missparker
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missparkers Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "The Alexandria Quartet: Justine Balthazar Mountolive Clea" von Lawrence Durrell
Bewertung zu "Emma Schumacher & Der verschwundene Professor" von Andrea Instone
Emma Schumacher ist eine junge Frau aus gutem Hause, die seit dem frühen Tod ihrer Mutter behütet bei ihrer Großmutter im Cornwall der 20er Jahre aufwächst. Mit ihrem Vater verbindet sie eine liebevolle Beziehung, die die längste Zeit des Jahres ihren Ausdruck im regelmäßigen Austausch ausführlicher und detaillierter Briefe und in Emmas jährlichen Besuchen in Bonn findet.
Ihr Vater ist ein angesehener Ägyptologie Professor an der Bonner Universität, den seine Leidenschaft für die ägyptische Kunstgeschichte auch im Ruhestand noch umtreibt.
Eines Tages erhält Emma von ihrem Vater einen Brief, der sich in Stil und Länge auffällig von ihrer üblichen Korrespondenz unterscheidet, kurz darauf verschwindet ihr Vater.
Sie ist alarmiert und reist mit ihrer etwas schrillen Tante mütterlicherseits nach Bonn zur Schwester des Vaters, um ihn zu suchen.
Im Haus der Bonner Tante herrscht eine Atmosphäre liebevoller Toleranz und Gastfreundschaft, die nicht nur der schüchternen Emma Raum gibt zu sich selber zu finden.
Vor dem Hintergrund der Suche nach dem Vater entwickelt sich ein für die damalige Zeit sicher ungewöhnlicher „multikultureller“ Haushalt.
Im Verlauf des Romans kann man miträtseln, wer bei dem Verschwinden des Professors die Hand im Spiel hatte und gegen Ende nimmt die Geschichte an Fahrt auf, dennoch steht der kriminaltechnische Aspekt nicht im Vordergrund, sondern dient eher als Kulisse zur Einführung der Figuren und einer sich zart entspinnenden Liebesgeschichte (mit gleich zwei sehr unterschiedlichen Bewerbern um die Gunst des Fräuleins!)
Die Charaktere sind in Ihrer Selbstreflexion ebenso wie in ihrer Außenwirkung detailgenau und humorvoll gezeichnet und kommen einem dadurch sehr nah.
Die witzigen Dialoge, gespickt mit kleinen Spitzen, machen Spaß, die Sprache bewegt sich angenehm fern von „LOL“ und „krass“ und gibt ein Tempo vor, das einer Zeit angemessen ist, in der man noch reist und nicht jettet und eher mal schreitet oder herannaht, anstatt zu gehen oder zu rennen. – Man kann sich diesem Rhythmus (zusätzlich untermalt von schönstem Bonner Singsang der vereinzelt gesprochen wird) völlig überlassen, und ist dann regelrecht erschrocken, wenn doch einmal etwas Verbrecherisches geschieht.
Das Bonner Lokalkolorit mag nicht jeden interessieren, mir als Bonnerin hat es sehr gefallen die alten Schauplätze zu besuchen, die teilweise auch heute noch existieren.
Gerade werden noch die Vorurteile gegenüber Landsleuten der ehemaligen Kriegsparteien thematisiert, da darf man gespannt sein, wie sich diese vor dem Hintergrund der Weimarer Republik in den nächsten Büchern entwickeln werden.
Auch die Gleichberechtigung wird bestimmt weiter diskutiert werden, da Emmas Persönlichkeitsbildung sehr schnell voranschreitet!
Ob Emma ihre literarische Ader weiter entwickeln wird? Immerhin pflegt sie eine intensive Freundschaft zu Daphne du Maurier ..
Fazit: Eine runde, mit Leben gefüllte Geschichte.
Klare Leseempfehlung für Freunde des Cozy Krimis, die gerne das Gefühl haben dazu zu gehören und Personen und Orte schon ewig zu kennen. Wer von einem Krimi Blut und Gewaltdarstellungen erwartet, oder gerne in die Untiefen der menschlichen Seele Einblick erhalten will, dem empfehle ich es ebenfalls, als Auszeit-Mittel zur Ergänzung der literarischen Hausapotheke .