"Nichts...was im Leben wichtig ist." Ein Jugendbuch ab 14 Jahren. Ein brutales Buch in seiner Darstellung und in seiner Thematik. Ein Schüler entschliesst zu sagen, was alle wissen: Nichts hat an sich Bedeutung, es gibt nichts, was sich zu tun lohnt. Er sagt es... er sagt es den anderen und bringt deren Weltbild zum Wanken. Man entschliesst sich, ihm zu beweisen, dass es Dinge von Bedeutung gibt, dass das Leben eine Bedeutung hat. Aus dem Versuch einen Berg der Bedeutung gegen die zunehmende Verzweiflung ob der Erkenntnis der Relativität aller Bedeutung und alles Seins zu schichten, entwickelt sich eine schwer destruktive Dynamik... aus Verzweiflung wird Wut, innere Leere projeziert Hass nach aussen, erst ideel verletzend, dann seelisch zerrüttend, später die körperliche Integrität zerstörend gipfelt die Entwicklung im Tod des ursprünglichen Rufers... weil er Recht hat, weil er die anderen beschämt, sie mit ihren wackeligen Selbstdefinitionen konfrontiert, sie beschämt, ihnen ihre falsche Sicherheit nimmt. In einer Welt bar wirklicher humaner Selbstbasierung zerplatzt die Blase der Dingbedeutungen... Leere macht Angst, Angst ist Schwäche, Schwäche ist in einer Welt der Macher, der Außenwirkung inakzeptabel, projeziert auf den Rufenden wird aus Schwäche, Angst und Hass auf die eigene Unzulänglichkeit eine blinde Zerstörungswut. Unfähig ihre Tat zu verstehen bleiben die Kinder zurück... Sophie kalt und destruktiv ihrer Menschlichkeit beraubt, empathielos... Ich denke noch über das Buch nach, es hat viele Aspekte...Was macht unsere Welt aus Kindern, denen die Bedeutungskontexte entzogen werden? Wie viel narzistische Verletzungen halten wir täglich aus? Zeigt sich die Empathielosigkeit derer, die auf Basis falscher Seinsregeln existieren nicht überall um uns? Wie geben wir nach Sartre "ins Leben geworfene" uns einen Sinn, der fassbares transzendiert, allgemeingültig und echt ist, aber auf phänomenologischer Ebene erlebbar bleibt?....Warum ist das ein KINDER- und JUGENDBUCH???
patchogreen
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I have seen the best minds of my generation destroyed by madness...mitreissend, voller Energie, tief traurig, schockierend...ein par force Ritt durch ein Leben, dessen grobe Züge man beim zumindest zweiten Lesen kennen sollte, weil einem vieles sonst entgeht...und wehe man lese es in einer anderen Sprache als der des Dichters.
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Bewertung zu "The Hitch Hiker's Guide to the Galaxy" von Douglas Adams
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Bewertung zu "Das Drama des begabten Kindes und die Suche nach dem wahren Selbst" von Alice Miller
Zwei Dinge zu diesem Buch
1) Der Titel führt in die Irre....es geht um die wahre Individuation in modernen Gesellschaften und
2) Dieses Buch gehört zur demokratischen Pflichtlektüre: Werdet ihr selbst, werdet Menschen im ideellen Wortsinn!
Und ein Nachsatz: wer Alice Miller liest MUSS Arno Gruen lesen!
Wer kann sich eigentlich der Vielschichtigkeit der Charaktere russischer Literatur entziehen? In Nebensätzen versteht Tolstoi mehr Menschlichkeit zu entdecken als andere in ihrem gesammten Werk...Anna Karenina ist sicher eines der beliebtesten Werke Tolstois, bringt es einem die urmenschlichen Widersprüchlichkeiten in der Existenz innerhalb einer Gesellschaftsordnung so nahe, Pflicht und Gefühl, Verstand und Glaube und Lehre, Intuition und Lehrmeinung - überall tun sich Dichotomie auf, Entscheidungen wollen getroffen werden, gegen besseres Wissen, gegen sich oder für sich selbst - ein Mensch bleibt ein Mensch und als solcher tragisch in einen Kontext geworfen, in dem es je nach individuellem Schicksal keine oder nur richtige Entscheidungen gibt, oder eben alles dazwischen, aber ohne eine Chance auf wirkliche gezielte Einflussnahme...Alle glücklichen Familien gleichen einander - aber jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich. Eben!
Über mich
- 25.11.1977