Bewertung zu "Ein Laden voller Hygge-Glück" von Rosie Blake
Was bekommt man, wenn man Kitsch, Disney-Märchenromantik und eine große Portion Unrealismus vermischt? Dieses Buch!
Die Idee der Geschichte find ich ja ganz cool. Eine Frau, die einer eingeschlafenen Stadt wieder ein bisschen Lebensfreude und Energie gibt? Mega cool. Aber die Umsetzung davon hat mir nicht so gut gefallen. Irgendwie hat mir die ganze Zeit dieses Stücken Authentizität gefehlt, dass einem die Charaktere Stück für Stück ans Herz wachsen und der Prozess, in dem Clara nicht nur das Spielzeuggeschäft wieder zum Leben erweckt, sondern auch die ganze Stadt, mit Höhen und Tiefen. Stattdessen bekommt man meiner Meinung nach eine Ausgeburt der kitschigsten, romantischsten, unrealistischten Liebesgeschichte aller Zeiten. Weil es so stereotypisch war. Überromantisiert. Clara, der Engel, wunderschön, wahnsinnig ausgeglichen und sanft und generell die sympathischste Person ever, die aber (selbstverständlich) eine dunkle Vergangenheit hat, kommt nach Yulethorpe und übernimmt den Spielzeugladen einer exzentrischen Dame. Dann trifft sie auf Joe: wahnsinnig heiß und sexy (Sixpack, gut aussehend, läuft nur im Anzug rum, das volle Programm) mit der gebrochenen Seele. Und die wird von Clara wieder zusammengepuzzelt. Was dann folgt, sind wahnsinnig kitschige Szenen, in denen Joe entweder heult oder gemein und undankbar zu Clara ist, sich aber trotzdem in sie verliebt und andersrum.
Wie Clara Joe wieder zusammenfügt? Erster Schritt: Überall Decken und Kerzen verteilen. Das scheint generell der Universalschritt zu sein: sobald du überall Kerzen und Decken verteilt hast, und Büche,r kannst du dabei zusehen, wie die Menschen auf wundersame Art und Weise zu neuen, entspannten, glücklichen Personen werden. Zweiter Schritt: Essen kochen, am Besten Dänisches. Und dann: Baden. Mit Masken und Massageölen und (selbstverständlich) Duftkerzen. Viel lesen und das Handy ausschalten. Und das alles tut Joe im Laufe des Buches, was ihn dann sofort glücklich und ausgeglichen macht. Und ja, das alles hat eine meditative Wirkung, keine Frage. Aber ich hätte mir mehr Differenziertheit gewünscht. Ich weiß nicht, indem Joe sich neuentdeckt und neue Dinge ausprobiert. Was er nicht tut. Außer man zählt es, dass er einen Nicholas Sparks Film guckt und sich heulend auf der Couch wiederfindet. Mir hat der Prozess gefehlt, mit Höhen und Tiefen, mit Rückfällen. Stattdessen ging es irgendwie steil und linear nach oben. Mit Happy End. Was die Handlung sehr vorhersehbar gemacht hat.
Insgesamt ist es ein schönes Buch, keine Frage. Die Charaktere sind allesamt sympathisch, haben diese eine kleine Sache, die direkt dafür sorgt, dass sie einen ans Herz wachsen. Aber mir hat die Authentizität gefehlt, das Etwas, was das Buch einfühlsam macht und realistisch.