Bewertung zu "Möge die Stunde kommen" von Jeffrey Archer
Titel: Möge die Stunde kommen
Autor: Jeffrey Archer
Reihe: Clifton Saga – Teil VI
Verlag: Heyne
Seitenzahl: 589 Seiten
Veröffentlichung: 11. September 2017
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-345-342-167-7
Danke an den Heyne Verlag und die Random House Verlagsgruppe für dieses Rezensionsexemplar!
Klappentext
Für die Familien der Cliftons und Barringtons, deren Wege seit Jahrzehnten miteinander verbunden sind, kommen schwere Stunden. Giles Barrington setzt seine Karriere als Politiker für eine große und gefährliche Liebe aufs Spiel, während Emma Clifton eine schwere Entscheidung treffen muss, die für ihren Mann Harry alles verändern könnte. Doch dann erfolgt ein Schicksalsschlag, mit dem niemand gerechnet hat …
Erwartungen an das Buch
Ich liebe die Saga und alle Bücher um die Familie Barrington und Clifton. Dementsprechend hatte ich hohe Erwartungen gegenüber Jeffrey Archer und seiner Kunst diese Familiensaga genauso fabelhaft fortzusetzen, wie es ihm in den bisherigen 5 Büchern gelungen ist. Natürlich hoffe ich auch dass die Protagonisten ihren Weg gehen. Ein wenig hoffe ich, auch wenn es kitschig ist, auf ein Happy End für alle Beteiligten. Wer Jeffrey Archer kennt kann aber wohl eher mit Drama, fatalen Fehlentscheidungen und der ein oder anderen Katastrophe, wenn nicht sogar Tod rechnen. Das Cover verspricht auf jeden Fall einen Schwenk in die deutsche Geschichte. Schauen wir mal 😉
Zitat
„Wenn jemand stirbt, der einem nahestand, fallen einem all die Dinge ein, die man ihm noch gern gesagt hätte, doch plötzlich ist es zu spät. Ich wollte, ich hätte dir vielen Opfer gekannt, verstanden und zu schätzen gewusst, die meine Mutter für mich gebracht hat […]“ (Seite 287)
Schreibstil
In Sachen Schreibstil gelingt es Jeffrey Archer auch im nunmehr sechsten Teil der Clifton-Saga den Leser zu fesseln. Einfach geschrieben und mit der Liebe zu kleinen aber feinen Nebensätzen, die die Handlung fast unbemerkt weitertreiben, macht es einfach Spaß ein weiteres Mal in die Welt von Harry, Emma und Co. zu steigen. Dabei bedient er sich wenig an komplizierten Blicken in die Vergangenheit oder ähnlichem, sondern schreibt von der Seele weg und genauso toll lässt es sich auch lesen. Dadurch leidet man mit seinen Lieblingen mit und es entwickelte sich bei mir eine enge Bindung zu wirklich allen Charakteren. Dabei bleibt jede Storyline für sich spannend und mitreißend.
Meinung
Wie Ihr vielleicht schon bemerkt hab, bin ich der Clifton-Saga voll und ganz verfallen. Dabei bin ich ziemlich stark von mir selbst überrascht. Denn zum einen habe ich vor dem ersten Band nicht einmal ansatzweise geahnt, welches Ausmaß die Welt vom kleinen Harry Clifton einmal nehmen wird und zum zweiten ist es wirklich erstaunlich, wie ich die Charaktere immer noch mehr ins Herz schließen und vermutlich noch hunderte weitere Bücher der Reihe lesen könnte. So unheimlich lange Reihen sind eigentlich nicht mein Fall, aber vielleicht ist hier eine neue Liebe entfacht.
Da dies der sechste und vorletzte Teil der Reihe ist, habe ich diesen auch mit einem kleinen weinenden Auge gelesen. Immer im Hinterkopf zu haben, dass es bald ein Ende hat ist gerade in diesem Fall wirklich grausam. Dadurch habe ich dieses Buch einfach noch mehr genossen. Ihr merkt schon, ich mochte dieses Teil wieder unglaublich gern und die Seiten flogen nur so dahin. Dabei muss ich mir jedoch eingestehen, dass es sich bei diesem Band um den in meinen Augen Schwächsten der Reihe handelt.
Nach nunmehr 5 Bücher kennt man die Charaktere nun ziemlich gut und so viel es mir sehr leicht wieder in Story hineinzufinden, obwohl der letzte Band doch schon eine Weile zurückliegt. Der Leser trifft wieder auf die üblichen Charaktere und natürlich auch Fiesling. An beiden Fronten ändert sich dabei wenig. Ohne zu viel zu verraten, treibt Victoria wieder ihre kleinen aber gemeinen Spielchen (Wenn auch außerhalb der Reichweite der Cliftons) und die Cliftons stehen jeder für sich vor der ein oder andere Gewissenfrage. Emma Clifton, in den letzten Bänden mehr in den Hintergrund huschte, rückt nun mehr in den Vordergrund. Außerdem ergeben sich mit auch einmal Schauplätze außerhalb der gewohnten Firmen und Familien und der Leser macht freudige Bekanntschaft mit längst vergessenen Charakteren. An dieser Stelle möchte ich aber nicht zu viel verraten. Fest steht, dass sie Story weiterhin rasend voranschreitet und keine Storyline mit Langeweile oder Ähnliches beschert hat.
Allerderdings gibt es einige Punkte, die mich als Leser wirklich ungläubig und sogar wütend gemacht haben. Vielleicht sind folgende Punkte auch der Grund, warum dieser Band in meinen Augen der bisher Schwächste der Saga ist. VORSICHT SPOILER!
Nachdem Sebastian in einem vorherigen Band sich gegen seine Tochter Jessica und für seine Karriere entschieden hat, trifft er nun auf sie. An sich ein toller Gedanke, aber die überschwängliche Freude von Jessica ihren Vater gegenüber, obwohl diese sie im Stich gelassen hat, fand ich total unglaubwürdig. Entweder sie ist total naiv oder einfach ahnungslos. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl sie heckt etwas aus, aber sie war wirklich unglaubwürdig froh über die soooo plötzliche Rückkehr ihres Vaters. Das ist mir bis heute ein Rätsel. Und wenn wir einmal bei Sebastian sind – er uns seine Handlungen treiben mich wirklich zur Weißglut. Zum wiederholten Mal lässt er seine Tochter für die Bank in der er arbeitet sitzen. Zwar scheint sie ihm das nicht wirklich krumm zu nehmen, aber mich macht es wahnsinnig, wie man so geldgierig sein kann. Aber hey, vielleicht brauch ein gutes Buch auch solche Charaktere. Und wenn es mich so aufregt, muss Jeffrey Archer mit deiner Geschichte und Schreibstil ja etwas in mir geweckt haben. Geht also an die Nerven.
Im Laufe der Story findet sich der Leser, wie bereits in den vorherigen Bänden mal erneut in einem Gerichtssaal wieder. Dabei werden diesmal jedoch nicht die Taten eines Hauptcharakters verhandelt, sondern viel mehr, die eines in meine Augen eher nebensächlicheren Person. An sich keine schlimme Sache, wenn sich diese Kapitel nicht unendlich in die Länge ziehen würden. An diese Stelle war ich wirklich an einem Punkt, wo ich an Jeffrey Archer gezweifelt habe. Zwar beginnt dieses Buch mit spannend, aber gerade im letzten Viertel lässt die Spannung extrem nach und es plätschert schon fast lästig vor sich hin. Zwar bleiben wieder einmal eine Menge Fragen offen, aber sind bei weitem keine so erschreckenden oder schockierenden Cliffhanger, wie wir sie aus den vorherigen Büchern kennen.
Zusammengefasst bleiben viele Storylines zwar spannend aber doch vorhersehbar. Auch gestaltet Jeffrey Archer die Geschichte wieder sehr tragisch, aber das gewisse Etwas damit man als Leser wirklich mitleidet fehlte mir diesmal leider ein wenig. Trotz alledem bin ich gespannt wie die Saga im nächsten und letzten Band sein Ende findet und welchen Weg die Charaktere gehen werde. Ich freu mich auf Band 7.
Fazit
Jeffrey Archer bleibt ein Könner der Familiensaga, aber diesmal fehlte mir der ein oder andere geniale Schachzug aus den vorherigen Teilen! Schade aber trotzdem lesenwert!
Anzahl der Sterne: 3,5