marcusjohanuss avatar

marcusjohanus

  • Mitglied seit 15.01.2013
  • 75 Freund*innen
  • 55 Bücher
  • 46 Rezensionen
  • 90 Bewertungen (Ø 4,49)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne60
  • 4 Sterne17
  • 3 Sterne10
  • 2 Sterne3
  • 1 Stern0
Sortieren:
Cover des Buches Fairy Tale (ISBN: 9783453441927)

Bewertung zu "Fairy Tale" von Stephen King

Fairy Tale
marcusjohanusvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Fantasy wie aus einem Disney-Film, bei dem Quentin Tarantino das Drehbuch verfasst und Robert Rodriguez Regie geführt hat.
Geschwafel oder Geniestreich?

»Fairy Tale« ist ein Roman, den ich vom inzwischen 75jährigen Stephen King nicht mehr erwartet hätte, der auf der anderen Seite typisch für ihn ist. Wa wundert mich also nicht, dass die Kritiken den Roman entweder als Geschwafel oder als Geniestreich bezeichnen.

Auf rund 900 Seiten wird vom siebzehnjährigen Charlie Reade erzählt. Mit sieben verlor Charlie seine Mutter. Sein Vater wurde Alkoholiker, aber mit der Zeit gelingt es Charlie, ihn von der Flasche wegzubringen.

Da lernt Charlie Mr. Bowditch kennen. Einen griesgrämigen alten Herren, der pflegebedürftig ist, der das aber nicht einsieht. Und da Charlie einen Deal mit Gott hat, dass er, wenn sein Papa vom Alkohol loskommt, dafür eine gute Tat vollbringen wird, beginnt er sich um Mr. Bowditch zu kümmern.

Es entwickelt sich eine ungleiche Freundschaft, wie sie halt nun einmal der Stoff für Romane ist.

So weit so spannend. Allein die ersten rund 300 Seiten des Romans, haben mich total abgeholt.

King wäre aber nicht King, wenn es nach den 300 Seiten nicht erst so richtig losgehen würde. 

Hier besteht für viele Kritiken der erste Schwachpunkt der Geschichte. Zu langatmig sei dieser Einstieg. Zu krass der Bruch mit der restlichen Story.

Ich kann zwar nachvollziehen, wie man darauf kommen kann. Aber ich persönlich teile dieses Gefühl nicht. Es ist für Stephen King vollkommen typisch, dass eine Story in der realen Welt mit echten Problemen beginnt und dann das Übernatürliche langsam in die Realität einsickert. »Fairy Tale« ist da nicht anders als »Friedhof der Kuscheltiere« oder »Wahn«.

Mit »Fairy Tale« kehrt Stephen King zu seinen Wurzeln zurück. Der Roman atmet die achtziger Jahre. Damit passt er gut zum Stranger-Things-Hype und weckt schon allein deswegen beim Lesen nostalgische Gefühle. Ich jedenfalls habe mich gleich wieder wie ein Zwölfjähriger gefühlt, der auf dem Sofa rumlümmelt und »Talisman« schmökert.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich konnte mit der Vorgeschichte viel anfangen. Aber nicht allein wegen Gefühlsduselei. Das erste Drittel trägt meiner Meinung nach dazu bei, dass Charlie nicht nur ein Märchenprinz ist, der die Welt rettet (was er nämlich im Laufe der Handlung nahezu buchstäblich wird).

Er wird in dieser Vorgeschichte zu einer vielschichtigen Figur entwickelt. Jemand, der viel durchgemacht hat. Der viel Gutes vollbracht hat. Nur eben nicht immer aus moralisch einwandfreien Gründen. Und manchmal hat er auch einfach eher Mist gebaut oder macht das weniger Gutes, aber aus den richtigen Gründen. Mit anderen Worten: Er ist ein echter Mensch. Das ist wichtig festzuhalten, denn im weiteren Roman ist er dann eher ein Übermensch.

Aber es wird gezeigt, warum er jemand ist, der nie aufgibt. Wie er in die Rolle als Held hineinwächst und wie hart, und teils auch schmutzig, er sich diese erarbeiten muss.

Ich neige also eher dazu, diese lange Vorgeschichte als genialen Kunstgriff zu werten.

Ohne sie wäre der Rest des Romans eher ein blutleeres und teils auch bedenkliches Klischee. 

Nachdem Charlie die Schwelle in die Märchenwelt Empis übertreten hat, geht es permanent darum, Klischees aufzugreifen, um sie zu brechen. Dieses Spiel mit Märchenelementen und -motiven, gefällt mir. Mag man das nicht, ist das einfach nicht der richtige Roman.

»Fairy Tale« ist letztendlich, wie der Titel ja subtil andeutet, schlicht ein Märchen, aber nicht eines, wie die Gebrüder Grimm es erzählt hätten. Aber eines, wie sie es vielleicht erzählt bekommen haben und dann dachten: »Meine Güte, das ist ja nun echt nichts für Kinder. Nehmen wir die gruseligen Sachen lieber raus.«

Aber etwas konkreter: Charlies Pflegefall Mr. Bowditch hat ein Geheimnis gehütet. In seiner Gartenlaube kann man in eine diese andere Welt Empis gelangen. Und in Empis gibt es eine Chance, die kranke und altersschwache Hündin Radar zu retten, wie Charlie nach Mr. Bowditchs Tod erfährt. Und da Charlie weder seine Mutte noch Mr. Bowditch retten konnte, will er wenigstens Bowditchs alte Radar nun zu einer zweiten Chance verhelfen, wie es ihm bei seinem Vater schon einmal gelungen ist.

Und von jetzt an haben wir es mit eben jener abgefahrenen Fantasy-Geschichten zu tun, die ich bereits angedeutet habe. Denn die Welt, in die Charlie aufbricht, ist zwar eine Märchenwelt. Aber sie wirkt wie aus einem Disney-Film entsprungen, bei dem man Quentin Tarantino das Drehbuch schreiben ließ und Robert Rodriguez in den Regiestuhl setzte.

Mit anderen Worten: Es geht ab. Wer schon immer gerne lesen wollte, wie ein Siebzehnjähriger auf einem Quad mit einem Revolver auf Riesinnen schießt, der wird hier seine helle Freude haben.

Abgesehen von solchen Momenten, die Freunde des schlechten Geschmacks glücklich machen, besitzt die gesamte Geschichte schlichtweg das, was ich von richtig guter Fantasy erwarte. Das Untypische im Typischen.

So ziemlich jedes Fantasy- (und auch Horror-) Klischee wird bedient. Wie bei King durchaus üblich auch nicht besonders subtil. Seine Anleihen an den Cthulhu-Mythos sind mehr als nur explizit. Aber all das wird eben immer wieder ironisch gebrochen. Dabei ist die Ironie keine offensichtliche, obwohl die Handlung durchaus brachial ist.

Die ergreifende Hauptfigur, das originelle Setting, und nicht zuletzt Kings Sprache, die ich gerne lese, machten das Buch zu einem echten Lesevergnügen, wie ich es schon lange nicht mehr verspürt habe.

Somit ist »Fairy Tale« für mich ein Geniestreich und kein Geschwafel.

P.S.: Das war es noch nicht mit Charlie Reade. Der Vertrag für eine Verfilmung in Form einer TV-Serie ist bereits unter Dach und Fach. Ich jedenfalls freue mich darauf, nach Empis zurückzukehren.

Cover des Buches Fataler Zorn: Soko Innen 4 (ISBN: B0CP3NXQ33)

Bewertung zu "Fataler Zorn: Soko Innen 4" von Marcus Johanus

Fataler Zorn: Soko Innen 4
marcusjohanusvor 3 Monaten
Cover des Buches Ein Fall für Julia Wagner / Asphalt - Ein Fall für Julia Wagner (ISBN: 9783752992540)

Bewertung zu "Ein Fall für Julia Wagner / Asphalt - Ein Fall für Julia Wagner" von Axel Hollmann

Ein Fall für Julia Wagner / Asphalt - Ein Fall für Julia Wagner
marcusjohanusvor 3 Monaten
Cover des Buches Ein Fall für Julia Wagner / Benzin - Ein Fall für Julia Wagner (ISBN: 9783752992557)

Bewertung zu "Ein Fall für Julia Wagner / Benzin - Ein Fall für Julia Wagner" von Axel Hollmann

Ein Fall für Julia Wagner / Benzin - Ein Fall für Julia Wagner
marcusjohanusvor 3 Monaten
Cover des Buches Schwarzer Rost (ISBN: 9783751934480)

Bewertung zu "Schwarzer Rost" von Axel Hollmann

Schwarzer Rost
marcusjohanusvor 3 Monaten
Cover des Buches Fatale Lügen: Soko Innen 1 (ISBN: 9798733388892)

Bewertung zu "Fatale Lügen: Soko Innen 1" von Axel Hollmann

Fatale Lügen: Soko Innen 1
marcusjohanusvor 3 Monaten
Cover des Buches Rissiges Eis (ISBN: 9781503945678)

Bewertung zu "Rissiges Eis" von Axel Hollmann

Rissiges Eis
marcusjohanusvor 3 Monaten
Cover des Buches Schlaglicht - Ein Fall für Julia Wagner (ISBN: 9783752992526)

Bewertung zu "Schlaglicht - Ein Fall für Julia Wagner" von Axel Hollmann

Schlaglicht - Ein Fall für Julia Wagner
marcusjohanusvor 3 Monaten
Cover des Buches Fatale Furcht - Soko Innen 3 (ISBN: 9798488994591)

Bewertung zu "Fatale Furcht - Soko Innen 3" von Axel Hollmann

Fatale Furcht - Soko Innen 3
marcusjohanusvor 3 Monaten
Cover des Buches Ready Player One (ISBN: 9783596702428)

Bewertung zu "Ready Player One" von Ernest Cline

Ready Player One
marcusjohanusvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ich bin durch und muss gestehen, dass der Roman mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt.
Wie ein Treffen auf einem Rollenspielcon, wenn Nerds in den guten, alten Zeiten schwelgen.

Kein Zweifel, »Ready Player One« ist der Traum eines jeden Nerds. Jedes Computer- und Automatenspiel, die SF- und Fantasy-Filmklassiker sowie Serienhits der Achtziger und alle Rollenspiele und Comics, die man sich vorstellen kann, spielen in diesem Roman mehr oder weniger tragende Rollen. Doch reicht das allein für ein packendes Lesevergnügen?

Der mittellose und nicht besonders attraktive Teenager Wade Watts lebt in einer nahen Zukunft, die sich von unserer Welt eigentlich nur marginal unterscheidet. Die Mittelschicht existiert nicht mehr. Fossile Energieträge sind rar geworden. Der Alltag der meisten Menschen ist trist und perspektivlos.

Wäre da nicht die OASIS, ein Art Mischung aus Facebook und World of Warcraft. Man kann in ihr nicht nur spielen und sich seine eigenen virtuellen Realitäten schaffen, sondern auch zur Schule gehen und eigentlich auch sonst so gut wie alle Aspekte seines Lebens verbringen.

Der OASIS-Gründer Halliday hat verfügt, dass nach seinem Tod eine Art virtueller Schnitzeljagd im Cyberspace darüber entscheiden soll, wer zukünftig seine Schöpfung und sein beträchtliches Vermögen verwalten darf.

Schwer zu erraten, dass natürlich niemand anders als Wade Watts antritt, um den von Halliday ausgerufenen Wettbewerb zu gewinnen. Doch dazu muss er nicht nur alle Rätsel lösen, die Halliday in der OASIS vorbereitet hat, und die alle tief in der Sub- und Popkultur der Siebziger bis Neunziger wurzeln, sondern auch die Gefährliche Konkurrenz der Hacker des Megakonzerns IOI ausschalten.

Einerseits bin ich Nerd und alt genug, um in die Nostalgie, die »Ready Player One« geballt auf den Leser loslässt, eintauchen zu können.

Es gibt praktisch nichts, was ich als Kind und Jugendlicher gesehen, gespielt oder gelesen habe, das nicht in »Ready Player One« auftaucht. Und, ja, das macht Spaß.

Andererseits bin ich kein PC-Spieler. Auch die frühen Spielekonsolen sind beinahe vollkommen an mir vorbeigegangen. Insofern kann ich gut nachempfinden, wie es Lesern geht, die nicht tief in der Nerdkultur stecken, an der sich Ernest Cline bedient.

Und das bedeutet, dass man leider bemerken muss, dass der Roman neben den Eastereggs nicht viel zu bieten hat.

Vor allem ist er nicht wirklich spannend.

Das erste Drittel besteht mehr oder weniger aus Infodump mit eingestreuter Handlung, in der Cline die Grundlagen seines World Buildings etabliert. Das ist teilweise nett zu lesen, vor allem weil Cline eine klare und lesbare Sprache verwendet, größtenteils aber auch sehr vorhersehbar.

Denn hier liegt für mich der Hase im Pfeffer: »Ready Player One« steckt so massiv voller Nerdkultur, dass sein Zielpublikum seine Handlungsstruktur sehr schnell durchschaut. Denn sie ist nun wirklich in vielen anderen dystopischen Jugendbüchern schon häufig da gewesen.

Andere Leser, die nicht tief in Clines‘ Welten stecken, und somit von dem Strickmuster seines Romans noch überrascht werden könnten, dürften jedoch mit den Eastereggs nichts anfangen können, was den Roman jedoch nahezu unlesbar macht. Jedenfalls mich hat der Roman recht schnell abgehängt und gelangweilt, wenn er zu tief in die PC-Spiele-Materie eingetaucht ist, für die ich mich schlichtweg nicht begeistern kann.

Mir fehlt eine weitere Ebene, ein raffinierter Kniff, der den Roman jenseits des Nerdtums interessant macht. So ist er halt nett. Aber gäbe es nicht den Hype um ihn und die Verfilmung, hätte ich ihn wahrscheinlich schon sehr schnell nach der Lektüre wieder vergessen.

Man merkt, dass Cline auch der Drehbuchautor von »Fanboys« ist, einen Film, den ich wirklich gerne mag, weil er gleichermaßen augenzwinkernd wie wertschätzend Star-Wars-Fans karikiert. Ernest Cline ist ein wirklich guter Erzähler, der sein Handwerk versteht. Das macht das Buch insgesamt immerhin kurzweilig und teilweise auch recht lustig.

Fazit:

Kaum ein zweites Buch hat mich nach der Lektüre so hin- und hergerissen hinterlassen, wie Ernest Clines »Ready Player One«.

»Ready Player One« ist kein schlechtes Buch. Der Roman ist aber auch kein tolles Buch. Er ist wie ein Treffen auf einem Rollenspielcon, wenn Nerds unter sich sind und zusammen in den guten, alten Zeiten schwelgen. Das muss man mögen, wenn man den Roman genieße möchte. Darüber hinaus hat er leider nicht viel zu bieten.

Über mich

Lieblingsgenres

Fantasy, Science-Fiction, Jugendbücher, Comics

Mitgliedschaft

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks