meppe76s avatar

meppe76

  • Mitglied seit 19.04.2017
  • 46 Bücher
  • 41 Rezensionen
  • 45 Bewertungen (Ø 4,24)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne18
  • 4 Sterne21
  • 3 Sterne5
  • 2 Sterne1
  • 1 Stern0
Sortieren:
Cover des Buches Die Heimkehrer (ISBN: 9783453419209)

Bewertung zu "Die Heimkehrer" von Jan Guillou

Die Heimkehrer
meppe76vor 6 Jahren
Kurzmeinung: Letzter Teil der Brückenbauer-Trilogie, der auch ohne Kenntnis der beiden ersten Teile spannend und unbedingt lesenswert ist.
Man möchte nach Lesen dieses Bandes sagen: wehret den Anfängen!!

Um es gleich vorweg zu sagen: Ich habe die beiden ersten Teile dieser Trilogie nicht gelesen und war zunächst skeptisch, ob ich überhaupt  in die Geschichte hineinfinden würde. Diese Befürchtung erwies sich als grundlos, denn obwohl es immer wieder Bezüge und Hinweise auf frühere Ereignisse gab, hatte ich nie das Gefühl, etwas nicht zu verstehen.

Es geht um die sehr unterschiedlichen Brüder einer Brückenbauer-Dynastie Lauritz, Oscar und Sverre. Der Älteste ist Lauritz, der in Stockholm eine Baufirma betreibt und damit viel Geld verdient. Ebenfalls sehr erfolgreich hat Oscar in Berlin ein Immobilienunternehmen aufgebaut und Sverre, der homosexuelle Bruder der beiden, investiert in die Werbebranche.

Die politischen Ereignisse interessieren die Brüder eher am Rande, aber während sie ihr weitestgehend sorgloses Leben in Berlin und Stockholm führen, braut sich um sie herum das Unheil zusammen, in das sie heftiger hineingezogen werden als ihnen lieb ist.

Vor allem durch Harald, den älteste Sohn von Lauritz, wird deutlich, wie die nationalsozialistische Ideologie Eingang in die Familie erhält.

Aber in der Familie passiert das, was in der Zeit wohl  für viele Familien typisch war: die Ideen der Nazis werden nicht ernst genommen, als vorübergehende Erscheinung abgetan und verharmlost - bis es zu spät ist. Man möchte ihnen wirklich zurufen: wehret den Anfängen.

Besonders erschreckend ist für mich die nüchterne und sachliche Darstellung der Entwickling Haralds, der zu einem Handlanger und Mörder der SS geradezu 'gezüchtet' wird und für moralisch-menschliche Appelle bald nicht mehr zugänglich ist. Furchtbar mit anzusehen bzw. zu lesen, wie ein junger Mensch derart in die Fänge dieser menschenverachtenden Ideologie geraten kann und jegliches Mitgefühl verliert.

Das Buch endet mit dem Einmarsch der Deutschen in Polen und man fragt sich, wie die Schicksale der Menschen in dieser Familie weitergehen...aber das war ja wohl das definitive Ende dieser Saga. Schade eigentlich.




Cover des Buches Das Café der kleinen Wunder (ISBN: 9783851793680)

Bewertung zu "Das Café der kleinen Wunder" von Nicolas Barreau

Das Café der kleinen Wunder
meppe76vor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein nettes Buch für den Sommerurlaub
Die Geschichte einer braven kleinen Studentin, die in Venedig ihrer Liebe begegnet

Zugegeben: es klingt ziemlich nach Kitsch und Liebe, Freude, Eierkuchen. Nelly, Studentin in Paris, ist seit langem verliebt in ihren (deutlich älteren) Professor, bis der seine Liebe zu einer anderen Frau entdeckt und Nelly am Boden zerstört scheint. Sie rappelt sich auf und fährt für 4 Wochen nach Venedig, um dort in aller Ausführlichkeit dieser verlorenen Liebe nachzutrauern. Aber natürlich kommt alles ganz anders und Nelly begegnet einem charmanten Venezianer... alles vorhersehbar, aber nett erzählt, auch nicht unspannend und eben leicht und beschwingt, wie Sommerlektüre sein darf.

Cover des Buches Anonym (ISBN: 9783805250856)

Bewertung zu "Anonym" von Ursula Poznanski

Anonym
meppe76vor 6 Jahren
Kurzmeinung: Spannende story um Kriminalität, Voyeurismus und Ausleben von Gewaltphantasien im Internet. Anonym und unmenschlich.
Spannend, erschreckend, hoffentlich nicht so realistisch wie es den Anschein hat...

Eine schaurige Geschichte in Zeiten Sozialer Medien:

In einem Forum eröffnet ein Unbekannter namens ‚Trajan‘ eine Seite, auf der User einen Menschen ihrer Wahl für eine Hinrichtung nominieren können. Die Abstimmung läuft und die ganze Welt kann sich beteiligen bzw. dabei zuschauen, wie unter vier Nominierten das Voting voranschreitet. Und nicht nur die Abstimmung, auch die grausame Hinrichtung des gewählten Kandidaten ist öffentlich.

Drei Tote hat es bereits gegeben und obwohl die Kommissare Daniel Buchholz und Nina Salomon und diverse Spezialisten auf Hochtouren an der Auflösung der Fälle arbeiten, scheinen sie die nächste Todesliste und das nächste Opfer nicht verhindern zu können. Als die Kommissare selbst ins Visier des Täters geraten, nähert sich die Spannung dem Höhepunkt…

Ein wenig konstruiert fand ich die lebensgeschichtlichen Hintergründe der beiden Kommissare, die zwar die Skurrilität der beiden erklären sollten, mir aber doch ein bisschen zu stark ‚an den Haaren herbeigezogen‘ vorkam. Der Spannung hat es dennoch nicht geschadet. Auch die Lösung war für mich überraschend und so nicht vorhersehbar.

Absolut erschreckend, dass die Geschichte auch irgendwie noch realistisch erscheint…

Cover des Buches Alma (ISBN: 9783839222423)

Bewertung zu "Alma" von Dagmar Fohl

Alma
meppe76vor 6 Jahren
Kurzmeinung: Eine bewegende Geschichte um den Musikalienhändler Aaron Stern und seiner Tochter Alma, die er 1939 in Nazideutschland zurücklassen musste.
Ein weiteres Beispiel, wie unfassbar grausam Menschen sein können

‚Alma‘ ist die Tochter des Musikalienhändlers Aaron Stern und seiner Frau Leah. Die Eltern müssen ihre 1939 gerade geborene Tochter in Deutschland bei einem befreundeten Ehepaar zurücklassen, um sich auf das Schiff zu retten, das sie nach Kuba bringen soll und damit weit weg von den Nazi-Schergen. Was zunächst wie die Rettung scheint, entpuppt sich als Irrfahrt über verschiedene Meere und an Ländern vorbei, die sich alle weigern, die Flüchtlinge aufzunehmen. Allein dieses Geschehen ist höchst beklemmend und kaum begreiflich, dass diese knapp tausend Menschen überall abgewiesen werden, so dass ihre Hoffnung auf Rettung immer weiter schwindet.

Für Aaron Stern und Leah endet die Flucht schließlich doch in einem Konzentrationslager und es ist die Musik und sein Cellospiel, das Aaron das Überleben sichert, wenn auch unter den schlimmsten vorstellbaren Verhältnissen. Nur der Gedanke, dass irgendwo seine Tochter Alma lebt und er sie unbedingt finden muss, hält ihn davon ab, sich selbst das Leben zu nehmen.

Die Jahre nach Kriegsende sind bestimmt von der Suche nach Alma.

Und als er die Suche schon aufgegeben hat und überzeugt ist, dass auch seine Tochter den Krieg nicht überlebt hat, geschieht etwas Unfassbares und es scheint, als dürfe Aaron Stern nach all dem Schrecklichen doch am Ende noch so etwas wie ‚Glück‘ erleben.

Eine sehr bewegende Geschichte, die die ganze Grausamkeit des Nazischreckens deutlich macht und doch nicht in Hoffnungslosigkeit versinkt.

Cover des Buches Sag den Wölfen, ich bin zu Hause (ISBN: 9783961610075)

Bewertung zu "Sag den Wölfen, ich bin zu Hause" von Carol Rifka Brunt

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
meppe76vor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein Buch über Freundschaft und Heimlichkeiten in einer Familie und über das Erwachsenwerden eines 14-jährigen Mädchens
Eine berührende Geschichte, für meinen Geschmack aber alles ein bisschen 'too much'

June ist 14 Jahre alt, lebt mit ihrer 2 Jahre älteren Schwester Greta und ihren Eltern in New York, die beiden Schwestern sind wie ‚Hund und Katz‘… also alles irgendwie normale Familie. Aber so normal wie es scheint ist alles nicht. Der Mittelpunkt in Junes Leben ist ihr Onkel Finn, ein Künstler, der an AIDS stirbt und dessen Tod June in tiefe Verzweiflung stürzt. Erst nach seinem Tod lernt sie Toby kennen, mit dem ihr Onkel Finn seit Jahren zusammengelegt hatte, ohne dass sie davon wusste. Dass es überhaupt noch einen anderen Menschen gab, der so eng mit ‚ihrem‘ Onkel Finn verbunden war, will sie am liebsten gar nicht wissen und kann es nur schwer akzeptieren. Für die Familie und lange Zeit auch für June ist dieser Toby der Inbegriff des Bösen, hat er doch Finn mit AIDS infiziert und ist deshalb Schuld an dessen Tod. So die feste Überzeugung der Familie.

Als Toby den Kontakt zu ihr sucht, gerät sie in einen echten Konflikt, denn wenn sie sich mit ihm trifft, kann sie das nur heimlich tun, ohne dass irgendjemand in ihrer Familie davon Wind bekommt. Aber die Hoffnung, mit ihm über Finn reden zu können, gemeinsam zu trauern und auf diese Weise die Erinnerung an Onkel Finn lebendig zu halten, ist so groß, dass sie alle Bedenken über Bord wirft und Toby in ihr Leben lässt. Es ist der Beginn einer Freundschaft, die natürlich von der gemeinsamen Liebe zu Finn bestimmt wird, aber auch davon, dass Toby selbst auch HIV positiv ist und nicht mehr lange zu leben hat.

Eine tragische Geschichte, die mir phasenweise zu pathetisch war und für ein 14-jähriges Mädchen nicht ganz glaubwürdig. Ihre große Liebe zu ihrem Onkel, ihre heimlichen Treffen mit Toby, die über einen langen Zeitraum keinem in der Familie auffallen, die inszenierten ‚Abstürze‘ ihrer großen Schwester Greta – das alles fand ich ein klein wenig überzogen.

Pakete von Taschentüchern habe ich beim Lesen nicht verbraucht, auch wenn mich die Geschichte durchaus berührt hat. Vor allem die Atmosphäre von Verschweigen und Verdrängen im Umgang mit Aids und dem Thema Homosexualität fand ich sehr bedrückend.

Aber die Geschichte spielt Mitte der 80-er Jahre, als die Krankheit gerade erst entdeckt worden ist und Ängste und Vorurteile noch weitaus stärker verbreitet waren als sie es heute leider immer noch sind.

Ich empfehle trotz meiner kritischen Anmerkungen, das Buch zu lesen. Es ist gut geschrieben, flüssig zu lesen und regt auf jeden Fall zum Nachdenken an.

Cover des Buches Patria (ISBN: 9783498001025)

Bewertung zu "Patria" von Fernando Aramburu

Patria
meppe76vor 6 Jahren
Kurzmeinung: Wohin kann es führen, wenn Patriotismus und politischer Fanatismus stärker sind als Freundschaft und Menschlichkeit?
Zwei Familien, zerrieben im politischen Kampf der ETA aus den 70-er und 80-er Jahren

In dem Roman des Basken Fernando Aramburu geht es um einen Konflikt, der längst aus den Schlagzeilen verschwunden ist, der aber den älteren Lesern noch aus ihrer Jugend in den 1970-er und 1980-er Jahren sehr präsent sein dürfte. Die ETA, nationalistische Untergrundorganisation, kämpfte für die Unabhängigkeit des Baskenlandes von Spanien und das mit großem Fanatismus und zahlreichen terroristischen Aktionen, denen zahlreiche Menschen zum Opfer fielen.

Im Mittelpunkt dieses Romans stehen zwei Familien, die in einem kleinen baskischen Dorf leben und durch eine tiefe Freundschaft miteinander verbunden sind. Die Väter, Txato und Joxian, fahren gemeinsam Radrennen und verbringen Abende beim Kartenspiel in der Kneipe des Dorfes. Die Mütter, Miren und Bittori, sind engste Freundinnen seit ihrer Kindheit. Selbstverständlich, dass auch die Kinder der beiden Familien fast wie Geschwister aufwachsen.

Die Freundschaft der Familien, die anfangs so unerschütterlich scheint, gerät ins Wanken, als der Einfluss der ETA immer größer wird und vor allem die Familie des Fuhrunternehmers Txato ins Visier der ‚Organisation‘ gerät. Eine Atmosphäre der Angst, des Misstrauens und des Wegschauens breitet sich aus und die ganze Dorfgemeinschaft fällt auseinander. Durch Hassparolen an den Wänden, Drohungen und Erpressungsversuche wird vor allem die Familie von Txato und Bittori immer mehr ausgegrenzt und trägt sich mit dem Gedanken, ihre Heimat zu verlassen und an einem entfernten Ort neu anzufangen.

Bevor diese Pläne aber in die Tat umgesetzt werden können, wird Txato auf offener Straße erschossen und die Vermutung wächst, dass Joxe Mari, Sohn von Joxian und Miren, der Täter sein könnte. Joxe Mari, der eigentlich eher unpolitisch ist, aber als Teil einer Clique, die Aktionen plant, Schrecken verbreitet und sich unbesiegbar fühlt, schließlich immer stärker in die militanten Aktivitäten der Organisation versinkt.

Seine Versuche, auch seinen Bruder Gorka in die Aktivitäten einzubinden, zeigen, wie schwer es ist, sich den patriotischen Einflüssen zu entziehen. Gorka verabscheut Gewalt und lebt seinen Patriotismus eher aus, indem er die baskische Sprache und Literatur hoch hält, aber auch er hat nicht den Mut, sich offen der gepredigten Gewalt entgegen zu stellen.

Die zentrale Frage des Romans ist, ob tatsächlich Joxe Mari die Tat begangen hat. Erzählt wird die Geschichte in verschiedenen zeitlichen Ebenen und aus der Perspektive verschiedener Akteure. Manchmal wechselt die Perspektive unvermittelt und man stutzt während des Lesens und muss auf diese Weise ständig ‚mitdenken‘.

Das klingt jetzt vielleicht so, als ob der Roman schwer zu lesen ist, aber dem ist nach meinem Empfinden nicht so. Es macht ihn eher interessant und hält die Aufmerksamkeit des Lesers wach.

Bittori, die nach dem Attentat auf ihren Mann den Ort verlassen hat, kehrt zu Beginn des Romans in ihr Haus zurück und bringt damit eine Lawine ins Rollen, von der alle Beteiligten der beiden Familien in irgendeiner Art erfasst werden. Sie nimmt beharrlich ihr altes Leben in ihrem alten Haus wieder auf, knüpft Kontakte und versucht, der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Dieser Roman von Fernando Aramburu ist bestimmt keine leichte Kost. Ich habe beim Lesen immer wieder versucht, das Geschehen auch politisch einzuordnen, mich selbst an Schlagzeilen im Zusammenhang mit der ETA zu erinnern. Aber auch wenn es in dem Buch um die Zeit der ETA geht, sind die Bezüge in die Gegenwart unverkennbar. In Katalonien oder anderen Orten unserer Welt wird mit ganz ähnlichen Argumenten und oft ähnlich fanatisch für regionale Unabhängigkeit gekämpft…

Ein beeindruckendes, großartiges Buch, das von mir uneingeschränkt 5 Sterne erhält.

Cover des Buches Das Erbe der Rosenthals (ISBN: 9783785726020)

Bewertung zu "Das Erbe der Rosenthals" von Armando Lucas Correa

Das Erbe der Rosenthals
meppe76vor 6 Jahren
Kurzmeinung: Geschichte einer jüdischen Familie, die versucht, den Nazi Schergen zu entkommen und doch auseinander gerissen wird.
Eine bewegende Familiengeschichte, die 1939 beginnt und 2014 zu einem versöhnlichen Ende kommt.

Es ist die Geschichte der jüdischen Familie Rosenthal und es ist die Geschichte um die St. Louis, dem Schiff, mit dem 1939 mehr als 900 überwiegend jüdische Emigranten versuchen, vor der Nazi-Diktatur nach Kuba zu fliehen.

Die Rosenthals sind eine angesehene jüdische Familie in Berlin, die seit Generationen in Deutschland lebt und sich – wie so viele andere zu der Zeit – zunächst nicht vorstellen kann, das Land zu verlassen. Als es fast schon zu spät ist und der Nazi-Terror ihnen bereits an jeder Ecke begegnet, gelingt es ihnen, sich Papiere für die Überfahrt nach Havanna zu besorgen. Kuba soll nur als ‚Durchlaufstation‘ dienen, denn ihr eigentliches Ziel ist New York.

Die Geschichte wird aus der Sicht Hannahs erzählt, der 11-jährigen Tochter der Rosenthals, die sehr detailliert nicht nur ihr Leben in Berlin an der Seite ihres Freundes Leo beschreibt, sondern auch ein genaues Bild ihrer extravaganten Mutter und ihres fürsorglichen Vaters zeichnet. Sie lässt den Leser teilhaben an ihren letzten Monaten in einem Berlin, das geprägt ist von Hass auf die Juden, von Demütigungen, Angst und Zerstörung von Identitäten.

Die Flucht nach Kuba soll ein neuer Anfang sein, aber bei ihrer Ankunft in Havanna wird den  Passagieren das Verlassen des Schiffes verwehrt. Nur einige wenige dürfen an Land gehen, unter ihnen Hannah und ihre Mutter. Für den Vater und die meisten anderen beginnt eine Irrfahrt mit der St. Louis, die über die USA, Kanada bis schließlich zurück nach Europa führt. Kein Land ist bereit, die Flüchtlinge aufzunehmen.

Ein 2. Handlungsstrang setzt im Jahr 2014 ein. Anna ist ebenfalls elf Jahre alt, lebt mit ihrer Mutter in New York und hat ihren Vater nie kennengelernt, denn er ist eines der Opfer von 9/11. Als sie eines Tages ein Paket mit Fotos und Dokumenten aus Kuba erhält, begibt sie sich unterstützt von ihrer Mutter auf die Suche nach den Ursprüngen der Familie ihres Vaters und begegnet ihrer Tante Hannah.

Die Geschichte wird parallel aus Sicht der beiden zu ihrer Zeit 11-jährigen Mädchen erzählt und beide Handlungsstränge führen schließlich in Kuba zusammen.

Am Ende, als auch Hannah ihrem Ende entgegengeht, wird es mir eine Spur zu ausschweifend und zu  dramatisch, aber darüber sehe ich gerne hinweg, denn insgesamt hat mir das Buch sehr gefallen. Ich habe mich im Anschluss noch einmal über die Geschichte der St. Louis informiert wie sie sich 1939 tatsächlich zugetragen hat und auch die Dokumente am Schluss geben dem ganzen Buch noch eine ganz besondere Authentizität. Unbedingt lesenswert.

Cover des Buches Altenstein (ISBN: 9783499272516)

Bewertung zu "Altenstein" von Julie von Kessel

Altenstein
meppe76vor 6 Jahren
Kurzmeinung: Familienroman, der die Zeitspanne 1943 bis 2005 umfasst und beinahe mit dem Auseinanderfallen der Familie endet.
Bewegende Schicksale nüchtern erzählt

Es geht in dem Buch um die Geschichte der Familie von Kolberg, die noch bis Ende des Krieges im Gut Altenstein in Brandenburg lebt. Erzählt wird das Leben der Adelsfamilie in den Jahren 1943 bis 2005. Man könnte jetzt erwarten, dass die Flucht und der Verlust des Gutes das Hauptthema des Buches sind – dem ist aber nicht so. Die eigentliche Geschichte beginnt erst nach der Wende. Die Kinder sind mittlerweile erwachsen, haben selbst wieder Kinder und versuchen alle auf ihre ganz eigene Art, mit ihrer adligen Vergangenheit und den Anforderungen des Lebens fertig zu werden. Über allem ‚thront‘ Agnes von Kolberg, die mit ihrem Standesdenken und ihren hohen Erwartungen das Leben ihrer Kinder dominiert. Besonders Konrad, Konni, ihrem jüngsten Sohn und Lieblingskind, will das Leben nicht recht gelingen. Als er versucht, nach der Wende das Gut Altenstein wieder in Familienbesitz zurück zu holen, ist das der Anfang eines großen Familienstreits, in den nicht nur die Kinder, sondern auch deren Kinder verwickelt werden.

Es ist nicht immer ganz einfach, die vielen Personen auseinander zu halten und zu erkennen, wer zu welchem Familienzweig gehört, da neben den ursprünglichen Vornamen fast alle noch Kosenamen haben. Hinzu kommt, dass die einzelnen Kapitel des Buches in verschiedenen Zeiten spielen und man manchmal nicht mehr genau weiß, was in der Zeit gerade passiert ist.

Das Buch zu lesen verlangt also eine gewisse Konzentration und die Bereitschaft, notfalls auch noch einmal in vorangegangenen Kapiteln nachzulesen. Mir hat es trotzdem gefallen und ich habe es fast ‚in einem Rutsch‘ durchgelesen.

Es ist in einer eher nüchternen Sprache verfasst und belässt es manchmal auch bei Andeutungen (z.B. wenn es um den ‚Kontakt‘ von Konrad zu seinem älteren Cousin Viktor geht).

Vielleicht liegt es auch an dieser sprachlichen Zurückhaltung, dass bei mir keine der handelnden Personen so wirklich Sympathiepunkte gesammelt hat.

In jedem Fall lesenswert!

Cover des Buches Unter der Drachenwand (ISBN: 9783446258129)

Bewertung zu "Unter der Drachenwand" von Arno Geiger

Unter der Drachenwand
meppe76vor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein wunderbares Buch, das ganz ohne Effekthascherei auskommt und umso eindringlicher ist.
Ruhig, unspektakulär, eindringlich. Ein großartiges Buch.

Die Geschichte spielt im Jahr 1944, also kurz vor Ende des 2. Weltkrieges. Veit Kolbe, 24 Jahre alt und aus Wien, ist verwundet worden und kehrt nach längerem Lazarettaufenthalt nun zum „Genesungsurlaub“ zu seiner Familie zurück. Aber zu Hause hält er es nicht lange aus, auch, weil ihm die Durchhalteparolen seines Vaters unerträglich sind. Und so macht er sich auf zu seinem Onkel in das beschauliche Örtchen Mondsee am Fuße der Drachenwand.

Hier lernt er Menschen kennen, die alle auf irgendeine Art ebenfalls Opfer des Krieges sind. Margot zum Beispiel, die mit ihrem Baby neben ihm wohnt und mit einem Frontsoldaten verheiratet ist. Oder der ‚Brasilianer‘, der in seinem Gewächshaus Tomaten anbaut, Orchideen züchtet und davon träumt, den Rest seines Lebens in Brasilien zu verbringen. Oder die Mädchen aus Wien, die im Rahmen der so genannten ‚Kinderlandverschickung‘ in einem nahe gelegenen Heim untergekommen sind.

Veits Leben, seine posttraumatische Belastungsstörung, seine Liebe zu Margot und dem Baby Lilo, seine Angst vor den anstehenden Überprüfungen seiner Verwendungsfähigkeit und eine damit verbundene Rückkehr an die Front machen den Haupterzählstrang des Buches aus. Daneben wird vor allem in Briefen auch das Leben der anderen Romanfiguren erzählt. Manchmal dauert es zu Beginn eines neuen Kapitels einen Moment, bevor man erkennt, um wen es sich gerade handelt, wer Verfasser und Adressat des Briefes ist, aber das klärt sich immer sehr schnell und stört den Fluss der Geschichte überhaupt nicht.

Der Roman ist in jeder Hinsicht unspektakulär, ohne große Spannungsbögen und ohne Effekthascherei. Gerade das macht ihn für mich so sensationell und so lesenswert. Die Geschichte fließt auf ruhige, unaufdringliche Art dahin, ist in sich stimmig und hat mich sehr berührt.

Ich habe erst am Ende erfahren, dass Arno Geiger offensichtlich auf einem Flohmarkt Dokumente gefunden hat, die die Grundlage für seine Geschichte bildeten. Er hat weiter recherchiert und kann dem Leser am Ende noch berichten, wie das Leben von Veit, Margot, dem Brasilianer und anderen Akteuren weiter verlaufen ist… oder wie es geendet hat. Das macht für mich die Geschichte zusätzlich noch rund und authentisch. Ein wunderbares Buch!

Cover des Buches Die Geschichte des verlorenen Kindes (ISBN: 9783518425763)

Bewertung zu "Die Geschichte des verlorenen Kindes" von Elena Ferrante

Die Geschichte des verlorenen Kindes
meppe76vor 6 Jahren
Kurzmeinung: Dieser vierte und letzte Band der neapolitanischen Saga hat meine Erwartungen leider nicht erfüllt. Zu langatmig, zu wenig packend.
Die Geschichte hat mich seltsam unberührt gelassen.

Hier nun der vierte und wohl letzte Band der neapolitanischen Saga um die Freundinnen Elena und Lila.

Um es gleich vorweg zu sagen: die Begeisterung vieler anderer Leser und Leserinnen kann ich nicht ganz teilen. Was sich schon im letzten Band angekündigt hat, setzt sich hier fort. Sehr langatmige Geschichte, die für mich vor allem deshalb spannend war, weil ich aus den vorherigen Bänden die Personen und ihre Beziehungen untereinander schon kannte und einfach neugierig war, wie es weitergeht. Aber phasenweise habe ich mich richtig durch die Seiten gequält und auch die neuen Entwicklungen haben mich nicht mitreißen können.

Zum Inhalt: Elena hat also Mann und Kinder verlassen, um mit ihrer Jugendliebe Nino ein neues Leben zu beginnen. Die Geschichte spielt in den auch politisch bewegenden 80-er und 90-er Jahren, am Rande werden diese politischen Ereignisse auch immer wieder erwähnt, aber in der Hauptsache geht es um Elenas persönliche Entwicklung als Schriftstellerin, ihre Selbstzweifel, ihre gespaltene Beziehung zu Lila, die Entwicklung ihrer Kinder und um ihre Liebesbeziehung zu Nino. Ein ständiges Auf und Ab, das mich nicht besonders berührt hat und sogar die wirklich dramatischen Ereignisse um ‚das verlorene Kind‘ bleiben für mich irgendwie vage.

Fazit: eine Geschichte, die für mich sehr interessant und spannend mit dem ersten Band begann und dann leider meine Erwartungen nicht mehr erfüllt hat.

Über mich

  • weiblich

Lieblingsgenres

Krimis und Thriller, Liebesromane, Historische Romane, Biografien, Literatur, Unterhaltung

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks