onepoundofbacon

..für mich sah es nämlich im ersten Moment danach aus.
Was es ist, ist eine Ansammlung von Texten, die für meine Begriffe nicht unbedingt in dieser gebündelten Buchform funktionieren, sondern eher was für Twitter und Instagram sind.
Es wird vermeintlich allgemein durch die Jahreszeiten mit Gedankengängen geführt, die viele Menschen ansprechen sollten, aber eigentlich viel zu spezifisch auf die Lebensumstände des Autors gemünzt sind.
Wobei dafür wiederum wichtiger Kontext fehlt, um wirklich mitfühlen zu könnnen und so war ich von Text zu Text eher damit beschäftigt mir auszumalen, was wohl genau in seinem Umfeld wohl passiert sein mag.
Und das wiederum ist eher wenig hilfreich, wenn ich eigentlich das Geschriebene auf mich hätte beziehen sollen.

Für mich also weder Fisch noch Fleisch. Hätte mir eine persönliche Einordnung gewünscht um wirklich ganz beim Autor sein zu können.

Geschichte wird in diesem Buch wirklich greifbar und neu erzählt. Man merkt extrem wie gut recherchiert und von vielen Seiten beleuchtet, nicht nur das Leben von James Simon wurde, sondern auch die ganze Thematik der Ausgrabungen, der Regelungen zu Funden und den daraus resultierenden Verhältnissen zwischen den Staaten bedacht wurde.
Ein wahrer Drahtseilakt war das damals; die politische, finanzielle und persönliche Brisanz kommt auf jeder Seite zum Tragen. Dabei wirkt alles sachlich, ruhig, ist aber keinesfalls langweilig.

Ich kam nicht umhin mich sehr in den Gedanken von Herrn Simon wiederzufinden - immer zwischen den Stühlen - von Kultur & Kapitalismus, von Familie & Freundschaft, von Tradition & Zukunft.
Und am Ende bleibt das Bild eines sachlichen Mannes mit wahrer Freude für Kunst, der immer versucht hat das Richtige zu tun und so viel geschafft hat für die Kultur und trotzdem letztlich fast komplett unbekannt geblieben ist.

Michael Köhlmeier baut eine geschickte Geschichte auf: eine 100-jährige Dame gibt eine Biografie in Auftrag bei einem Autoren von fraglichem Ruf und das mit voller Absicht. Durch ihr, wirkt jede persönliche Geschichte wie ausgedachte Fiktion und durch diese Rahmenbedingung traut sie sich zum letzten Mal ihre ganze Geschichte zu erzählen.
Auf gerade mal 221 Seiten, schafft es der Autor seine eigene Zwiegespaltenheit darzustellen und dabei die Geschichte der Frau zwischen jetzt und damals einzufangen. Schon nach kurzer Zeit ist man sehr vertraut mit beiden und schwelgt in den Erinnerungen aus dem kalten Russland und der Verbannung aus diesem. Gedankliches Ziel, war immer das Philosophenschiff, dass jene beherbergte, die mit ihren Gedanken hätten Unruhe stiften können, aber nicht nur die. Auch wirkliche Revolutionäre hatten es an Bord geschafft.