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lauterer_heide-marie

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Cover des Buches Der Reisende ohne Schatten (ISBN: 9783826051272)

Bewertung zu "Der Reisende ohne Schatten" von Wiebke Hartmann

Der Reisende ohne Schatten
lauterer_heide-marievor 9 Jahren
Kurzmeinung: gut zu lesen, materialreich und interessant
Jeder ist ein Fremder



Wir alle kennen das Gefühl fremd zu sein. Es kann einen jederzeit überfallen, beim Auszug von Zuhause, beim Beginn des Studiums in einer anderen Stadt, beim Umzug in eine andere Wohnung in einem anderen Stadtviertel. Das Gefühl des Fremdseins ist oft der Vorbote einer Reifungskrise, die wir durchleben müssen. Doch anders als in Gottfried Benns Gedicht: „Reisen“, ist es nach Wiebke Hartmanns Aufzeichnungen nicht „die Leere“ im Kopf, die einem in der Fremde unerwartet zu schaffen macht; es sind im Gegenteil die vielen autorbiografischen Geschichten, die der oder die Reisende in der Fremde, und sei sie noch so nah, nicht mehr los wird; Geschichten, die sie nicht mehr erzählen kann, weil sich niemand mehr für sie interessiert.
Richtig schlimm aber wird dieses Verlassenheitsgefühl, wenn wir für einen längeren Zeitraum in ein fremdes Land reisen, dessen Sprache wir nicht sprechen. Wenn das Ende unseres Aufenthaltes nicht absehbar ist, weil wir uns zur Emigration entschlossen haben, oder weil wir gezwungen wurden, auszuwandern, kann sich das anfängliche Verlassenheitsgefühl zu einer schweren Lebenskrise auswachsen.
Dass solche Erfahrungen in unserer globalisierten Welt nichts Ungewöhnliches sind, darüber berichtet die Heidelberger Autorin Wiebke Hartmann. Ihr Nachdenken über Migration, Identität, Heimat und Menschenrechte ist von ihren eigenen, manchmal schmerzlichen, Erfahrungen in der Fremde geprägt. Diese kursiv gesetzten Passagen machen das Buch lebendig und interessant. Jeder, der einen längeren Auslandsaufenthalt hinter sich hat oder mit ausländischen Kollegen und Freunden zu tun hat, wird sich hier wiedererkennen können.
Wiebke Hartmann reflektiert ihre eigenen Erfahrungen des Fremdseins aus verschiedenen Blickwinkeln der unterschiedlichen Fachrichtungen. Historische, psychologische, ethische, philosophische, familiensoziologische und literarische Aspekte werden erörtert.
Nach der Lektüre des Bandes stand mir der Gehalt des einleitenden Kafka-Zitates deutlich vor Augen: „ Sie sind nicht aus dem Schloss, Sie sind nicht aus dem Dorf. Sie sind nichts. Leider sind sei aber doch etwas, ein Fremder, einer der überzählig ist.“
Das Buch stellt die neagtiven, schmerzlichen Erfahrungen und Auswirkungen der Migration in einer globalisierten Welt überdeutlich heraus. Doch wäre es nicht möglich, in gleicher Weise auch die Gegenseite herauszuarbeiten? Die geglückte Migration, das erfolgreiche Einleben in eine neue Gemeinschaft? Dass dieses gelingen möge, dazu beizutragen ist unsere Aufgabe. „Der Reisende ohne Schatten“ kann uns dabei helfen, indem er uns lehrt, den Fremden in seiner Ganzheit als Mensch zu verstehen und ihn oder sie als unseres Gleichen zu erkennen.

Cover des Buches Am Anfang war die Nacht (ISBN: 9783937603858)

Bewertung zu "Am Anfang war die Nacht" von Frank Barsch

Am Anfang war die Nacht
lauterer_heide-marievor 9 Jahren
Eingezwängt zwischen angefangenen Geschichten

Der Autor macht es seinem Protagonisten schwer. Er lässt ihn ziemlich lange im Dunkeln herumtappen –  und mit ihm seine LeserIn. Der Romantitel trifft also voll ins Schwarze. „Wer weiß schon am Anfang was alles zusammengehört?“ sagt der Ich-Erzähler Apitz, ein resignierter Privatdetektiv mit sarkastischem Blick auf die Welt und zuweilen philosophischen Einsichten. Von seinem Hang, sogar noch beim Verhör ins Philosophische abzugleiten, zeugt auch der Name seines lädierten Hundes Fichte. Aber Vorsicht – Apitz ist kein sympathischer Held, sondern ein cooler Typ, der Lakonie für die reinste Form der Erfahrung hält; er redet in Stakkatosätzen und gefällt sich in verblüffenden Vergleichen. („Ihr kurzes Lächeln war so anziehend wie die Aussicht auf einen Fjord ohne Geländer.“)  Sein Verhältnis zum anderen Geschlecht ist distanziert, ironisch, hilflos. „Ich liebe Frauen mit breiten Schultern. Frauen, die mich ertragen, wenn ich will.“ Ein Detektiv wäre kein Detektiv, wenn er nicht einen Auftrag hätte und etwas aufdecken müsste. Beides trifft auf den Protagonisten zu, doch sind Auftrag und das, was er schließlich aufdecken will, nicht identisch. Und zu allem Übel hat er gleich zwei Aufträge – oder sind es drei? Seine erste Auftraggeberin, eine Varietétänzerin, liegt tot schon auf der ersten Seite rum, der Protagonist wird neben ihrer Leiche gefunden, er gerät selbst ins Fadenkreuz der Verhörkunst von Kommissar Bieler und bekommt  auf einmal Angst vor dem, was er sucht. Apitz kann sich ja an nichts erinnern und wehrt sich gegen die Anschuldigung, einen Mord begangen zu haben. Das einzige, was ihm in dieser vertrackten Lage Halt gibt, ist das Erzählen. Er muss erzählen, das hat schon manche(n) gerettet.  Das Schlimmste für ihn (wie wohl für jeden Autor) ist es, „eingezwängt zwischen lauter angefangenen Geschichten“ zu stehen. Verzweifelt bemüht er sich, die eigene Geschichte zu verstehen. Und der Kommissar lässt nicht locker.

Der Autor Frank Barsch kennt sich aus im kreativen Schreiben, deshalb macht er es seinen Lesern schwer. Nichts geht in dem Roman vorwärts. Alles wird vom Ende her zerstückelt. Man muss sich den Autor als einen der Bösewichte vorstellen, von dem es in dem Roman heißt: „Und weil einer der Beteiligten will, dass kein Faden zum Anfang zurückführt, schneidet er die Fäden gnadenlos ab.“ Klar, das kann man so machen. Wenn jemand Spaß an einem unterkühlten, hard-boiled Detektiv-Philosophen hat und beim Lesen lieber grübelt als in einen Flow zu kommen, dem wird dieser Roman gefallen.

Cover des Buches Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele (ISBN: 9783841501349)

Bewertung zu "Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele" von Suzanne Collins

Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele
lauterer_heide-marievor 9 Jahren
Cover des Buches A Long Way Down (ISBN: 9783426615362)

Bewertung zu "A Long Way Down" von Nick Hornby

A Long Way Down
lauterer_heide-marievor 9 Jahren
Cover des Buches Tintenwelt 1. Tintenherz (ISBN: 9783841500120)

Bewertung zu "Tintenwelt 1. Tintenherz" von Cornelia Funke

Tintenwelt 1. Tintenherz
lauterer_heide-marievor 9 Jahren

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