Inhalt
Den Polizisten Tobias Dom holt die Vergangenheit ein. Der Kratzer, der ihm vor 7 Jahren schon einmal entwischen konnte, hat wieder zugeschlagen. Diesmal in Doms privatem Umfeld. Die Erste, die ihm zum Opfer fällt, ist seine Exfrau. Bei seinen Taten geht der Serienkiller äußerst brutal vor: Er ritzt den Frauen ein Wort in den Oberschenkel, bevor er sie ausbluten lässt. Als Dom sieht, dass der Kratzer das Wort "Emma" - den Namen der gemeinsamen Tochter - in den Oberschenkel seiner Exfrau geritzt hat, ist er alarmiert. Ist sie die Nächste?
Das psychologische Profil des Kratzers und somit auch ggf. wertvolle Hinweise zur Ergreifung des Täters hat ein Altbekannter aus dem 2. Teil ("Das Hospital") erstellt. Doch der möchte nur mit einer Person sprechen: Mit Reporterin Christine Lenève. Diese ist ihm aufgrund vergangener Ereignisse allerdings nicht sehr gut gesinnt. Als sie hört, dass es um das Wohlergehen Emmas geht, lässt sie sich aber auf eine Zusammenarbeit ein. Können die beiden den Kratzer nun beim zweiten Mal endlich stoppen oder geht der Albtraum weiter?
Allgemeines
Wir begleiten den Kratzer in diesem Buch hautnah, wenn er ein Opfer in seinen Fängen hat - sind also mitten im Geschehen dabei, befinden uns somit auch selbst in einem emotionalen Chaos, weil man sich Gedanken darüber macht, was man selbst an der Stelle tun würde. Diese Erzählweise war für mich sehr emotional und mitreißend. Diese Perspektive verflüchtigt sich leider im Laufe des Buches etwas, was ich sehr schade fand. Davon hätte ich mir gerne mehr gewünscht.
Weiterhin bietet das Buch einige Wendungen und ein gut konstruiertes Motiv des Täters - ich hätte nicht erraten, wer dahinter steckt.
Ungewöhnlich ist, dass es einen Showdown verhältnismäßig früh gibt. Man fragt sich anfangs, was da jetzt noch kommen mag. Es tut sich allerdings doch noch der ein oder andere Abgrund auf.
Das Ende ist für mich eines der besten Enden, die ich in einem Thriller bisher gelesen habe. Oliver Ménard schafft es hier, eine Mischung aus Happy- und Unhappy-End zu kreieren, die uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge sowie einer emotionalen Zerrissenheit zurück lässt.
Schreibstil
Oliver Ménard hat einen leichten, aber fesselnden Schreibstil. Wir tauchen sowohl in die Täter- als auch in die Ermittlerperspektive ein. Somit wird es beim Lesen nicht langweilig.
Charaktere
Christine Lenève Eine Reporterin, die sich in die ein oder andere waghalsige Situation bringt. Nachdem sie bereits fast als Lockvogel für einen Mörder ihr Leben verloren hätte - kennt sie jedermann. Anfangs noch berechnend und distanziert, wird sie im Laufe der Reihe immer menschlicher und gewinnt ihre Fähigkeit wieder, zu lieben, geliebt zu werden und glücklich zu sein. Dass sie einen neuen Sinn in ihrem Leben findet, macht sehr viel Freude über die Zeit zu beobachten.
Albert Christines früherer Reporter-Kollege mausert sich vom Mitläufer zum ernstzunehmenden Partner. Sowohl privat als auch beruflich. Er ist der nette junge von nebenan, den man einfach gerne haben muss.
Tobias Dom zeigt sich in diesem Teil von der verletzlichen, menschlichen Seite. Während wir in den ersten beiden Bänden nur am Rande von ihm mitbekommen haben, nimmt er in "Der Kratzer" eine größere Rolle ein. Ein Familienvater, der seine Tochter beschützen möchte und alles dafür tut.
Fazit
Ein emotionaler, packender, grafischer Thriller, den man aufgrund seiner außergewöhnlichen Wendungen so schnell nicht aus der Hand legen kann.
melanieliest
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Kurzmeinung: Ein emotionaler, packender Thriller mit einem äußerst gelungenen Ende, das uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurücklässt.
Emotionaler, packender Thriller mit grandiosem Ende
Über mich
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