Bewertung zu "Göttlich 1. Göttlich verdammt" von Josephine Angelini
Ich muss gestehen, dass der erste Band ein wenig holprig beginnt. Beim ersten Zusammentreffen von Helen und Lucas verspürt Helen sofort eine unglaubliche Wut auf ihn und den Drang, ihn umzubringen. Ich weiß nicht, ob ich beim Lesen dieser Stelle einfach nur unkonzentriert war, aber für mich ergab das in dem Moment einfach keinen Sinn. Den Zusammenhang mit den Furien, die Auslöser für diese ungebändigte Wut, habe ich in dem Moment einfach nicht verstanden. Dennoch wurde ich sehr schnell von Helen und den anderen Charakteren gefesselt und konnte das Buch nur schweren Herzens aus der Hand legen, etwa wenn ich arbeiten musste oder andere lästige Dinge zu erledigen hatte. Die Geschichte baut sich nach und nach auf und wird von Kapitel zu Kapitel spannender. Ich konnte es gar nicht erwarten zu erfahren, wie es weitergeht und was es noch so alles mit den Halbgöttern und den Furien auf sich hat.
Zwar ist diese Idee mit den Halbgöttern, die auf Erden wandeln nichts Neues, jedoch gelingt es der Autorin, die Verwicklungen um Liebe, Familie und Machtstreben und die Dramatik von Schicksalsbestimmungen der alten Sagen perfekt in unsere Zeit zu übertragen. Daher wirken auch die übernatürlichen Fähigkeiten und das Verhalten der Mitglieder der Delos-Familie nachvollziehbar und unterwerfen sich ihrer eigenen Logik.
Ich war des Öfteren kurz davor mich via Google über griechische Mythologie weiterzubilden, bin aber dennoch mit meinem Grundwissen durchaus zurecht gekommen.
Als Lucas und Helen sich schließlich gegenseitig das Leben retten und der Fluch der Furien für die beiden aufgehoben wird entwickelt sich schließlich eine unglaublich schöne Liebesgeschichte! Ich gerate immer noch ins schwärmen, wenn ich an die beiden zurück denke. Eine verbotene Liebesgeschichte besser als Romeo und Julia, eine so nachvollziehbare Tragik, die einen zum weinen bringen möchte. Denn die beiden dürfen sich aus zweierlei Grund nicht lieben: Eine Vereinigung der großen Häuser der Scions.zum Beispiel durch Heirat, würde einen neuen trojanischen Krieg herbeiführen. Zum Zweiten behauptet Helens Mutter, die im Verlauf der Geschichte auftaucht, die beiden wären Cousin und Cousine. Eine böse Intrige, die sich dem Leser auch erst im Dritten Teil der Trilogie erklärt und aufgelöst wird.
Ich konnte wahrlich mit nahezu allen Charakteren mitfühlen und habe schnell meine Lieblinge gefunden. Die zahlreichen Protagonisten sind alle liebevoll ausgearbeitet und jeder besitzt seine eigene tragische Geschichte, die im Lauf der Trilogie weitergesponnen und/oder aufgelöst wird.
Die Geschichte lebt unter anderem auch von der Charaktervielfalt. Eine Protagonistin, die ich da hervorheben möchte ist Cassandra, die kleine Schwester von Lucas und von den Parzen als Orakel beansprucht. Ein Schicksal, welches Cassandra einige Entbehrungen abverlangt und auch immer mehr ihrer Menschlichkeit einfordert.
Der Schreibstil ist simpel und klar und gehört sicherlich nicht zu den anspruchsvollsten. Dennoch lässt sich die Geschichte flüssig lesen und es gab mehr als nur eine unerwartete Wendung!
So ist da zum Beispiel Kreon, ein Charakter, der eindeutig dem feindlichen Lager einzuordnen ist. Bereits kurz nach seiner Einführung war ich mir eigentlich schon sicher, wie sich dieser neue Handlungsstrang entwickeln würde. In meinen Gedanken habe ich seine Geschichte bereits weiter gesponnen und vervollständigt. Und noch eher sich das Produkt meiner Fantasie auch nur ansatzweise in der wirklichen Geschichte entwickeln konnte, stirbt Kreon. Einfach so. Kaboom und tot. Das war für mich ein wirklicher Schock und eine Wendung, mit der ich niemals gerechnet hätte. Natürlich war ich auch traurig, dass sich das Produkt meiner Fantasie als Hirngespinst entpuppte. Ich bin immer noch ganz aufgewühlt, wenn ich an diese Szene zurückdenke.
Alles in allem hat Göttlich - Verdammt mich wirklich begeistert und weckte in mir natürlich hohe Erwartungen, was den zweiten Teil angeht.
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