LOCKERLEICHT ABER IRGENDWIE GAGA...
Ein neueröffnetes Blumengeschäft, chaotische Familienbeziehungen und ein makabrer Fund im Sperrmüll– willkommen im Leben von Louisa Manu! Wenn man innerhalb eines Tages einem Polizisten auffährt und einen Finger in einem alten Holzkästchen findet, kann das durchaus zu Stress führen. Wenn sich der leitende Ermittler aber als ebendieser Polizist herausstellt, man sich um das eigene Blumengeschäft, die verantwortungslose Schwester und die unfähige 70-jährige Mitarbeiterin kümmern muss, ist Chaos vorprogrammiert. Doch Louisa Manu ist fest davon überzeugt, dass sie den Fall aufklären und gleichzeitig ihr Leben in den Griff kriegen wird. Schließlich ist sie neugierig, clever, motiviert – und fast nicht überfordert... (Verlagsbeschreibung)
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll - hier stimmt so vieles nicht, und eigentlich ist das auch kein Buch und schon gar keine Reihe, die ich mir normalerweise "antun" würde. Aber im Rahmen einer privaten Leserunde wird man auch schon mal "überredet", und tadaa.
Es ist nicht tragisch, dieses Buch zu lesen, denn es liest sich lockerleicht. Und ja, es gibt auch Szenen, die mich amüsiert haben. Aber ich schwankte beim Lesen ständig zwischen Schmunzeln und Augenverdrehen - und letzteres gewann hier eindeutig die Überhand.
Louisa ist ein junge Frau mit Helfersyndrom, die sogar eine vollkommen unfähige Hilfe für ihren Blumenladen einstellt. Die 70jährige Dame kann im Grunde nichts außer Kekse backen und Chaos stiften - Chaos, das geschäftsschädigend ist, wohlgemerkt. Eine Großlieferung Tulpen statt Rosen anzunehmen und diese nicht zurückgeben zu können, mancher Laden stünde da schon vor dem Bankrott.
Louisas Familie besteht zumindest aus skurrilen Frauenfiguren, die Männer sind eher ruhig und deeskalierend. Louisas überkandidelte Mutter hat nichts anderes zu tun als sich tagtäglich zu bemühen, für ihre Tochter endlich einen heiratswilligen Mann zu finden, denn lt. Mutter tickt deren biologische Uhr - mit noch nicht einmal 30. Und Louisas jüngere Schwester benimmt sich einfach nur übergriffig und respektlos, bestellt immer wieder Dinge auf Louisas Kosten ohne diese zu fragen und reagiert erstaunt, wenn sie auch nur darauf angesprochen wird. Louisa selbst kann keine Grenzen setzen, versucht es allen Recht zu machen, und fühlt sich eigentlich nur mit ihrer besten Freundin wohl, Wein und Schokolade inbegriffen.
Der Tag, an dem das Chaos beginnt, hat es in sich. Erst verschuldet Louisa einen Auffahrunfall und diskutiert fruchtlos mit dem cholerischen Unfallgegner, und dann findet sie in einem Kästchen vom Sperrmüll auch noch einen menschlichen Finger. Der ermittelnde Kommissar ist eben der Mann, dem Louisa wenige Stunden zuvor hintendrauf gefahren ist, und er wirkt auf sie nicht wirklich interessiert am Fall. Also beschließt sie, impulsiv wie sie ist, die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen. Leiten lässt sie sich dabei von Bauchgefühl und plötzlichen Einfällen, setzt ihren weiblichen Charme ein und lügt wie gedruckt.
Nun, es gibt reichlich Cosy Crime Reihen, wo Hobby-Ermittler:innen zum Zuge kommen, und ich lese diese durchaus nicht ungern. Aber so viel unrealistisches Zeug wie hier habe ich lange nicht gelesen. Louisa erreicht beispielsweise über ihren Bruder (Anwalt), dass der Polizeipräsident ihr volle Einsicht in Akten und Ermittlungsfortschritt gewährt? Gegen den Widerstand des leitenden Kommissars? Es wäre müßig, hier weitere Beispiele aufzuzeigen, aber diese ganze Ermittlung wirkt weltfremd und vollkommen unvorstellbar.
"Er agierte freundlich, lächelte, aber sein Blick war so scharf wie sein Hintern. Die Metapher würde ihm wohl nicht gefallen." (Anmerkung: mir auch nicht...)
Der Fall selbst tritt dann auch zurück hinter den persönlichen Entwicklungen - junges hübsches Frauchen trifft auf heißen Kommissar, leistet nur halbherzig Widerstand, will sich aber auf keinen Fall (mal wieder) das Herz brechen lassen. Joa. Wäre da nicht der teilweise durchaus unterhaltsame Schlagabtausch zwischen den beiden, wäre es unterträglich. Allerdings wirkt auch dieser Schlagabtausch ab dem x.ten Mal irgendwie nur noch redundant.
Ein wenig Sarkasmus, Witz und Ironie retten für mich den zweiten Stern. Mehr aber auch nicht.
Kein überzeugender Reihenstart also, aber Band zwei bekommt (besagter Leserunde zuliebe) noch eine Chance. Mal sehen...
© Parden