Alice Amberg ist Psychologische Psychotherapeutin. Ihr anstrengendes Leben läuft gleichförmig ab. Sie fühlt sich genervt durch Auseinandersetzungen mit Behörden, ist verärgert über die Zwei-Klassen-Medizin und ungerechte berufspolitische Bedingungen. Sie braucht dringend Urlaub. Zur Entspannung plant sie Tauchreisen und verfasst Artikel für eine Zeitschrift für Kindheit. Als sie einige Zeit nach dem belastenden Unfalltod ihrer Eltern eine Einladung nach Japan erhält, will sie diese zunächst nicht annehmen, doch dann bittet sie der Herausgeber der Zeitschrift um eine ganz besondere Recherche. Sie soll das Angebot nutzen, um einen Artikel über die aktuelle Situation der ehemaligen Kinder von Hiroshima zu verfassen, denn bald jährt sich die Atombombenkatastrophe in Hiroshima und Nagasaki zum fünfunddreißigsten Mal.
Man schreibt das Jahr 1978, der Tod ihrer Eltern gibt Alice immer noch Rätsel auf. Sie akzeptiert Einladung nach Japan vor allem deshalb, um einen vermeintlichen ehemaligen Liebhaber ihrer Mutter, die 1946 als Rotkreuz-Helferin in Hiroshima war, aufzuspüren. Sie hofft, durch ihn Informationen aus dem Vorleben ihrer Mutter zu gewinnen, deren großen Liebe er, der Teresa vor Alices Geburt verlassen hat, einst gewesen ist.
Angekommen in Japan nimmt Alices Leben ganz plötzlich Fahrt auf und zwar nicht nur durch das Aufeinanderprallen zweier völlig unterschiedlicher Kulturen, was dem Leser manche vergnügliche Lesestunde mit "allerlei kleinen, humorigen Skurrilitäten" (Chris Inken Soppa) verspricht.
Mehr möchte ich nun aber nicht mehr verraten, das sollte jeder schon selber lesen, sich mit der Autorin auf die Reise begeben und getrost von ihr führen lassen. Sie ist eine, die das Leben zu kennen scheint, wie es ist.
Der historisch und (sozial-)politisch gut recherchierte Roman lässt darauf schließen, dass die Autorin genügend eigene Erfahrungen in Japan gemacht hat. Ich habe keine Beziehung zu Japan und gestehe, dass ich das Buch deshalb zunächst gar nicht lesen wollte, doch ich fand meine Entscheidung am Ende bestätigt. Ich lese gern vor dem Schlafen gehen und das Buch hat mich seltsam bewegt und beruhigt. Das hing mit der Sprache der Autorin zusammen mit ihrem situationsabhängig warmherzigen, oder respektlos scharfzüngigen oder sehr einfühlsamen Zugang zu ihren Figuren. In diesem Buch steht das Leben . Manchmal kann man kaum Atem holen, so viel Geschwindigkeit nimmt es auf, dann ist es wieder weich und traurig und ließ mich besinnlich werden. Ich habe dieses Buch geliebt und möchte es jedem empfehlen!
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