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Grundsätzlich ist das Buch ansprechend gestaltet, die Grafiken und die Farben sind kindgerecht schön grell und bunt. Die Schieber sind gut gewählt und, was ich immer wichtig finde, von vorn und hinten bedruckt, sprich: liebevoll gestaltet. Das Material der Schieber ist dick genug, es geht auch bei groben Kinderhänden nichts kaputt. Dem Kleinen macht es super viel Spaß, im Buch zu lesen. Bei der Seite, als der Pinguin enttarnt wird und ein "Puuups" hinter sich herzieht, musste er laut lachen, was eigentlich der Goldstandard ist und nur selten bei Büchern vorkommt. ABER, und hier kommt das große aber, die ersten Seiten wiederholen sich immer wieder. Der Aufzug, das PUUPS, dann verlässt ein Tier den Aufzug, dann wieder der Aufzug. Die Seite mit dem Aufzug kommt ganze drei Mal in nur geringer Variation vor, mit immer weniger Tieren. Das langweilt nicht nur das Kind, unser Kleiner blättert dann immer schnell einfach vor. Deshalb etwas Punktabzug von mir!

Ich habe das Buch in einem Atemzug gelesen – es ist ein Buch
mit ausdrucksstarken, charaktervollen, leidenschaftlichen Portraits von Frauen
aus Fleisch und Blut, die auch ohne Männer gut klarkommen. Allein dafür gibt es
THUMPS UP, oder?  

Es ist die Geschichte von drei Schwestern aus einem
kaschubischem Dorf, die ohne Vater aufwachsen, der früh verunglückt ist. Dann
kommt der Krieg, der Schrecken, als die sowjetische Armee anrückt, und nur
Frauen im Haus. Überleben tun sie alle, doch zu welchem Preis? 

Bunda jongliert gekonnt mit Stimmungen, geht auf wichtige
und schwierige Themen ein wie die Kriegserfahrungen der Mutter oder die Verstaatlichung
und die politischen Prozesse in den Nachkriegsjahren, des polnischen Kommunismus.
Das gute an diesem Buch ist nicht das, was passiert, sondern wie die Schwestern
damit umgehen. Sie halten in den schwierigsten Momenten zusammen, zeigen Stärke.
Ein Leben wie dieses, das härtet ab – auch emotional.  Traumata können ganze Leben, ganze
Generationen beeinflussen, gleichzeitig ist aber trotz den widrigsten Lebensumständen
Glück und Liebe möglich, und das zeigt dieses traurige, tolle Buch. Von mir
eine klare Leseempfehlung!

Protagonist Paul entdeckt mit 12 zum
ersten Mal intensive sexuelle Gefühle, er schwärmt von dem Tischler Giovanni,
der gerade den alten Sekretär seines Vaters restauriert. Er besucht Giovanni
nachmittags, hilft ihm bei der Arbeit, und irgendwann zerreißt es Paul schier
vor Verlangen. Jahre später, als junger Mann, ist er mit seiner ehemaligen
Tennispartnerin Maud zusammen, von der er denkt, sie ginge ihm fremd. Doch ist
es wirklich sie, die andere Männer im Kopf hat oder eher Paul? Auf dem
Tennisplatz gibt es noch Manfred, auf den Paul von weitem alles Mögliche
hineinprojiziert, den er jeden Tag beim duschen beobachtet. Die Story macht wieder
einen Sprung, und wir lernen Chloe kennen, eine Kommilitonin von früher, die
beiden sind innig befreundet gewesen, verliebt ineinander, aber haben
irgendwann den Punkt überschritten, an dem sie noch etwas miteinander hätten
anfangen können. Als sie sich Jahre später auf einer Party treffen, haben sie
nun die Chance dazu…

Aciman
hat hier eigentlich nicht wirklich ein Roman geschrieben; es sind zusammen
aneinander gereihte Shortstorys; Episoden aus dem Leben des Protagonisten, an
denen entweder eine Liebe endet oder anfängt. Aciman versteht es natürlich
großartig, die zwiespältigen Gefühle von Paul zu Papier zu bringen, aber als
Leser weiß man nicht so recht, was Paul wirklich will – am Ende der einen
Episode ist er der glücklichste Mann, weil er das Objekt seiner Begierde
rumgekriegt hat, seiner großen Liebe. Und eine Seite später, im nächsten
Kapitel, jagt er schon wieder jemand anderem hinterher. Für mich als Leser war
das etwas irritierend, ich hatte mitgefühlt, hatte mich gefreut – und Zack! da hatte
sich Paul auch schon wieder in jemand anderen verliebt. Aciman führt uns alle
Formen der Liebe vor, unschuldig, zufällig, obsessiv, hoffnungslos. Nur die
schwierigste Form behält er sich vor: die dauerhaft glückliche. Insgesamt hat
es mich aber gut unterhalten, Acimans Schreibstil ist wunderbar flüssig,
bildhaft und intensiv.

Zu diesem Buch habe ich viel Kritik gehört, und ich kann sie durchaus nachvollziehen: die Charaktere werden teilweise sehr überzeichnet und sehr klischeehaft, fast schon comichaft, dargestellt (zum Beispiel der hochnäsige Literaturkritiker, oder der Ex-Polizeichef, 🙈, der zwar keinerlei Talent besitzt, in LA aber trotzdem als der große nächste Director gefeiert wird, und ausschließlich unfassbar ignorante, egozentrische Dinge tut). Dadurch wirken sie teilweise wirklich nicht sehr glaubwürdig. Meiner Meinung nach geht es hier jedoch nicht um eine realitätsnahe Darstellung eines Mordfalls, sondern schlichtweg um Unterhaltung. Und unterhalten wird man meiner Meinung nach sehr gut, die Geschichte ist sehr spannend, man will unbedingt wissen, wer der Mörder ist, wie sich die gefühlt hundert Verschachtelungen der Story denn nun aufdröseln werden. Es ist keine Geschichte, die so in der Realität passieren würde, vieles davon ist nahezu absurd. Aber sobald man diese Prämisse akzeptiert, sich einfach zurücklehnt, darauf einlässt und die Handlungen der Personen nicht mehr nach Realitätsnähe hinterfragt, hält man ein sehr spannendes Buch in der Hand, dass einem viele schöne Lesestunden bescheren wird.

Hier noch ein paar Story-Basics: es geht um einen Mord in einer Kleinstadt, am Premierenabend eines Theaterfestivals. Dieser ist jedoch schon 20 Jahre her, und wurde eigentlich erfolgreich aufgeklärt. Bis die Journalistin Stephanie Mailer den damaligen Polizeiinspektor konfrontiert, und behauptet, er hätte damals den falschen erwischt. Brisant wird es, nachdem Stephanie wenig später verschwindet und schließlich tot aufgefunden wird. Die Vergangenheit der Hauptpersonen wird aufgearbeitet, wir lernen viele der Bewohner der Kleinstadt kennen, alles hängt irgendwie zusammen. Zuviel darf man hier natürlich nicht verraten, nur so viel: nie im Leben hätte ich auf den Mörder getippt!

Edgar Rai entführt uns in das Berlin der späten 1920er Jahre, das Berlin Heinrich Manns, Erich Kästners, Hans Albers und Marlene Dietrichs und lässt die Leser an einem Stück Filmgeschichte teilhaben. Es ist eine aufregende Zeit, der Tonfilm feiert in zuerst kleinen, dann immer größeren Schritten seinen Durchbruch. Es ist dem Autor gelungen, ein bewegendes Stück Zeit- und Kulturgeschichte in Romanform umzuwandeln. Aus wechselnder Perspektive erlebt der Leser, wie ein Film erschaffen wurde, der für lange Zeit Maßstäbe setzen sollte. Was ist Fiktion, was Realität? So oder so ähnlich wird es sich zugetragen haben. Die Protagonisten sind dabei allesamt greifbar und wandlungsfähig, der Roman als solches wirkt authentisch. Was gibt es besseres, als wenn man, während man unterhalten wird, auch noch etwas über die Filmindustrie und eine der spannendsten Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts lernt? Daher 👍 von mir 📚

Der Autorin ist hier ein wundervolles Debüt gelungen. In leisen, sanften Tönen beschreibt sie das Marschland und das Leben des Marschmädchens, Kya. Deren Mutter verlässt die Familie, als Kya 6 Jahre ist, und ihr folgen in rascher Abfolge ihre Geschwister, da sie den alkoholabhängigen Vater nicht ertragen  können. Doch auch der lässt Kya irgendwann im Stich: und so ist Kya plötzlich ganz allein auf sich gestellt. Trotz ihres Alters lernt sie jedoch schnell, selbst etwas Geld zu verdienen und sich tief im Marschland, wo sie wohnt, zurecht zu finden. Sie liebt die Natur, die Vögel und unzähligen kleinen Bewohner des Marsches. Nur die Menschen, mit denen macht sie keine guten Erfahrungen. Bis Tate kommt, der früher, in einer längst vergessenen Zeit, einmal der Freund ihres Bruders war. Mit ihm findet sie zum ersten Mal in ihrem Leben so etwas wie Glück, und in ihr keimt die Hoffnung auf etwas mehr. Doch wird es ein Happy End für die beiden geben? Dem Leser wird bereits in einem parallelen Handlungsstrang offenbart, dass es in späteren Jahren im Marsch ein Mord geben wird: Chase, ein beliebter junger Mann, wird tod aufgefunden. Und obwohl alle Spuren nahezu perfekt verwischt wurden, gehen die Ermittler schnell von einem Tötungsdelikt aus. Da fällt der Verdacht schnell auf Kya, der die Dorfbewohner seit jeher misstrauen…

Beim Lesen könnte man schreien, wie ungerecht und vorurteilsbelastet die Menschheit ist, man fiebert bei jeder Seite mit Kya mit, die mich mit ihrer einzigartigen Kämpfernatur, die doch so zart und unschuldig ist, wirklich tief bewegt hat. Die Verbundenheit mit der Natur, so völlig im Einklang mit der wunderschönen Welt um sie herum zu leben, all das hat Owens auf faszinierende, authentische Weise festgehalten. In Verbindung mit der super spannenden Geschichte ganz klar eins meiner Highlights 2019 und eine große Leseempfehlung für euch!

Ruths Eltern sind urplötzlich bei einem mysteriösen Autounfall gestorben und, wie ihre Tante ihr nun offenbart, war es deren expliziter Wunsch, an dem Ort beerdigt zu werden, an dem sie aufgewachsen sind: Groß-Einland. Überstürzt fährt Ruth los, sie muss unbedingt die Beerdigung planen. Auf dem Weg stellt sie aber fest: sie war noch nie in Groß-Einland. Auch kennt sie genau genommen überhaupt niemand, der dort schonmal gewesen war. Alles was sie darüber weiß, weiß sie nur von Erzählungen aus der Kindheit der Eltern. Und zu allem Überfluss ist der Ort noch nichtmal auf einer Karte verzeichnet, niemand kennt ihn. Es scheint ihn nicht zu geben, doch das hält Ruth nicht auf, gerade im Gegenteil: wie im Wahn sucht sie eine ganze Woche lang diesen Ort, fährt dabei quer durch Österreich, ohne Erfolg. Als sie schon fast aufgegeben hat, bemerkt sie zwei kuriose, scheinbar aus der Zeit gefallene Männer, die nach Groß-Einland wollen. Sie folgt ihnen, und, nachdem sie ihr Auto im nicht vorhandenen Waldweg nahezu schrottreif fährt, hat sie, endlich, das Dorf erreicht, dass nicht gefunden werden wollte. 

An dieser Stelle war ich sehr an Alice in Wonderland errinnert, auch die darauf folgende Beschreibung des Dorfes hat etwas sehr verwunschenes, märchenhaftes.

Doch der erste Eindruck ist trügerisch: in dem Dorf hat die ominösen Gräfin das Sagen, bei der ihre Eltern scheinbar immernoch bis kurz vor ihrem Tod ein und aus gegangen sind, und natürlich ist da das Loch. Unter der Stadt gibt es eine riesige Mine, eine aus den Fugen geratene, einbruchsgefährdete Miene, auch das Loch genannt. Das hat schon oft Menschen verschluckt und nach und nach sackt die ganze Stadt ab. Der Marktplatz liegt schon einen halben Meter tiefer, die Gebäude haben Risse, der Kirchturm steht schief. Und jeden Tag schreitet die Zerstörung etwas mehr voran. Ruth, die theoretische Physikerin ist, wird von der Gräfin beschäftigt, um eine Füllmasse zu entwickeln, um den drohenden Untergang abzuwenden. Was sie dabei findet, ist ein Stückchen Heimat, dass sie nie gesucht hat.

Soweit zur Handlung, die ja schon einigermaßen abgefahren ist. Sie zieht einen beim Lesen absolut in ihren Bann, Groß-Einland schwirrt aber auch weiter durch meine Gedanken. Manche Botschaften sind mir erst in Nachhinein so richtig klar geworden. Ein sehr, sehr gutes Buch, völlig zurecht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Lest es am Besten selbst! Lasst euch darauf ein und taucht ab in die Geheimnisse von Groß-Einland. Es lohnt sich!

Bei #dieLiebeimErnstfall werden fünf Frauen vorgestellt, und jede von ihnen geht ihren ganz eigenen Weg, hat gute, hat schlechte Erfahrungen mit der Liebe gemacht. Ein unerfüllter Kinderwunsch, eine Tragödie, verworrene Beziehungen, alles mit dabei. Es sind überaus starke Frauen, selbstständige und emanzipierte Frauen, die ganz unkonventionelle Lebensentwürfe pflegen und absolut kein Problem damit haben.