Bewertung zu "Die Anatomie des Teufels" von Jordi Llobregat
Das Buch wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Nicht nur Daniel, der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist, kommt zur Wort, sondern auch Flexia, der Journalist, der mit der Story um die grausamen Morde in Barcelona endlich sein Image als Autor wieder aufbessern will, Gilbert, der brilliante Medizinstudent, der ein großes Geheimnis mit sich herum trägt und manchmal auch der Mörder oder die Opfer selbst.
Obwohl man hin und wieder eine Passage aus der Sicht des Mörders lesen kann, versteckt sich darin kein Hinweis auf dessen Identität. Das gesamte Buch über bleibt man in der Geschichte Daniels. Man erlebt, was er erlebt und man weiß und glaubt, was der junge Mann weiß und glaubt. Es gibt keine Andeutungen, keine geheimen Informationen für den Leser und das finde ich sehr gut. Auf diese Weise konnte ich mich unglaublich gut in Daniel hineinfühlen. Seine Geschichte, die ihn im Glauben lässt, einen Teil seiner Familie ermordet zu haben, lässt ihn immer wieder daran zweifeln, ob er weitermachen soll, oder nicht doch wieder in sein „altes neues“ Leben in England zurückkehren sollte, wo er eigentlich alles, was in Barcelona war, zurückgelassen hat.
Man wird, genau wie Daniel aber immer tiefer in die Irrungen und Wirrungen und auch in die Grausamkeit der Taten des Mörders hineingezogen. Irgendwann wird die Sache nicht nur für Daniel, sondern auch für Flexia und Gilbert zu einer persönlichen Angelegenheit und auf einmal will man als Leser nicht nur wissen, wer der Mörder ist, sondern auch die Geschichten und Gedanken der anderen, handelnden Personen erfahren.
Die Familiengeschichte Daniels spielt im ganzen Buch eine große Rolle, wird aber nahtlos eingefügt, ohne dass man das Gefühl hat, zwei Handlungsstänge zu lesen, die nebeneinander herlaufen. Daniels Vater war tief in der Geschichte des Mörders gesteckt, alte Freunde tauchen auf und man traut als Leser niemandem.
Ich wäre am Ende eigentlich bei kaum einer auftretenden Figur überrascht gewesen, wenn sie sich am Ende als Mörder herausgestellt hätte (abgesehen von Gilbert, Daniel und Flexia), nur mit dem, der es am Ende war, hätte ich niemals gerechnet.
Doch es war logisch, grausam, schrecklich, aber auch ganz furchtbar tragisch und traurig sodass ich am Ende auch den Schmerz des Mörders nachvollziehen konnte. Für mich ein einzigartiger, atemberaubender, historischer Thriller, der seine 5 Sterne absolut verdient hat!