Bewertung zu "Veronika beschließt zu sterben" von Paulo Coelho
In seinem Roman ‚Veronika beschließt zu sterben‘, erschienen im Diogenes Verlag, beschreibt Paulo Coelho den misslungenen Selbstmord und die darauf folgenden Tage im Leben einer jungen Frau.
Schon auf den ersten Seiten offenbart Veronika uns ihre Rechtfertigung für die Tat.
Sie hat ihre Ziele früh erreicht und fürchtet, in den nächsten dreißig, vierzig oder gar fünfzig Jahren würde sich ihr Leben nur noch wiederholen und ein Tag würde dem anderen gleichen.
Auf die Idee, ihre Ziele höher zu setzen oder sich einfach andere zu suchen, um die befürchtete Tragödie zu vermeiden, kommt sie nicht. Dabei liegt es nahe, dass Veronika von Gott Talente anvertraut bekommen hat, die sie zu mehr befähigen als sie bis dahin getan hat. Sonst hätte sie ihre bisherigen Ziele nicht so früh erreicht und wäre darüber nicht so unzufrieden.
Und selbst wenn es nicht so wäre. Können wir uns in unserer heutigen Gesellschaft vorstellen, dass unser Lebenszweck lediglich darin besteht zufrieden zu sein und unser Leben zu genießen? Schwierig genug ist es ja. Und damit würden wir auch dem Leistungsanspruch unserer Gesellschaft entsprechen. Schließlich ist kaum etwas schwieriger als zufrieden zu sein.
Ist es nicht möglich, dass der Sinn unseres Daseins einfach darin besteht, die Vielfalt des Lebens und die Schönheit dieses Planeten zu genießen? Mehr nicht?
Wer könnte das besser als ein zufriedener Mensch? Und sind nicht die am unzufriedensten, die genau das nicht mehr können? Sich über die Dinge freuen, die jeden Tag einfach da sind? Ohne dass wir etwas dafür tun müssen.
‚Veronika beschließt zu sterben‘ wäre kein Coelho wenn es nicht eine Botschaft gäbe. Ich habe für mich herausgelesen, dass wir nicht enttäuscht darüber sein sollten, was wir im Leben vorfinden. Denn unsere Talente haben wir für eben diesen Zweck. Aus dem was wir vorfinden etwas zu gestalten. Im Rahmen unserer Möglichkeiten und bis zu unserer Zufriedenheit.