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miro76

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Die Auszeit (ISBN: 9783651001282)

Bewertung zu "Die Auszeit" von Emily Rudolf

Die Auszeit
miro76vor 20 Stunden
Kurzmeinung: Einblicke in den schönen Schein der Welt der Influencer und ein grausamer Mord, der Hölle aus Idylle macht.
Retreat mit Aussicht

Mit diesem versteckten Luxus-Retreat in den Bergen hat sich Pierre Karthee einen Traum erfüllt. Oder besser gesagt, den Traum seines Vaters, denn auch dieser wollte immer erfolgreich ein Hotel führen. Jetzt hängt er einsam an der Flasche und schafft nicht einmal mehr seine Einkäufe selbst. 

Doch Pierre ist nicht sein Vater und hat alle Eventualitäten im Griff. Nichts wird schief gehen, wenn die große Victoria Kaplan mit ihren Freunden für ein Wochenende kommt, um die 1 Million Follower zu feiern. Dieser Besuch wird die Feuerprobe des Retreats. Gefällt es ihr, gibt das großartige Publicity, wenn nicht, ist alles aus, bevor es richtig begonnen hat. 

Und obwohl Pierre und sein Team sich mächtig ins Zeug legen, dass alles so läuft wie es soll, scheint doch irgendwie alles schief zu gehen. Erst verspätet sich die Gruppe, wegen eines verpassten Flugs und bringt dann eine eigenartig unangenehme Stimmung mit. Die Dynamik in der Gruppe ist nicht von freundschaftlicher Liebe geprägt. Vielleicht war sie das früher mal, aber jetzt scheint etwas anderes vorzuherrschen, dem mit Yoga und Meditation nicht beizukommen ist. Es beginnt eine Abwärtsspirale, die während des Unwetters in der zweiten Nacht mit dem Mord ihren Peak erreicht. 

Daher sind die Kapitel auch als Countdown übertitelt und wir starten 37 Stunden vor der Tat und die Autorin lässt die einzelnen Mitglieder der Gruppe, sowie den Hotelchef zu Wort kommen. Außerdem sind zwischendrin Jetzt-Kapitel eingeschoben, die nach dem Mord spielen und uns ganz schön lange rätseln lassen, wer denn nun tot ist. Das hat die Autorin sehr spannend hinbekommen. 

Auch das Spiel mit den wechselnden Tatverdächtigen klappt gut. Irgendwie scheinen auf einmal alle ein Motiv zu haben und jede Person sich der Tat verdächtig zu machen. Der Aufbau des Buches ist wirklich gut gelungen. Die wechselnden Perspektiven, die zwei Zeitebenen und die Einschübe der Instagram-Beiträge lockern auf und sorgen für wachsende Spannung. 

Das Setting ist ebenfalls toll. Ein Retreat in den Bergen, umgeben von Wald, völlig in der Einöde, weit und breit keine Nachbarn die etwas mitkriegen könnten - geruhsam und gleichzeitig gruselig. Je nach dem, wie es gerade beschrieben wird. Die Grenze ist da wackelig, was am Tage heimelig wirkt, kann bei Nacht leicht verstören. 

Was mir nicht gefallen hat, war die Dynamik unter den Pseudofreunden, die Oberflächlichkeit ihrer Gespräche und die Unfähigkeit sich mal fallen zu lassen und zu genießen. Ich weiß ja, warum diese Sein & Schein Welt nichts für mich ist!

So schwanke ich in meiner Bewertung zwischen 3 und 4 Sternen und runde deshalb einfach auf, denn gut unterhalten hat mich das Buch allemal. 

Cover des Buches Memory Wall (ISBN: 9783442715541)

Bewertung zu "Memory Wall" von Anthony Doerr

Memory Wall
miro76vor 12 Tagen
Kurzmeinung: Von Erinnerungen und Fossilien - ein ganzer Roman in einer Novelle. Hat mir gut gefallen.
Cover des Buches Die Zeit im Sommerlicht (ISBN: 9783455017083)

Bewertung zu "Die Zeit im Sommerlicht" von Ann-Helén Laestadius

Die Zeit im Sommerlicht
miro76vor 12 Tagen
Kurzmeinung: Was aus den Sami-Kindern wurde, die die Nomadenschule überstehen mussten. Traurig, tragisch und doch auch hoffnungsfroh!
Nomandenschule

Jon-Ante, Else-Maj, Anne-Risten, Marge und viele andere samische Kinder  mussten schon mit sieben Jahren ihr Elternhaus verlassen. Sie wurden ins Internat der Nomadenschule gezwungen, wo sie nicht mehr samisch reden durften und schwedische Namen verpasst bekamen. Und wo Hausmutter ein überstrenges Regiment geführt hat. Schläge gehörten zur Tagesordnung genauso wie seelische Gewalt. Einziger Lichtblick für die Kinder war bei Betreuerin Anna, die tröstende Worte und Umarmungen in aller Heimlichkeit für sie hatte. 

Ann-Helén Laestadius hat eine traurige Beziehung zu diesem Roman, denn auch ihre Mutter musste diese Schule besuchen. Nach ihren Erlebnissen ist dieser Roman entstanden. 

Die Autorin erzählt diese Geschichte aus der Sicht der verschiedenen Kinder und lässt uns gleichzeitig teilhaben, an ihrem Erwachsenenleben. Wir lesen parallel von ihren Traumata in der Schule und wie diese ihren Alltag später beeinflussten. Wir lesen vom Versuch, das Erlebte zu Verdrängen, im Alkohol zu ertränken oder mit Schmerztabletten zu betäuben. Nur reden wollen sie alle nicht darüber, dann das würde die Dinge zu sehr aufrühren. 

Manche der Kinder tragen ein lebenslanges Zeichen mit sich. Die Narben am Körper verschwinden nicht und erinnern für immer an die Gewalt. Dennoch schaffen es die meisten ein gutes Leben zu führen, ihren Kindern gute Eltern zu sein und zu lieben, auch wenn manche von ihnen länger dafür brauchen. 

Beim Begräbnis von Anna kommen sie alle wieder zusammen und erste Mauern beginnen zu bröckeln.  Die erwachsenen Schüler und Schülerinnen der Nomadenschule beginnen in Worte zu fassen, was ihre Leben so lange beschwert hat. Somit ist das Buch auch eine Ode an die Resilienz!

Ich fand dieses Buch hervorragend erzählt. Die wechselnden Perspektiven halten die Geschichte abwechslungsreich und spannend und es hat mich beeindruckt, wie viel manche Menschen tragen können. Über das traurige Schicksal der samischen Bevölkerung habe ich schon öfter gelesen und immer wieder macht es mich traurig, wie viel dieses beeindruckende Volk zu erleiden hatte. Leider begegnen sie wohl noch immer Rassismus und Ablehnung, dabei sollten wir von den Traditionen dieses naturverbundenen Volkes lernen. 

Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung für dieses Buch, dass auch irgendwie die Geschichte der Mutter der Autorin erzählt und die bestimmt viel Mut brauchte, um ihre Tochter in ihre Erlebnisse einzuweihen!

Cover des Buches Hotel Amerika (ISBN: 9783150114766)

Bewertung zu "Hotel Amerika" von Maria Leitner

Hotel Amerika
miro76vor 13 Tagen
Kurzmeinung: Der Beginn der Arbeiterbewegung, Versuche, der Armut und Ausbeutung zu Entfliehen - tragisch, traurig aber interessant!
Cover des Buches Krabat: Roman (ISBN: 9783522202343)

Bewertung zu "Krabat: Roman" von Otfried Preußler

Krabat: Roman
miro76vor 16 Tagen
Kurzmeinung: Tolle Aufbereitung einer wendischen Sage: lesenswert für große und kleine Liebhaber der Schauerliteratur!
Cover des Buches Leute von früher (ISBN: 9783518474006)

Bewertung zu "Leute von früher" von Kristin Höller

Leute von früher
miro76vor 17 Tagen
Kurzmeinung: Ein schräger Job, eine erste echte Liebe und ein bisschen magischer Realismus. Eigentlich ein toller Mix für einen Sommerroman.
Deutschlandpark

Marlene hat endlich ihr Studium beendet und weiß nicht wirklich wohin mit sich. Um sich abzulenken und Geld zu verdienen bewirbt sie sich für einen Job auf der Insel Strand. Fast die ganze Insel ist ein einziger Freizeitpark mit geschichtsträchtigem Handwerk und Läden aus längst vergangenen Zeiten. Für die Mitarbeiter*innen gilt die Kostümgrenze. Auch an freien Tagen dürfen sie das Dorf nicht in Jeans durchqueren, denn die Rolle muss für die Tourist*innen aufrecht gehalten werden. 

Die Ankunft Marlenes auf der Insel und ihre Begegnungen mit lauter neuen Leuten fand ich interessant zu lesen. Es war auch schön, die aufkeimende Liebe zu Janne zu begleiten und tiefer in die Geschichte der Insel einzutauchen. Nur das angekündigte Geheimnis lässt ziemlich lange auf sich warten. Erst wenn man es kennt, erkennt man auch die Andeutungen, die sich wohl durch die Geschichte ziehen. Leider bauen diese kleinen Hinweise nicht wirklich Spannung auf und man muss sich fast bis zuletzt gedulden, um dem Ganzen auf die Spur zu kommen. Dann weiß man auch, was mit den "Leuten von früher" wirklich gemeint ist. 

Mich hat das Buch ganz gut unterhalten. Die Geschichte plätschert unaufgeregt dahin, ist mal mehr und mal weniger interessant, aber immer nett zu lesen. Stilistisch ist es recht einfach gehalten und es bietet insgesamt keinen großen Mehrwert. Es ist ein Buch, dass man lesen kann, aber definitiv nicht muss. Als Sommer- oder Strandlektüre unterhält es auf jeden Fall!

Cover des Buches Mühlensommer (ISBN: 9783462004786)

Bewertung zu "Mühlensommer" von Martina Bogdahn

Mühlensommer
miro76vor 23 Tagen
Kurzmeinung: Ein Bauerhofleben wie es wirklich war - ungeschönt und ohne rosa Stadtkinderbrille! Ich fühle mich zu Hause in diesem Buch.
Heimkommen

Maria muss ihren Urlaub abbrechen, denn die Mutter ruft um Hilfe. Der Vater ist im Wald verunfallt und man weiß noch nichts Genaueres. Der Bruder und die Schwägerin sind nicht erreichbar und die Tiere müssen versorgt werden. 

Kurzhand lässt Maria ihre Töchter bei Freunden und eilt in ihr Heimatdorf, um auf dem Bauernhof nach dem Rechten zu sehen. Die demente Oma muss beschäftigt werden und die Schweine versorgt. Um die Kühe hat sich die Mutter noch gekümmert. Maria ist mit der Arbeit aufgewachsen und so geht ihr alles noch leicht von der Hand, obwohl sie nie, wirklich nie Bäuerin werden wollte. 

Aus dem Wochenende im Elternhaus werden Wochen und Maria beginnt sich zu erinnern. Sie erzählt von ihrer Kindheit, der engen Beziehung zu ihrem Bruder, die irgendwann auf der Strecke geblieben ist und wie es war, ständig arbeiten zu müssen, während andere auf Urlaub fuhren, oder ihre Ferien im Freibad verbrachten. 

Für mich war es eine große Freude, dieses Buch zu lesen, denn ich bin ebenfalls auf einem mittelständischen Bauernhof aufgewachsen. Auch wir mussten mit anpacken und ich habe mir oft gewünscht, nach der Schule einfach mal sofort die Hausübung machen zu können und auch ich wollte mehr Zeit im Freibad verbringen. Aber die Kühe melken sich nicht von selbst und der Vater war im Sommer immer auf den Feldern unterwegs. 

Doch Maria erzählt uns nicht nur von den Widrigkeiten des bäuerlichen Lebens. Sie erzählt uns auch von der Freiheit im Spiel der Kinder, die auch wir genossen haben. Und sie erzählt von dem arbeitsreichen, aber naturverbunden Leben der Eltern, die immer fleissig ihre eigenen Bedürfnisse hintangestellt haben. Was Martina Bogdan über Marias Vater schreibt, wirkt auf mich, als hätte sie meinen Vater beschrieben. 

Einzig den Erbstreit mit dem Bruder konnte ich nicht ganz nachvollziehen, denn Maria wollte den Hof nicht führen. Somit hat mir die Versöhnung und die Möglichkeit einer Zukunft am Ende sehr gut gefallen. 

Insgesamt war das Buch eine berührende Leseerfahrung für mich und ich wünsche dem Buch viele Leser*innen. Ich empfehle es den Landkindern, weil sie sich wiederfinden und den Stadtkinder, weil es ihnen die Illusionen nimmt und aufzeigt, wie schwierig das Leben am Land ist und wie wertvoll unsere Lebensmittel sind!

Cover des Buches Der Ozean am Ende der Straße (ISBN: 9783847900719)

Bewertung zu "Der Ozean am Ende der Straße" von Neil Gaiman

Der Ozean am Ende der Straße
miro76vor einem Monat
Kurzmeinung: Spannende Schauergeschichte untermalt mit großartigen Illustrationen. Konnte mich richtig fesseln!
Cover des Buches Nincshof (ISBN: 9783832168209)

Bewertung zu "Nincshof" von Johanna Sebauer

Nincshof
miro76vor einem Monat
Kurzmeinung: Leider nicht so unterhaltsam wie erwartet; einige Längen; das Ende hat mich allerdings wieder etwas versöhnt.
Cover des Buches Trophäe (ISBN: 9783552073883)

Bewertung zu "Trophäe" von Gaea Schoeters

Trophäe
miro76vor einem Monat
Kurzmeinung: Sprachgewaltiger Einblick in die Gedankenwelt eines Großwildjägers - fesselnd und abstossend zugleich. Ein Meisterwerk!
Jäger, jagen, Gejagte

Aufgrund des Klappentextes habe ich eine Weile überlegt, ob ich mich an dieses Buch wegen möchte und ich kann sagen, ich bereue es nicht. Dieses Buch ist definitiv ein Highlight in diesem Lesejahr. Es ist ein schriftstellerisches Meisterwerk!

Gaea Schoeters entführt uns nach Afrika an die Seite von Hunter White - Spekulant, Immobilienmagnat und Hobbyjäger. Endlich kann er sich seinen Traum erfüllen und die Big Five vollmachen. Er hat eine Lizenz erstanden und kann ein Spitzmaulnashorn schießen. Die Trophäe will er seiner Frau zum Hochzeitstag überreichen. 

Doch alles kommt anders als gewünscht. Wilderer schnappen ihm sein Tier vor der Nase weg und die Erregung der begonnenen Jagd lässt einen schalen, unbefriedigten Beigeschmack zurück. Überraschend bietet ihm sein Freund und Jagdveranstalter Van Heeren eine ganz spezielle Trophäe an. Er stellt ihm die Big Six vor. 

Sehr geschickt geht die Autorin an dieses Dilemma heran. Van Heeren und Hunter sind knallharte Geschäftsleute. Sie sind skrupellos und äußerst manipulativ. In ihren Argumenten spielt die Autorin so gekonnt mit den Facetten der Wahrheit, dass man als Leser*in fast bereit ist, sämtliche Werte über Bord zu werfen. Ich fühlte mich beinahe manipuliert bei der Lektüre und kann mir gut vorstellen, wie eine Diskussion mit Hunter verlaufen würde. Er schafft es wirklich alles schön zu reden; wohl auch ein bisschen für sein Gewissen. Er ist sich ja sicher, einer von den Guten zu sein. 

So verliert sich Hunter in einer Jagd, bei der er eigentlich nicht gewinnen kann. Heimgesucht wird er dabei von Erinnerungen an seinen Großvater, der ihn schon früh in die Jagd und deren Grausamkeiten eingeführt hat. So erfahren wir, wie aus Hunter der Mann wurde, der schließlich in Afrika jagt. 

Beeindruckend fand ich auch, dass mir dieser Jäger nicht von Grund auf unsympathisch war. Er hat durchaus brauchbare Ansichten, zeigt Respekt vor der Natur und der Tierwelt und weiß zu schätzen, was ihm da geschenkt wird bzw. was er nehmen darf. Doch schlußendlich nützt ihm das alles nichts. Er überschreitet eine Grenze, die er besser nicht überschritten hätte. Doch diese Erkenntnis kommt zu spät. 

Dieser Roman ist eine schriftstellerische Meisterleistung. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, das so geschickt mit den Grauschattierungen von Gut und Böse spielt, so gekonnte die Wahrheit verdreht und unsere koloniale Denkweise so behände in die Irre führt. Großer Applaus von meiner Seite! Ich empfehle, sich den Abgründen dieses Romans unbedingt zu stellen! 

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