer der Mörder ist, wird dem Anspruch dieses Buches nicht gerecht. Mich hat der Autor zum Nachdenken gebracht, eben im weitesten Sinne über „Dämonen“ in und um uns herum.