Bewertung zu "Die Hände des Doktor Kinich" von Ingrid J. Poljak
Die Geschichte des selbstherrlichen Hände-Liebhabers Doktor Kinich, dem ein diabolischer Diener in vorauseilendem Gehorsam all die anmutigen, kräftigen, zärtlichen Hände liefert, nach denen Kinich sich sehnt. Eine grausame Parabel, vielleicht die härteste Kost in der ganzen Sammlung.
Der Dom
Ein winkender, schreiender Selbstmörder auf dem weit auskragenden Zierrat des gotischen Doms, das Verschwimmen jeder Wahrnehmung, eine Rettung, die keine ist – ein virtuoses Kabinettstück der Erzählkunst.
Azarians Puppe
Ist es ein Wahn, die Wirkung einer Droge oder vielleicht die Erfüllung einer geheimen Fantasie – Kathi betritt die so bizarre wie faszinierende Welt des Puppenspielers Doktor Azarian.
Der Test
Eine Eignungstest, ein Psychotest, Tests, wie sie auch in wissenschaftlichen Versuchsanordnungen immer wieder vorkommen. Nur der Schluss reißt mit ein paar dürren Worten den Leser aus seiner Beschaulichkeit.
Die Frau im Zug
Eine endlose Bahnfahrt, ein seltsamer Mitreisender und seine tief verschleierte Frau – wenn dieses Etwas denn eine Frau sein kann … Ist Fred dem leibhaftigen Teufel begegnet, oder nur Opfer des hypnotischen Dämmerzustands, der sich auf langen Zugreisen einstellt?
Die Zelle
Eine enge Zelle aus Beton. Und dann plötzlich Spiegel, rundum, oben, unten, trügerische Weite. Eine virtuelle Begegnung mit unendlich vielen Anderen, die doch nur Ich sind. Meisterhaft geschilderter Alptraum, gespenstisch, grausiger als jedes Splatter-Movie.
Ein schmaler Band mit sechs unheimlichen Geschichten, jede für sich ein Kosmos des Grauens. Das Unheimliche, Dämonische erscheint in vielen Verkleidungen.
Der Autorin Ingrid J. Poljak gelingt es, mit ihrer virtuosen Erzählkunst so manches Frösteln hervorzurufen. Jedenfalls kennt sie ihren E.T.A. Hoffmann, Altmeister der Schauergeschichte, wie auch in ihrem Roman „Bildermord“ nachzulesen ist.
Die Hände auf dem Titelbild stammen auch aus der Feder von Ingrid J. Poljak.