nikaniema
- Mitglied seit 21.02.2016
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- 27 Bewertungen (Ø 4,59)
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Bewertung zu "Das Geheimnis der Eulerschen Formel" von Yoko Ogawa
"Das war ich nicht" ist das erste Buch von Kristof Magnusson, dass ich gelesen habe. Mein Interesse weckte die Tatsache, dass sich der Roman mit der Finanzkrise befassen sollte. Ich wollte durch die Lektüre tatsächlich mehr über die Finanzwelt erfahren, da die Ökonomie für mich so etwas wie eine schwarze, undurchsichtige Magie ist und die Literatur erschien mit als das beste Medium, sich dieser Magie zu nähern. Diesbezüglich wurden zwar meine Erwartungen enttäuscht, aber das Buch hat mich dennoch in seinen Bahn gezogen.
Die drei Protagonisten Jasper, Meike und Henry werden von dem Autor hin und her geschoben, als ob es um das berüchtigte Hütchenspiel ginge. Das Tempo der Züge steigt im Laufe der Zeit immer mehr, bis dem Leser fast schwindelig wird, aber eben nur fast. Wie es scheint, will der Autor den Leser nicht betrügen und wenn auch die drei Hütchen ständig ihre Positionen wechseln, kann man dem Wechselspiel doch folgen. Soll diese gauklerhafte Wirbelei bloß eine harmlose Unterhaltung sein?
Jasper ist ein Banker - aber in einer relativ untergeordneten Position, Meike ist eine relativ junge Übersetzerin, die sich aus dem sogenannten natürlichen Lauf des Lebens stehlen will und Henry ist ein relativ alter Mann, der in eine Sackgasse rein gelaufen ist, weil er zu angeberisch war. Sie begegnen sich mehr oder weniger zufällig. Zu einem Dreiergespann werden sie erst, als sie durch das Schicksal hoch und runter geschlagen werden, als ob die Menschenwelt ein Meer aus Schlagsahne wäre, die man zu einem wackeligen Berg aufschlagen kann. Der Titel sagt dazu "Das war ich nicht". Wer spricht die Behauptung aus? Auf jeden Fall keiner der Dreien, denn jeder von denen ist stolz darauf, der Fadenzieher gewesen zu sein. Allerdings der Fadenzieher für das Happy End. Der Titel mutet aber an, als ob nach einem Schuldigen gesucht wäre, die drei Protagonisten jedoch sind eben auf das Happy End fixiert und die Frage nach der "Schuld" keimt in keinem von ihnen auf. Soll es also der Autor selbst sein? Oder möchte der Titel darauf hinweisen, dass sich der Verantwortliche in einer allgemeinen Unbestimmtheit verliert? Wird es tatsächlich nach einem Verantwortlichen gesucht? Ist denn überhaupt etwas Furchtbares passiert?
Die Hauptakteure sind in dem Roman sehr knapp beschrieben. Sie ähneln den Comicfiguren, die bekanntlicher Weise mit wenigen prägnanten Strichen erschaffen werden. Auch das Tempo der Geschichte erinnert stark an eine schnelle Abfolge der Bilder im einen Aktion reichen Comic und das Ende ist - wie in den meisten Comicheften - überraschend und dennoch ausnahmsweise gut. Genau das ist für mich der Punkt: warum ist der Roman so spaßig und mutet wie ein Comic an? Ich habe den Eindruck, dass hier etwas ins lächerliche gezogen werden sollte. Ich bin mir aber nicht sicher was. Sollen wir zu der Einsicht geführt werden, dass die Finanzkrise bloß ein Trugbild einer Katastrophe ist? Oder sollen wir "Alle" angeklagt werden dafür, dass wir uns immer nur für das eigene Happy End interessieren und blind für das Grauen der lauernden Bestie bleiben? Wenn es das erste sein sollte, wäre das Benutzen der Comicform vielleicht sogar genial. Im zweiten Fall wohl eher etwas daneben.
Bewertung zu "Jauche und Levkojen / Nirgendwo ist Poenichen / Die Quints" von Christine Brückner
Bewertung zu "Der Geschmack von Apfelkernen" von Katharina Hagena
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- 21.02.2016