Ich gestehe es. Ich hab es getan. Und ich würde es unter gleichen Bedingungen wieder tun. Als Kind – als ich einsam war, was häufig geschah – führte ich Selbstgespräche. Ich verdoppelte mich. Ich hatte mich als jemand Äußeren. Jemand der mir nah stand. Jemand der als Mitmensch passierte – Teil meiner kindlichen Welt.
In der regierte selbstverständlich unsere Wahrheit. Hätten wir Dorfkinder gewusst, Schreiben erlöst den Schreibenden von seinen Qualen, auch wir hätten ein großes Heft geführt. Doch wir waren dumm und niemand von uns ist geflohen.
Das Buch Agota Kristofs ist immer im jetzt, ist im Präsens geschrieben. Der Erzähler ist immer im wir. Er ist die Zwillingsbrüder, die sich trennen werden. Die beschreiben in wenigen Worten in einer Kulisse – beschrieben in noch weniger Worten - ihr Leben – Überlebenskampf im Überall gebliebenen Kinder und Alten während des letzten Weltkrieges - entäußern sich vor allem im Handeln und im Sprechen. Die Aussagen sind die Schlüssel zum Wesen der Personen.
Die Handlungen und Äußerungen erfahren keine Wertung. Der Leser ist die Projektionsfläche. Seine Werte sind der Inhalt, der das Gefäß „Das große Heft“ füllt.
K
knecht
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Rezension zu "Das grosse Heft. Roman" von Agota Kristof
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