Stell dir vor, du wohnst in einem kleinen Fischerdorf. Eines Tages taucht plötzlich eine unbekannte Frau dort auf und stellt mit einer einzigen Handbewegung das Leben aller Dorfbewohner auf den Kopf. Wer ist sie? Was will sie hier? Und was würdest sagen, wenn du kurz darauf von dieser Frau geküsst wirst, obwohl du sie gar nicht kennst und ihr euch noch nie zuvor begegnet seid?
Genau so ergeht es Tristan, der von jener unbekannten blonden Frau geküsst wird und die ihm seit dem Kopf nicht mehr aus dem Kopf geht. Für ihn steht fest, dass er mehr über die Frau erfahren möchte, die da wie ein Stum in sein Leben kommt und ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht. Er lernt Emily kennen und mit ihr eine neue Sicht auf die Welt, die Dinge und das Leben.
Doch wie lange kann dieses Glück von Emily und Tristan andauern, wenn beide ein Geheimnis haben, dass ihre Welt erneut ins Wanken bringen kann?
Mit „Leuchtturmmusik“ präsentiert Andreas Séché einen neuen wunderbaren Roman, der sprachlich gesehen an seine bisherigen Romane anknüpft. Auch in „Leuchtturmmusik“ finden sich poetisch-philosophische anmutende Sätze und Metaphern, die während des Lesens ihren ganz eigenen Zauber entfalten und so eine leise, sinnliche und mitunter auch schon fast mythische Atmosphäre schaffen, durch welche die Geschichte von Emily und Tristan an Intensität gewinnt. Doch wer hier eine reine Liebesgeschichte vermutet oder gar erwartet, der ist hier an der falschen Adresse:
Andreas Séché selbst geht es in seinem Buch darum, von Augenblicken zu erzählen, die über sich selbst hinaus wirken. Die Art und Weise wie er dabei die Themen des Romans mit seinem besonderen Schreibstil verbindet, erzeugt selbst etwas, das über das Lesen hinaus zum Nachdenken anregt.
Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass der Roman für Menschen, die bisher noch nichts vom Autor gelesen haben, sprachlich etwas „gewöhnungsbedürftig“ sei kann, weil er eben nicht in plattem Deutsch daher schreibt, sondern die Sprache hier ihren eigenen Stellenwert hat. Mit ihr werden Sinneseindrücke visueller als auch akustischer Art beschrieben, um die Geschichte des Romans plastischer zu gestalten und so muss der eine oder eine Leser eventuell etwas mehr Zeit investieren, um sich auf die Sprache und mit der Sprache auch auf die die Erzählung einzulassen.
Zum Titel „Leuchtturmmusik“ sei nur so viel verraten, dass sowohl der Leuchtturm als auch die Musik eine wichtige Rolle im Roman spielen und der außergewöhnliche Titel daher auf ganz unterschiedliche Weise interpretiert werden darf.
Der einzige kleine Kritikpunkt, den ich nach der Lektüre habe, ist, dass die Dorfbewohner für mich persönlich zu sehr Randfiguren bleiben. Jedoch ist dies lediglich meine persönliche Meinung. Ich kann den Autor verstehen und seine Entscheidung, dass der Fokus auf Tristan und Emily liegt. Das deutet sich bereits anhand des Klappentextes an. Ich hätte einfach gerne noch mehr über manche Dorfbewohner erfahren, kann aber nachvollziehen, warum sich Andreas Séché sich dazu entschlossen hat, die Figuren in der Weise zu präsentieren, wie er es in seinem Buch getan hat.
Insgesamt betrachtet ist Andreas Séché mit „Leuchtturmmusik“ ein weiterer schöner Roman gelungen, den ich sehr ans Herz legen kann und den ich besonders all jenen Menschen empfehle, die gerne poetisch-klingende Texte mögen und zwar genau solche Texte, bei denen man auch mit leisen Tönen und zwischen den Zeilen so viel mehr ausdrücken kann als es eben auf den ersten Blick scheint.