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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Das Labyrinth des Fauns (ISBN: 9783737356664)

Bewertung zu "Das Labyrinth des Fauns" von Cornelia Funke

Das Labyrinth des Fauns
linienblockvor 4 Jahren
Cover des Buches Töchter (ISBN: 9783499290152)

Bewertung zu "Töchter" von Lucy Fricke

Töchter
linienblockvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Eine wilde Roadnovel über zwei Freundinnen mit Sinneskrise. Erfrischend, voller Ironie und schwarzem Humor und zugleich tief berührend.
Über Eltern und ihre "Töchter"

Egal in welchem Alter, man ist immer das Kind von jemandem. Das ist schön, wenn man eine gute Beziehung zu den eigenen Eltern hat, sie vielleicht sogar Vorbilder oder Freunde sind. Weniger schön ist es jedoch, wenn die Eltern der Grund dafür sind, das man selbst ein dickes Päckchen mit sich durchs Leben tragen muss. Und so steht Betty mit 40 Jahren da, ohne Beziehung und festen Halt in ihrem Leben und weiß nicht, wohin mit sich. Nach ihrem Debüt als Schriftstellerin hat sie keine Zeile mehr zu Papier gebracht, mit dem Rauchen kann sie nicht aufhören und wann immer möglich vermietet sie ihre Wohnung in Berlin für 80 Euro pro Nacht an Feriengäste aus dem Ausland und kehrt der Stadt und ihrem Leben fluchtartig den Rücken zu. Vielleicht ist es darum also gar keine so schlechte Idee denkt Betty, als ihre beste Freundin Martha bittet, sie und ihren Vater Kurt in die Schweiz zu fahren. Kurt ist todkrank und möchte in Chur seinem Leben ein Ende setzen. In seinem uralten Golf, der Literweise das Öl vernichtet macht sich das ungleiche Trio auf den Weg.


Aber natürlich ist es doch eine schlechte Idee und was zunächst bedrückend beginnt entwickelt sich bald zu einer grotesken und tiefschwarzen Komödie, die mit so einigen Überraschungen aufwartet.


Natürlich kommen einem sofort Assoziationen zu  großen bekannten Geschichten von Frauen on the road in den Sinn. „Thelma und Louise“ zum Beispiel. Das weiß Fricke auch, sie bringt den Vergleich selbst zu Wort und zerstört ihn gleich wieder. Dafür seien sie nicht cool genug, bemerkt Betty trocken. Zu Recht, denn „Töchter“ ist ein ganz eigenes Werk, das zwinkernd auf seine möglichen Vorbilder verweist aber zugleich ganz bei sich bleibt. Und es ist ein Werk, das es schafft, zugleich zeitlos und modern zu wirken. 


„Töchter“ ist ein rasanter, hakenschlagender Roman, der aber doch nur so schnell voranschreitet wie es Kurts Golf zulässt. Das heißt, die Leserschaft kann mithalten mit dem was passiert und wird dennoch in einen Sog gerissen. Viele Seiten hat dieser Schmöker nicht, aber es passiert so viel, dass man sich am Ende fühlt, als habe man einen 1000 Seiten Wälzer hinter sich. Irgendwie erschlagen, aber zugleich um ein diffuses Gefühl reicher. Denn Frickes Roman kann zugleich absurd komisch und tief berührend sein. 


Vollständige Rezension auf linienblock.wordpress.com.



Cover des Buches Kintsugi (ISBN: 9783103974591)

Bewertung zu "Kintsugi" von Miku Sophie Kühmel

Kintsugi
linienblockvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein stiller Roman über den Trost in der Unvollkommenheit. Eindringlich und beruhigend zugleich.
Trost in der Unvollkommenheit

Vier Menschen verbringen ein gemeinsames Wochenende in einem Haus am See. Der Plan: Die gemeinsame Zeit genießen, vielleicht in Erinnerungen schwelgen, entspannen, einfach zusammen sein. Doch unter der Oberfläche schwelgen die Emotionen. Unterdrückte Wünsche, Ziele, Fragen, Leidenschaften und auf einmal werden die Verhältnisse gründlicher durchgeschüttelt, als es den Beteiligten lieb ist.

Dieses Kammerspiel ist die Grundlage für den Debütroman von Miku Sophie Kühmel. Die Personen sind der Archäologie Professor Max, ein langer, stiller, in sich gekehrter Mann, der am liebsten still seinen eigenen Gedanken nachhängt und sich nach der stillen Perfektion japanischen Porzellans und sehnt. Neben ihm steht Reik, seit zwanzig Jahren sein Partner und gefeierter Künstler. Nach außen hin scheinen Max und Reik wie das perfekte Paar. Der gemeinsame Freund Tonio stammt aus Reiks Kindheit und war einige Zeit auch dessen sexueller Partner. Zusammengehalten wird die Gruppe über Tonios Tochter Pega, mit zwanzig Jahren so alt wie die Beziehung zwischen Max und Reik.

Der Roman ist in sieben Teile geteilt, die gleich dem Romantitel, jeweils mit einem in lateinische Buchstaben übertragenen japanischen Schriftzeichen überschrieben sind. Das erste Kapitel widmet sich aus einer allwissenden Perspektive der Einführung der vier Figuren und dem Setting der Szene. Da ist das Ferienhaus, das Max und Reik sich gekauft und eingerichtet haben, mit dem See in Blickweite und all den Reliquien ihres gemeinsamen Lebens. Doch wie wenig dieses erste Kapitel eigentlich doch verrät, zeigt sich in den darauf folgenden.

Nacheinander berichten Max, Reik, Tonio und Pega von dem gemeinsamen Leben aus ihrer Sicht, von ihren Erinnerungen, Wünschen, Zielen, Geheimnissen und Vergangenheiten ebenso wie Plänen für die Zukunft. Dabei gelingt es Kühmel nicht nur jeder Figur ihre eigene Stimme zu geben ohne ihren Sprach- und Schreibstil zu verlieren, sondern auch die anderen Figuren immer wieder in einem neuen Licht erscheinen zu lassen. Die japanischen Worte stellen dabei die Rollen von jedem in der Gruppendynamik und das Essenzielle ihres Charakters dar.

 Zwischen die Kapitel sind immer wieder szenische Essensgespräche geschaltet.

Der Romantitel selbst, Kintsugi, beschreibt das Kunsthandwerk, zerbrochenes Porzellan mit Gold zu reparieren. Der Fehler wird also nicht kaschiert, sondern durch seine besondere Heilung betont und zu etwas Schönem gemacht. Genau das hat Max mit seinem Geschirr aus Japan getan. In Wahrheit ist es schon vor Jahren zerbrochen, doch er hat es heimlich repariert.

Es passiert nicht viel in diesem Roman. Oft geht der Blick in die Vergangenheit, die Handlungen in der Gegenwart sind spärlich und ruhig. Wer großes Geschrei, Tränen und Dramatik erwartet, der ist hier falsch. Mit ruhigem Ton dringt Kühmel tief in die Psyche ihrer Figuren ein und streift dabei zugleich doch nur die Oberfläche. Alles ist von einer meditativen Klarheit durchdrungen wie in einem japanischen Zen-Garten. Dabei wird niemand bloßgestellt oder denunziert, statt lenkender Kommentare erwartet den Leser die Möglichkeit sich selbst seine Bilder von den Figuren und ihren Beziehungen zu bilden. Wobei eines jedoch unbestreitbar offen liegt: Man kann nicht ohne Liebe leben, wobei dieser aber in den unterschiedlichsten Formen vorkommen kann. Und wenn man sich bemüht, dann kann sie auch nach dem Ende einer Beziehung in einer neuen Form weiterbestehend. Dieser Gedanke hat etwas Tröstendes und Ermutigendes, das wie ein sanfter Begleiter in der Melancholie der Handlung mitschwingt.

Wenn etwas zerbricht, kann das traurig sein, doch manchmal auch heilend, wenn in jedem Ende ein Anfang liegt. Und wenn etwas zerbricht und man es mit etwas reparieren kann, dass zugleich wertvoll und teuer ist, dann kann das neue Produkt sogar besser sein als das Alte und in sich das Versprechen bergen, dass es wieder so werden kann wie es vor dem Bruch. Oder sogar besser. Genau das zeigt dieser Roman in seiner Stille, seiner klaren Struktur, seiner Nachdenklichkeit und seiner Schlichtheit, die in sich eine Tiefe wie ein bodenloser See bergen.

Mehr auf linienblock.wordpress.com

Cover des Buches Zuckerwatteträume (ISBN: 9783401603414)

Bewertung zu "Zuckerwatteträume" von Nora Miedler

Zuckerwatteträume
linienblockvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Eine lustige und seichte Lektüre für zwischendurch mit allerlei verrückter Peinlichkeiten für eine sympathische Protagonistin.
Pannen, Peinlichkeiten und Liebe ...

Oh nein, wie peinlich! Alicia genannt Ali, kann es nicht fassen. Am liebsten würde sie einfach in diesem riesengroßen Fettnäpfchen ertrinken, in das sie da gestolpert ist und dabei nicht nur sich, sondern auch ihren Schwarm Ben bis auf die Knochen blamiert hat. Immerhin weiß er jetzt wenigstens ihren Namen, oder? Aber nein, Ali kann den Sommer unmöglich im Freibad oder an irgendeinem anderen öffentlichen Ort in ihrer Kleinstadt verbringen, aber sich sechs Wochen lang im Bett verkriechen geht natürlich auch nicht.

Da kommt der Anruf ihrer Tante Ida wortwörtlich wie gerufen. Ida betreibt einige Fahrgeschäfte in einem zwei Autostunden entfernten Disneytown und ist dringend auf der Suche nach einem Ersatz für einen ausgefallenen Animateur. Genau der richtige Job für Ali denkt sich die 15-jährige. Hier wo niemand sie kennt, kann sie Ben entweder vergessen oder sich selber in der Stadt vergessen machen. An diesem Ort kann sie ganz neu anfangen und als coolere Version ihrer Selbst zurückkehren.

Doch dann kommt natürlich alles ganz anders, denn Ali ist die Königin der Fettnäpfchen und Peinlichkeiten. Zwischen schlecht sitzenden Goofy-Kostümen, wilden Ritten auf einem Pony namens Schwarzer Peter oder im Autoscooter, stolpert Ali nicht nur von einer Katastrophe in die nächste, sondern auch noch die Arme von Davy Jones. Beziehungsweise in die Arme von Louis, der unter der Davy Jones Maske steckt. Aber leider ist der gutaussehende Louis schon vergeben – aber warum wirft er Ali dann diese Blicke zu …?

„Zuckerwatterträume“ ist ein „typischer Mädchenroman“ für jenes Alter, in dem es einem so vorkommt, als könnte es nichts Schlimmeres geben, als von seinem Schwarm einen Korb zu bekommen. Dabei serviert Nora Miedler ihren Roman im Stil eines Tagebuchs. Jedes Kapitel beginnt mit Angabe von Datum und Uhrzeit, sowie einem kurzen Statusbericht von Alis Gefühlslage. Dies bedeutet zum einen, das die Ereignisse immer schon vorbei sind, wenn Ali von ihnen berichtet. Dabei kommt dank des flotten Schreibstils mit viel wörtlicher Rede und Umgangssprache allerdings nie Langeweile auf. Auf der anderen Seite ist man als Leser im ganz nah an Ali dran, kann ihre Gefühle, Gedanken und Ideen nachvollziehen und sich mit ihr identifizieren. Wobei man sich schon manchmal am Kopf kratzt und sich fragt, ob eine 15-jährige der aktuellen Gegenwart so denkt und spricht. Sind Orlando Bloom und Johnny Depp wirklich noch immer interessante Fixpunkte für diese Altersgruppe? Und wäre es nicht ganz schön, aktuelle Kinofilme statt den immer gleichen Klassikern zu zitieren, auch wenn die Mutter als Schuldige vorgeschoben wird?

Ihre Protagonistin versucht Miedler als eine Art „typisches Mädchen“ zu zeichnen – das Identifikationspotential steht hier eindeutig im Vordergrund – manchmal etwas zu lasten von einem eindeutig fixierbaren Charakter. In ihrer Freundesgruppe sieht Ali sich selbst als das unscheinbarste und unattraktivste Mitglied. Sie betrachtet sich selbst, vorrangig im Vergleich zu anderen Mädchen, als kurvig und weist recht oft auf ihre Figur hin und wie schlecht etwa ein Goofy-Kostüm oder eine bestimmte Hose an ihr sitzt. Mit 15 Jahren fühlen sich sicher viele Mädchen unwohl in ihrem Körper und hadern mit ihrem Gewicht, man kann Miedler diesen Handgriff also verzeihen. Problematisch ist hingegen, dass sie ihre Protagonistin ständig zu fettigem oder süßem Essen greifen und in rauen Mengen verzehren lässt. An sich wiederum kein Problem jedoch nutzt Miedler genau dies immer wieder für alberne Gags.

Andererseits verlangt ein Buch wie dieses nach Überzeichnungen. Die Situationen, in die Ali immer wieder unfreiwillig gerät, sind hanebüchend, aber genau das sollen sie auch sein. Dieser Roman lädt dazu ein sich zurückzulehnen, zu entspannen und einfach nur den Kopf auszuschalten. Und wenn man ihn doch anlässt, kann man zwischen den Zeilen sogar über die Oberflächlichkeiten von Ali und ihren Freunden schmunzeln, wenn da mal eben die große Liebe des Lebens innerhalb weniger Wochen gegen eine neue ausgetauscht wird.

Der seichte Schreibstil und die simple Handlung machen den Roman zu einer netten Lektüre etwa für den Strand oder eine langweilige Bahnfahrt. In dieser Zeit kann man ihn auch gut durchlesen, denn weder ist er sonderlich umfangreich noch kleingedruckt. Wer etwas Anspruchsvolles sucht, der ist hier eher schlecht betraten, wer sich allerdings einfach mal nett unterhalten treiben lassen will, der kann hier gut zugreifen und sich amüsieren.

Cover des Buches Cinder & Ella (ISBN: 9783846600702)

Bewertung zu "Cinder & Ella" von Kelly Oram

Cinder & Ella
linienblockvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Eine moderne Neuerzählung von Aschenputtel - diesmal in Hollywood. Locker, leicht und märchenhaft für die schnelle Lektüre zwischendurch.
Cinderella im Internet

Ein Jahr ist der schreckliche Autounfall nun her, bei dem sich Ellamara Rodriguez schlimme Verletzungen zuzog und ihre Mutter ihr Leben verlor. Nach einer Zeit im Koma und Reihen von OPs und Rehas, soll sie in L.A. ein neues Leben beginnen. Aber, als ob ihre körperlichen und seelischen Schmerzen nicht schon groß genug wären, soll das ausgerechnet in dem protzigen Haus ihres entfremdeten Vaters und seiner neuen Familie stattfinden. Jennifer, die neue Frau an seiner Seite und ihre Zwillingstöchter Juliette und Anastasia zeigen Ella immer wieder in verschiedenen Härtegraden wie sehr deren Narben übersäte Haut sie abstößt und in der neuen Privatschule läuft es nicht anders. Ella fühlt sich hässlich, allein und ungeliebt.

Zuflucht findet sie nur in ihrem Internetblog und ihrem Chatfreund, dem geheimnisvollen Cinder. Nur er versteht sie und nur ihm kann sie ihr Herz ausschütten. Was Ella jedoch nicht weiß ist, dass hinter dem Pseudonym der beliebte Jungschauspieler Brian Oliver steckt, der gerade die männliche Hauptrolle in der Verfilmung von Ellas Lieblingsbuchreihe den „Aschenchroniken“ übernommen hat. Und auch er hat an seinem eigenen Brocken zu knabbern: Sein PR-Team zwingt ihm eine falsche Beziehung zu seiner Co-Schauspielerin Kaylee auf. Die leider nicht nur zickig, sondern auch unverschämt einflussreich im Hollywood-Buisness ist …

Der „Aschenputtel-“ oder mittlerweile besser unter seinem englischen Namen bekannte „Cinderella-Stoff“ erfreut sich in Filmen und Büchern immer wieder gerne einer Neuauflage. Aktuelle Beispiele wären etwa die „Luna-Chroniken“ von Marissa Meyer oder die Realverfilmung des Disney Klassikers mit Lily James in der Hauptrolle. Die Geschichte vom armen Mädchen, das unter der Fuchtel ihrer bösen Stiefmutter und den Stiefschwestern ein mitleidiges Leben führt und dann durch die Liebe zu einem Mann aus einer höheren Schicht ihre Lumpen gegen feine Gewänder austauschen kann, fasziniert ganz offensichtlich. In modernen Adaptionen spielt die Liebe dabei mittlerweile nur noch eine zweite Geige. Stattdessen muss die Protagonistin erst einmal ihre Liebe zu sich selbst entdecken und ihre eigene innere Stärke finden.

Diesem Prinzip folgt auch Kelly Oram in ihrer Version des Märchenklassikers. Ella muss ihre eigene Stärke finden, um sich dem Mobbing in der Schule stellen zu können, aber auch um erkennen zu können, dass nicht nur sie Probleme hat. Oram hat keine klassische böse Stieffamilie kreiert, sondern ihren Figuren eine gewisse tiefe verliehen. Von Ellas Vater bis zu ihrer biestigen Stiefschwester Anastasia hat jeder seine eigene Sicht auf die unvorhersehbare Situation und jeder Blickwinkel hat seine Berechtigung. Am Ende löst sich vielleicht alles zu schnell in Wohlgefallen auf – andererseits ist dieser Roman nicht als ein tief gehendes psychologisches Porträt einer kaputten Familie oder eines traumatisierten Mädchens gedacht. Der Verlag bewirbt den Titel als „märchenhaft schön“ und genau das soll er auch sein.

Mit diesem Gedanken im Kopf, kann man auch leicht über den Gebrauch vieler Klischees wie einer Art Dreiecksbeziehung, dem geläuterten Biest oder der Idee von „berühmter Star verliebt sich in Mädchen von Nebenan“, hinwegsehen. Originell ist die Geschichte keineswegs, aber das muss sie auch nicht. Vielmehr kommt es auf die Umsetzung an und die ist durchaus gelungen. Es gelingt Oram sich ganz in ihre Protagonistin hineinzuversetzen und ihre Scham, ihren Zorn und ihre Trauer glaubhaft darzustellen. Der Leser leidet mit Ella, wenn sie vor zahllosen Augen gedemütigt wird, weil sie es nicht schafft, ohne ihren Gehstock aufzustehen oder jemand ihre Narben entblößt. Es fällt ihr schwer ihr altes Leben loszulassen und anfangs verschließt sie sich strikt gegen die Möglichkeit eines Neubeginns. Sie will weder ihren vernarbten und behinderten Körper akzeptieren, noch die neuen Menschen in ihrem Leben. Sie hegt einen tiefen Zorn gegen sich und ihre Umwelt und muss lernen sich wieder zu öffnen und zu vertrauen.

Dabei hilft ihr eine bunte Besetzungsliste aus vielen verschiedenen Figuren, die sich Stück für Stück aus ihren Klischee-Rollen schälen. Es macht Spaß, wie Oram die Rollen aus der Vorlage nimmt und mit ihnen spielt, in dem sie hinter die Fassade guckt und aus Rollen Menschen werden lässt. Daraus entstehen mal emotionale, aber auch viele lustige Momente, was bei all der Tragik in Ellas Leben keine Selbstverständlichkeit ist. Und so gibt es keine personifizierten Bösewichte, sondern dieses Aschenputtel kämpft gegen die Gesellschaft als Ganze. Vorurteile, Neid, Missverständnisse und falsche Informationen sind die eigentlichen Feinde und schaffen es, aus einem ohnehin schon geschlagenen Mädchen mal einen Freak, mal die meistgehasste Person Amerikas und mal eine geheimnisvolle Schönheit zu machen.

Ella erzählt den Großteil ihrer Geschichte selbst, doch immer wieder sind Kapitel aus Brian alias Cinders Sicht dazwischen gestreut. Das sorgt nicht nur für eine Abwechslung im Erzählfluss, der sich zwischendurch etwas zieht, sondern er ermöglicht auch ein Kennenlernen des männlichen Helden. Cinder und Ella sind Internetfreunde, die sich noch im wahren Leben begegnet sind. Erst nach einige Seiten beginnen sie miteinander zu telefonieren und erst im letzten Drittel treffen sie im echten Leben aufeinander. Ohne seine eigenen Kapitel wäre Cinder somit ein Fremder geblieben, insbesondere da das Ende relativ rasch abgewickelt wird. Die meiste Zeit über sind Cinder und Ella beste Freunde, die ein wenig Herzklopfen für einander empfinden.

Das wirft eine Frage auf, nämlich jene danach, was Oram für eine Geschichte erzählen wollte. Für eine Geschichte über Ellas Heilung läuft diese zu oberflächlich ab, für eine Romanze wird diese zu schnell abgewickelt. Es gäbe auch noch weitere Fragen und Probleme, die man in diesem Buch finden kann (mit zusammengekniffen Augen sei hier auf den Grammatikfehler im letzten Drittel des Buches verwiesen …). So schnell wird etwa niemand unter eine Vormundschaft gestellt oder kann in eine Psychiatrie eingewiesen werden, nur weil er es vorzieht, still für sich ein Buch zu lesen, statt einen Ball zu besuchen.

Aber über derlei Dinge sollte man zugunsten des Lesegenusses hinwegsehen, denn letztlich hat dieser Roman nur ein Ziel: seine Leserschaft für ein paar Lesestunden in eine märchenhafte Welt zu entführen, in der sie sich wohlfühlen können. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf. Alles wird gut und genau das ist, was dieses Buch verspricht und perfekt einhält. Realismus muss keine Rolle spielen, wenn ein Märchen modern interpretiert wird, immerhin ist die Vorlage selbst ebenfalls das genaue Gegenteil.

„Cinder & Ella“ wartet nicht mit einer komplexen Handlung auf und bietet kaum etwas, was man nicht bereits gesehen hat. Aber mit seinem großen und bunten Figurenensemble, seinem Umkrempeln von Mustern der Aschenputtel-Geschichte und seiner direkten Erlaubnis zu träumen, ist der Roman dennoch eine leichte Lektüre zu abschalten und entspannen. Hinzu kommt ein lockerer Schreibstil, der trotz einiger Längen zwischendurch problemlos rutscht und durch die Geschichte trägt.

Und wem es gefallen hat, der kann sich gleich den zweiten Band schnappen und verfolgen, wie es mit Brian und Ella in Hollywood weitergeht.

Cover des Buches Agathe (ISBN: 9783446261914)

Bewertung zu "Agathe" von Anne Cathrine Bomann

Agathe
linienblockvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Zeitlos, subtil und voller Feingefühl, dringt die Autorin tief in das Innenleben eines einsamen Psychiaters ein.
Subtiler Gang in die Tiefe

Frankreich, ein Vorort von Paris, 1948. Noch fünf Monate, zweiundzwanzig Wochen, achthundert Patientengespräche. Diese Zahlen bringen einem 72-jährigen Psychiater einen gewissen Trost. Seinen Namen erfährt der Leser nie. „Doktor“ oder „Monsieur“ nennen ihn die anderen Figuren im Roman. Achthundert Gespräche noch, dann kann er in den Ruhestand gehen. Und das wird Zeit. Die Gespräche sind eine Last, er sieht kaum mehr einen Sinn in ihnen. Da ist etwa eine Patientin, die eigentlich nur zu kommen scheint, weil sie sich irgendwo beschweren will und er ihr zuhören muss. Oder der Zwangsneurotiker, der nur einmal zu spät kommt und dann nie wieder. Vielleicht wird der eine oder andere ja noch krank hofft der Arzt oder jemand vergisst seinen Termin oder …

Doch neben den Gesprächen quälen ihn auch die eigenen Sorgen. Die Knochen schmerzen, der Stock ist ständiger Begleiter und auch in seinem Alltag außerhalb der Arbeit scheint der Antrieb zu fehlen. Schon seit Jahren lebt er in der Wohnung seiner Eltern, die er seit deren Tod nicht verändert hat, nie hat er auch nur eine einzige Gabel dazu gekauft und auf der anderen Seite der hellhörigen Wände lebt ein Nachbar, dessen Alltagsgeräusche wie ein kleiner Anker im Lebensmeer des Psychiaters sind, dessen Gesicht er jedoch noch nie gesehen hat.

Dann fragt seine Sekretärin Madame Surrugue auf einmal, ob er eine neue Patientin aufnehmen könne. Agathe stammt auch Deutschland und befindet sich schon seit jungen Jahren in Behandlung – bislang erfolglos. Nicht einmal eine rechte Diagnose wurde getroffen. Selbsthass zernagt sie und brachte sie schon mehrere Male in die Psychiatrie. Natürlich will er sie ablehnen – eine neue Patientin für die letzten Monate aufzunehmen erscheint sinnlos. Doch sie lässt sich nicht abwimmeln, die resolute Madame Surrugue handelt selbstständig und für Agathe ist der kurze Behandlungszeitraum kein Problem.

Es geht auch um Liebe in diesem schmalen Roman, doch diese kommt langsam, subtil und so still daher, dass man sie beinahe überlesen kann. Und sie kommt in zahlreichen Facetten. Da ist nicht nur die Liebe zwischen zwei Menschen, sondern vor allem auch jene zu sich selbst. Wer bin ich, welchen Zweck erfülle ich und was mache ich mit mir sind Fragen, welche die Autorin Anne Chathrine Bomann immer wieder anstößt, streift und aufklappt. Nicht immer werden sie ganz und manchmal auch gar nicht beantwortet, denn Bomann setzt einen Leser voraus, der mitdenkt und die Lücken allein ausfüllt.

Mit geschickten Worten zeigt sie auf, was den Behandelnden und die Behandelte vereint. Agathes Problem ist nach Freudschem Denken ein überdimensionales Über-Ich, das ihr einbläut sie sei nichts wert. Ihre Reaktion: Selbstverletzungen und wirre Träume, aber ebenso eine heftige Leidenschaft, die sie von den anderen Patienten unterscheidet. Ihre Probleme erscheinen trivial und uninteressant gegen Agathes heftiges Innenleben. Es ist zum einen dies, was den Alten aus seiner Lethargie reißt. Er entwickelt ein Interesse an ihr. Wenn sie geht lässt er die Fenster zu, um ihren Duft nach Äpfeln im Raum zu halten und folgt ihr sogar bis zu ihrer Wohnung, wo er ihren Mann sieht, der ihm gar nicht gefällt.

Zugleich ist Agathe wie ein Spiegel seiner Selbst, denn der Profi braucht selbst eine Therapie. Isoliert vom Rest der Gesellschaft schlägt er sich durch seine Tage und kennt sich selbst nicht. Der Kontakt zu anderen Menschen beschränkt sich auf seine Arbeit, darüber hinaus sieht er seine Patienten nie. Allein sitzt er in seinem Zimmer und blickt durch das Fenster hinaus auf das Leben und die Jugend in Form von spielenden Kindern. Dann meldet sich auch noch Madame Surrugue, die einzige Konstante in seinem Sein, krank und der Nachbar von nebenan ist taub. All die Jahre hat der Psychiater gehofft, sie hätten über ihre Lebensgeräusche eine Art Band geknüpft und nun kann nie jemand beweisen, dass er je da war. Bomann lässt ihn über seine Trauer und seine Furcht verzweifelt in den Spiegel starren und sich körperlich in die Toilette übergeben. Auf seinem Nachttisch liegt derweil ungelesen Sartres „Der Ekel“. Der Doktor hat verpasst hieraus zu lernen, wie Abscheu vor dem Sein zu einem Freiheitstrieb werden kann.

Es braucht erst Anstöße von außen, Brüche in der Routine, um den Akademiker aus seinem Elfenbeinturm zu holen. Es braucht Agathe mit ihrer direkten Frage danach, warum er so traurig sei und es braucht einen Sterbenden, der die Erkenntnis bringt, dass es nicht der Tod oder das Dasein an sich sind, die es zu fürchten gilt.

Natürlich kommt Bomann nicht ganz ohne Klischees aus, der Sterbende sei hierzu ein kurzes Beispiel und auch die Idee, dass ein neuer Mensch im Leben die Wendung bringt, hat es schon gegeben. Aber dennoch ist dieser schlanke Roman etwas ganz eigenes. Das liegt an zwei Aspekten, die sich ideal miteinander verschlingen. Auf der einen Seite ist da Bomanns Sprache. Mit geschickter Hand malt sie lebhafte Bilder, baut tragende Metaphern und haucht über die genau richtige Wortwahl in ihren realistisch wirkenden Dialogen und Gedanken den Figuren Leben ein.

Was schon zum zweiten Punkt führt: Ihrer Figurengestaltung. Bomann ist selbst praktizierende Psychologin in Kopenhagen und vielleicht hat es ihr geholfen aus ihren Erfahrungen und Erlebnissen in dieser zu schöpfen, um tief in die Psyche ihres Protagonisten einzudringen. Was leicht ein weiterer knurriger alter Eigenbrötler hätte werden können, ist ein stellenweise herrlich ironischer, sich selbst zugleich bewusst und unbewusster Mensch geworden, der aus mehr besteht als nur einem Charakterzug. Mal ist er genervt von seinen Patienten und malt lieber Vogelkarikaturen von ihnen, als ihren Sorgen zu lauschen, dann wieder blickt er sehnsuchtsvoll und scheu aus seinem Fenster auf ein Mädchen aus der Nachbarschaft bei seinem Spiel und schließlich legt er seine alten Schalen ab und zeigt sich nackt und verwundbar, zögerlich und dann ganz sicher.

Und obwohl Bomann konsequent aus Sicht des Psychiaters schreibt, gewinnen durch ihre Worte auch die anderen Figuren über seine Urteile hinaus an Selbstbestimmung. Madame Surrugue ist die zielstrebige Sekretärin mit den flinken Fingern, aber sie ist auch eine liebende Ehefrau und eine Frau, die nicht davor zurückschreckt auch zu tricksen, um an ihr Ziel zu kommen. Hier agieren Menschen in lebendigen Kulissen. Denn auch die Umgebung wird durch Bomanns Worte vor dem inneren Auge sichtbar. Erneut kann die Autorin auf eigene Erfahrungen zurückgreifen: Eine Zeitlang lebte auch sie in einem Vorort von Paris, genauer noch im gleichen Haus wie ihre Hauptfigur. Und auch die Kürze ist ein Pluspunkt: Bomann schreitet klaren Blickes in ihrer Handlung nach vorn, Längen oder überflüssiger Ballast gibt es hier schlicht nicht.

Zeitlos, sacht, bedächtig und zugleich lebhaft, ist dieser Debütroman. Es bleibt zu hoffen, dass Bomann nun des Öfteren zu Stift oder PC-Tastatur greift und einen Roman zaubert.

Lest mehr auf: linienblock.wordpress.com.

Cover des Buches Fire & Frost - Von der Dunkelheit geliebt (ISBN: 9783473401734)

Bewertung zu "Fire & Frost - Von der Dunkelheit geliebt" von Elly Blake

Fire & Frost - Von der Dunkelheit geliebt
linienblockvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein zögerliches und stellenweise recht langatmiges, aber alles in allem zufriedenstellendes Ende für diese Trilogie.
Zögerlicher Kampf gegen die Dunkelheit

Nun ist die Reise also vorbei. Während die „Reisende Prinzessin“ sich der Insel der Nacht nährt und alle Fragen geklärt zu sein scheinen, wappnet sich Ruby gemeinsam mit ihren Gefährten der finalen Konfrontation mit dem Gott des Ostwinds, Eurus, und seinen Schattenwesen den Minaxen.

Es war kein leichter Weg hierher. Im ersten Band der „Fire & Frost“-Trilogie, musste Fireblood Ruby sich in der Arena des Frostblood Königs starken Gegnern in einem Kampf auf Leben und Tod stellen. Im zweiten warteten dann einige gefährliche Prüfungen auf dem Weg zur Fireblood Meisterin auf sie und nun im Finale steht also der Kampf gegen Eurus.

Und irgendwie auch der Kampf gegen Ruby selbst, denn bevor sie sich Eurus stellen kann, muss sie sich gegen den Minax bewähren, der in ihrem Herzen wohnt und versucht ihren Körper und Geist in Beschlag zu nehmen. Nebenbei muss sie sich noch einer Reihe anderer Feinde und ihrem Herzen stellen. Dabei geht es dankbarer Weise jedoch nicht darum, ob nun Feuerprinz Kai oder Frostkönig Arcus ihr Auserwählter wird, denn Ruby und Arcus haben vielmehr miteinander genug zu tun. Und das strengt an.

Immer wieder zieht sich mal der eine zurück, dann der andere. Dabei lamentiert Ruby immer wieder sehr lange über ihr Herz und ihre Beziehung und marschiert immer und immer wieder die gleichen Gedankengänge ab. 

Nanu, denkt da der Leser, haben wir denn gar keinen Zeitdruck? Offenbar eilt es dann doch nicht so sehr damit, den Minax und Eurus zu besiegen. Umso ärgerlicher sind diese sehr öden Längen deshalb, weil Elly Blake viele spannende Einfälle für handlungs- und actionreiche Szenen hat. Da wird auf einer Festung gekämpft und liefern sich Schiffe wilde Seegefechte. Leider hakt Blake diese interessanten Kapitel und Szenen viel zu schnell ab. Hier verspielt sie nicht nur großes Potenzial, sondern einige Handlungszüge werden unverständlich. So erwähnt etwa Ruby, dass Arcus mal eben eine riesige Eisrutsche als Fluchtweg erschaffen hat und der Leser fragt sich wann, denn gesehen hat man es leider nicht.

Ebenso rasant folgen neue Erkenntnisse und Geheimnisse aufeinander, sodass deren Tragweite kaum verstanden werden können. Bruder Thistles gut gehütete Vergangenheit etwa, hätte ruhig in einem der früheren Bände Platz finden und mehr Raum als nur einen etwas muffeligen Arcus einnehhmen können. Zumal weder die Notwendigkeit der Enthüllung, noch sie selbst in irgendeiner Weise angedeutet wurde und plötzlich und konsequenzlos aus dem Himmel fällt. 

Ein anderer Plottwist rund um Ruby und Sage die Seherin hingegen, wurde im vorherigen Band angedeutet und wird zwar nicht überraschend, jedoch gelungen ausgeführt.

Ebenfalls gelungen sind jene Momente, in denen der Minax die Kontrolle über Ruby gewinnt. Statt wie im Vorgängerband den Übergang zu markieren, lässt Blake diesmal einfach die Stimme der einen Figur in jene der anderen übergleiten. Nicht immer ist klar zu erkennen, wer gerade spricht und Rubys Charakter verschiebt sich angenehm subtil. Sie wird zu einer gemeineren Variante ihrer Selbst, die über andere herzieht oder der die Geschehnisse um sie herum vollkommen egal sind. 

Ansonsten haben Ruby und Arcus leider viel an Elan verloren. Insbesondere Arcus hat einen unnötigen Kontrollwahn über Ruby entwickelt, dem diese zwar solide Contra gibt, der jedoch der Figur nicht guttut. Erst das Finale gibt dem König ein paar Sympathiepunkte zurück – die jedoch aus einem Plottwist hinter dem Plottwist (!) wieder ein wenig gemindert werden. 

Von der Schwäche der Hauptfiguren, profitiert wiederum der dritte, etwas ins Abseits geschobene Held Kai, der nach wie vor eine herrliche Abwechslung zu Arcus´ emotionsloser Frostigkeit bildet. Nur seine Penetranz im Kampf um Ruby stört – sie erteilt ihm schon früh eine klare Abfuhr und er kann die Flirterei dennoch nicht lassen.

Alle anderen Nebenfiguren verschwimmen zu einer Masse aus Namen, für die man keinerlei Interesse hegt.  Hier hätte Blake ihren Raum nutzen können, um Charaktere mit Leben zu füllen. 

Das große Finale, der Kampf gegen Eurus, ist actionreich, zieht sich jedoch. Zu viel und zu wenig passiert zugleich, dann ist es vorbei. 

Der Abschlussband ist das schwächste Glied in der „Fire & Frost“ Kette. Schade, die grundlegende Idee einer Welt, in der Menschen mit Feuer und Eis Kräften im Klinsch miteinander liegen, jedoch eigentlich die gleichen spirituellen Wurzeln teilen, birgt viele Möglichkeiten und besonders die Folklore und Mythen der Welt sind nach wie vor sehr reizvoll gestaltet. Vielleicht wären ein Einzelband oder maximal eine Duologie die Lösung gewesen. Auf weniger Raum muss man sich als Autorin mehr auf das Wesentliche beschränken, was Blake sicher gutgetan hätte. 

So lassen ein paar Ereignisse in „Von der Dunkelheit geliebt“ die Frage aufkommen, ob Blake ihr eigenes Regelwerk verloren hat. Dinge, die zuvor nicht möglich waren oder aufgebaute Systeme zerfallen zugunsten des Erfolgs der Hauptfiguren. War Eurus als Gott letztlich einfach doch zu stark für die Beschränkungen der menschlichen Fähigkeiten in dieser Welt? Vielleicht hätten er und die anderen Götter einfach dort bleiben sollen, wo sie waren: im Götterreich und den Geschichten der Menschen. Sie werden selten so stark, wie man sich erhofft hat oder zerschlagen als Gegenspieler mit zu viel Macht das generelle Verständnis von dieser in einer Welt. 

Es war keine leichte Reise für Ruby, Arcus und ihre Begleiter. „Von der Dunkelheit geliebt“ ist kein kompletter Griff daneben, aber doch ein magerer Abschluss zu etwas, das hätte groß werden können.

 So oder so, das Abenteuer ist beendet und es heißt Lebewohl sagen, zu Ruby, Arcus, Kai und den anderen Figuren dieser Welt.

Mehr findet ihr!
 

Cover des Buches King of Scars (ISBN: 9781250231079)

Bewertung zu "King of Scars" von Leigh Bardugo

King of Scars
linienblockvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein unterhaltsamer Ritt für Fans mit ein paar unnötigen Längen. Für Liebhaber.
Von Dämonen, Göttern und dunklen Schatten ...

Das Grischa-Universum aus der Feder der amerikanischen Autorin Leigh Bardugo ist seit ihrem Erscheinen eine der beliebtesten Fantasyreihen der aktuellen Jugendliteraturszene. Schon die Originaltrilogie um die schüchterne Alina Starkova war ein Erfolg. Die Handlung rund um eine unauffällige, kränkliche Kartographin, die durch Zufall erkennt das sie in einer Welt der besonderen Künste außergewöhnliche Gaben besitzt und dadurch die Aufmerksamkeit eines dunklen Schattenherrschers auf sich zieht, war zwar keine sonderlich neuartige, aber der Rest war es. Von Alina über den Dunklen bis hin zum Welpen oder David war das Ensemble geprägt von lebendigen und vielschichtigen Figuren in einer wunderbar gestalteten Welt. Von den Künsten und Farben der Grischa über die Folklore der einzelnen Länder und ihre Anlehnung an echte Staaten unserer Erde des 18. oder 19. Jahrhunderts – alles ergab ein herrliches Zusammenspiel, das die Welt erscheinen ließ. Geschickt spielte Bardugo mit bekannten Elementen wie Zaren und Balalaikas oder Namen wie Novokribirsk oder OS Altar und vermischte sie mit ihrer reichen Fantasie. Kenner der russischen Sprache mögen bei manchen Begriffen die Augen vergeht haben, aber auch sie hätten wohl nichts gegen eine Reise in dieses bunte, wilde Ravka.

Und genau darum kehrt Bardugo nach der Originalreihe und einer Spinn-Off Duologie ("Das Lied der Krähen", "Das Gold der Krähen") zurück. Diesmal dreht sich alles um eine der beliebtesten Figuren aus der Originaltrilogie: Nikolai Lantsov, König, Freibeuter, Bastard und Welpe.













Einige Zeit nach dem Ende des zweiten Krähenbandes, ist Nikolai in Ravka noch immer mit einem Wiederaufbau seines Landes beschäftigt. Keine leichte Aufgabe, wenn immer wieder vermeintliche Lantsov Nachkommen ihr angebliches Recht auf den Thron einfordern, die Nachbarländer mit Krieg drohen, die neue Droge Jurda-Parem die Grischa bedroht und der Landessäckel krankt. Für Zoya Nasyalensky, ihres Zeichens Grischa, Mitglied des Grischa Triumvirats und eine der wichtigsten Beraterinnen des Königs, heißt die Lösung ganz klar: eine Königin muss her.

Dem allem könnte Nikolai noch mit seinem Charme und üblichen Humor begegnen, doch noch etwas anderes quält ihn und überkommt ihn wortwörtlich in der Nacht: Der Dunkle hat ein Monster in ihm zurückgelassen. Beinahe jede Nacht wird aus dem König ein mit Schwingen versehenes Ungeheuer, dem es nach menschlichem Fleisch hungert. Und es wird immer stärker. Schon bald reichen die Schlaftränke nicht mehr, die Genya ihm zubereitet und als eines Nachts die Ketten an seinem Bett gelöst sind und das Monster entweicht, wird klar, so kann es nicht weitergehen.

Währenddessen tauchen überall im Land angebliche Zeugnisse von Heiligen auf, wie unnatürliche Brücken die sich aus dem Nichts materialisieren. Nikolai, Zoya und Tolya machen sich gemeinsam mit Yuri, ehemaliger Mönch und Fanboy Nr. 1 des Dunklen, auf den Weg, um hier vielleicht Spuren zu einem Heilmittel gegen den Fluch des Dunklen zu finden.

Doch als sie die ehemalige Unsee, einst bevölkert von den Monstern des Dunklen und heute nur noch totes Land, erreichen,  braust plötzlich ein Sturm auf und zieht Nikolai, Zoya und Yuri mit sich in eine unerwartete Welt …

Währenddessen steht in Ravkas Palast ein Fest bevor, zu dem Vertreter aller Länder eingeladen sind und das zugleich als Brautschau für den König dient. Da Nikolais Verschwinden nicht publik werden darf, muss kurzerhand ein Ersatz her. Unter Genyas begabter Hand wird aus Isaak, einem Soldaten der Palastwache mit einem Talent für Sprachen, ein falscher Nikolai.

In einem dritten Strang arbeitet Nina Zenik im Auftrag der Krone Ravkas undercover in Fjerda an der Rettung von Grischa. Dabei trifft sie auf das Mädchen Hanne und entdeckt in einer Klosterschule ein schreckliches Geheimnis ...

Erneut gelingt es Bardugo mit ihrer reichen Fantasie und anziehenden Sprache, ihre Leserschaft in die bunte Welt der Grischa zu ziehen. Neben alten Bekannten wie Nikolai, Genya oder David, bevölkern auch neue Figuren die Welt und machen sie ein wenig größer und vielfältiger. Dies heißt aber auch: Wer keinen der vorherigen Titel gelesen hat, wird sich hier fühlen wie eine der Figuren: Verwirrt auf einem verlorenen Posten.

Besonders lebendig ist erneut die Darstellung der verschiedenen Kulturen gelungen. Es macht Spaß mehr über die Motivationen der Figuren zu lesen und zu erfahren, wie sie kulturell beeinflusst wurden. Zumal insbesondere die Götterwelt diesmal über ihre symbolische Kraft hinaus eine wichtige Rolle spielt.

Und hier muss dann leider auch eine erste Kritik vorgebracht werden: So reizvoll die Idee auch ist, Sagengestalten zum Leben zu erwecken, so viel besser ist es in der Realität dann doch, wenn sie bleiben wo sie sind: In den Köpfen der Menschen. Die Szenen mit den mythischen Gestalten tauchen überraschend auf, weigern sich zu verschwinden und ziehen sich ziemlich zäh in die Länge. Hier hätte gut und gerne gekürzt werden.

Ebenso gut und gerne hätte auch an anderen die ein oder andere Szene verschwinden können. Andererseits gewinnt die Handlung nie das Problem groß zu stocken, was insbesondere an den Sprüngen zwischen Blickwinkeln Nikolai, Zoya, Nina und Isaaks liegt. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen und teilweise auch Ortswechsel der Figuren bekommt man immer wieder neues zu sehen und zu hören und Wiederholungen, die leider immer wieder vorkommen, fallen weniger auf.

Das Innere von Ninas Gedankenwelt haben die Leser bereits in den beiden Krähenbüchern miterleben können – hier kann sich Bardugo darum auf Bekanntes besinnen und nahtlos dort weiter machen, wo sie aufgehört hat. Allerdings bringen ihre neuen und unbekannten Fähigkeiten, die Jurda Parem Nina verliehen hat, eine Wandlung mit sich und auch das Zusammentreffen mit Hanne sorgt für ein paar Überraschungen.

Isaak als neue Figur ist eine leere Leinwand, die nach und nach mit bunten Farben gefüllt wird und zum Schluss als buntes Gemälde abtritt – wenn auch in ein wenig gedeckten Farben, die einen Schleier von Erwartbarkeit in sich führen.

Ein Problem stellen hingegen Zoya und Nikolai. Beide Figuren wurden bisher aus den Augen anderer Charaktere betrachtet. Ihr Inneres war ein Geheimnis und Leser mussten sich allein aus Ihren Handlungen ein Bild über ihre Wesen, Gedanken und Gefühle machen. Eine Herausforderung, der sich Bardugo bisher immer zu voller Zufriedenheit stellen konnte. Problematisch wird es jedoch, wenn derartige Figuren auf einmal Einblicke in ihre Gedanken geben müssen. Dann bricht die Schale des coolen und wortgewandten, charmanten und windigen Nikolai schnell auf und er ist auf einmal nur noch achtzig statt hundert Prozent cool. Weil er zweifelt, hadert, nachdenkt, reflektiert und den grüblerischen Anstrich bekommt, den Hauptcharaktere leider allzu oft tragen. Das ist schade.

Nikolais Popularität speiste sich aus seiner lockere, ich-mache-was-ich-will Haltung, seinem schier unermüdlichen Optimismus und seiner flinken Zunge. Als Hauptcharakter mit Erzählerstimme wirken all diese Eigenschaften entweder nur noch gedämpft oder sie verkommen zu einer Rüstung, die der junge König gegen die Welt trägt. Zoya mit der scharfen, vor Sarkasmus triefenden Zunge ergeht es nicht viel anders – ihr gerät dies jedoch zum Vorteil. Der Blick in ihre Seele  lässt aus einer Figur, die in Alinas Geschichte noch recht zickig und teilweise unangenehm wirkte, eine werden, deren Geschichte man gerne folgt.

Die Frage ist also, ob es eine gute Idee war, eine Duologie rund um einen beliebten Charakter zu schreiben und dabei Blicke in dessen Kopf zu erlauben. Und die Antwort kann nur lauten: Hartgesottene Fans werden die Bücher, wie auch alle anderen aus der Grischa-Welt, verschlingen und beglückt in ihre Arme schließen. Alle anderen werden zugeben müssen, dass die Nikolai-Duologie nicht an ihrer Vorgänger heranreichen kann. Zumindest nicht mit ihrem ersten Band. Vielleicht weil ihr Stoff erwartbarer ist, vielleicht weil die Messlatte nach den Krähen zu hoch lag, vielleicht weil die Autorin einen Teil ihrer lockeren Einstellung verloren hat und sich in ihrem zu Schreiben zu sehr eingeschränkt hat. Vielleicht hätte die Lösung ja darin gelegen, statt zwei Bücher nur eines zu schreiben. Manchmal liegt der Schlüssel in einer Straffung des Stoffes. Schnellere Schnitte und mehr Handlung hätten aus einer Nikolai Geschichte das machen können, was der ehemalige Freibeuter verdient hätte: Eine schwindelerregend rasante Berg-und-Tal-Fahrt.

„King of Scars“ ist ein unterhaltsamer Ritt für Fans der Welt. Auch wenn einige geliebte Charaktere vielleicht für den ein oder anderen Narben und Risse bekommen werden, können andere neu von sich überzeugen. Mittig der Handlung ziehen sich einige Längen und Wiederholungen, jedoch nie so sehr, dass man das Buch entnervt zur Seite werfen will. Dies liegt zum einen an den Perspektivwechseln zwischen vier Figuren, zum anderen an Bardugo geschickter Jonglage mit ihrer bunten und lebhaften Sprache. Das Ende kommt durchaus überraschend – ist jedoch nicht ganz gelungen. Zum einen baut es Spannung für den zweiten Band auf – genügend Fäden werden zu Ende geknüpft und ebenso genügend offen gelassen – auf der anderen Seite nimmt es jedoch einen guten Brocken aus Alinas Geschichte. Man könnte sogar davon sprechen, dass diese neue Duologie dem Ende der alten Trilogie etwas von seiner Kraft nimmt.  Es bleibt zu hoffen, dass es Bardugo gelingt, dies im zweiten Band aufzufangen.

Für mehr Infos: linienblock.wordpress.com

Cover des Buches Willy Puchners Welt der Farben (ISBN: 9783707450996)

Bewertung zu "Willy Puchners Welt der Farben" von Willy Puchner

Willy Puchners Welt der Farben
linienblockvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Liebevoll gestaltete Kollagen aus Bildern und Texten, entführen in Willy Puchners lebhafte und anregende Farbreise quer durch die Welt.
Eine lebhafte und bunte Reise um die Welt der Farben

Hirschwurzgrün, Mont-Pelee-Grau, Lopgelb, Giradot-Purpur. Unsere Welt ist ein Ort der Farben. Wohin man auch geht, welches Land man auch besucht, immer wieder trifft man auf sie – kein natürlicher Ort ist jemals nur grau, schwarz oder weiß. Mal still und zurückhaltend, mal explodierend und grell. Für manche mögen die Farben dabei immer gleich aussehen – grün ist eben grün, nur die Schattierungen sind vielleicht anders, aber Gras hat doch etwa überall die gleiche Farbe, oder?

Nicht, wenn man den österreichische Fotograf, Maler, Autor und Rundum-Künstler Willy Puchner fragt. Seine Welt ist die der Farben. Da passt es gut, dass er gleichzeitig eine unbändige Reiselust hat. Auf seinen Touren rund um den Globus sammelt er Eindrücke von Landschaften, Menschen, Gebäuden, Gefühlen und Tieren, versammelt diese auf einer riesigen Bühne in seinem Kopf und trägt sie mit sich heim, wo er sie sortiert und kategorisiert.

Dann beginnt die eigentliche Arbeit. Mit seinen Farben erweckt Puchner nicht nur seine Eindrücke und Erinnerungen zum Leben, sondern haucht ihnen zugleich Bedeutungen ein. Da werden Kolorierungen mit Gedichten und kleinen Anekdoten verbunden, Fotos eingebaut und verändert, Welten erschaffen. Besonders glücklich ist Puchner dann, wenn er dem Bild eine kleine Narretei beisteuern kann. Mit jedem Bild eröffnet sich eine neue Welt und wenn diese fertig ist, reist der Künstler zum nächsten.

In bunten Kollagen verbindet Puchner ein mit schlichtem aber dennoch ansprechendem Strich gezeichnetes und koloriertes Bild, mit kleineren Bildszenen und Fotografien. Dazu kommen kurze handgeschriebene Texte. Das können mal Gedichte, mal Zitate und immer wieder Puchners eigene Gedanke sein. Kurz und dennoch beinahe lyrisch in anziehenden Worten, teilt er seine Gedanken über die Welt, seine Verbindungen zu den besuchten Orten, seine Wünsche und Träume.

Das Gesamtergebnis ist ein lebhafter Strudel aus anregenden Farben, zusammengestellt voller Fantasie und Vorstellungskraft. Die hochwertige Aufmachung und liebevolle Gestaltung des Bilderbuchs macht selbst kleine Unterschiede zwischen den verschiedenen Schattierungen sichtbar.

Der Band ist zwar als Bilderbuch angelegt und mit seinem Erscheinen und verkaufstechnisch im Kinder- beziehungsweise maximal Jugendbuchbereich positioniert, doch auch Erwachsene können sich an ihm erfreuen. Vielleicht sogar noch mehr als der Nachwuchs, denn einige Gedichte oder Anspielungen könnten für die Kleinen schwerer zu verstehen sein. Doch alle Altersgruppen werden in diesem bunten und lebhaften Puchner-Kosmos etwas finden, dass ihnen gefällt.

Puchner lädt zu einer Reise in seine Welt quer durch alle Länder ein – und diese Welt ist bunt, aufregend und voller Überraschungen. Man sollte darum nicht lange zögern und beherzt seine dargebotene Hand ergreifen, um sich dorthin entführen zu lassen. Es wird sich immer wieder aufs Neue lohnen.

Hier kann man noch mehr erfahren ...

Cover des Buches Milchzähne (ISBN: 9783351050689)

Bewertung zu "Milchzähne" von Helene Bukowski

Milchzähne
linienblockvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein packender, ungewöhnlicher Debütroman wie ein Sog von einer Autorin, deren erstes Werk sicher nicht ihr letztes sein wird.
Märchenhafte Fremde

In einem Haus am Wald leben Skalde und ihr Mutter Edith. Edith kam einst als Fremde in den naheglegenen kleinen Ort - und wird bis heute nicht als Mitglied akzeptiert. Die Brücke über den Fluss als einzige Verbindung in die Außenwelt wurde gesprengt, schwimmen kann niemand. In ihrem Haus leben Skalde und Edith in gemeinsamer Einsamkeit. Alles hat seine Ordnung. Doch dann verliert Skalde ihre Milchzähne - der Status Quo zerbricht. Skalde ist nun eine von ihnen, eine der Dörfler. Edith hingegen, die ihre Milchzähne noch immer hat, bleibt fremd.

Die stille Übereinkunft zwischen Mutter und Tochter zerbricht. Skalde beginnt Ediths Regeln zu brechen und wünscht sich, die Mutter wäre tot.

Dann taucht eines Tages ein Kind am Waldrand auf, Meisis. Eine Fremde wie Edith mit feuerrotem Haar. Die Dörfler wollen das Kind töten, nur eines kann sie retten: Meisis muss ihre Milchzähne verlieren, während um sie herum die gleißende Sonne die Welt verbrennt.

In ihrem Debütroman schafft Helene Bukowski eine märchenhafte Welt, die zugleich unheimlich fremd und doch so vertraut scheint. Geschickt spielt sie mit dem, was uns bekannt ist und verwebt es mit Elementen, die man nicht so recht zu fassen bekommt. Da vermischen sich Ansätze von einer Dystopie mit Teilen einer Robinsonade und Stücken eines Heimatromans zu etwas neuem, unerwarteten, vor allem aber zeitlosem. Da klingen Ansätze von Marleen Haushofers "Die Wand" mit und doch ist Bukowskis Werk etwas vollkommen eigenes.

In kurzen, klaren Sätzen malt die junge Autorin (Jahrgang 1993) eindrucksvolle Bilder, spielt mit dem, was man kennt und dem, was man nicht zu fassen bekommt. Wie in einem Märchen erkennt man die Prinzipien und kann sie doch nicht fassen.

Dabei verwandeln sich anfängliche Gefühle der Ablehnung Stück für Stück in Wut, Trauer, Sorge, Angst und schließlich Erkenntnis und Vergebung. Mit einem gewissen Mut zur Lücke, der jedoch nie zu Verständnisproblemen führt, zieht die Autorin ihre Leserschaft hinein in eine karge, leblose Welt und füllt sie mit widersprüchlichen Figuren. Grundvoraussetzung zum Verständnis ist dabei ein mündiger Leser, denn nicht alles wird beim Namen genannt. Vieles bleibt in der Schwebe, ungreifbar, von den Strahlen der Sonne an den Rändern weiß glühend unkenntlich gemacht.

Wie in einem Sog taucht der Leser in diese Welt und lässt sich in ihr aufgehen. Ein Vorteil ist, dass der Band sich rasch lesen lässt und etwa auf einer Zugfahrt oder einem gemütlichen Abend durchgelesen werden kann. So muss man sich nicht damit quälen, das man zurück zur Lektüre kehren möchte, wenn man gerade nicht kann.

Ein packender, nachdenklich stimmender Debütroman von einer Autorin, deren erstes Werk ganz sicher nicht ihr letztes sein wird.

Eine ausführlichere Rezension gibt es hier.

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