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lesehexe

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Engelstöter (Ein Theo Weiland-Thriller 2) (ISBN: B0CNW5JFYL)

Bewertung zu "Engelstöter (Ein Theo Weiland-Thriller 2)" von Caroline Seibt

Engelstöter (Ein Theo Weiland-Thriller 2)
lesehexevor 4 Monaten
Kurzmeinung: Spannend von Anfang an mit zahlreichen Wendungen und einer Überraschung am Ende.
Und am Ende ist doch alles anders

Die Geschichte:

Fünf Jahre sind vergangen, seit die damals 14-jährige Franziska verschwunden ist. Entführt aus ihrem Zimmer im Haus ihrer Eltern. Alles, was man damals gefunden hatte, war eines ihrer Ohrläppchen und viel Blut. So viel, dass die Fachleute der Polizei zum Schluss kamen, dass Franziska bereits in ihrem Zimmer getötet wurde.

Für Franziskas Mutter Mara hat damit ein Martyrium begonnen. Sie kann und will nicht glauben, dass ihre Tochter tot ist. Zumindest den Ort, an dem sie vielleicht doch vergraben sein könnte, möchte sie wissen, um Abschied nehmen zu können. Immer wieder engagiert sie private Ermittler, die sich aber alle erfolglos auf die Suche begeben. Bis auf Kommissar Theo Weiland, der zurzeit vom Dienst suspendiert ist und Zeit hat.

Als ein Paket mit einem abgeschnittenen Zopf vor dem Elternhaus abgelegt wird, der nachweislich zu Franziska gehört, sind Mutter und Ermittler irritiert. Ob Franziska doch noch lebt? Oder zumindest länger gelebt hat als geglaubt? Schließlich hatte sie zum Zeitpunkt ihres Verschwindens raspelkurze Haare.

Mein Eindruck:

Das ist mal ein Thriller der etwas anderen Art. Denn nichts ist so, wie es scheint. Die Story ist spannend ohne Ende durch ständige Wechsel und Veränderungen, Fragen, die aufgeworfen werden, falsche – oder doch richtige? – Verdächtigungen und Bedrohungen ziehen sich durch wie Perlen an einer Schnur.

Die Geschichte führt zwei Erzählstränge zusammen. Zum einen aus der Sicht von Theo Weiland, der aufgrund ungewöhnlicher Verhörmethoden vorrübergehend vom Dienst suspendiert ist. Zum anderen aus der Sicht der 16-jährigen Ronja, die mit ihrer alleinerziehenden Mutter aufwächst und deren derzeitigen Freund ablehnt. In der Schule ist sie auffällig, wobei sie eigentlich eher das Opfer ihrer Mitschüler ist, die sie ständig provozieren.

Caroline Seibt erzählt eingängig und leicht verständlich. In kurzen Kapiteln führt sie den Leser durch ihren Roman und verleitet dazu, mal eben noch ein Kapitel zu lesen.

Fazit:

„Engelstöter“ enthält alles, was ein guter Thriller haben muss, ohne übertrieben auf schockierende Beschreibungen zu setzen. Die ungewöhnliche Geschichte, die sich die Autorin ausgedacht hat, verblüfft. Mit dem Ende rechnet garantiert keiner, der das Buch zum ersten Mal liest.

Leseempfehlung:

Fünf Sterne gibt es von mir. Sowohl die Erzählart als auch der beständig hochgehaltene Spannungsbogen und die ungewöhnliche Geschichte rechtfertigen die hohe Bewertung.

Cover des Buches Brandung der Rache: Ein Nordsee-Krimi (ISBN: B0CNH1P9B5)

Bewertung zu "Brandung der Rache: Ein Nordsee-Krimi" von Regine Kölpin

Brandung der Rache: Ein Nordsee-Krimi
lesehexevor 4 Monaten
Kurzmeinung: Ein Krimithriller, der gut auch als Familienroman durchgehen könnte.
Wenn die Vergangenheit bis in die Zukunft reicht

Die Geschichte:

Schock für Carsten Meckenwald. Er findet seinen Großvater Hertmut Meckenwald spätabends ermordet in seinem Büro. Eigentlich war der Senior gerade so weit, das Unternehmen an den Jüngeren abzugeben. Gleichzeitig werden Birthe Meckenwald, Carstens Frau, seltsame und verstörende Briefe zugestellt, die anfangs in polnischer Sprache verfasst sind. Birthe lässt sie übersetzen und stellt fest, dass es sich um das Tagebuch einer gewissen Anna aus dem Jahr 1943 handelt. Birthe versucht, herauszufinden, wer Anna ist und was sie mit ihr und der Familie Meckenwald zu tun hat. Dabei deckt sie Familiengeheimnisse auf, die seit Jahrzehnten begraben waren.

Mein Eindruck:

Regine Kölpin hat einen interessanten Plot entwickelt, den sie schlüssig und aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Da ist zum einen der Immobilienmagnat Hartmut Meckenwald, der mit seinem Enkel Carsten und dessen Frau Birthe unter einem Dach lebt und eine nicht so ganz blütenweiße Weste hat. Dann sind da die Kommissarin Petra Erdmann, die den Mord an Hartmut klären soll. Eine hart und kalt wirkende Frau, die es nicht leicht schafft, beim Leser Sympathien zu erwecken. Die Ermittlungen führen sie ins Wilhelmshavener Rotlichtmilieu. Als drittes taucht immer wieder die Sekretärin des alten Meckenwald auf, die nach dessen Tod auch dem Enkel zuarbeitet. Sie hegt ganz eigene Pläne, deren Ziele sie im wahrsten Sinn des Wortes mit allen Mitteln erreichen will. Bei ihr kann der Leser eine erschreckende Entwicklung beobachten. Der alte Mann, der immer wieder in Erscheinung tritt, verstört Birthe und jagt ihr Angst ein. Lange Zeit weiß sie nicht, wer er ist und was er von ihr will.

In kurzen Kapiteln wechseln sich die Vergangenheit, die in der Zeit des Nationalsozialismus spielt, und die Gegenwart ab, was den Roman lebhaft gestaltet. Der Leser erfährt immer mehr über Anna, kann langsam ein Puzzle zusammensetzen, ohne jedoch das Bild zu erkennen, das sich erst am Ende zeigt, nachdem die einzelnen Fäden entwirrt sind. Eine Lösung, die so vermutlich keiner erwarten würde.

Regine Kölpin hat eine lebhafte und anregend fesselnde Erzählweise, die sich flüssig lesen lässt. Den Spannungsbogen hält sie von Anfang an hoch. Den Krimi könnte man auch gut als Familienroman deklarieren.

Fazit:

Mit Brandung der Rache ist der Autorin ein Roman gelungen, den man nicht so leicht aus der Hand legt. Gerade die kurzen Kapitel reizen dazu, mal noch schnell ein weiteres zu lesen. Die Geschichte um Anna und deren Verbindungen zur Familie Meckenwald ziehen den Leser von Anfang an in seinen Bann. Dennoch hat mir das letzte Quäntchen Spannung, das es zur Atemlosigkeit braucht, sozusagen das letzte Körnchen Salz in der Suppe gefehlt.

Leseempfehlung:

Vier Sterne gebe ich diesem Roman, der wie gesagt der auch als spannender Familienroman durchgehen würde.

Cover des Buches Eisige Nacht: Ein Norwegen-Krimi (ISBN: B0CLBL4JB8)

Bewertung zu "Eisige Nacht: Ein Norwegen-Krimi" von Niklas Sonnenschein

Eisige Nacht: Ein Norwegen-Krimi
lesehexevor 5 Monaten
Kurzmeinung: Ein Leckerbissen für alle Fans skandinavischer Krimis und Thriller
Stellenweise kann es einen schon gruseln

Die Geschichte:

Die beiden Kommissare Karl und Mats werden losgeschickt, nachdem von einer Wetterstation in Norwegens nördlichstem Zipfel, einer Insel in der Barentsee, ein Notruf abgesetzt wurde. Die Besetzung dort werde bedroht, habe es geheißen. Die beiden kommen bei undenkbar schwierigen Wetterverhältnissen an der Wetterstation an. Es ist später Nachmittag, es ist kalt und stürmisch und es schneit. Trotzdem starten beide in eine eisige Nacht zu einer ersten Inspektion der Station und der Umgebung. Sie entdecken einen toten Mann, eine tote und eine schwer verletzte, aber lebende Frau. Der zweite Mann, der auf der Station war, fehlt. Karl und Mats kommen bei ihrer Arbeit und den weiteren Ermittlungen an ihre Grenzen.

Mein Eindruck:

Es ist ein gängiges, aber erfolgreiches Muster, das die Grundlage des Romans bildet: Ein älterer, erfahrener Polizist, der frustriert und depressiv dem Alkohol zuspricht, bekommt einen neuen, jungen, hochmotivierten, aber unerfahrenen Partner zugewiesen. In der Konstellation, die Niklas Sonnenschein entwickelt hat, ist Mats, der jüngere Kollege, ein stets gut gelaunter Schwede, der die manchmal nicht ganz legalen Mittel, mit denen Karl Ergebnisse erzielen will, gegenüber der Dienststellenleiterin deckt.

Der Autor zeichnet nicht nur die Charaktere sehr fein, er vermittelt auch die unwirtlichen Wetter- und Arbeitsbedingungen, mit denen die beiden zu kämpfen haben. Die beißende Kälte, Schnee und Eis, ein Sturm und der frühe Einbruch der Nacht vermitteln die Situation sehr gut und lassen den Leser immer wieder frösteln. Dazu noch die Schauer, die über den Rücken jagen, wenn beispielsweise ein hungriger Eisbär in die Wetterstation einbricht und plötzlich vor den beiden steht, und die Geräusche zu hören sind, die es durch den Sturm in der Einsamkeit der Wetterstation gibt – stellenweise kann es einen da schon gruseln. Ein Zitat aus dem Buch erklärt die geografische Lage eindrücklich: „In diesem Teil der Erde gab es fast nur Wasser und Himmel und dazwischen lag eine karge, schneebedeckte Insel.“

Niklas Sonnenschein hat einen sehr angenehmen und leicht zu lesenden Schreib- und Erzählstil. Er nimmt den Leser von Anfang an mit und hält den Spannungsbogen bis zum Schluss. Als sehr positiv empfinde ich die kurzen Kapitel, die es dem Leser leicht machen, an der Geschichte dranzubleiben.

Fazit:

Für Freunde skandinavischer Krimis oder Thriller ist der Roman ein Leckerbissen. Allein schon die Beschreibung der Landschaft und der Orte überzeugen und lassen die Geschichte lebendig erscheinen. Dazu noch die beiden Ermittler, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich dennoch oder gerade deshalb sehr gut verstehen. „Eisige Nacht“ ist ein rundum gelungener Roman.

Leseempfehlung:

Von mir gibt es klare fünf Sterne. Leser mit schwachen Nerven sollten sich gut überlegen, ob sie das Buch lesen wollen. Zwar sind die Tatbeschreibungen nicht übermäßig blutig, aber sensible Seelen könnten trotzdem Schlafprobleme bekommen. 

Cover des Buches Seelensammler (ISBN: B0CND2JPNG)

Bewertung zu "Seelensammler" von Volker Dützer

Seelensammler
lesehexevor 5 Monaten
Kurzmeinung: Dützer entwickelt ein schauriges Szenario, von dem ich hoffe, dass es nie wahr wird.
Ein weiterer Thriller aus Meisterhand

Die Geschichte:

Jule ist zutiefst verunsichert und lebt mit einer starken Angst- und Zwangsneurose. Als sie ausnahmsweise mal mutig sein möchte und einen anderen Weg zur Arbeit einschlägt, fällt ein alter Mann von einer Brücke direkt vor ihre Füße. Damit beginnt für sie ein Abenteuer, bei dem es um Leben und Tod geht. Dabei trifft sie Lucas Prinz, ein Kommissar, der in seiner früheren Dienststelle einen Korruptionsfall aufgedeckt hat, an dem auch einige Kollegen beteiligt waren. Fortan gilt er als Maulwurf und Verräter. Kein Wunder, wird er in seiner neuen Dienststelle, der Koblenzer Mordkommission, nicht gerade freundlich empfangen und von seinem Vorgesetzten Brohkamp in seiner Arbeit ausgebremst und behindert. Gemeinsam versuchen Jule und Lucas den Tod des alten Mannes und das mysteriöse Verschwinden weiterer älterer Menschen aufzuklären. Was dabei aufgedeckt wird, lässt einen schaudern.

Mein Eindruck:

Das ist mittlerweile der dritte Roman von Volker Dützer, den ich lesen durfte. Auch dieses Mal hat der Autor mich wieder von Anfang an in eine Story gezogen, die mir das kalte Grausen über den Rücken jagt. Denn bei dem, was Lucas und Jule aufdecken, kann man nur hoffen, dass es niemals Realität wird.

Natürlich stolpern die beiden auch mal in Fallen und müssen um ihr Leben kämpfen. Dabei sind dem Autor sowohl die beiden Hauptprotagonisten als auch die Figuren im Umfeld super gelungen. Die neurotische Jule kann einem leidtun. Sie ist derart in ihren Zwängen gefangen, dass sie Chancen, die sich ihr bieten gar nicht sieht. Auf der anderen Seite ist Lucas, das krasse Gegenteil zu Jule. Er ist selbstbewusst, lässt sich nicht herumkommandieren und ausbremsen. Manchmal ist er aber zu ungestüm und unüberlegt. Auch er hat mit seiner Vergangenheit zu kämpfen und Probleme, Vertrauen zu fassen.

Gut entwickelt hat Dützer die psychischen Fortschritte der beiden, wobei gerade Jule sich ein bisschen zu schnell wandelt. Das sei aber der künstlerischen Freiheit zugestanden. Ein Roman kann sich kaum über Jahre entfalten, bis die Protagonistin endlich soweit ist, ein normales Leben zu führen. Dabei hat sich Dützer offensichtlich intensiv mit dem Thema Angst- und Zwangsneurosen und deren Symptome und Auswirkungen beschäftigt. Er beschreibt Jule so realistisch, als habe er beim Schreiben einen Menschen aus seinem Umfeld vor Augen.

Die Schreib- und Erzählweise des Autors ist fesselnd und unterhaltend. Kurze Kapitel reizen dazu, „mal eben noch ein Kapitel“ zu lesen und damit das Buch kaum aus der Hand zu legen.

Ich habe nur zwei kleine kritische Anmerkungen:

Lucas hat Höhenangst, hängt sich aber meterhoch über dem Boden über eine Brüstung, um an einen Papierfetzen zu kommen, der festgeklemmt im Wind flattert. Ein Mensch mit Höhenangst wird das niemals, never ever tun. Der hat schon Probleme, über das Brückengeländer in die Tiefe zu schauen. Ich bin mit einem solchen Menschen verheiratet. Den hat allein schon die Schilderung geschüttelt.  

Jule lässt sich im Verlauf der Geschichte eine „moderne Kurzhaarfrisur“ schneiden. Acht Wochen später trifft man sie mit zum Pferdeschwanz gebundenen Haaren. Das kann nicht funktionieren. So schnell wachsen Haare nicht nach und für einen Pferdeschwanz braucht es Haarlänge.

Das ist zwar Gemecker auf sehr hohem Niveau, aber es ist eben nicht korrekt und auch mit künstlerischer Freiheit nicht zu decken.  

Fazit:

„Seelensammler“ ist eine überarbeitete Neuauflage des Romans „Das Ambrosius Experiment“ und ein typischer Dützer, der den Leser von Anfang bis Ende fesselt, während sich die Geschichte um ein Thema spinnt, das vielleicht noch in der Zukunft liegt – vielleicht aber auch nicht. So genau würde ich das gar nicht wissen wollen

Leseempfehlung:

Von mir gibt es klare fünf Sterne. Allen, die Höchstspannung mögen, miträtseln wollen, um dann am Ende durch eine krasse Wende einen Täter präsentiert zu bekommen, ist das Buch absolut empfehlenswert. Volker Dützer zählt mittlerweile zu meinen Lieblingsautoren.

Cover des Buches Finstermord (Ein Ivy de Vine Krimi 1) (ISBN: B0CKZ8GH9N)

Bewertung zu "Finstermord (Ein Ivy de Vine Krimi 1)" von Kathrin Fuhrmann

Finstermord (Ein Ivy de Vine Krimi 1)
lesehexevor 5 Monaten
Kurzmeinung: Spannender Thriller, der ein sehr interessantes Thema aufgreift und den/die TäterIn nicht gleich in der ersten Hälfte preisgibt.
Ermittler, die sich gegenseitig im Weg stehen und behindern müssen einen kniffligen Fall lösen

Die Geschichte:

Ein Hotel, das geschlossen werden soll und nur noch zwei Gäste beherbergt. Ein Nachtportier, der lieber schläft, als die letzte Nacht im Hotel Wache zu halten. Eine tote junge Frau, gerade mal 16 Jahre alt und ziemlich übel zugerichtet. Sie liegt im Hotelflur, ganz in der Nähe des Aufzugs. Der Tatort, eines der Zimmer, ist mit Chlorbleiche gereinigt worden. Für die Kommissare Holger Pagel und Ivy de Vine keine sehr aussagekräftige Situation.  Während der langjährige und erfahrene Ermittler Pagel sich schon am ersten Tag auf einen Täter und Beziehungsprobleme als Motiv festlegt, ist sich die junge Kommissarin Ivy de Vine alles andere als sicher. Sie vermutet mehr hinter der Tat.

Mein Eindruck:

Die Szenerie in der der Mord geschieht und die danach immer wieder Schauplatz wird, ist schon sehr unheimlich bis gruselig. Zumal das Hotel auf dem Syberg liegt, ganz in der Nähe des Casinos und der Burgruine, die es beide tatsächlich gibt. Sowohl das geschlossene Hotel als auch Casino und Ruine liegen umgeben von Wald auf einem Hochplateau. Und ein Wald ist immer eine gute Location für Mord, Totschlag und Grusel.

Die Charaktere haben es in sich. Da gibt es den überheblichen Kommissar Pagel, der – wie übrigens auch seine altersgemäß liegenden männlichen Kollegen – Ivy de Vine nur „Mädchen“ nennt und sie auch in ihrer Arbeit nicht für voll nimmt. Seiner Meinung nach ist die Kollegin, die nicht ganz frisch von der Schule kommt, sondern schon Erfahrungen im Referat Familiäre Gewalt gesammelt hat, noch grün hinter den Ohren. Entsprechend behandelt er die junge Frau herablassend und beleidigend, was bis zu Mobbing reicht. Ivy lässt sich aber nicht unterbuttern. Sie kämpft, setzt sich durch, macht allerdings auch nicht ganz ungefährliche Alleingänge. Unterstützung bekommt sie nur vom Kollegen Wagner, der sich Sorgen um sie macht und von der Assistentin des Gerichtsmediziners.

Die trauernde Familie des getöteten Mädchens ist ein Fall für sich. Sowohl die kontrollsüchtige Mutter als auch der devote Vater und die 13-jährige Schwester der Ermordeten werfen immer wieder Fragen auf, so dass man sich unwillkürlich überlegt, was der Familie wichtiger ist: Aufklärung des Mordes oder der gute Ruf?

Der Nachtportier ist ein Frauenversteher und ein Hallodri allererster Güte. Er lässt nichts aus, was einen Rock trägt und nicht bei Drei auf den Bäumen ist, was ihn schon sehr verdächtig macht.

Fazit:

Kathrin Fuhrmann beleuchtet mit ihrem Plot ein interessantes und spannendes Thema, das hier aber nicht verraten werden soll. Zu leicht würde es zum Spoilern führen. Aber auch der Umgang älterer männlicher Kollegen mit jungen Kolleginnen wird gut aufgearbeitet. Denn leider ist es immer noch so, dass viele Männer der Meinung sind, die einzigen mit Erfahrung und Wissen zu sein.

Der Schreibstil ist angenehm, flüssig, total fesselnd. Ich habe tatsächlich eine Nacht durchgelesen, weil ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen konnte. Auf den/die TäterIn bin ich erst sehr spät gekommen.

 Leseempfehlung:

Fünf Sterne hat sich Kathrin Fuhrmann allemal verdient. Da es sich um den ersten Band einer geplanten Reihe um die Ermittlerin Ivy de Vine dreht, bin ich gespannt auf weitere Folgen und frage mich jetzt schon, ob sich Pagel und seine Kollegen den Kolleginnen gegenüber jemals angemessen verhalten werden.

Cover des Buches Lady Ambervale und das tote Dienstmädchen: Ein viktorianischer Krimi (ISBN: B0CLGXYGMH)

Bewertung zu "Lady Ambervale und das tote Dienstmädchen: Ein viktorianischer Krimi" von Andreas Temmer

Lady Ambervale und das tote Dienstmädchen: Ein viktorianischer Krimi
lesehexevor 5 Monaten
Kurzmeinung: Etwas mehr Spannung dürfte sein. Ansonsten ein schöner Cosy Crime.
Düstere Geheimnisse in der Upper Class

Die Geschichte:

Miss Amanda Delagore ist aufgewühlt und unkonzentriert. Ihre Freundin aus Kindertagen, die, so wie sie auch, im Londoner West End in einem Haushalt arbeitet, ist seit einigen Tagen verschwunden. Weggelaufen kann sie nicht sein. Sie ist glücklich verheiratet und hat eine kleine Tochter. Eigentlich könnte das Schicksal der jungen Frau Lady Lydia Ambervale egal sein. Es handelt sich ja nur um ein Dienstmädchen, das dazu noch aus dem Londoner East End, dem Armenviertel der Stadt kommt. Allerdings scheint sich in der Upper Class, in der sie gearbeitet hat, niemand für ihr Verschwinden zu interessieren. Selbst die Polizei im East End hat die Mutter der Vermissten abgewimmelt. Was Lady Ambervale ärgert. Immerhin geht es um einen Menschen. Und wenn die Polizei schon nichts unternimmt, dann muss sie eben selbst ermitteln, wobei sie manch dunkles Geheimnis der Oberschicht aufdeckt.

Mein Eindruck: 

Lady Ambervale ist eine schwierige, eigensinnige Person, die tief in einer Depression steckt. Als ihr Vater, der sie allein großgezogen hat, krank wurde, war sie verlobt. Allerdings hat sich ihr Partner von ihr getrennt, als sie sich um den Vater kümmern musste. Nach dem Tod des Vaters, ist sie allein, verlassen von allen, die sie geliebt hat und enttäuscht von einem Mann, den sie eigentlich heiraten wollte. In diese Phase hinein kommt nun dieser Vermisstenfall. Lydia engagiert sich, möchte wissen, was der jungen vermissten Frau zugestoßen ist. ich

Das Lösen dieses Falles reißt sie aus ihrer Lethargie, lässt sie Einladungen zu gesellschaftlichen Treffen annehmen, wo sie versucht, Erkundigungen einzuholen und Erkenntnisse zu erlangen. Was aber nicht so einfach ist. Die einen blocken alles ab, die anderen belächeln sie und versuchen, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Lediglich ein Polizeibeamter im ärmlichen Eastend, ein alter Freund ihres Vaters und schließlich auch das Faktotum ihres Haushalts, der sowohl als Hausmeister als auch als Gärtner, Stallbursche und Kutscher arbeitet, nehmen sie ernst und unterstützen sie.

Zwar hilft ihr die Ermittlung, psychisch wieder auf die Füße zu kommen, doch lässt sie ein Rückschlag auch ganz schnell wieder in ihrem dunklen Loch versinken. Ihre Verfassung ist bis zum Ende schwankend.

Als unsympathisch würde ich die Protagonistin nicht bezeichnen. Aber einfach ist sie auch nicht. Sie begibt sich bei Alleingängen in Gefahr, geht nachts allein zu Fuß einige Kilometer durchs Armenviertel vorbei an suspekten Gestalten in Richtung Westend, schnüffelt auch schon mal im Arbeitszimmer eines honorigen Bürgers.

Andreas Temmers Schreibweise liest sich sehr angenehm, allerdings lässt die Spannung manchmal zu wünschen übrig. Dafür gibt es einige Einblicke in das Londoner Leben des 19. Jahrhunderts.

Fazit:

Für Freunde des Cosy Crime ist der Roman empfehlenswert. Auch für Fans von Krimis, bei denen es gilt einen Täter anhand von Indizien und Beweisen und ohne besonders blutige Szenen zu ermitteln ist der Roman geeignet. Für ein ruhiges Ein- und Durchschlafen ist gesorgt. Die Spannung und Aufregung hält sich im Rahmen.

Leseempfehlung:

Dreieinhalb Sterne – mehr kann ich leider nicht geben. Mir ist die Story ein bisschen zu lahm. Mehr Schwung und Spannung täte ihr sicherlich gut.

Cover des Buches Die Headhunterin (ISBN: B0CL6YXFYP)

Bewertung zu "Die Headhunterin" von Matthias Ernst

Die Headhunterin
lesehexevor 6 Monaten
Kurzmeinung: Der Leser wird nicht nur gefesselt, sondern auch kräftig in die Irre geleitet.
Am Ende ist nichts, wie es scheint

Die Geschichte:

Rebecca Williams ist Psychologin und Headhunterin, die unter anderem Einstellungstests bei der Polizei durchführt. Ihr Geschäft, mit dem sie sich vor nicht allzu langer Zeit selbstständig gemacht hat, läuft aber nicht so gut, sodass sie in Geldnöte kommt. Ihre Freundin Vicky vermittelt ihr einen Job bei ihrem Vater und hilft ihr somit aus der finanziellen Not. Vickys Vater ist allerdings ein Drogenboss, der Rebecca für seine Zwecke einspannt und sie somit immer weiter in den gefährlichen Sumpf eines Bandenkriegs zieht. Ihr Gegenspieler ist Omar, ein junger Polizeibeamter, den sie selbst für den gehobenen Dienst bei der Metropolitan Police empfohlen hat.

Mein Eindruck:

Matthias Ernst hat einen unglaublich fesselnden Schreibstil. Er baut die Geschichte schlüssig auf und entwickelt sie in stetigem Spannungsbogen und Tempo weiter bis zum Showdown. Selbstredend erleben die Protagonisten dabei so manche gefährliche Situation im Londoner East End.

In kurzen Kapiteln wechselt der Autor die Sicht zwischen Rebecca und Omar, sodass sich zwei Erzählstränge aufeinander zubewegen, um im großen Finale zu enden. Dabei spielt er mit seinen Lesern, lässt sie Mutmaßungen anstellen, bringt sie dazu, die Protagonisten warnen zu wollen, zieht sie tief in seine Geschichte hinein und lässt sie als Zuschauer ganz nah dabei sein. Man hat fast das Gefühl, mit im Auto zu sitzen, gemeinsam mit den beiden Freundinnen Kaffee zu trinken, mitten in einer Versammlung zu sein und gleichzeitig aber einen Wissensvorsprung zu haben und Situationen vermeintlich einschätzen zu können.

Die Charaktere hat Matthias Ernst sehr differenziert angelegt und ausgearbeitet. Rebecca ist im stetigen Zwiespalt – zumal sie ihrem Lebensgefährten versprochen hat, sich nicht auf den Drogenboss einzulassen. Omar dagegen ist intelligent und pfiffig und hat eine sehr gute Auffassungs- und Kombinationsgabe. Als Leser lässt man sich nur allzu gern auf die Protagonisten ein, nur um am Ende völlig verblüfft zu erkennen, dass nichts so ist, wie es scheint.

Fazit:

Nach „Die Professorin“ war „Die Headhunterin“ mein zweiter Roman von Matthias Ernst. Dabei ist der eine so gut und spannend wie der andere. Ich hatte auch dieses Werk in kürzester Zeit durch. Der Autor spielt die gesamte Klaviatur der Psychologie und führt seine Leser ganz unbemerkt in die Irre. Bis zum Schluss kommen selbst eingefleischte Thriller Fans, die sonst auch schon mal früh einen Verdacht fassen, nicht hinter das Geheimnis, das tatsächlich erst am Ende erkennbar wird.

Leseempfehlung:

Von mir gibt es klare fünf Punkte. Schreibstil, Plot, Spannungsbogen – es stimmt einfach alles.

Cover des Buches So tödlich der Wald: Ein Finnland-Krimi (ISBN: B0CCF7HV1V)

Bewertung zu "So tödlich der Wald: Ein Finnland-Krimi" von David Seinsche

So tödlich der Wald: Ein Finnland-Krimi
lesehexevor 6 Monaten
Das Ziel leider verfehlt

Die Geschichte:

Johannes Burgmeister, Oberkommissar aus München, wird nach einem misslungenen Undercover Einsatz, der Menschenleben gekostet hat, vorübergehend für die Dauer der internen Ermittlung vom Dienst suspendiert. Um sich seine Wunden zu lecken, zieht er sich in die finnische Provinz zurück. Ganz zufällig wird dort bei einer Treibjagd eine Leiche gefunden und Burgmeister gebeten, die Ermittlungen zu übernehmen. Um die Sprachbarriere zu überwinden, wird ihm der Berufsanfänger Matti Halonen, der bei der Verkehrspolizei seinen Dienst versieht, als Partner zur Seite gestellt.

Mein Eindruck:

Hmmm, was soll ich dazu sagen. Der Stoff hat Potenzial, das leider nicht ausgeschöpft wurde.

Da ist zunächst einmal der frustrierte und mit der Welt im Clinch liegende Oberkommissar, der sich als echter Stinkstiefel und Miesmuffel präsentiert. Der ist so unsympathisch, dass man das Buch am liebsten weglegen würde. Mir ist er jedenfalls gehörig auf die Nerven gegangen. Mein erster Gedanke: Der hat die Kinderstube auf Rollschuhen durchlaufen und nichts, aber auch gar nichts an Anstand gelernt.

Dann ist da sein Gegenstück Matti Halonen, ein aufgeweckter, sympathischer, harmoniesüchtiger junger Polizist, dem man die skandinavische Art abnimmt. Dank seiner deutschen Mutter ist er der deutschen Sprache mächtig und fungiert zunächst in erster Linie als Dolmetscher, mit der Zeit bringt er sich aber immer mehr in die Ermittlungen ein.

Und dann gibt es noch die Jäger, die in einem Verein organisiert sind und offenbar im Dorf viel Einfluss haben.

Soweit die drei Hauptfiguren bzw. zwei Figuren und eine Gruppe.

Aber bei dem Ganzen Plot stellen sich für mich Fragen. Zum Beispiel: Woher weiß die örtliche Polizei, dass der völlig zurückgezogen lebende Burgmeister ein deutscher Kommissar ist? Wieso kann die finnische Polizei den Fall nicht selbst übernehmen? Wie kann ein suspendierter deutscher Kriminalbeamter, gegen den im heimischen München intern ermittelt wird, die Ermittlungen mit weitreichenden Kompetenzen in Finnland übernehmen? Das ist in meinen Augen völlig unrealistisch. Soweit ich weiß, hat er keinerlei Befugnisse im Ausland zu arbeiten, sofern er nicht auf Amtshilfeersuchen abgeordnet wurde. Was hier nicht der Fall ist. Aber gut, es handelt sich um eine fiktive Geschichte und Krimis oder Thriller sind nicht immer realistisch.

Doch es geht noch weiter. Da sitzt eine Gruppe von Jägern auf Baumstämmen, um während einer Treibjagd eine Pause zu machen, als die Waidmänner plötzlich ein Donnern hören, das sie nicht von einem Schuss unterscheiden können. Was sind das bitte für Jäger?

Fürchterlich genervt haben mich die Dialoge in finnischer Sprache. Das ist eine neue Mode, die leider auch immer mehr in Filmen vorkommt. Da unterhalten sich Menschen in ihrer Sprache und der Zuschauer muss die Untertitel lesen. Es ist ja schön, dass der Autor finnisch kann, und am Anfang kann man das ja auch mal machen. Aber es kommt immer wieder vor. Dazu dann noch die Übersetzung des jungen Polizisten Matti – das hemmt den Lesefluss gewaltig und nimmt die Lust am Lesen.

Aus psychologischer Sicht gesehen hat David Seinsche interessante Charaktere angelegt. Wenngleich der Kommissar sehr unsympathisch erscheint. Begründet wird sein Gemütszustand auf seiner missglückten Ehe und der gestörten Beziehung zu seiner Tochter, an denen er allerdings selbst schuld ist. Was er am Ende auch erkennt und einsieht.

Was die Ermittlungen angeht: Burgmeister geht sehr raubeinig vor, überdehnt meiner Meinung nach die Regeln gewaltig und bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen legalen und unerlaubten Mitteln. Die Untersuchung des Falles verläuft zäh, was der Spannung aber nicht schadet. Wobei der Spannungsbogen auch nicht gerade steil verläuft, eher vor sich hin plätschert. Und ob Jäger, die ihre Waffen zur Untersuchung abgeben müssen, tatsächlich vor der Polizeistation demonstrieren und teilweise sogar randalieren ist fraglich.

Was auch völlig überflüssig erscheint, ist der Einkauf in der finnischen Lidl Filiale, in der Burgmeister Leberkäse und Brezeln findet. Zumal der Rückfahrt vom Einkauf in einem weiter entfernten Ort ziemlich viel Raum zugestanden wird. Denn der arme Matti, der als Fahrer fungiert, ist schuld daran, dass sie in einen Stau kommen und er keine Kühlbox hat, um den Leberkäse frisch zu halten. Wohlgemerkt, die Story spielt nicht im kalten finnischen Winter. Der Leberkäse übersteht die Stunden im warmen Auto scheinbar unbeschadet und schmeckt bzw. bekommt dem Kommissar am Ende noch. Ich hätte den im Hinblick auf die auch ohne Stau langen Fahrstrecke und der fehlenden Kühlbox wahrscheinlich erst gar nicht eingekauft oder ihn spätestens zuhause vernichtet. Um nicht zu sagen: Der Absatz ist eigentlich völlig unnötig.

Das nächste was mich dann noch gestört hat, ist das Ende, bei dem Burgmeister … nein das verrate ich nicht. Das wäre gespoilert. Aber auch das ist eigentlich unrealistisch.

Fazit:

Ich hatte mir von dem Roman mehr erhofft. Zumal David Seinsche mit dem Roman „Die Bestie“ bewiesen hat, dass er es sehr viel besser kann. Die ganze Story ist mir zu konstruiert und zu unrealistisch.

Leseempfehlung:

Von mir gibt es höchstens drei Sterne. Der Autor hat viel Arbeit in den Roman gesteckt, was ich anerkenne. Allerdings hat er für mich das Ziel, einen spannenden Roman mit viel skandinavischem Flair zu schaffen, leider verpasst. Schade, denn er kann das wirklich besser. So hoffe ich darauf, bald einen neuen, besseren Roman von ihm zu lesen.  

Cover des Buches Mord an der Costa del Sol (Ein Andalusien-Krimi 1) (ISBN: B0CGHQYV5Q)

Bewertung zu "Mord an der Costa del Sol (Ein Andalusien-Krimi 1)" von Sigrun Dahmer

Mord an der Costa del Sol (Ein Andalusien-Krimi 1)
lesehexevor 6 Monaten
Kurzmeinung: Krimi für zartbesaitete Seelen. Könnte spannender sein. Die Kommissarin ist mir zu eigenwillig und stellenweise unglaubwürdig.
Unterschiedlicher können Ermittler nicht sein

Die Geschichte:

Die Kölner Kommissarin Sandra König wird nach Malaga geschickt. In der südspanischen Region wurde ein Deutscher, Mitglied einer Reisegruppe, bei einer Wanderung ermordet. Sandra König, die bereits in Spanien gearbeitet hat und die Sprache beherrscht, soll den Comisario Principal Javier Sánchez bei den Ermittlungen unterstützen. Der ist jedoch nicht so sehr davon begeistert. 

Mein Eindruck:

Der Krimi fängt gleich mit dem Mord an und zieht den Leser direkt in die Geschichte hinein. Allerdings konnte die Autorin mich auf Dauer nicht wirklich fesseln. Zwar ist die Kombination der beiden Kommissare interessant. Doch sind die Handlungen nicht immer nachvollziehbar.

Sigrun Dahmer hat die Charaktere sehr unterschiedlich ausgestaltet, was die Spannung zwischen den beiden gut verdeutlicht. Doch zeigt sich der brummige spanische Comisario sehr wankelmütig. Mal findet er die deutsche Kollegin nur nervig, dann wieder verteidigt er sie und lobt ihre Arbeit. Gleichzeitig beweist sich die Kommissarin zwar als intelligent und zeigt eine rasche Auffassungs- und Kombinationsgabe, doch spricht sie dem Alkohol etwas zu viel zu, was sie unglaubwürdig macht. Welche Polizistin würde es sich erlauben, gleich in den ersten Tagen betrunken auf einer Parkbank sitzend aus einer Rotweinflasche zu trinken. Natürlich gibt es Polizisten, die ein Alkoholproblem haben. Aber abgeordnet ins Ausland sollte sich ein Beamter zumindest in den ersten Tagen von seiner besten Seite zeigen – zumindest in der Öffentlichkeit.

 Auch die Staatsanwältin, die den Comisario erst in den höchsten Tönen lobt, um ihn kurz darauf vor versammelter Mannschaft niederzumachen und Loblieder auf Sandra König singt, mutet seltsam an und berührt einen peinlich.

Die Ermittlungen dümpeln mehr vor sich hin, als dass sie spannend oder mit Tempo verlaufen würden. Dass die beiden Kommissare dann doch noch ihr Ziel erreichen und den Fall gemeinsam lösen, scheint fast erstaunlich. Die Mitglieder der Reisegruppe verhalten sich seltsam unkooperativ, der Leiter der Gruppe ist zufällig ein Bekannter der deutschen Kommissarin, den sie nicht in guter Erinnerung hat. Die Lösung des Falles scheint am Ende etwas konstruiert. Zumal der Täter / die Täterin plötzlich aus dem Nichts auftaucht.

Irritiert hat mich, dass das Opfer aus sehr hoher Höhe abstürzt und den Fall zwar schwer verletzt erst einmal überlebt und beim Auffinden nach Stunden an der Absturzstelle liegend sogar noch ansprechbar ist. Ich bin keine Medizinerin und auch keine Kletterexpertin. Aber mein gesunder Menschenverstand kann diese Zusammenhänge irgendwie nicht vereinbaren. Eine Skepsis bleibt.

Was mir gut gefallen hat, ist der Cosy-Anteil im Roman. Malagas Altstadt wird sehr anschaulich beschrieben, die Atmosphäre kommt beim Leser an und lässt Urlaubswünsche aufkommen.

Fazit:

Alles in allem ist der Krimi eher tüttelig und weniger reißend. Manches scheint konstruiert, die Verhaltensweisen sind nicht immer nachvollziehbar.

Leseempfehlung:

Dreieinhalb Sterne – zu mehr hat es bei mir nicht gereicht. Für empfindsame Seelen ist dieser Krimi sicherlich geeignet. Er ist alles andere als blutrünstig. Und wer sehr eigenwillige Charaktere mag, ist hier auch gut bedient.

Cover des Buches Der Wolf von Aldgate (Sebastian St. Cyr-Reihe 8) (ISBN: B0CFM3HB7J)

Bewertung zu "Der Wolf von Aldgate (Sebastian St. Cyr-Reihe 8)" von C. S. Harris

Der Wolf von Aldgate (Sebastian St. Cyr-Reihe 8)
lesehexevor 6 Monaten
Kurzmeinung: Es ist nicht alles, wie es anfangs scheint
Ein Diamant, der Leben fordert

Die Geschichte:

Sebastian St. Cyr wird in seinem neuen Fall gebeten, in einem Mordfall zu ermitteln. Das Opfer: Daniel Eisler, berüchtigter Diamantenhändler mit Kontakten in die obersten Gesellschaftskreise. Verschwunden ist ein großer äußerst seltener blauer Diamant.  Russel Yates der, über die Leiche gebeugt angetroffen wurde, wird als Mörder festgenommen. Somit scheint der Fall gelöst. Allerdings hat Sebastian da so seine Zweifel. Der Gatte seiner früheren Geliebten Kat war in seinem früheren Leben zwar ein berüchtigter Freibeuter, dennoch scheint Sebastian die Lösung des Falles zu einfach zu sein. Bis Sebastian allerdings den wahren Mörder entlarvt hat, lassen einige Menschen ihr Leben.

Mein Eindruck:

Dies war der zweite Band der Serie, den ich gelesen habe. Und auch in diesem Roman erzählt C. S. Harris einen spannenden Krimi, der interessante Einblicke ins Leben des frühen 19. Jahrhunderts gibt, was mir besonders gut gefällt. Mal sind es wie im vorangegangenen Teil die französischen Kriegsgefangenen, die sich auf Ehrenwort frei bewegen durften, mal Besonderheiten wie das Priesterloch, das in diesem Band vorkommt, die erklärt werden.

Allerdings fand ich den Plot in seiner Komplexität etwas verwirrend und stellenweise anstrengend zu lesen. Zum einen ist es die Geschichte um die Herkunft und die Besitzverhältnisse des blauen Diamanten, die bis zu Napoleon reichen, zum anderen die vielen Figuren, die nur sporadisch auftauchen.

Sebastians Frau Hero hilft auch in diesem Fall wieder mit, des Rätsels Lösung zu finden. Und auch in diesem Roman wieder durch die Bekanntschaft einer interessanten Persönlichkeit. Gleichzeitig recherchiert sie im Umfeld der Kinder aus der Schicht der armen Londoner, die sich als Straßenkehrer den Unterhalt für sich und ihre Familien verdienen.

Interessant sind kleine Nebenschauplätze wie das sogenannte Priesterloch und das Leben der kleinen Straßenkehrer, die auch noch andere Arbeiten übernehmen.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, eingängig und unterhaltsam zu lesen. Die Charaktere hat sie wieder sehr fein ausgearbeitet, wobei die Entwicklung der einzelnen Personen schlüssig geschildert und gut zu verfolgen ist.

Der Titel hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Wohl der Londoner Ortsteil Aldgate, weniger aber der Wolf. Den konnte ich irgendwie nicht so richtig zuordnen.

Fazit:

Für Freunde historischer Kriminalromane, die im Groß Britannien des 19. Jahrhunderts spielen, sind die Geschichten um Sebastian St. Cyr in jedem Fall empfehlenswert.

Leseempfehlung:

Von mir gibt es hier vier Sterne. Einen habe ich für die Komplexität abgezogen, die mir ein bisschen zu viel war.

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